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WICKER IN HERZSCHLAGFINALE ZU GOLD

LILLEHAMMER. (NOR) (BS) Trotz eines Schießfehlers rettet die Para Biathletin vom MTV Stuttgart bei der WM in Lillehammer einen Vorsprung von 1,6 Sekunden vor der favorisierten US-Amerikanerin Oksana Masters ins Ziel. Der Allgäuer Marco Maier startet stark, fällt dann aber mit Sprunggelenksproblemen zurück.  

Der Bundestrainer Ralf Rombach hatte vorerst nur ein Wort übrig: „Wahnsinn!“ Mit diesem Ausruf grüßte er die frisch gebackene Sprint-Weltmeisterin in der sitzenden Klasse, Anja Wicker, während die 30-Jährige mit ihrem Atem rang – und mit ihrer Fassung. „Das ist komplett verrückt“, sagte die Stuttgarterin. Rombach sprach später vom „physisch besten Rennen, das man bisher von ihr gesehen hat“.

Die Gefühle waren verständlich angesichts eines Rennens mit Herzschlagfinale. Über die sechs Kilometer lieferten sich die Titelverteidigerin Masters und Wicker einen packenden Zweikampf, der nach dem zweiten Schießen an Dramatik zunahm – weil die Deutsche den letzten Schuss daneben setzte. „Danach habe ich befürchtet, dass es nicht mehr reichen wird“, gab Rombach zu – und täuschte sich. Auf der finalen Runde schmolz der Vorsprung seiner Athletin gegenüber Masters, die zuvor dreimal in die Strafrunde hatte gehen müssen, zwar bedrohlich. Mit kräftigen Armstößen rettete Wicker aber noch 1,6 Sekunden ins Ziel.

Ich wusste, dass es knapp war und dass ich auf Podiumskurs bin, aber ich wusste vor lauter Anstrengung die ganze Zeit nicht, dass es um Platz eins geht. Das wurde mir erst auf den letzten 50 Metern klar“, verriet die Glücksstrahlende, für die es die zweite Goldmedaille bei Para Weltmeisterschaften war. Die erste hatte sie 2017 bei der Heim-WM in Finsterau über 12,5 Kilometer geholt.

Fleig mit einem Fehler auf Rang fünf

Ebenfalls einmal beim zweiten Schießen daneben schoss Martin Fleig, der bei den Männern sitzend auf Rang fünf kam. „Selbst mit der Null hätte es vermutlich nicht aufs Podest gereicht. Ich mache auf der Runde noch zu viele taktische Fehler“, sagte er.

Bei den Männern stehend sorgte Marco Maier für Aufsehen, als er nach dem ersten Schießen nur 1,8 Sekunden hinter dem späteren Weltmeister Vladislav Lekomtchev lag. „Die erste Runde war richtig stark. Ich wollte schnell angehen und habe das auch geschafft“, sagte er. Dann jedoch warfen ihn Krämpfe in den Sprunggelenken zurück. „Ich konnte meine Ski nicht mehr kontrollieren.“ Zwei Schießfehler kamen hinzu – am Ende stand ein elfter Platz für den 22-Jährigen zu Buche. „Er kann trotzdem viel Positives aus diesem Rennen mitnehmen“, fand der Bundestrainer. Alexander Ehler wurde Neunter. „Es war mein erster Start in diesem Winter. Ich bin zufrieden“, sagte er.

Bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung kam die erst 15-jährige Linn Kazmaier aus Oberlenningen bei Kirchheim unter Teck mit ihrem Guide Florian Baumann trotz eines Schießfehlers auf Rang sechs – als beste nicht-russische Athletin. „Das lief richtig gut. Wir hatten mega gute Ski“, resümierte sie. „Von Anfang bis Ende richtig stark“, bewertete Ralf Rombach Kazmaiers Leistung. „Einen Fehler kann man ihr zugestehen.“

Die weiteren Deutschen Leonie Walter (mit Guide Pirmin Strecker), Vivian Hösch (mit Guide Florian Grimm) und Johanna Recktenwald (mit Guide Valentin Haag) kamen auf die Ränge neun, elf und zwölf. Während sich Leonie Walter und die an einer Oberschenkelprellung laborierende Johanna Recktenwald zufrieden äußerten, haderte Vivian Hösch. „Ich habe nicht reingefunden“, sagte die 30-Jährige, die ebenfalls noch mit den Folgen eines Trainingssturzes kämpft.

Bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung kosteten Nico Messinger (mit Guide Robin Wunderle) drei Schießfehler eine bessere Platzierung als Rang 15. „Das war kein gutes Rennen. Morgen auf ein Neues“, sagte er im Hinblick auf das Biathlon-Rennen über die mittlere Distanz am Sonntag.

Resultate Biathlon Sprint-Rennen mit deutscher Beteiligung (6 km):

Frauen sitzend:

  1.   Anja Wicker (MTV Stuttgart) 21:51.2 Minuten (ein Schießfehler),
  2.  Oksana Masters (USA) 21:52.8 Minuten (drei Schießfehler),
  3. .Natalia Kocherova (Russian Paralympic Committee) 22:53.7 Minuten (ohne Schießfehler).

 

Männer sitzend:

     1. Ivan Golubkov (Russian Paralympic Committee) 18:38.8 Minuten (ohne Schießfehler),

  1. Vasyl Kravchuk (Ukraine) 19:00.0 Minuten (ohne Schießfehler),
  2. Taras Rad (Ukraine) 19:02.9 Minuten (ohne Schießfehler), (…) 5. Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) 19:52.6 Minuten (ein Schießfehler).

Männer stehend:

  1. Vladislav Lekomtchev (Russian Paralympic Committee) 14:49.0 Minuten (ohne Schießfehler),
  2. Aleksandr Pronkov ((Russian Paralympic Committee) 15:23.6 Minuten (ohne Schießfehler),
  3. Grygorii Vovchynskyi (Ukraine) 15:26.9 Minuten (ohne Schießfehler), (… 

      9. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) 16:49.9 Minuten (ein Schießfehler),

    11. Marco Maier (SV Kirchzarten) 17:13.2 Minuten (zwei Schießfehler).

     

Frauen mit Sehbeeinträchtigung:

  1.  Vera Khlyzova (Russian Paralympic Committee) 16:56.6 Minuten (ohne Schießfehler),
  2.  Ekaterina Razumnaia (Russian Paralympic Committee) 17:51.2 Minuten (ohne Schießfehler),
  3.  Anna Panferova (Russian Paralympic Committee) 18:19.6 Minuten (zwei Schießfehler) (…) 6. Linn Kazmaier (SZ Römerstein) 19:28.0 Minuten (ein Schießfehler),

    9. Leonie Walter (SC St. Peter) 20:13.6 Minuten (ein Schießfehler),

    11. Vivian Hösch (SV Kirchzarten) 20:32.8 Minuten (ein Schießfehler),

    12. Johanna Recktenwald (Biathlon Team Saarland) 20:34.0 Minuten (ohne Schießfehler).

     

Männer mit Sehbeeinträchtigung:

  1. Yuri Holub (Belarus) 15:03.5 Minuten (ohne Schießfehler),
  2. Stanislav Chokhlaev (Russian Paralympic Committee) 15:45.3 Minuten (zwei Schießfehler),
  3. Oleksandr Kazik (Ukraine) 15:57.7 Minuten, (ohne Schießfehler) … 15. Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) 18:54.6 Minuten (drei Schießfehler).

Weitere Informationen.  www.paralympic.org/nordic-skiing.

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