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NINA MITTELHAM SOUVERÄN

World Cup der Damen und Herren in Macau (15. bis 21. April) * * * Europameister Dang Qiu startet nur mit einem Remis

Sabine Winter (c) DTTB

MACAU. Beim mit 1 Million Dollar dotierten World Cup der Damen und Herren in Macau (15. bis 21. April) haben vier von fünf Vertretern des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ihre Auftaktaufgaben absolviert. Die EM-Zweite Nina Mittelham gewann gegen die Australierin Michelle Bromley klar mit 4:0. Europameister Dang Qiu kam überraschend gegen den Ägypter Ahmed Saleh nicht über ein 2:2-Remis hinaus. Sabine Winter verpasste beim 1:3 gegen Japans WM-Dritte Hina Hayata nur um Millimeter eine Überraschung. Benedikt Duda ließ gegen Chinas Weltmeister Fan Zhendong Führungen aus. Die fünfte Deutsche, Xiaona Shan, ist erstmals am Dienstag an den Reihe.

Erkälteter Dang Qiu und starker Ahmed Saleh trennen sich 2:2

Dang Qiu (Borussia Düsseldorf) legte beim 2:2-Remis gegen den Ägypter Ahmed Saleh einen unrunden Start in den erstmals nach dreijähriger Pause stattfindenen World Cup hin. Der Weltranglistenzehnte, den seit seinem Eintreffen in Macau eine Erkältung plagt, zeigte gegen die Nummer 58 des ITTF-Rankings beim 8:11, 11:3, 11:7 und 6:11 eine Leistung mit Höhen und Tiefen. Das Match verlief für das Penholderass gegen den mit viel Ballgefühl spielenden Ägypter alles andere als nach Maß. Dang Qiu geriet nach einem für seine Verhältnisse schwachen ersten Satz gegen den ungemein sicher beginnenden Saleh durch relativ leichte Fehler schnell mit 4:10 in Rückstand, schien allerdings nach dem 8:11 in den beiden nächsten deutlich gewonnenen Durchgängen seinen Rhythmus und seine Sicherheit gefunden zu haben. Im vierten Spielabschnitt überraschte der Afrikaner den Deutschen Meister dann nach einem 3:3-Zwischenstand gleich mehrfach, zog vorentscheidend auf 7:4 davon und glich zum unerwarteten 2:2-Endstand aus.

Dang Qiu sagte nach verpatzten Turnierstart: „Saleh hat sicherlich gut gespielt. Ich hingegen bin ziemlich schlecht in das Match hereingekommen, obwohl es schon gegen Ende des ersten Satzes besser wurde. Ich habe dann die nächsten beiden Sätze gut gespielt und es sah so aus, als würde ich gewinnen. Im vierten Satz hatte ich dann leider etwas Pech, dazu hat Saleh noch ein paar gute Bälle gespielt. Solch ein Satzverlust ist natürlich bei solch einem System unfassbar ärgerlich, weil man das Spiel danach nicht mehr gewinnen kann. Daraus muss ich lernen. Ich habe auf jeden Fall im ersten Satz schlecht gespielt zudem bin ich seit einigen Tage etwas erkältet. Das war nicht entscheidend, hat es aber auch nicht einfacher gemacht. Meine Vorbereitung auf das Turnier war im Grunde gut und ich konnte mich auf den hier eingesetzten Ball einstellen. Er ist ohne Naht und damit wieder komplett anders als die Bälle, die seit einigen Jahren bei den Turnieren eingesetzt werden.“

In der Gruppenphase, in der jede Begegnung über die Distanz von exakt vier Sätzen geht, entscheidet das Verhältnis der gewonnenen und verlorenen Sätze und bei Gleichstand der erreichten Punkte über die Platzierung. Nur die 16 Sieger der Vorrundenpools ziehen in das Achtelfinale ein. Trotz des überraschenden Remis hat der gebürtige Schwabe sein Weiterkommen noch immer selbst in der Hand. Welches Ergebnis er dafür in seinem zweiten Einzel am Mittwoch gegen Shunsuke Togami benötigt, hängt vom Ausgang der morgigen Begegnung zwischen dem Japaner und Saleh ab. In der Gruppe elf ist der Deutsche vor Togami an Position eins gesetzt. Zum entscheidenden Showdown zwischen Qiu und der Nummer 26 der Welt kommt es am Mittwoch. Das bislang einzige Duell gewann der Asiate 2021 beim WTT Star Contender in Doha.

