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AUFTAKT MIT GEWOHNTEN UNSCHÄRFEN

Zehn deutsche Athletinnen und Athleten plus fünf Guides starten von Samstag an beim ersten Para Weltcup des Winters im finnischen Vuokatti. Der interne Konkurrenzkampf wirkt sich positiv aufs Leistungsbild aus. Doch die Frage, was die Trainingsleistungen wert sind, ist wie üblich offen.

World Para Snow Sports Championships 2022 / Lillehammer (Norway) Impressionen Biathlon Mitteldistanz Allgemeine Informationen Erstmalig werden im Rahmen einer Para Ski WM die Sportarten Para Ski Alpin, Para Ski Nordisch und Para Snowboard gemeinsam ausgerichtet. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) entsendet Sportler*innen in allen drei Disziplinen des Para Wintersports. †ber 750 Athleten werden an der WM in Norwegen teilnehmen, um sich noch einmal vor den im MŠrz beginnenden Paralympics 2022 in Peking auszutesten und miteinander zu messen.

VUOKATTI (FIN) Nein, der deutsche Bundestrainer im Para Ski nordisch und Para Biathlon, Ralf Rombach, hat nun wirklich kaum Ähnlichkeit mit Butler James aus dem Silvesterklassiker Dinner for one. Und doch dürfte er sich in diesen Tagen ein wenig so fühlen wie der unsterbliche Diener von Miss Sophie. Stichwort: Same procedure as every year. Es hat Tradition, dass Rombachs Team vor dem Saisonstart eine Reise ins Ungewisse antritt.

Im Vergleich zu den anderen Nationen können die Deutschen spürbar weniger Trainingskilometer im Schnee vorweisen. Die Eindrücke von den Lehrgängen haben stets eine gewisse Unschärfe. Wie viel ein gutes Gefühl taugt, zeigt sich erst, wenn es im Rennen ernst wird. Immerhin: das gute Gefühl ist da. Beispiel Alexander Ehler, der Oldie im Team, von dem Rombach berichtet, dass er frischer dastünde als in der unglücklich verlaufenen Vorsaison. Beispiel Nico Messinger, der davon profitiert, dass es in seiner Startklasse in Lennart Volkert einen neuen Anwärter auf einen Stammplatz im Bundeskader gibt, der dem Arrivierten Feuer unterm Hintern macht. Und Beispiel Linn Kazmaier und Leonie Walter, die 16 und 18 Jahre alten Shootingstars der Paralympics 2022, die das gegenseitige Antreiben nahezu perfektionieren. „Das Niveau war bei beiden schon gut. Es ist noch einmal besser geworden.“

Debütant aus Nordrhein-Westfalen
Die Dritte aus der Riege der Frauen mit Sehbeeinträchtigung, die in Freiburg lebende Saarländerin Johanna Recktenwald, hat momentan noch etwas läuferischen Rückstand und obendrein das Pech, kurz vor den deutschen Meisterschaften im Oktober von einem Ermüdungsbruch am Schienbein ausgebremst worden zu sein. Der ist inzwischen auskuriert, den Starts in Vuokatti steht nichts im Wege – wie bei Marco Maier, der nach einer Oberschenkelverletzung in einer frühen Phase der Vorbereitung wieder gut im Saft steht.

Bei den Männern stehend hat der 22-jährige Allgäuer neben Alex Ehler zwei weitere Konkurrenten aus dem eigenen Land: einen Rückkehrer und einen Neuling. Steffen Lehmker aus Bad Bevensen (Niedersachsen) und Sebastian Marburger aus Bad Berleburg (Nordrhein-Westfalen), der in Finnland erstmals bei einem Para Weltcup dabei ist. Berufsbedingt können Lehmker und Marburger allerdings nur jeweils ein Rennen absolvieren, der Klassik-Experte Marburger am Samstag im Langlauf über fünf Kilometer, Lehmker im Skating-Sprint am Sonntag. Anja Wicker aus Stuttgart komplettiert die deutsche Mannschaft. Die Dienstälteste im Aufgebot feierte 2010 ihr Weltcup-Debüt.

Von seinen Starterinnen und Startern erwartet Rombach in diesen Dezember-Tagen „keine Siegleistungen“, wie er betont. „Wir sind keine Frühstarter.“ Empfehlen sollen sie sich wohl. Der Wettkampf-Kalender des Skiweltverbands FIS, der die Organisation aller Para Schneesport-Events übernommen hat, sieht noch einen Weltcup vom 1. bis 8. März 2023 in Soldier Hollow (USA) vor – und davor vom 21. bis 29. Januar 2023 die Weltmeisterschaften in Östersund (Schweden).

Just bei denen, so die Hoffnung des Bundestrainers, sollen die Mitglieder des Nordic Paraski Teams Deutschland in Topform sein. Bis dahin gilt in guter, alter Dinner-for-one-Tradition: der eine oder andere Stolperer ist erlaubt.

Das deutsche Aufgebot (Name, Alter, Geburtsort, Verein):
Frauen mit Sehbeeinträchtigung: Linn Kazmaier (16 / Nürtingen / SZ Römerstein, Guide: Florian Baumann /
21 / Nürtingen / SZ Uhingen), Johanna Recktenwald (21 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide:
Valentin Haag / 22 / Kirchzarten / SV Kirchzarten), Leonie Walter (18 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Pirmin
Strecker / 20 / Freiburg / SV Kirchzarten)
Frauen sitzend: Anja Wicker (30 / Stuttgart / MTV Stuttgart)

Männer mit Sehbeeinträchtigung: Nico Messinger (27 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg,
Guide: Robin Wunderle / 24 / Freiburg / SC Todtnau), Lennart Volkert (19 / Berlin / PSV München, Guide:
Nils Kolb / 20 / Freiburg / SV Kirchzarten)

Männer stehend: Alexander Ehler (53 / Leninogorsk (KAZ) / SV Kirchzarten), Steffen Lehmker (33 / Uelzen /
WSV Clausthal-Zellerfeld), Marco Maier (22 / Oberstdorf / SV Kirchzarten), Sebastian Marburger (25 /
Frankenberg (Eder) / SK Wunderthausen)

Der Zeitplan:
Samstag, 10. Dezember: Langlauf Kurzdistanz klassisch (5 km)
Sonntag, 11. Dezember: Langlauf-Sprint freier Stil (0,8 km für sitzende Klasse, 1,2 km für stehende Klassen)
Dienstag, 13. Dezember: Biathlon Einzelrennen (12.5 km)
Mittwoch, 14. Dezember: Langlauf Mitteldistanz klassisch (10 km)
Freitag, 16. Dezember: Biathlon Mitteldistanz (10 km)
Samstag, 17. Dezember: Testwettkampf Biathlon Team-Sprint (0,8 km / 1,2 km)
Sonntag, 18. Dezember: Biathlon-Sprint (7,5 km)

Aktuelle Rennberichte:
https://www.nordski.de/news.html

Weitere Informationen:
https://www.fis-ski.com/para-snowsports/para-nordic
https://vuokattisport.fi/tapahtumat/worldcup2022

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