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NINA MITTELHAM FEHLT BEIM WORLD CUP NUR EIN PUNKT ZUM EINZUG IN DAS ACHTELFINALE

World Cup der Damen und Herren in Macau (15. bis 21. April)

Nina Mittelham (c) DTTB

MACAU. Nach Europameister Dang Qiu hat auch Nina Mittelham beim mit 1 Million Dollar dotierten World Cup der Damen und Herren in Macau (15. bis 21. April) den Einzug in das Achtelfinale nicht geschafft. Die Weltranglisten-14. aus Berlin scheiterte in einer dramatischen Vorrundenentscheidung trotz eines 2:2-Remis unglücklich und musste Europameisterin Sofia Polcanova den Gruppensieg überlassen. Am Ende fehlten Mittelham nur ein einziger Punkt zum Weiterkommen. Zuvor hatten zu nachtschlafender Zeit der Düsseldorfer Dang Qiu (1:3 gegen den Japaner Shunsuke Togami) und die schon gestern ausgeschiedene Berlinerin Xiaona Shan (2:2 gegen die Chinesin Wang Yidi) ihre abschließenden Gruppeneinzel bestritten. Am Dienstag bereits hatten die ebenfalls nicht für die Endrunde qualifizierten DTTB-Asse Sabine Winter (Dachau) und Benedikt Duda (Bergneustadt) ihre letzten Einzel absolviert.

Nina Mittelham verpasst Chance zum Achtelfinaleinzug

Das Duell der ehemaligen Europe-Top-16-Siegerin Nina Mittelham gegen Europameisterin Sofia Polcanova hielt die Spannung, die es zuvor versprochen hatte und entwickelte sich zu einem dramatischen Krimi. In der Gruppe 16 waren die Berlinerin und die Österreicherin nach jeweils deutlichen 4:0-Erfolgen über die Außenseiterin Michelle Bromley (Australien) Kopf an Kopf in den Showdown am Nachmittag gegangen.

Vom ersten bis zum letzten Ballwechsel war zu spüren, welcher Druck auf den Athletinnen lastete. Wohlwissend, dass im Falle eines 2:2-Remis jeder einzelne Punktgewinn oder Verlust über den Gruppensieg und den Achtelfinaleinzug oder den mit dem Ausscheiden verbundenen zweiten Rang entscheiden kann, war das Spiel über weite Strecken von Taktik, vorsichtigen Aktionen und Nervosität geprägt.

Bevor die Österreicherin nach dem 2:2-Unentschieden ihr Weiterkommen bejubeln durfte, mussten beide Spielerinnen durch ein Wellental der Gefühle. Anschließend begann der Taschenrechner seine Arbeit und wies kurz darauf in der Gesamtbilanz aller gespielten acht Sätze 84:62 für Polcanova und 82:60 für Mittelham aus, sodass die Punkte im direkten Vergleich zählten. Hier hatte die Österreicherin mit 39:38 die Nase hauchdünn vorne. Am Ende reichten der Linkshänderin ein 11:5, 13:11, 8:11 und 7:11 für den hauchdünnen Einzug in die Runde der besten 16.

Nina Mittelham hatte den Einzug in das Achtelfinale allerdings mehrfach selbst in der Hand. Nach dem deutlichen verlorenen Auftaktsatz steigerte sich die Berlinerin, ließ dann aber im zweiten Durchgang zwei Satzbälle zum 1:1-Ausgleich aus. Im dritten und vierten Durchgang verpasste sie eine bessere Punktedifferenz bei Chancen auf deutlichere Satzgewinne. In Satz drei ließ die Deutsche zu, dass Polcanova nach einem 3:10-Rückstand noch auf 8:10 verkürzte, im letzten Durchgang hatte die Deutsche bei 10:6 den Achtelfinalmatchball noch einmal auf dem Schläger. Polcanovas Punkt zum 7:11 bedeutete aber das endgültige Aus.

Die tief enttäuschte Nina Mittelham, der ein einziger Punktgewinn zum Weiterkommen fehlten, sagte nach ihrem unglücklichen Ausscheiden: „Mir fehlen gerade etwas die Worte. Ich bin natürlich unfassbar enttäuscht. Polcanova ist immer eine schwierige Gegnerin für mich und ich hatte keinen guten Start. Im zweiten Satz hatte ich zwei Chancen zum Satzgewinn, im dritten Satz nach 10:3 hätte ich mir ebenfalls eine gute Ausgangsposition für den vierten Satz erarbeiten können, den ich dann nur hätte gewinnen müssen. Im vierten Satz macht sie dann genau die Puntzahl die sie braucht und hat auch noch Glück mit einem Netzball und der Schlägerkante. Aber wenn man so viele Chancen, wie ich sie hatte, nicht nutzt, dann hat es man es auch nicht verdient. Das ändert aber nichts daran, dass ich das angewandte Spielsystem für absolut schlecht halte.“

