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FÜNF DEUTSCHE SIEGE ZUM AUFTAKT, ABER SCHMERZHAFTES AUS FÜR NINA MITTELHAM

WTT Singapore Smash (7. bis 17. März)

(c) DTTB

SINGAPUR.  Der erste Hauptrundentag des mit 1,5 Millionen US-Dollar dotierten WTT Singapore Smash (7. bis 17. März) endete für die deutschen Tischtennis-Asse mit fünf Siegen. Getrübt wurde die Bilanz der starken Auftritte von Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm), Patrick Franziska (Saarbrücken), Benedikt Duda (Bergneustadt), Xiaona Shan (Berlin) und Sabine Winter (Dachau) jedoch durch das gleichermaßen unerwartete wie vermeidbare Ausscheiden der Berlinerin Nina Mittelham, die damit Ruwen Filus (Fulda) Gesellschaft leistet. Zwei Düsseldorfer waren heute noch spielfrei und bestreiten erst am Montag ihre Auftakteinzel: Der Weltranglistenzehnte Dang Qiu trifft um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) auf den Dänen Anders Lind. Rekordeuropameister Timo Boll wird um 14.20 Uhr von Lokalmatador Chew Zhe Yu Clarenc (Singapur) herausgefordert. Die Begegnungen um den Einzug in das Achtelfinale werden am Dienstag und Mittwoch ausgetragen.

Dimitrij Ovtcharov nimmt Auftakthürde Pucar mit Bravour

Tomislav Pucar zählt nicht zu den Lieblingsgegnern von Dimitrij Ovtcharov. Zu den Fähigkeiten des hochgewachsenen Kroaten zählen eine starke Rückhand und die Kunst, sich zäh an einem Gegner festzubeißen und in der Folge auch weitaus höher in der Weltrangliste eingestufte Kontrahenten zu Fall zu bringen. Auch der olympische Rekordmedaillengewinner bekam die Qualitäten Pucars in der Vergangenheit bereits zu seinem Nachteil zu spüren: Zweimal, 2019 in Budapest und 2023 in Durban, unterlag der Weltranglisten-15. bei Weltmeisterschaften.

In der ersten Runde des Singapore Smash behielt jedoch diesmal der Neu-Ulmer standesgemäß mit 3:1 die Oberhand. Ovtcharov trumpfte stark auf und erspielte sich immer wieder Führungen, in der Endphase allerdings waren auch die ersten drei Sätze aber jeweils heiß umkämpft. Die entscheidenden Punkte allerdings markierte der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Sieg. Ein Erstrundenmatch ist immer sehr schwer und Pucar hat viel Selbstvertrauen gegen mich, nachdem er bereits einige wichtige direkte Duelle gewonnen hatte. Auch diesmal wieder war es ein enges Spiel. Obwohl ich den meisten Sätzen geführt habe, ist er am Ende immer wieder gut herangekommen.“ Ovtcharovs Gegner in der Runde der besten 32 Spieler wird der Taiwanese Feng Yi-Hsin sein, der in der TTBL für Grenzau spielt und heute ohne Satzverlust den Kroaten Filip Zeljko besiegte. Ovtcharov weiß: „Feng Yi-Hsin hatte zuletzt international nicht so viele Einsätze. Er spielt aber sehr gut und ist nicht zu unterschätzen. Meine Zielsetzung ist es, das Achtelfinale zu erreichen.“

Benedikt Duda: „Bin einfach froh, dass ich gewonnen habe“

Mit einer starken Leistung ist Benedikt Duda in die Runde der besten 32 eingezogen. Der Bergneustädter besiegte den European-Games-Finalisten Marcos Freitas vollkommen verdient in fünf Sätzen. Es war der dritte Sieg in Folge für den Deutschen im insgesamt achten Duell mit dem Portugiesen. Duda hatte sogar kurzzeitig einen 3:0-Erfolg vor Augen, nachdem er im dritten Durchgang einen 2:7-Rückstand in eine 9:7-Führung ummünzte. Doch die nächsten vier Punkte gingen ebenso wie der folgende Durchgang an die Nummer 19 der Welt. Im Entscheidungssatz allerdings übernahm Duda von Beginn an die Kontrolle und freute sich über seinen glatten 11:6-Erfolg: „Am Anfang war das Match etwas zerfahren, weil wir bisher alle nur sehr wenig in der Halle trainieren konnten. Ich habe mich heute aber gut bewegt und mir Vorteile verschafft. Im zweiten Satz wurde es nach 9:2 für mich noch einmal sehr eng, dafür hätte ich den dritten nach 2:7 fast noch gewonnen und aus meiner 9:7-Führung auch ein 3:0 machen können. Gegen Marcos, der nie aufgibt, ist es aber immer ein harter Kampf und ich bin einfach froh, dass ich dieses wichtige Match gewonnen habe.“ Der Deutsche Meister des Jahres 2021 spielt nun am Dienstag oder Mittwoch gegen den Weltranglistenfünften Liang Jingkun (China) um den Einzug in das Achtelfinale.

