DSCHIDDA. Der Auftakt des mit 2 Millionen Dollar dotierten Saudi Smash (1. bis 11. Mai) könnte für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) kaum besser laufen. Den fünf Erfolgen am gestrigen Samstag fügten die DTTB-Asse heute in Dschidda (Saudi-Arabien) vier weitere Erstrundensiege im Einzel hinzu. Somit kommt es am Dienstag in der zweiten Runde zum Düsseldorfer Duell um den Einzug in das Achtelfinale zwischen Europameister Dang Qiu und seinem Vorgänger Timo Boll.
Dang Qiu vor Duell mit Boll: „Timo ist atemberaubend gut drauf“
Mit einem 3:2-Arbeitssieg über Tiago Apolonia kämpfte sich der Weltranglistenzehnte Dang Qiu in die Runde der besten 32 vor, in der ihn nun ein Duell mit seinem Vereinskollegen Timo Boll erwartet. Der gebürtige Nürtinger schien nach gutem Start (11:5) und einem im zweiten Durchgang (13:11) abgewehrten Satzball bei einer 2:0-Führung zunächst auf sicherem Weg zu seinem sechsten Erfolg auf internationaler Bühne gegen den Portugiesen. Doch die für den ASV Grünwettersbach spielende Nummer 57 des ITTF-Rankings, die den Europameister erst vor wenigen Wochen im Bundesligamatch gegen Borussia Düsseldorf bezwungen hatte, sicherte sich mit dem Gewinn der Sätze drei und vier (jeweils 11:7) den Ausgleich. Zwar erwischte der Südeuropäer im Entscheidungssatz mit 3:1 den besseren Start. Doch mit einem starken Zwischenspurt auf 8:4 wendete Dang Qiu in dieser kritischen Phase das Blatt wieder zu seinen Gunsten und machte mit 11:7 seinen Einzug in die zweite Runde perfekt. „Jeder Sieg ist auf eine gewisse Weise ein Arbeitssieg. Ich bin am Ende einfach nur froh, diese Runde gewonnen zu haben. Ich hatte einen guten Start und habe komfortabel mit 2:0 geführt, aber Tiago ist dafür bekannt, dass er sehr fokussiert und konzentriert weiterspielt. Mir war klar, dass es noch einmal eng werden kann und so ist es ja auch gekommen. Gut, dass ich das Ruder dann im fünften Satz mit meiner hohen Führung herumreißen konnte.“ Vom nun folgenden Duell um den Einzug in das Achtelfinale gegen seinen Vereinskollegen Timo Boll erwartet Dang Qiu ein Aufeinandertreffen auf einem hohen Niveau: „Timo ist wieder atemberaubend gut drauf. Er ist unberechenbar, er ist einfach Timo Boll. Es wird eine schwere, harte Partie. Aber ich freue mich darauf, ein Match auf einem solchen Niveau gegen Timo haben zu dürfen.“ Das bislang einzige internationale Duell der beiden Düsseldorfer gab es bei den Europameisterschaften 2022 in München. Damals besiegte der amtierende Titelträger Qiu im Viertelfinale seinen Vorgänger Boll in vier Sätzen.
Timo Boll nach Sieg über Oh: „Hatte von Beginn an einen guten Rhythmus“
Kaum eine halbe Stunde nach Dang Qius Erfolg über Apolonia war das deutsche Duell um den Einzug in das Achtelfinale perfekt, als Timo Boll das Aufeinandertreffen der Generationen mit dem 26 Jahre jüngeren Südkoreaner Oh Junsung mit 3:0 für sich entschied. Der seit Wochen beständig auf hohem Niveau spielende ehemalige Weltranglistenerste setzte sich dank einer erneut starken Leistung gegen den erst 17 Jahre alten Sohn seines langjährigen Kontrahenten Oh Sangeun mit 11:9, 11:7 und 11:7 durch. Der 3:0-Sieg des zweimaligen WM-Dritten gegen den jüngsten Teilnehmer Südkoreas an den Asienspielen war auch im knappen ersten Satz nicht wirklich in Gefahr, in dem Boll bereits mit 10:6 in Führung gelegen hatte. Der zweimalige World-Cup-Sieger zeigte sich anschließend sehr zufrieden mit der Leistung in seinem Eröffnungseinzel: „Ich bin mit viel Respekt in die Begegnung mit Oh gegangen. Ich hatte aber gleich von Beginn an einen sehr guten Rhythmus. Das war ein sehr guter Turnierauftakt.“ Dem Duell mit seinem Nationalmannschafts- und Vereinskollegen Dang Qiu sieht Timo Boll mit gemischten Gefühlen entgegen: „Gegen Dang zu spielen ist keine Freude, denn ich spiele nicht so gern gegen Teamkollegen. Aber wir sind Profis und müssen trotz unserer Freundschaften untereinander alles gegeneinander geben.“
Patrick Franziska nutzt seinen sechsten Matchball zum Sieg