Dang Qius Achtelfinalchance war schon nach Satz drei beendet

Zuvor bereits waren die anderen vier deutschen Starter in Macau ausgeschieden. Wirklich überraschend kam aber nur das Scheitern von Europameister Dang Qiu, der in der Gruppe 11 als Favorit an den Start gegangen war. Den erkältet in das Turnier gestarteten Weltranglistenzehnten kostete das vollkommen überraschend 2:2-Auftaktremis gegen Außenseiter Ahmed Saleh aus Ägypten vor dem Duell mit Shunsuke Togami eine günstige Ausgangsposition. So sicherte sich der Japaner, der Saleh mit 3:1 besiegt hatte, gegen den Deutschen bereits mit dem Gewinn des dritten Durchgangs den Gruppensieg vor Qiu. Der vierte Pflichtsatz hatte keinerlei Einfluss mehr auf das Ergebnis. Der Düsseldorfer sagte anschließend: „Das Ausscheiden ist sehr bitter. Es war drei Sätze lang eigentlich ein gutes Spiel auf hohem Niveau. Im dritten Satz war ich bei 4:1 und 7:5 am Drücker, habe diesen aber leider knapp verloren. Togami hat in der Endphase sehr gute Bälle gespielt, da muss ich ihm meinen Respekt zollen.“ Nicht zufrieden war Dang Qiu mit dem in der Vorrunde angewandten Spielsystem, in dem alle Begegnungen über genau vier Sätze liefen: „Das System erschwert es enorm, ein richtiges Match daraus zu machen, weil damit Tischtennis auf nur vier Sätze limitiert wird. Im unbedeutenden vierten Satz wollte ich ein paar Sachen ausprobieren. Das sieht auf dem Papier vielleicht so aus, als hätte ich ihn weggeschenkt, aber die ausprobierten Sachen haben leider alle nicht geklappt. Dann gibt es eben auch einmal ein schnelles 0:11.“ 

Xiaona Shan mit einem versöhnlichen Remis zum Abschluss

Als Gruppendritte beendete Xiaona Shan den World Cup. Die EM-Dritte durfte sich aber immerhin mit einem Remis aus der Gruppe 3 verabschieden. Die Bundesligaspielerin des ttc berlin eastside gewann gegen die zu diesem Zeitpunkt bereits für das Achtelfinale qualifizierte Weltranglistendritte Wang Yidi (China) die Sätze drei und vier. Die in Macau von einer Nackenblockade geplagte Weltranglisten-40. war zumindest mit ihrer kämpferischen Einstellung zufrieden: „Gestern hatte ich kaum Gefühl und Schmerzen bei den Bewegungen. Heute ging es aber etwas besser. Ich kämpfe in jedem Spiel so gut es geht, egal wie es steht. Deshalb freue ich mich auch über meine beiden gewonnenen Sätze.“ Ihre Chancen auf den Einzug in das Achtelfinale hatte Xiaona Shan bereits gestern in ihrem ersten World-Cup-Einzel durch eine 0:4-Niederlage gegen die Hongkong-Chinesin Doo Hoi Kem eingebüßt.

Formstarke Sabine Winter beendet das Turnier als Gruppenzweite

Die EM-Dritte Sabine Winter (TSV Dachau), die bereits gestern mit einem überzeugenden 3:1-Erfolg über die Rumänin Elizabeta Samara ihr letztes Einzel absolvierte, beendete die Vorrundengruppe 8 mit dem Spielverhältnis von 4:4 auf einem guten zweiten Platz. Gegen die WM-Dritte Hina Hayata (Japan) hatte die in glänzender Form spielende Winter zum Auftakt am Montag nur unglücklich ein 2:2-Remis verpasst. Die dennoch vorhandene Minimalchance auf das Weiterkommen war heute im letzten Vorrundenmatch zwischen Hayata und Samara bereits nach zwei Sätzen pulverisiert, als sich Japans Weltranglistensechste schon mit dem Gewinn des zweiten Satzes vorzeitig den Gruppensieg und damit den Achtelfinaleinzug sicherte. Die beiden folgenden, sportlich unerheblich gewordenen Sätze schreiben ein weiteres Kapitel World-Cup-Geschichte über das neue Spielsystem. Die Rumänin Samara, gestern von Winter mit 3:1 bezwungen, quittierte die Durchgänge drei und vier jeweils mit 0:11. Für die Wahrung einer theoretischen Chance hätte die Ex-Europameisterin mindestens mit 3:1 gegen die WM-Dritte gewinnen müssen.

