BUSAN. Timo Boll hat eine Entzündung der Regenbogenhaut im rechten Auge. Der Rekord-Europameister wird daher nicht im ersten Gruppenspiel der Team-WM in Busan am morgigen Freitag Deutschlands Herren gegen die USA (9 Uhr MEZ) verstärken können. „Wir hoffen, dass er noch nachfliegen kann“, sagt DTTB-Sportdirektor Richard Prause. „Wir schauen, was morgen bei dem Arztbesuch herauskommt.“ Boll war zu Wochenbeginn kurzfristig nicht mit dem Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf nach Südkorea gereist und ist in Deutschland in Behandlung.
Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Werden konzentriert in unser erstes Match gehen“
Kurz vor dem Start der Tischtennis-Weltmeisterschaften in Busan (16. bis 25. Februar ändert die zweite schlechte Nachricht innerhalb von wenigen Tagen – am Montag war Dimitrij Ovtcharov in Deutschland die komplette WM-Ausrüstung bei der Zuganreise zum Abflughafen entwendet worden – jedoch nichts am Optimismus von Bundestrainer Jörg Roßkopf vor dem Spiel gegen die Amerikaner: „Unsere Jungs kennen die meisten unserer Gegner nicht gut. Das ändert jedoch nichts daran, dass wir als Favorit in das Spiel gehen und diese Begegnung auch gewinnen wollen. Wir werden sehr fokussiert sein.“
Nach dem Auftakt gegen die USA warten am Samstag in der Gruppe B Saudi-Arabien (12 Uhr), am Sonntag Kasachstan (5 Uhr) und am Montag um 9 Uhr der stärkste Gruppengegner England auf den hinter China an Position zwei gesetzten Finalisten von Chengdu 2022. Nochmals Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Wir sind eindeutig der Favorit in unserer Gruppe. Die Spiele in der Vorrunde dienen auch dazu, uns für die Endrunde in die beste Verfassung zu bringen. Wir wollen unbedingt Gruppensieger werden, um auf direktem Weg das Achtelfinale zu erreichen.“ Neben Ovtcharov stehen dem ehemaligen Doppel-Weltmeister Roßkopf in Busan Europameister Dang Qiu, 2021-Europe-Top-16-Sieger Patrick Franziska und der im Dezember mit einem WTT-Titel aus Biella (Italien) zurückgekehrte Benedikt Duda zur Verfügung.
Der nach dem Diebstahl erst gestern Abend in Busan eingetroffene Dimitrij Ovtcharov stand heute gleich zweimal mit seinem neuen Spielmaterial am Tisch. Der olympische Rekordmedaillengewinner spielt normalerweise mindestes ein Jahr mit einem Schläger, bevor er an einen möglichen Wechsel denkt. Das Fazit nach zwei Trainingseinheiten fällt tendenziell positiv aus: „Ich habe ein ganz neues Holz mitgenommen und zwei ältere, die ich während der Bubble in China 2020 gespielt habe. Die habe ich jetzt wieder herausgeholt. Ich habe heute mit Benne und mit Dang trainiert. Heute Morgen hatte ich noch kein so gutes Gefühl, aber am Nachmittag gegen Dang war es schon besser. Das macht mir Mut für die Spiele, die jetzt kommen. Das richtige Gefühl für dein Holz, das du normalerweise nur selten tauschst, gewinnst du erst in den Wettkämpfen und hoffentlich mit Siegen und Selbstvertrauen. Das heute war zumindest ein positiver Start.“
Bundestrainerin Tamara Boros: „Wir sind froh, dass endlich die WM beginnt“
Deutschlands Damen beginnen am Freitag um 12 Uhr deutscher Zeit gegen Polen, das zusammen mit der Slowakei als gefährlichster Kontrahent des Europameisters gilt. Bundestrainerin Tamara Boros muss zwar nicht so kurzfristig einen Ausfall verkraften wie ihr Kollege Jörg Roßkopf. Doch komplett konnte auch das DTTB-Team nicht anreisen, nachdem sich die Weltranglistenneunte Ying Han im Januar einen Achillessehnenabriss zugezogen hatte.