Überaus spannend machte es Patrick Franziska. Insgesamt fünf Matchbälle ließ der Saarbrücker im vierten und fünften Durchgang gegen den Weltranglisten-28. Anders Lind aus, bevor er bei 12:11 im Entscheidungssatz den sechsten verwandelte. Zuvor hatte der oftmals unorthodox agierende und schwer ausrechenbare Däne im vorletzten Satz einen 9:10- sowie im fünften Durchgang einen 7:10- und 10:11-Rückstand wettgemacht. Trotz des umkämpften Endes war der Sieg des deutschen Weltranglisten-16. hoch verdient. Beim 11:9, 2:11, 11:7, 10:12 und 13:11 agierte der Europe-Top-16-Gewinner mit Ausnahme des zweiten Durchgangs in allen Sätzen überlegen und aus einer Führung heraus. Patrick Franziska war nach seinem Sieg zufrieden: „Ich bin froh, dass ich nach einigen nicht so leichten Wochen wieder am Tisch stehe. Es war insgesamt eine gute Leistung von mir. Anders hat heute sehr aggressiv gespielt. Er spielt eben auch insgesamt etwas anders als andere, außerdem hat er super Aufschläge. Ich bin zufrieden, in der zweiten Runde zu stehen und freue mich auf das Match am Dienstag gegen Robles.“ Im Duell um den Einzug in das Achtelfinale trifft Franziska nun am Dienstag auf den Spanier Alvaro Robles. Die Nummer 49 des ITTF-Rankings setzte sich heute in der Verlängerung des Entscheidungssatzes gegen Hongkongs Spitzenspieler Wong Chun Ting durch.
Benedikt Duda lässt Australiens Talent Sareen keine Chance
Mit einem souveränen 3:1-Erfolg ist Benedikt Duda in die zweite Runde des Saudi Smash eingezogen. Der Bergneustädter hielt Aditya Sareen verdient mit 11:2, 6:11, 11:6 und 11:3 auf Distanz. Das erst 16 Jahre australische Talent, in der Welt an Position 42 aktuell vier Plätze besser notiert als Duda, leistete dem Deutschen Meister des Jahres 2021 nach verlorenem ersten Durchgang zwar eineinhalb Sätze lang Widerstand auf Augenhöhe, hatte dem dominanten und platzierten Spiel seines Gegners jedoch über die gesamte Spielzeit hinweg nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Benedikt Duda war zufrieden mit seinem Eröffnungseinzel: „Mein erstes Spiel beim Grand Smash war in Ordnung. Ich möchte mich aber noch steigern!“ Das muss Duda auch: Im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale trifft der 30-Jährige am Dienstag entweder auf den Weltranglistenfünften Felix Lebrun oder den im ITTF-Ranking auf Platz 39 eingestuften Kasachen Kirill Gerassimenko, die sich heute Abend gegenüberstehen.
Sabine Winter unterliegt der Weltranglistenzehnten Ito
Für die Deutsche Meisterin Sabine Winter ist der Einzelwettbewerb nach der ersten Runde beendet. Die Weltranglisten-56. unterlag der hoch favorisierten Japanerin Mima Ito deutlich mit 3:11, 11:8, 2:11 und 5:11. Die Nationalspielerin des TSV Dachau leistete der Olympiasiegerin im Mixed nach dem deutlich verlorenen ersten Durchgang zwar nach Kräften Widerstand und sicherte sich nach einem 6:8-Rückstand mit spektakulären Schlägen immerhin den Satzausgleich. Das Ausscheiden gegen die ungemein sicher, druckvoll und exakt platzierende Nummer zehn der Welt, die ihre Gegnerin so gut wie nie zu ihrem gefürchteten Vorhandtopspin kommen ließ, konnte Winter jedoch nicht verhindern. Für die Deutsche war es im sechsten Aufeinandertreffen mit Ito die fünfte Niederlage. Der einzige Sieg der 31 Jahre alten EM-Dritten von München über ihre acht Jahre jüngere Kontrahentin datiert allerdings aus dem Jahr 2012. Sabine Winter erkannte anschließend die Leistung ihrer Gegnerin nahtlos an: „Ito hat mich mit ihren Rückschlägen so unter Druck gesetzt, dass ich hauptsächlich am Reagieren war. Sie hat zudem sehr viel variiert und es mir schwer gemacht, mich auf irgendetwas einzustellen. Mein Ziel war es, in die Ballwechsel zu kommen. Denn da hatte ich das Gefühl, dass ich mitspielen kann. Aber sie hat gleich die ersten Bälle sehr aggressiv gespielt und mir so kaum die Möglichkeit gegeben, die die Ballwechsel zu erreichen.“
Vier Matchbälle nicht genutzt: Doppel Winter/Shan ausgeschieden
Nur ein Punktgewinn fehlte den Athleten des Deutschen Tischtennis-Bundes, um auch den zweiten Hauptrundentag mit einer 5:1-Bilanz zu beenden. Am Ende jedoch verpasste das Duo Sabine Winter/Xiaona Shan in der ersten Runde des Doppelwettbewerbs um Haaresbreite die Revanche gegen die Hongkong-Chinesen Lee Ho Ching/Zhu Chengzhu für die im Halbfinale des WTT Feeder Düsseldorf erlittene Niederlage. Die DTTB-Kombination zeigte eine kämpferisch beeindruckende Leistung, ließ aber eine 2:1-Satzführung und vier Matchbälle bei 10:8 und anschließend zweimal in der Verlängerung des entscheidenden fünften Durchgangs gegen die starken Asiatinnen ungenutzt.
