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MIT SILBER BEIM SAUDI SMASH AUF WELTRANGLISTENPLATZ NEUN

Saudi Smash in Dschidda (1. bis 11.Mai) * * *  Starker Patrick Franziska bringt auch den Weltranglistenersten Wang Chuqin im Finale in Bedrängnis

(c) WTT

DSCHIDDA. Patrick Franziska hat die Premiere des Saudi Smash mit dem bislang größten Erfolg seiner Einzelkarriere beendet. Der 31 Jahre alte Saarbrücker, der sich in Dschidda nur dem Weltranglistenersten Wang Chuqin (China) nach sechs umkämpften Sätzen geschlagen geben musste, nimmt von dem mit 2 Millionen Dollar dotierten Turnier der Spitzenkategorie Grand Smash die Silbermedaille, einen Preisgeldscheck über 33.050 Dollar sowie 1.400 Weltranglistenpunkte mit nach Hause, die ihn ab Dienstag mit dem Erscheinen der neuen ITTF-Notierung von Position 16 auf das Allzeithoch 9 katapultieren. Bei den Damen setzte sich in einem rein chinesischen Finale Olympiasiegerin Chen Meng gegen Weltmeisterin Sung Yingsha durch.

Franziska erster nichtchinesischer Spieler in einem Grand-Smash-Finale

„Natürlich bin ich jetzt erst einmal etwas traurig, das Finale verloren zu haben. Aber ich muss auch anerkennen, dass Wang Chuqin heute fast fehlerfrei gespielt und verdient gewonnen hat.“ Wie zufrieden Patrick Franziska mit seinem trotz der finalen Niederlage außerordentlichen Ergebnis in Dschidda sein darf, verdeutlicht die Tatsache, dass der Saarbrücker als erster nichtchinesischer Spieler das Endspiel des ingesamt vierten Turniers der WTT-Spitzenkategorie Grand Smash erreichte. Bei den ersten drei Ausgaben in Singapur hatten sich vor dem heutigen Finale zweimal Fan Zhendong (2022, 2023) und einmal Wang Chuqin (2024) in die Siegerliste eingetragen, die auch in den übrigen vier Kategorien einschließlich heute nur Gewinner aus dem Reich der Mitte aufweist.

Stolzer Franziska: „Einfach unglaublich, der größte Erfolg meiner Karriere“

In seiner überragenden Woche in Dschidda konnte Patrick Franziska im Endspiel nur von jenem Mann gestoppt werden, der dem Welttischtennis 2024 mit Triumphen bei den WTT Finals, dem Singapore und nun dem Saudi Smash sowie der Übernahme der Spitzenposition in der Weltrangliste fast alleine seinen Stempel aufdrückt. Bei dem bei der Siegerehrung schon wieder strahlenden Franziska schwang bei der Einordnung seines unerwarteten zweiten Platzes zu Recht Stolz und Genugtuung in der Stimme mit: „In einem derart gut besetzten Turnier mit allen Topspielern das Finale erreicht zu haben, ist einfach unglaublich. Es ist bislang der größte Erfolg in meiner Karriere. Wenn mir vor dem Turnier jemand gesagt hätte, dass ich der erste Nicht-Chinese sein werde, dem das gelingt, hätte ich es kaum geglaubt.“

Wang Chuqin: „Spektakuläres Finale gegen einen der Besten der Welt“

Der Deutsche, der in seiner Laufbahn unter anderem bereits das Europe Top 16, einen EM-Titel im Doppel sowie die Europaspiele im Mixed gewann und dritte Plätze im Mixed und Doppel bei Weltmeisterschaften sowie im Einzel bei der EM und beim WTT Champions Budapest verbuchte, musste Wang Chuqin an dessen 24. Geburtstag zu einem umkämpften 4:2-Erfolg gratulieren.

Geburtstagsgeschenke verteilte Patrick Franziska in seinem ersten Duell mit dem Chinesen jedoch keine. Er fand allerdings auch nicht rechtzeitig die Mittel, um dem ungemein dominanten Spiel des Linkshänders dauerhaft Einhalt zu gebieten. Beim 2:11, 7:11, 5:11, 11:8, 12:10 und 6:11 gegen den zu Beginn des Matches fast fehlerfrei spielenden Wang suchte der Spitzenspieler des 1. FC Saarbrücken-TT Ball für Ball, Punkt für Punkt nach der richtigen Abstimmung, bis er endlich nach drei Sätzen des Abtastens seinen eigenen Rhythmus gefunden hatte.

Mit dem Satzgewinn zum 1:3 wurde es ein Duell auf Augenhöhe, mit dem Anschluss zum 2:3 dann sogar ein dramatisches und vollkommenes offenes Finale, bis der beste Spieler der Welt im lange umkämpften sechsten Durchgang der Aufholjagd Franziskas Einhalt gebot und seinen ersten Matchball zum Titelgewinn verwandelte. Wang Chuqin lobte seinen Gegner: „Es war heute ein spektakuläres Finale gegen Patrick, der zu den absoluten Topspielern der Welt zählt. Ich habe ihn vor unserem ersten Aufeinandertreffen genau studiert und konnte im sechsen Satz das Spiel zu meinen Gunsten entscheiden.“

Patrick Franziska so konstant und gut wie nie zuvor

Das Turnier der Spitzenkategorie Grand Smash des Veranstalters World Table Tennis (WTT), bei dem die Top 20 der Welt an den Start gingen, sah einen Patrick Franziska, der an den acht Hauptrundentagen seine Bestform so konstant wie nie zuvor abrief. Nacheinander bezwang der Europe-Top-16-Sieger von 2021 in dem weltmeisterschaftsreif besetzten 64-köpfigen Feld den unberechenbaren Dänen Anders Lind, den spanischen Ballzauberer Alvaro Robles, den zweimaligen Weltmeister Fan Zhendong (China), den Europameister und Weltranglistenzehnten Dang Qiu (Düsseldorf) sowie gestern im Halbfinale mit dem Südkoreaner Jang Woojin einen der gefährlichsten Spieler der WTT-Serie, der zuvor Olympiasieger Ma Long (China) und Frankreichs Weltranglistenfünften Felix Lebrun zusammen nur einen Satz überlassen hatte.