Nina Mittelham mit mühelosem Auftakt gegen Michelle Bromley

Die in der Gruppe 16 an Position eins gesetzte Nina Mittelham (ttc berlin eastside) begann die Gruppenphase hingegen mit dem erwarteten Pflichtsieg über Michelle Bromley. Die Australierin, die als Nummer 106 in der Weltrangliste 93 Plätze hinter Mittelham rangiert, blieb beim 8:11, 5:11, 2:11 und 6:11 gegen die Europameisterschafts-Zweite von München ohne jede Chance. Mittelham, die in den beiden letzten Wochen in Südkorea ein Trainingslager absolvierte, präsentierte sich von Beginn an fokussiert und erlaubte sich gegen die Australierin keine Konzentrationslöcher.

Am Mittwoch dürfte es im voraussichtlich entscheidenden Einzel überaus spannend werden. Dann steht die Europe-Top-16-Siegerin von 2021 im Kampf um den Gruppensieg Europameisterin Sofia Polcanova gegenüber. Das letzte Aufeinandertreffen im Halbfinale des Europe Top 16 in Montreux ging an die Österreicherin, die auch in der Gesamtbilanz die Nase vorne hat. Zuvor trifft Polcanova am Dienstag ihrem ersten Einzel noch auf Außenseiterin Bromley.

Sabine Winter verpasst Überraschung gegen Hayata nur um Millimeter

Am Ende fehlten ihr nur Millimeter zu einer faustdicken Überraschung. Im vierten Satz des Duells zwischen der Weltranglisten-59. Sabine Winter und der an Position sechs notierten Hina Hayata zischte der diagonale Vorhandtopspin der Deutschen beim Stand von 10:9 nur um Haaresbreite ins Aus. Der Punktgewinn hätte für die Bundesligaspielerin des TSV Dachau ein überraschendes 2:2-Remis gegen die haushohe Favoritin bedeutet. Doch zwei Ballwechsel später riss die Japanerin die Arme in die Luft und bejubelte sichtlich erleichtert ihren etwas glücklichen 3:1-Erfolg. Sabine Winter haderte etwas mit „Schade. Den Ball bei 10:9 mit der Vorhand hätte ich natürlich gerne zum Remis verwandelt. Es war kein unfassbar leicher Ball, aber einer, der mir durchaus in die Karten gespielt hat und der mir gelingen kann. Schade ist es auch deshalb, weil der vierte Satz wirklich machbar gewesen und das 2:2 möglich gewesen wäre. Mit meiner Leistung bin ich insgesamt zufrieden und den dritten und vierten Satz habe ich richtig gut gespielt.“

Dennoch: Die EM-Dritte von München bot zum Turnierauftakt gegen die die WM-Dritte von Durban eine überaus starke Leistung. Auch wenn das Erreichen der Achtelfinalrunde durch die 1:3-Niederlage ein Stück weiter auf Distanz rückte, darf die Deutsche Meisterin mit ihrer spielerischen Leistung gegen die ungemein platziert und sicher attackierende Weltranglistensechste überaus zufrieden sein. Beim 6:11, 4:11, 11:8 und 10:12 hielt Winter gegen Chinas Herausforderin Nummer 1 auf Augenhöhe mit. Aus dem Rhythmus brachte sie lediglich im zweiten Satz eine längere Diskussion mit dem Schiedsrichterduo, das Winter beim Stand von 3:4 einen Aufschlag abzählte, so dass die Japanerin mit zwei Punkten in Führung ging. Winter klärte die undurchschaubare Situation nach dem Spiel auf: „Es war gar nicht die Entscheidung an sich. Das kann ich akzeptieren. Aber ich wollte von den Schiedsrichtern wissen, was ich denn falsch gemacht habe, damit mir der gleiche Fehler nicht noch einmal passiert. Aber das konnte mir zunächst keiner genau erklären, da war ich wirklich genervt und der Satz ging dann ja danach auch schnell weg. Es sollte eigentlich nicht passieren, dass mich so etwas aus dem Konzept bringt. Zum Glück konnte ich aber anschließend zwei sehr gute Sätze spielen und hätte fast noch das 2.2 geschafft.“

Um ihre minimale Chance auf den Achtelfinaleinzug am Leben zu erhalten, muss die EM-Dritte von München am Dienstag Ex-Europameisterin Elizabeta Samara bezwingen, die zudem einen Tag später Hayata noch zu Fall bringen müsste. Bislang standen sich Winter, die 2016 in Philadelphia das World-Cup-Viertelfinale erreichte, und Samara viermal in überaus umkämpften Partien gegenüber, allerdings bislang stets mit dem besseren Ende für die Rumänin.

