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YING HAN STARTET COMEBACK NACH VIERMONATIGER VERLETZUNGSPAUSE

„Meine Chance auf Olympia ist ziemlich groß“ Achillessehnenriss kuriert: Ying Han kehrt nach viermonatiger Verletzungspause ins Training zurück. Die beste Abwehrspielerin der Welt ist optimistisch, dass sie rechtzeitig für die Sommerspiele in Paris fit wird.

Ying Han (c) WTT

DÜSSELDORF. Am 11. Januar glaubte sie, der Traum von ihrer dritten Olympia-Teilnahme sei geplatzt. Ying Han war beim WTT Star Contender in Doha in ihrem Zweitrundenspiel gegen die Koreanerin Jeon Jihee aus vollem Lauf nach vorne an den Tisch umgeknickt. Dabei war ihre rechte Achillessehne gerissen. Vier Monate später, nach geglückter Operation und intensiver Reha, steht die beste Defensivakteurin der Welt und Dauergast in den Top Ten des ITTF-Rankings wieder am Tisch und ist optimistisch, bis zu den Sommerspielen in Paris fit zu sein.

Im Video-Interview spricht die 41-Jährige nicht nur über die physischen und mentalen Hürden, die sie bei ihrem Comeback überwinden musste, sondern auch über ihren außergewöhnlich schnellen Heilungsprozess. „In Doha war es ziemlich schlimm für mich, als der Arzt vor Ort mir einen Ausfall von sechs bis neun Monaten vorausgesagt hat. Ich habe erstmal geweint und dachte, dass eine Olympia-Teilnahme nicht mehr in Frage kommt.“ Für manchen Leistungssportler bedeutet ein Achillessehnenriss gar das Ende der Karriere. Nicht für Han.

Neben der intensive Reha mehr Zeit für die Familie

In ihrem Heilungsprozess war die enorm fleißige zweifache Europe-Top-12-Siegerin den Prognosen schnell vier Wochen voraus. Bereits am Tag nach der Operation in einer Kölner Spezial-Klinik war sie in das ambulante Reha-Programm eingestiegen. Zwei Wochen nach der OP bekam sie einen Spezialstiefel, der ihr das Gehen und einen intensiveren Muskelaufbau auch am betroffenen rechten Bein ermöglichte.

Neben dem intensiven Rehabilitationsprogramm, das weiterhin andauert, hatte sie die Chance, länger als sonst bei ihrer Familie zu sein. Denn mit den vielen Reisen beim normalerweise übervollen Tischtennis-Terminkalender war erst einmal Schluss. Diese Freiheit eröffnete ihr zuvor ungeahnte Möglichkeiten. „Für einige Dinge hatten wir vorher nie die Zeit. Wir waren jetzt beispielsweise zum ersten Mal überhaupt auf einer einwöchigen Kreuzfahrt oder sind spontan für ein Wochenende nach Holland gefahren“, erzählt die Wahl-Düsseldorferin. Und auch sonst konnte sie mehr Zeit mit ihrer elfjährigen Tochter Leonie verbringen. „Das sind sehr schöne Erinnerungen für mich, die ich sonst nicht gehabt hätte“, blickt die zweifache Olympia-Viertelfinalistin im Einzel zurück, die maßgeblich am deutschen Team-Silber in Rio 2016 beteiligt war. Ihre Familie war es auch, die ihr über emotionale Tiefs hinweghalf, allen voran Leonie und Hans Ehemann Yang Lei.

Vor dem ersten Training so nervös wie vor einem großen Turnier

„Als meine Physiotherapeuten und Ärzte mir grünes Licht gegeben haben, wieder ins Training zu starten, habe ich die gleiche Aufregung gespürt wie vor großen Turnieren. Zwei Nächte lang habe ich davon geträumt, dass meine Trainerin Tamara Boros mich plötzlich direkt für ein Turnier gemeldet hätte.“

Im heimischen Keller hatte sie zuvor schon einige Bälle mit ihrem Mann, der Tischtennisprofi und -Trainer ist, gespielt. Bei ihrer ersten Einheit am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf aber, wo zur optimalen Vorbereitung seit Kurzem auch die in Paris verwendeten Tischmodelle und der spezielle Bodenbelag aufgebaut sind, habe sie den Ball gar nicht richtig übers Netz bekommen, erzählt sie. „Am zweiten und dritten Tag lief es schon viel, viel besser. Tag für Tag kommt mein Ballgefühl zurück.“

Wenn man daran glaubt, kann man alles schaffen“

Ob es Ying Han nach Paris schaffe, wo am 27. Juli die Tischtenniswettbewerbe beginnen? „Meine Chance auf Olympia ist ziemlich groß“, sagt sie optimistisch. „Ich hoffe darauf und glaube daran. Mein Ziel ist es weiterzukämpfen – und wenn man daran glaubt, kann man alles schaffen.“

Den weiteren Heilungsverlauf weiterhin abwartend hat der Deutsche Tischtennis-Bund Anfang April dem Deutschen Olympischen Sportbund seine Vorschläge für die Einzel-, Mannschafts- und Mixedwettbewerbe bei den Sommerspielen übermittelt. Ying Han war unter dem Vorbehalt dabei, dass sie rechtzeitig zu alter Form findet. Die endgültige Entscheidung trifft das zuständige DOSB-Nominierungsgremium.

Zum Video-Interview auf dem DTTB-YouTube-Kanal:
https://www.youtube.com/watch?v=srm8OCmHG-o

Ying Han im Steckbrief
*29. April 1983 in Liaoning (China)
Weltrangliste: 19

Spielsystem: Rechtshänderin, Shakehand, Abwehr
Verein: KTS Enea Siarka Tarnobrzeg (Polen)

Größte Erfolge
Olympische Spiele: 2. Platz Team 2016, 4. Platz Team 2020, Viertelfinale Einzel 2016, 2020
Weltmeisterschaften: 3. Platz Team 2022, Einzel-Viertelfinale 2023
World Cup: 4. Platz 2020
WTT: 2. Platz Einzel Star Contender Antalya 2023, 2. Platz Einzel Star Contender Doha 2022
World Tour: 2. Platz Grand Finals Einzel 2016, Siegerin Austrian Open Einzel 2015, Siegerin Korea Open Einzel 2014
European Games: 2. Platz Einzel 2019, Siegerin Team (2019, 2015), 2. Platz Team 2023
Europameisterschaften: Siegerin Team (2023, 2015, 2014, 2013), Siegerin Mixed 2018 (mit Ruwen Filus), 2. Platz Team 2017, 3. Platz Einzel 2013, 3. Platz Doppel 2015 (mit Irene Ivancan)
Europe Top 16: Siegerin 2023, 2022
Deutsche Meisterschaften: Siegerin Einzel 2018, Siegerin Doppel 2011 (mit Ivancan), 2. Platz Einzel 2022, 2014, 3. Platz Einzel 2011

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