Patrick Franziska: „Ich hatte viel Vertrauen zu meinem Spiel“

Gleichzeitig hatte der Odenwälder neben seinem spielerischen Können diesmal auch das für große Erfolge notwendige Quäntchen Glück in den entscheidenden Momenten auf seiner Seite. Franziska bilanzierte seine überragende Leistung bescheiden: „Ich hatte in dieser Woche sehr viel Vertrauen zu meinem Spiel und zu meiner Rückhand, die sehr gut funktioniert hat. Aber auf diesem Niveau ist immer alles eng beisammen: In der ersten Runde gegen Lind war ich fast draußen, gegen Fan Zhendong hatte ich zwei Matchbälle gegen mich, gegen Jang lag ich im Entscheidungssatz 5:8 zurück. Man muss einfach immer an seine Chance glauben und um jeden einzelnen Punkt kämpfen. Das hat bei diesem Turnier gut funktioniert.“

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Fantastisches Turnier für Patrick“

Der Rechtshänder mit dem brachialen Rückhandtopspin untermauerte in Dschidda zudem mit dem neuerlichen Sieg über Fan Zhendong seinen Ruf als einer der gefürchtetsten Gegner der Superstars aus dem Reich der Mitte. Franziska gebührt das Privileg, als einziger Nichtchinese Erfolge über die „großen Drei des letzten Jahrzehnts“ erzielt zu haben: Einmal gegen den mittlerweile nicht mehr aktiven Xu Xin, je zweimal gegen Weltmeister Fan Zhendong und den als „besten Spieler aller Zeiten“ apostrophierten Olympiasieger Ma Long.

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf gratulierte seinem Schützling zu einer herausragenden Gesamtleistung: „Das war ein super Turnier von Patrick Franziska, der bei einem großartig besetzten Turnier mit den Besten der Welt nun ein Top-Ten-Spieler geworden ist. So schnell kann es gehen. Es ist wie ‚Franz‘ es mehrfach gesagt hat: In der ersten Runde hast Du ein 2:2 und 10:10 gegen Lind und dann stehst Du am Ende im Finale. Er hat sich von Spiel zu gesteigert und auch kritische Situationen bravourös gemeistert. Im Endspiel gegen Wang hat er heute zwar drei Sätze gebraucht, aber danach hat er richtig gut mitgehalten. Das war ein fantastisches Turnier für ihn. Auch unsere deutsche Gesamtbilanz bei den Grand-Smash-Turnieren nimmt sich ganz gut aus. Ich hoffe, es geht so weiter.“

Franziska ab Dienstag die Nummer 9 der Welt: „Ein Traum geht in Erfüllung“

Als Lohn für seine überragenden Leistungen nimmt der Familienvater vom Grand Smash, der einzigen Turnierkategorie mit einer Weltranglistenpunktenverteilung wie bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, das mit 33.050 Dollar höchste Preisgeld seiner Karriere und bemerkenswerte 1.400 Zähler mit nach Hause, die ihn beim Erscheinen der neuen Ranglistennotierung des Weltverbandes ITTF von Position 16 am Dienstag erstmals in die Top Ten katapultieren. Als neuer Weltranglistenneunter ist Franziska in der nächsten globalen Einstufung zweitbester Europäer hinter Franzosen Felix Lebrun und gleichzeitig Deutschlands Nummer 1 vor Europameister Dang Qiu, dem olympischen Rekordmedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov und Rekordeuropameister Timo Boll. Franziskas bisherige Bestmarke lautet Position 11 und stammt aus dem Jahr 2022. Für Patrick Franziska geht mit dem Vorrücken unter die besten Zehn ein sportlicher Traum in Erfüllung: „Als Spieler träumt man davon, irgendwann in den Top 10 zu sein. Auf Platz elf und zwöf war ich schon einige Male dicht davor. Es jetzt geschafft zu haben, bedeutet mir ungemein viel.“

Die Ergebnisse am Samstag, 11. Mai

Herren-Einzel, Finale
Patrick Franziska GER – Wang Chuqin CHN 2:4 (-2,-7,-5,8,10,-6)

Damen-Einzel, Finale
Chen Meng CHN – Sun Yingsha CHN 4:2 (-6,5,8,9,-6,8)

Ergebnisse

Ergebnisse des WTT Saudi Smash in Dschidda

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Saudi Smash (1. bis 11. Mai)

Herren
Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt) , Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT) Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau). Qualifikation: Yuan Wan (TTC Weinheim)
Trainer
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapie
Annette Zischka (OSP Hessen)
Videoanalyse
Sascha Nimtz (IAT Leipzig)
Schiedsrichter
Nico Zorn (Bremen)

Saudi Smash in Dschidda (1. bis 11.Mai)

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