Benedikt Duda nur von Weltmeister Fan Zhendong gestoppt

Ebenso wie Sabine Winter beendete auch Benedikt Duda nach guten Leistungen in der Gruppe zwei den World Cup mit einer erfreulich guten Leistung. Dem Bergneustädter verhalf der gestern gegen den Hongkong-Chinesen Wong Chun Ting beeindruckend herausgespielte Sieg allerdings deshalb nicht zum Weiterkommen, da er einen Tag zuvor trotz Führungen in drei Sätzen Weltmeister Fan Zhendong zu einem 4:0-Erfolg hatte gratulieren müssen. Der viermalige World-Cup-Sieger aus China hielt heute erwartungsgemäß auch Wong souverän mit 3:1 auf Distanz, sodass Benedikt Duda seine Vorrundengruppe vor dem Penholderspieler aus Hongkong auf Rang zwei abschließt.

Bislang vier deutsche Siege beim World Cup

Der World Cup wurde bei den Herren erstmals 1980 ausgetragen, das Debüt des Damen-Turniers folgte 16 Jahre später. Insgesamt viermal konnten deutsche Athleten als Sieger ihren Namen in den Wanderpokal eingravieren: Der heutige Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf 1998 in Shantou, Timo Boll 2002 in Jinan und 2005 in Lüttich sowie Dimitrij Ovtcharov 2017 in Lüttich mit einem Finalsieg über Boll. Bei der letzten Auflage im Jahr 2020 in Weihai trugen sich Fan Zhendong und Chen Meng in die Siegerliste ein. Bei dem vormals mit 20 Spielern ausgetragenen Turnier gehen nach dreijähriger Pause nun 48 Starter pro Konkurrenz an den Tisch. Gespielt wird in der Vorrunde in 16 Dreier-Gruppen, aus denen sich nur die Sieger für das Achtelfinale qualifizieren. In der Vorrunde wird auf exakt vier Sätze gespielt, die Endrunde wird hingegen über vier Gewinnsätze (best of seven) ausgetragen.

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Die Spiele der deutschen Gruppen am Mittwoch
Gruppe 16:
Nina Mittelham GER – Sofia Polcanova AUT (-5,-11,8,
Gruppe 11:
Dang Qiu GER – Shunsuke Togami JPN 1:3 (-5,7, -10,-0)
Gruppe 3:
Xiaona Shan GER – Wang Yidi CHN 2:2 (-7,-4,9,9)
Gruppe 8: Hina Hayata JPN – Elizabeta Samara ROU 4:0 (8,8,0,0)
Gruppe 2: Fan Zhendong CHN – Wong Chun Ting HKG 3:1 (5,-8,9,7)

Damen, Gruppe 16, Endstand
1. Sofia Polcanova AUT 6:2 (84:62/39:38 im direkten Vergleich),
2. Nina Mittelham GER 6:2 (82:60/38:39), 3. Michelle Bromley AUS 0:8
Mittelham – Bromley 4:0 (8,5,2,6)
Polcanova – Bromley 4:0 (2,9,10,3)
Mittelham – Polcanova 2:2 (-5,-11,8,7)

Herren, Gruppe 11, Endstand
1. Shunsuke Togami JPN 6:2,
2. Dang Qiu GER 3:5 (62:73), 3. Ahmed Saleh EGY 3:5 (59:73)
Qiu – Saleh 2:2 (-8,3,7,-6)
Togami – Saleh  3:1 (9,-4,3,4)
Qiu – Togami 1:3 (-5,7, -10,-0)

Damen, Gruppe 3, Endstand
1. Wang Yidi CHN 5:3 (81:57), 2. Doo Hoi Kem HKG 5:3 (68:70), 3.
Xiaona Shan GER 2:6
Wang – Doo 3:1 (4,-8,5,4)
Shan – Doo 0:4 (-8,-8,-6,-7)
Shan – Wang 2:2 (-7,-4,9,9)

Damen, Gruppe 8, Endstand
1. Hina Hayata JPN 7:1,
2. Sabine Winter GER 4:4, 3. Elizabeta Samara ROU 1:7
Winter – Hayata 1:3 (-6,-4,8,-10)
Winter – Samara 3:1 (4,-9,9,5)
Hayata – Samara 4:0 (8,8,0,0)

Herren, Gruppe 2, Endstand
1. Fan Zhendong CHN 8:2,
2. Benedikt Duda GER 3:5, 3. Wong Chun Ting HKG 2:6
Duda – Fan 0:4 (-1,-9,-12,-9)
Duda – Wong 3:1 (7,7,-9,8)
Fan – Wong 3:1 (5,-8,9,7)

Das DTTB-Aufgebot beim World Cup in Macau (15. bis 21. April)

Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Herren
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Trainer
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapeutin
Annette Zischka (Olympiastützpunkt Hessen)

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