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AUFTAKT MIT QUARTETT

Vivian Hösch (SV Kirchzarten), Clara Klug (PSV München), Leonie Walter (SC St. Peter) und Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) vertreten Deutschland beim ersten Weltcup der Saison im kanadischen Canmore. Der Rest des Nordic Paraski Teams nimmt die WM im Januar ins Visier.

STUTTGART. (BS) Am Donnerstag hob der Flieger gen Kanada ab, am Sonntag steht mit einem Langlauf-Rennen im freien Stil über die mittlere Distanz (zehn Kilometer bei den Frauen, 12,5 Kilometer bei den Männern) der Auftakt in den Wettkampf-Winter 2021/2022 für das deutsche Team Para Skilanglauf und Para Biathlon an. Es wird aller Voraussicht nach ein Winter werden, wie ihn die Mannschaft um Bundestrainer Ralf Rombach noch
nicht erlebt hat.

Das liegt zum einen am ungewohnten Fahrplan. Weil die Premiere der Para Snow Weltmeisterschaften mit parallelen Wettkämpfen im Para Ski alpin, Para Ski nordisch und Para Snowboard coronabedingt 2021 nicht stattfinden konnte, wird sie vom 8. bis 23. Januar 2022 in Lillehammer (Norwegen) nachgeholt. In jeder anderen Saison wäre sie der Höhepunkt des Winters. In diesem ist sie nur ein Aufgalopp für die Paralympics vom 4. bis 13. März 2022 in Peking (China).

Lillehammer und Peking sind die Stationen, denen die Mitglieder des Nordic Paraski Teams Deutschland entgegenfiebern. Der Weltcup-Auftakt in Canmore spielt für sie eine eher untergeordnete Rolle. Zumal – und das ist das zweite Symptom des ungewöhnlichen Winters: die Corona-Schutzmaßnahmen verlangen den Athletinnen und Athleten einiges ab. Von einem „Mordsaufwand“ spricht der Bundestrainer, der im Einvernehmen mit seinen Schützlingen deshalb beschlossen hat, zweigleisig zu fahren. Während ein Teil des Teams beim Trainingslager in Livigno (Italien) Schneekilometer im Hinblick auf die WM sammelt, bricht eine kleinere Delegation nach Kanada auf.

Große Lust auf Wettkämpfe

Dass sich das Quartett für Canmore ausschließlich aus Sportlerinnen und Sportler mit Sehbeeinträchtigung zusammensetzt, ist kein Zufall. Gerade für die blinden Vivian Hösch (mit Guide Florian Grimm) und Clara Klug (im zehnten Jahr mit ihrem Guide und Trainer Martin Härtl unterwegs) ist es wichtig, ihr Renngefühl zu stärken. „Wettkämpfe laufen ist die beste Wettkampfvorbereitung“, sagt Clara Klug. Die Corona-Strapazen entmutigen sie nicht. „Die Vorgaben, die wir erfüllen, und die Verhaltensregeln, die wir beachten müssen, sind eine gute Übung für das, was in diesem Winter noch auf uns zukommt. Es ist tausendmal besser, unter diesen Bedingungen zu starten als gar nicht zu starten.“

Ähnlich äußern sich die anderen. Nico Messinger, der in Canmore mit seinem Guide Robin Wunderle dabei ist, sagt: „Vergangene Saison hatten wir nicht viele Wettkämpfe. Deswegen will ich in diesem Winter so viele Rennen wie möglich laufen“. Die 17-jährige Leonie Walter, die mit ihrem Guide Pirmin Strecker in Abwesenheit des Teams Klug/Härtl Ende Oktober im thüringischen Oberhof zweifache deutsche Meisterin wurde und mit einer Mischung aus Unbekümmertheit, Spaß und Fokus brilliert, ergänzt: „Ich möchte sehen, wo ich im internationalen Vergleich stehe“. Darauf ist auch Vivian Hösch neugierig. „Meine Hausaufgaben habe ich gemacht. Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit sind verbessert“, sagt sie.

Ralf Rombach bestätigt Höschs Eindruck – und zeigt sich auch mit der generellen Entwicklung zufrieden. „Nico hat läuferisch einen Schritt nach vorne gemacht, Leonie hat sich enorm gesteigert und Clara hat sich in den internen Vergleichen zuletzt sehr stark präsentiert.“ Das führt Klugs Trainer Martin Härtl auch auf die Zusammenarbeit mit Herbert Mayer zusammen, der im Zoll Ski Team einst mehrere deutsche Größen wie Magdalena Neuner und Miriam Gössner unter seinen Fittichen hatte. „Seine Erfahrung war unglaublich wertvoll. Wir konnten viel an den Abläufen und der Schießzeit verbessern“, sagt Härtl.

Wie sich das im Rennen auswirkt, ob sich die Hoffnungen des Bundestrainers erfüllen und die deutschen Damen den zuletzt dominierenden russischen Konkurrentinnen Paroli bieten können, ob die Russinnen überhaupt in Kanada an den Start gehen? Das sind Fragen in einem Spiel mit gewohnt vielen Unbekannten zum Weltcup-Auftakt. Das Team Klug/Härtl jedenfalls hat mit Canmore noch „ein Hühnchen zu rupfen“, wie Clara Klug scherzt. Vor vier Jahren zog sie sich beim damaligen Weltcup-Auftakt in Kanada bei einem Sturz eine Kapselverletzung im rechten Daumen zu. Diesmal will sie statt Schmerzen Rückenwind für die weitere Saison mit in die Heimat nehmen.

Das Programm für Canmore:
Samstag, 4. Dezember: Langlauf Kurzdistanz (klassisch – ohne deutsche Beteiligung)
Sonntag, 5. Dezember: Langlauf mittlere Distanz (freier Stil)
Dienstag, 7. Dezember: Langlauf-Sprint (klassisch)

Donnerstag, 9. Dezember: Biathlon Einzelrennen (Langdistanz)
Samstag,   11. Dezember: Biathlon-Sprint
Sonntag,    12. Dezember: Biathlon mittlere Distanz

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