FRANKFURT. Nicht einmal 48 Stunden nach der Finalniederlage der Männer haben auch die Schmetterlinge ihr entscheidendes Spiel bei der Olympia-Qualifikation in Apeldoorn (7.-12. Januar) verloren. Gegen die Türkei musste sich das Team von Bundestrainer Felix Koslowski mit 0:3 (17-25,19-25, 22-25) geschlagen geben und verpasste dadurch die erste Teilnahme an den Olympischen Spielen seit 2004. Volleyball-Sportdirektor Christian Dünnes blickte im Anschluss dennoch mit Stolz auf die Leistungen der Nationalteams zurück.
Starker Aufschlag bereitet Deutschland Probleme
Schon nach kurzer Zeit war klar, dass die Schmetterlinge im Vergleich zur Vorrunde ein ganz anderes Spiel erwarten sollte. Angefeuert von einem türkischen Fahnenmeer in Apeldoorn setzte die Türkei die DVV-Auswahl mit starken Aufschlägen unter Druck.
Die deutsche Annahme wackelte und brachte die DVV-Topscorerinnen Louisa Lippmann (17 Punkte, 46%) und Hanna Orthmann (14 Punkte, 33%) immer wieder in schwierige Angriffspositionen. Daraus resultierende Fehler ließen Deutschland früh einem Rückstand hinterher laufen (10:14). Mit zwei Assen zum 10:15 und 12:19 tüteten die Türkinnen Satz eins früh schnell ein (17:25).
Asse-Regen geht weiter
Ein ähnliches Bild bekamen die 5.321 Fans im zweiten Durchgang zu sehen. Immer wieder gelangen der Türkei Break-Punkte durch Asse. So auch zum 10:14. Dagegen konnte die DVV-Auswahl keinen Druck aufbauen und blieb im Angriff immer wieder in der türkischen Abwehr hängen. Diese wiederum nutzte nahezu jede gute Annahme oder Abwehr und punktete mit schnellen Angriffen über Mittelblockerin Zehra Güneş (11 Punkte).
Zwar gelang Deutschland zwischenzeitlich der Anschluss zum 19:20, den sie nach einer langen Rally von 33 Sekunden erzielte und ein vermeintlicher Turnaround hätte werden können. Allerdings zerstörten sechs türkische Punkt in Folge alle Hoffnungen, als ein Block das 0:2 (19-25) herstellte.
Zu viele Fehler
Auch im Angriff erwischte die deutsche Mannschaft keinen guten Tag. Im dritten Satz erlaubten sie sich in diesem Element zu viele Fehler und verpassten dadurch immer wieder, den Anschluss zu halten. Symbolisch dafür standen die türkischen Punkte zum 13:17 sowie 14:18, als die Schmetterlinge jeweils zwei „Dankebälle“ weit ins Aus schlugen. Dennoch sollte es noch einmal unerwartet spannend werden.
Aufholjagd wird nicht belohnt
In einer vermeintlich schon entschiedenen Schlussphase (16-20) bäumten sich die deutschen Spielerinnen noch einmal auf. Mit zwei Assen erzielte Hanna Orthmann den Ausgleich zum 22-22. Ihr dritter Aufschlag landete im Netz und ließ die Türkinnen aufatmen. Dann wurde es bitter.
Ihre zwei Matchbälle schnappten sich die Türkinnen mit einem Netzroller-Ass zum 22:24. Im Anschluss nutzten sie ihre erste Chance gleich zum Sieg. Eine schlechte Annahme schenkte dem Team von Ex-Bundestrainer Giovanni Guidetti, bei denen Hande Baladın die meisten Zähler (18) beisteuerte, einen „Dankeball“, den sie in ihr Ticket zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio verwandelten.
Während die Türkei damit nach 2012 erst zum zweiten Mal überhaupt bei Olympia dabei ist, verpasste das deutsche Team die erste Qualifikation seit 2004.
„Haben uns das Leben sehr schwer gemacht“
Bundestrainer Felix Koslowski sagte nach dem Spiel: „Erst einmal Glückwunsch an eine türkische Mannschaft, die fast keine Eigenfehler und uns das Leben sehr schwer gemacht hat. Sie haben unglaublich gut verteidigt und diese Atmosphäre hier aufgesogen. Gefühlt war es ein Spiel in der Türkei und nicht den Niederlanden. Im dritten Satz hatten wir eine kleine Chance, als wir dann aber zwei Fehler machen, ansonsten haben sie das Spiel aber kontrolliert. Insgesamt waren wir so nah dran wie schon lange nicht mehr. Das gibt uns mit dieser Mannschaft Mut für die Zukunft.“
„Sind super stolz“
Sportdirektor Christian Dünnes fasste die Leistungen der Nationalteams zusammen: „Heute überwiegt sicherlich die Enttäuschung, da die Niederlage der Männer gerade einmal zwei Tage alt ist. Insgesamt sind wir aber super stolz auf die Teams, weil beide ein sehr gutes Turnier gespielt haben. Wir haben uns übertroffen und Teams geschlagen, die in der Weltrangliste vor uns sind. Wir haben alles getan, um das Ticket zu den Olympischen Spielen zu holen. Am Ende schaffen es leider nur vier Teams pro Geschlecht. Mir tut es für alle Athleten sehr leid, trotzdem können wir stolz sein.“
Enttäuscht, aber stolz
Diagonalangreiferin Louisa Lippmann blickte zurück: „Natürlich sind wir enttäuscht, auf der anderen Seite aber auch stolz. Jeder, der die Auslosung gesehen hat, der hat wahrscheinlich nicht gedacht, dass wir ins Finale kommen. Was wir dann aber in den letzten vier Spielen gezeigt haben, ist unglaublich gewesen. Der Kampfgeist und Zusammenhalt waren überragend, dennoch ist das Ende hart, weil wir nichts gewonnen haben.“
Mittelblockerin Marie Schölzel ergänzte: „Es waren mit Sicherheit auch ein wenig die Nerven, weil wir noch eine sehr junge Mannschaft sind. Die Türkei hat uns mit ihrer Erfahrung geschlagen. Man lernt aus allen Spielen. Solche Spiele sind auch für uns wichtig, weil die Mannschaft so zusammenbleibt und lernt. Nur hilft dies im Moment leider nicht.“
Kader
Name | Position | Verein |
Linda Bock | Libera | USC Münster |
Kimberly Drewniok | Diagonalangriff | SSC Palmberg Schwerin |
Jennifer Geerties | Außenangriff | Imoco Volley Conegliano |
Lisa Gründing | Mittelblock | SC Potsdam |
Denise Hanke | Zuspiel | SSC Palmberg Schwerin |
Louisa Lippmann | Diagonalangriff | Shanghai |
Lena Möllers | Zuspiel | Rote Raben Vilsbiburg |
Hanna Orthmann | Außenangriff | Saugella Monza |
Anna Pogany | Libera | SSC Palmberg Schwerin |
Jana-Franziska Poll | Außenangriff | Volalta Casterta |
Marie Schölzel | Mittelblock | SSC Palmberg Schwerin |
Lena Stigrot | Außenangriff | Dresdner SC |
Ivana Vanjak | Universal | USC Münster |
Camilla Weitzel | Mittelblock | Dresdner SC |