Patrick Franziska hält Gauzy in fünf Sätzen in Schach

Patrick Franziska hingegen bekommt es in der gleichen Runde mit Olympiasieger Ma Long zu tun, der sich gegen Frankreichs Jungstar Alexis Lebrun mit 3:1 behauptete. Der Saarbrücker Franziska behielt heute in fünf Sätzen die Oberhand über Lebruns Nationalmannschaftskollegen Simon Gauzy. Ähnlich wie Duda musste auch der Europe-Top-16-Sieger von 2021 gegen den Team-WM-Zweiten nach einer 2:0-Führung den Ausgleich hinnehmen, setzte sich aber im fünften Durchgang deutlich mit 11:5 durch. Das achte internationale Duell der Nummern 25 und 27 der Welt endete damit zum sechsten Mal zugunsten des Deutschen.

Patrick Franziska zeigte sich nach dem Match zufrieden: „Ich bin sehr happy, dass ich gewonnen habe. Wir haben mittlerweile echt häufig gegeneinander gespielt, auch in der TTBL. International hatte ich das letzte Duell 2023 im Oman verloren. Ich habe bis zu meiner 2:0-Führung stark begonnnen. Dann wurde er immer besser und ich passiver. Gut, dass ich ruhig geblieben bin und im fünften Satz wieder mein eigenes Spiel gefunden habe. Die erste Runde ist immer sehr schwer, deshalb bin ich wirklich sehr zufrieden mit meinem Sieg.“

Sabine Winter hofft auf zweiten Auftritt in der Infinity Arena

Sabine Winter hat einen Wunsch. Die Dachauerin würde gerne im Turnierverlauf ein weiteres Mal in der hochmodernen Infinity Arena antreten. Die Spiele auf dem Center Court des Singapore Smash werden von einger spektakulären Lichtschau begleitet, außerdem sind hier im Gegensatz zur Spielhalle zwei die Ränge mit Zuschauern gefüllt. Ihren Teil zur Realisierung ihres Wunsches hat Sabine Winter heute bereits erfüllt. Sie setzte sich bei ihrem ersten Auftritt an Tisch 1 gegen Lokalmatadorin Wong Xin Ru in vier Sätzen durch und geriet trotz des verlorenen zweiten Durchgangs nicht in ernsthafte Gefahr.

Die EM-Dritte und Deutsche Meisterin blieb gegen die von den Zuschauern angefeuerte Lokalmatadorin allerdings auch stets wachsam: „Es war ein recht sicherer Sieg. Aber die Anspannung ist natürlich immer da, vor allem nach dem verlorenen zweiten Satz. Das fand ich etwas ärgerlich, denn ich habe viele leichte Bälle liegengelassen und einige schlechte Platzierungen gespielt. Beim Modus ‚best of five‘ kann so etwas schnell bestraft werden. Ich bin jedoch ruhig geblieben und habe dann glücklicherweise auch angefangen, immer besser zu spielen. Am Ende war das eine sehr vernünftige Leistung.“ Von der Atmosphäre war Winter angetan: „Auf dem Center Court zu spielen ist schön. Es waren einige Zuschauer da, die waren natürlich zum größten Teil gegen mich. Aber vereinzelt habe ich auch paar Winter-Anfeuerungen wahrgenommen.“ In der Runde der besten 32 wartet nach einem freien Montag die Weltranglisten-15. Joo Cheonhui (Südkorea) auf die 31-jährige Bayerin. 