Benedikt Duda nutzt gegen Fan Zhendong seine Chancen nicht

Der Weltranglisten-46. Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt) verkaufte heute in seinem Auftakteinzel seine Haut teuer. Zum ersten Sieg über Weltmeister Fan Zhendong oder zu einem Remis in dem in der World-Cup-Vorrunde angewandten Viersatzsystem reichte es allerdings auch im sechsten Vergleich der beiden Kontrahenten nicht. Dabei ließ der Deutsche Meister des Jahres 2021 in den Sätzen zwei (9:6), drei (8:3) und vier (9:8) aussichtsreiche Führungen auf Satzgewinne ungenutzt. Duda zeigte sich enttäuscht über die verpassten Möglichkeiten: „Es ist sehr schade, dass ich in keinem der drei Sätze meine Führungen nutzen konnte. Man könnte jetzt sagen, ich habe zumindest gut gespielt, aber am Ende zählt eben leider nur das Ergebnis – und das lautet 0:4!“

Nach dem 11:1, 11:9, 14:12 und 11:9Erfolg des viermaligen World-Cup-Gewinners sind Dudas Chancen auf Platz eins in der Gruppe 2 und damit den Achtelfinaleinzug allein theoretischer Natur. Der Sieger des Feeder-Biella 2023 müsste zunächst morgen gegen den elf Plätze im ITTF-Ranking besser eingestuften Hongkong-Chinesen Wong Chun Ting mit 4:0 gewinnen, der den bislang einzigen Vergleich 2018 knapp in sieben Sätzen für sich entscheiden konnte. Darüber hinaus müsste Penholderass Wong am Mittwoch den Chinesen Fan mit 4:0 besiegen, so dass das Ballverhältnis dreier satzgleicher Spieler über den ersten Platz in der Gruppe entscheiden würde

Xiaona Shan trifft am Dienstag zum Auftakt gegen Doo Hoi Kem

Die EM-Dritte Xiaona Shan (ttc berlin eastside) wurde in die Gruppe drei gelost, in der die uneingeschränkte Rolle der Favoritin der Champions-Frankfurt-Siegerin und Weltranglistendritten Wang Yidi (China) zufällt, die heute ihr erstes Gruppenspiel gegen die Hongkong-Chinesin Doo Hoi Kem mit 3:1 gewann. Auch die aktuell auf Rang 47 nur zehn Plätze hinter Shan in der Weltrangliste notierte Doo Hoi Kem ist keinesfalls zu unterschätzen. Shan, die gegen Doo die beiden letzten Duelle im Jahr 2019 gewann, spielt zunächst am Dienstag gegen ihre Kontrahentin aus Hongkong. Am Mittwoch folgt dann das Duell mit Titelaspirantin Wang Yidi. 

Chinas Asse sind auch in Macau wieder favorisiert

Bei dem erstmals mit jeweils 48 Spielern und Spielerinnen ausgetragenen Event waren noch weitere deutsche Asse startberechtigt. Patrick Franziska sagte aus familiären Gründen ab. Die ehemaligen World-Cup-Sieger Dimitrij Ovtcharov (Lüttich 2017) und Timo Boll (Jinan 2002 und Lüttich 2005) sowie Ruwen Filus verzichteten ebenfalls auf eine Teilnahme. Die Weltranglisten-15. Ying Han absolviert nach ihrer Achillessehnenoperation im Februar aktuell ihr Reha-Programm.

Topgesetzt sind in Macau der Weltranglistenerste Wang Chuqin, der viermalige Rekordgewinner Fan Zhendong, Champions-Incheon-Gewinner Liang Jingkun sowie der dreimalige Weltmeister und Olympiasieger Ma Long. Auch bei den Damen führt der Weg zum Titel wohl in jedem Fall über China, das mit Weltmeisterin Sun Yingsha, Singapore-Smash-Siegerin Wang Manyu, die Weltranglistendritte Wang Yidi und Olympiasiegerin Chen Meng die Favoritinnen stellt.