Sechs deutsche Begegnungen am Montag
Für den Montag sind sechs Partien der DTTB-Asse angesetzt. Das Duo Dang Qiu/Benedikt Duda schließt um 9.30 Uhr gegen die südkoreanisch-japanische Kombination Oh Junsung/Sora Matsushima die Erstrundenbegegnungen im Herren-Doppel ab.
Nachdem insgesamt acht von zehn deutschen Startern die zweite Einzelrunde erreichten, kommt es am Montag zu vier Begegnungen mit DTTB-Beteiligung um den Einzug in das Achtelfinale. Die Berlinerin Nina Mittelham trifft um 12.45 Uhr auf die Singapur-Chinesin Zeng Jian. Um 14.20 Uhr spielt Mittelhams Vereinskollegin Xiaona Shan gegen die Weltranglistenfünfte Hina Hayata und steht vor einer ähnlich hohen Hürde wie um 16 Uhr Defensivstratege Ruwen Filus (Fulda) gegen Chinas U19-Weltmeister, den Weltranglisten-15. Lin Shidong. Direkt im Anschluss um 16.35 Uhr will der Weltranglistenelfte Dimitrij Ovtcharov mit einem Sieg über den 20 Jahre alten Japaner Hiroto Shinozuka in das Achtelfinale einziehen. Zum Abschluss des Tages können die European-Games-Gewinner Dang Qiu/Nina Mittelham im Mixed das Viertelfinale erreichen, benötigen dazu jedoch um 17.10 Uhr einen Sieg über Japans Stars Tomokazu Harimoto/Hina Hayata.
Am Dienstag kämpfen vier weitere Deutsche um den Einzug in das Einzel-Achtelfinale. Höhepunkt des Tages ist das Aufeinandertreffen zwischen Rekordeuropameister Timo Boll und dem amtierenden kontinentalen Titelträger Dang Qiu. Außerdem fordert Benedikt Duda den Weltranglistenfünften Felix Lebrun (Frankreich) heraus. Patrick Franziska spielt gegen Spanier Alvaro Robles.
Die Ergebnisse der Deutschen am Sonntag, 5. Mai
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Benedikt Duda GER – Aditya Sareen AUS 3:1 (2,-6,6,3)
Damen-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Sabine Winter GER – Mima Ito JPN 1:3 (-3,8,-2,-5)
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Patrick Franziska GER – Anders Lind DEN 3:2 (9,-2,7,-10,11)
Dang Qiu GER – Tiago Apolonia POR 3:2 (5,11,-7,-7,7)
Timo Boll GER – Oh Junsung KOR 3:0 (9,7,7)
Damen-Doppel, 1. Runde (beste 32)
Sabine Winter/Xiaona Shan GER – Lee Ho Ching/Zhu Chengzhu HKG 2:3 (-10,13,8,-10,-13)
Die Spiele der Deutschen am Montag, 6. Mai
Herren-Doppel, 1. Runde (beste 32)
Dang Qiu/Benedikt Duda GER – Oh Junsung/Sora Matsushima KOR/JPN 9.30 Uhr, Tisch 1
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Nina Mittelham GER – Zeng Jian SGP 12.45 Uhr, Tisch 2
Xiaona Shan GER – Hina Hayata JPN 14.20 Uhr, Tisch 1
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Ruwen Filus GER – Lin Shidong CHN 16 Uhr, Tisch 2
Dimitrij Ovtcharov GER – Hiroto Shinozuka JPN 16.35 Uhr, Tisch 3
Gemischtes Doppel, Achtelfinale
Dang Qiu/Nina Mittelham GER – Tomokazu Harimoto/Hina Hayata JPN 17.10 Uhr, Tisch 2
Die Spiele der Deutschen am Dienstag, 7. Mai
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Dang Qiu GER – Timo Boll GER
Patrick Franziska GER – Alvaro Robles ESP
Benedikt Duda GER – Felix Lebrun FRA
Livestreaming und Ergebnisse
Infos, Auslosungen und Ergebnisse zum WTT Saudi Smash in Dschidda
Zum Livestreaming auf YouTube (Tische 2 und 3)
Livestreaming beim kostenpflichtigen Anbieter DYN (4. bis 11. Mai, Hauptturnier)
Das DTTB-Aufgebot beim WTT Saudi Smash (1. bis 11. Mai)
Herren
Timo Boll (Borusia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT) Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau). Qualifikation: Yuan Wan (TTC Weinheim)
Trainer
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapie
Annette Zischka (OSP Hessen)
Videoanalyse
Sascha Nimtz (IAT Leipzig)
Schiedsrichter
Nico Zorn (Bremen