Xiaona Shan: „Das war heute ein ganz wichtiger Sieg“

Die Berlinerin Xiaona Shan löste heute ihre Aufgabe gegen Lokalmatadorin Zeng Jian in fünf Sätzen. Die EM-Dritte von München musste zwar auf dem Center Court gegen Singapurs Lokalmatadorin einen 0:1- und 1:2-Rückstand aufholen, geriet in der Zitterpartie aber zumindest im mit 11:6 gewonnenen Entscheidungssatz nicht mehr wirklich in Bedrängnis.

Shan, in den vergangenen Wochen nicht zufrieden mit ihrer Form, fiel nach dem Sieg eine Last von den Schultern: „Für mich war das heute ein ganz wichtiger Sieg, nachdem ich in der letzten Zeit ohne Selbstvertrauen und ohne Plan gespielt habe. Aus diesem Tief muss ich mich selbst befreien, damit langsam Richtung Olympia die Formkurve wieder nach oben geht. Heute hatte ich zwar Probleme mit meinem hochgeworfenen Aufschlag, weil mich das grelle Hallenlicht oft blendete, dafür aber war ich ganz gut im Kopf. Nach dem Time Out im vierten Satz habe ich anschließend auch wirklich gut gespielt. Darüber freue ich mich total.“ Gegnerin der Deutschen beim Kampf um den Einzug in das Achtelfinale ist die Weltmeisterin des Jahres 2021, Wang Manyu (China). Xiaona Shan blickt voraus: „Ich mache mir einfach gar nicht viele Gedanken. Sie ist der Favorit. Ich will einfach konzentriert gegen sie ein gutes Match zeigen.“

Verunsicherte Nina Mittelham spielt ohne Selbstvertrauen

Der Singapore Smash begann am Morgen mit einer unnötigen Niederlage von Nina Mittelham gegen Jieni Shao. Die EM-Zweite beherrschte die Partie gegen die Portugiesin zweieinhalb Sätze lang, verlor jedoch den dritten Durchgang nach einem nicht genutzten Matchball durch einen Fehlaufschlag mit 10:12. In der Folge nutzte die Südeuropäerin das Momentum gegen die Weltranglisten-16. Die verunsicherte Mittelham wandelte im Entscheidungssatz einen 1:3-Rückstand zwar noch einmal in eine 7:4-Führung um, verbuchte aber anschließend keinen Punktgewinn mehr. Wie groß Mittelhams Frust über die vermeidbare Niederlage war, drückte sich beim Verlassen der Box durch einen Tritt gegen eine der Spielfeldumrandungen aus. Zuvor hatte die 27-jährige Berlinerin nach ihrem Fehlaufschlag in der Verlängerung des dritten Satzes die gelbe Karte gesehen, als sie ihrem Schläger verärgert auf die Tischoberfläche warf.

Grund für so ungewöhnlich viel Emotion war die hohe Verunsicherung, die bei der sonst so ruhigen Deutschen mit zunehmendem Spielverlauf immer mehr Raum einnahm: „Ich habe mich generell eigentlich gut gefühlt. Ich hatte dann aber im Spiel tierisch Probleme mit den Bällen, die keine gute Qualität hatten. Jeder war komplett anders. Dadurch hatte ich kein Selbstvertrauen, konnte keinen richtigen Aufschlag machen.“ Mittelham weiß aber auch: „Klar hatte ich eine 2:0-Führung und 10:9. Da muss ich das Ding eigentlich nach Hause bringen. Aber am Ende war ich maximal verunsichert und habe keinen Ball mehr auf den Tisch gespielt. Von daher geht das vom Ergebnis her schon in Ordnung, denn meine Gegnerin hat immer an den Sieg geglaubt. Ich hingegen hatte nach dem Verlust des dritten Satzes innerlich das Gefühl, dass ich trotz meiner 2:1-Führung schon verloren hatte. Das sollte nicht passieren, aber so ist das leider manchmal.“ Beendet ist der Singapore Smash für Nina Mittelham noch nicht. Im Mixed trifft sie am Dienstag im Achtelfinale zusammen mit Europameister Dang Qiu auf die Österreicher Robert Gardos/Sofia Polcanova.