Alter Name, neues Spielsystem

Der World Cup wurde bei den Herren erstmals 1980 ausgetragen, das Debüt des Damen-Turniers folgte 16 Jahre später. Insgesamt viermal konnten deutsche Athleten als Sieger ihren Namen in den Wanderpokal eingravieren: Der heutige Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf 1998 in Shantou, Timo Boll 2002 in Jinan und 2005 in Lüttich sowie Dimitrij Ovtcharov 2017 in Lüttich mit einem Finalsieg über Boll.

Der nach seiner letzten Austragung 2020 in Weihai (Sieger: Fan Zhendong und Chen Meng) erstmals wieder stattfindende World Cup behält den prestigeträchtigen Namen, der Inhalt ist jedoch stark modifiziert. Gegenüber dem vormals elitären Dreitagesturnier der besten 20 spielen in Macau jeweils 48 Starter eine ganze Woche um den Titel.

In der Vorrunde werden in 16 Dreiergruppen die Sieger ermittelt, die dann in der Endrunde um den Titel spielen. Dabei setzt der Weltverband ITTF in der Gruppenphase erneut sein beim Mixed-Team-World-Cup im Herbst erstmals erprobtes Viersatzsystem ein. Jede Begegnung geht über die Distanz von exakt vier Sätzen, die Ergebnisse lauten also 4:0, 3:1 oder 2:2. Das Verhältnis der erzielten Satzresultate und falls notwendig auch der gespielten Punkte wird für die Ermittlung der 16 Gruppensieger herangezogen. Die anschließende Endrunde wird ab dem Achtelfinale im traditionellen K.o.-System über vier Gewinnsätze (‚best of seven‘) ausgerichtet.

Alle Infos, Auslosungen, Ergebnisse des World Cups der Damen und Herren

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Die Ergebnisse der deutschen Gruppen am Montag
Gruppe 16: Nina Mittelham GER – Michelle Bromley AUS 4:0 (8,5,2,6)
Gruppe 11: Dang Qiu GER – Ahmed Saleh EGY 2:2 (-8,3,7,-6)
Gruppe 8: Sabine Winter GER – Hina Hayata JPN 1:3 (-6,-4,8,-10)
Gruppe 2: Benedikt Duda GER – Fan Zhendong CHN 0:4 (-1,-9,-12,9)
Gruppe 3: Wang Yidi CHN – Doo Hoi Kem HKG 3:1 (4,-8,5,4)

Die Spiele der deutschen Gruppen am Dienstag
Gruppe 2: Benedikt Duda GER – Wong Chun Ting HKG
Gruppe 3: Xiaona Shan GER – Doo Hoi Kem HKG
Gruppe 8: Sabine Winter GER – Elizabeta Samara ROU
Gruppe 11: Shunsuke Togami JPN – Ahmed Saleh EGY
Gruppe 16: Sofia Polcanova AUT – Michelle Bromley JPN

Die Spiele der deutschen Gruppen am Mittwoch
Gruppe 2: Fan Zhendong CHN – Wong Chun Ting HKG
Gruppe 3: Xiaona Shan GER – Wang Yidi CHN
Gruppe 8: Hina Hayata JPN – Elizabeta Samara ROU
Gruppe 11: Dang Qiu GER – Shunsuke Togami JPN
Gruppe 16: Nina Mittelham GER – Sofia Polcanova AUT

Die Gruppeneinteilungen der Deutschen
Herren

Gruppe 2: Fan Zhendong CHN, Wong Chun Ting HKG, Benedikt Duda GER
Duda – Fan 0:4 (-1,-9,-12,9)
Duda – Wong
Fan – Wong
Gruppe 11: Dang Qiu GER, Shunsuke Togami JPN, Ahmed Saleh EGY
Qiu – Saleh 2:2 (-8,3,7,-6)
Togami – Saleh
Qiu – Togami
Damen
Gruppe 3:
Wang Yidi CHN, Xiaona Shan GER, Doo Hoi Kem HKG
Wang – Doo 3:1 (4,-8,5,4)
Shan – Wang
Shan – Doo
Gruppe 8:  Hina Hayata JPN, Elizabeta Samara ROU, Sabine Winter GER
Winter – Hayata 1:3 (-6,-4,8,-10)
Winter – Samara
Hayata – Samara
Gruppe 16: Nina Mittelham GER, Sofia Polcanova AUT, Michelle Bromley AUS
Mittelham – Bromley 4:0 (8,5,2,6)
Polcanova – Bromley
Mittelham – Polcanova

World Cup der Damen und Herren in Macau (15. bis 21. April)

Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Herren
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Trainer
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapeutin
Annette Zischka (Olympiastützpunkt Hessen)

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