Ruwen Filus: „Zu viele eigene Fehler produziert“

Beendet ist das Turnier jedoch für Ruwen Filus. Das angriffsstarke Abwehrass aus Fulda-Maberzell zwang den Weltranglistenneunten Tomokazu Harimoto zwar immer wieder in lange Ballwechsel. Am Ende jedoch blieb der 36-Jährige, der sich den Gewinn des zweiten Satzes sichern konnte, gegen den favorisierten Japaner ohne wirkliche Siegchance. Im vierten Durchgang sah es bei einer 6:3-Führung zwar kurzfristig danach aus, als könne Filus das Match noch ausgleichen, in den nächsten acht Ballwechseln gelang dem Hessen jedoch kein Punktgewinn mehr. Filus war nicht zufrieden mit seiner Leistung: „Ich bin etwas enttäuscht, weil es kein gutes Spiel von mir war. Ich dachte nach dem zweiten Satz, dass ich meinen Rhythmus gefunden hätte, doch das Gefühl hielt leider nicht lange an. Im letzten Satz habe ich bei einer 6:3-Führung zu viele eigene Fehler produziert. Nachdem ich zuletzt in der TTBL gut gespielt habe, war das heute insgesamt zu wenig, außerdem war ich innerlich zu negativ. Deshalb hat Harimoto verdient gewonnen.“

Der Singapore Smash im Livestreaming

Das Hauptturnier an Tisch 1 (Infinity Court) beim kostenpflichtigen Livestreaming-Anbieter DYN (10. bis 17. März)

Die Tische zwei bis vier im Livestream auf YouTube (7. bis 17. März)

Live-Ticker und alle Ergebnisse des Singapore Smash

Auslosungen, Ergebnisse und weitere Infos auf der WTT-Veranstaltungsseite

Die Ergebnisse der Deutschen am Sonntag (10. März)

Damen-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Nina Mittelham GER – Jieni Shao POR 2:3 (7,7,-10,-9,-7)
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Ruwen Filus GER – Tomokazu Harimoto JPN 1:3 (-9,8,-8,-6)
Benedikt Duda GER – Marcos Freitas POR 3:2 (9,9,-9,-6,6)
Patrick Franziska GER – Simon Gauzy FRA 3:2 (8,3,-7,-5,5)
Dimitrij Ovtcharov GER – Tomislav Pucar CRO 3:1 (12,-9,10,8)
Damen-Einzel, 1. Runde (beste 64)
Sabine Winter GER – Wong Xin Ru SGP 3:1 (8,-8,3,8)
Xiaona Shan GER – Zeng Jian SGP 3:2 (-6,9,-9,8,6)

Die Spiele an den nächsten Tagen

Montag (11. März)
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 64)

Dang Qiu GER –  Anders Lind DEN 8 Uhr, Tisch 2
Timo Boll GER – Chew Zhe Yu Clarence SGP 14.20 Uhr, Tisch 1

Dienstag (12. März)
Mixed, Achtelfinale

Dang Qiu/Nina Mittelham GER – Robert Gardos/Sofia Polcanova AUT

Dienstag oder Mittwoch (12./13. März)
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)

Dimitrij Ovtcharov GER – Feng Yi-Hsin TPE
Patrick Franziska GER – Ma Long CHN
Benedikt Duda GER – Liang Jingkun CHN
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Sabine Winter GER – Joo Cheonhui KOR
Xiaona Shan GER – Wang Manyu SGP
Damen-Doppel (beste 24)
Xiaona Shan/Sabine Winter GER – Suthasini Sawettabut/Orawan Paranang THA

Mittwoch (13. März)
Herren-Doppel (beste 24)

Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov GER – Chuang Chih-Yuan/Kao Cheng-Jui TPE oder Martin Allegro/Adrien Rassenfosse BEL

Auslosungen und Ergebnisse

Auslosungen, Ergebnisse und weitere Infos auf der WTT-Veranstaltungsseite

Das Aufgebot des DTTB beim Singapore Smash (7. bis 17. März)

Damen-Einzel
Hauptfeld (ab 10. März): Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Qualifikation (ab 7.März): Franziska Schreiner (TSV Langstadt), Yuan Wan (TTC Weinheim)
Herren-Einzel
Hauptfeld (ab 10. März): Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Doppel-Wettbewerbe
Damen-Doppel (ab 11. März): Xiaona Shan/Sabine Winter
Herren-Doppel (ab 11.März): Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Mixed (ab 10. März): Dang Qiu/Nina Mittelham
Betreuerteam
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Cheftrainer DTTB Düsseldorf), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)

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