Die ehemalige WM-Dritte Boros visiert jedoch ebenfalls mit ihrer Mannschaft in der Gruppe C den Vorrundensieg sowie den Einzug in das Achtelfinale an. Der erste Gegner Polen wird von Natalia Bajor angeführt, die im Sommer 2023 Vierte bei den European Games wurde und im Februar beim Europe Top 16 in Montreux einen ersten Sieg über die EM-Dritte Xiaona Shan erkämpfte, die dort noch an einer inzwischen ausgeheilten Schulterverletzung laborierte. Tamara Boros sagt: „Das letzte Spiel war kein Maßstab. Nana hat damals nur mit etwa 50 Prozent ihrer normalen Leistung am Tisch gestanden. Wir sind sehr gut vorbereitet und wollen nicht nur unser Auftaktspiel gewinnen, sondern auch Gruppensieger werden.“
Die hinter China und Japan an Position drei gesetzte deutsche Mannschaft, die vor zwei Jahren in Chengdu Bronze gewann, geht mit der zuletzt in glänzender Form spielenden EM-Zweiten Nina Mittelham, Shan, Sabine Winter, der 17 Jahre alten Annett Kaufmann und Yuan Wan bestens vorbereitet in den Wettkampf. Dem Auftakt gegen Polen folgen am Samstag Mexiko (5 Uhr), am Sonntag Nigeria (9 Uhr) und am Montag um 12 Uhr die Slowakei als weitere Vorrundenbegegnungen. Bundestrainerin Tamara Boros ist froh, dass nun endlich das Turnier beginnt: „Wir sind bereits seit drei Tagen hier in Busan, um die Zeitaufstellung optimal zu verarbeiten. Alle fünf Spielerinnen sind bereit und hoch motiviert für diese WM.“
Die Spiele der Deutschen in der Vorrunde
Freitag, 16. Februar
9 Uhr DTTB-Herren – USA (Tisch 5)
12 Uhr DTTB-Damen – Polen (Tisch 4)
Samstag, 17. Februar
12 Uhr DTTB-Herren – Saudi-Arabien (Tisch 3)
5 Uhr DTTB-Damen – Mexiko (Tisch 4)
Sonntag, 18. Februar
5 Uhr DTTB-Herren – Kasachstan (Tisch 8)
9 Uhr DTTB-Damen – Nigeria (Tisch 4)
Montag, 19. Februar
9 Uhr DTTB-Herren – England (Tisch 1)
12 Uhr DTTB-Damen – Slowakei (Tisch 8)
Die Titelverteidiger
Damen
China (Pokal: Corbillon Cup)
2. Japan, 3. Deutschland und Taiwan
Herren
China (Pokal: Swaythling Cup)
2. Deutschland, 3. Südkorea und Japan
Hier finden Sie die Statistiken & Steckbriefe der Weltmeisterschaften
Das Spielsystem
In der Endrunde der Team-Weltmeisterschaften 2024 spielen bei den Herren 40 Mannschaften um den Swaythling Cup. Bei den Damen kämpfen 40 Teams um den Corbillon-Cup.
In einem Mannschaftsspiel werden mindestens 3, maximal 5 Einzel austragen. Mit dem Gewinn des dritten Einzels für eine Nation ist ein Mannschaftskampf beendet.
Die Spielreihenfolge für ein Mannschaftsspiel ist wie folgt festgeschrieben: A vs X, B vs Y, C vs Z, A vs Y, B vs X. Welche Mannschaft die Positionen A, B und C bekleidet und welche X, Y und Z, wird spätestens 30 Minuten vor Matchbeginn ausgelost.
Die 40 Männer- und 40 Damen-Teams wurden auf Basis der Team-Weltrangliste des Monats September in acht Gruppen zu je fünf Mannschaften gelost.
In der ersten Phase des Turniers spielen die Mannschaften in den jeweiligen Gruppen untereinander ‚jeder gegen jeden‘. Insgesamt 24 Teams qualifizieren sich aus der Gruppenphase für die Endrunde, die im K.-o.-System austragen wird. Die acht Gruppensieger haben in dem 32er-Feld zunächst ein Freilos und erreichen direkt das Achtelfinale. Bei der WM wird der dritte Platz nicht ausgespielt: beide Halbfinalisten erhalten Bronze.
Bei den Herren werden die sieben Sieger der einzelnen Gruppen sowie ein Gruppenzweiter auf die acht Setzungspositonen gesetzt bzw. gelost. Die Gewinner der Gruppen 1 und 2 erhalten die Positonen 1 und 32, die Gewinner der Gruppen 3 und 4 werden auf die Positionen 16 oder 17 gelost. Die Gewinner der Gruppen 5, 6, 7 und 8 werden auf die Positionen 8,9, 24 und 25 verteilt. Diese acht Gruppenzweiten werden in die jeweils andere Turnierhälfte der jeweiligen Gruppensieger gelost. Die Gruppendritten werden werden frei zugelost, dürfen aber in der ersten Runde nicht auf ein Team ihrer Vorrundengruppe treffen.
Der Austragungsort
Das Busan Exhibition and Convention Center, gemeinhin als BEXCO bezeichnet, ist ein Kongress- und Ausstellungszentrum in Centum City, Haeundae-gu, Busan, Südkorea. Es verfügt über 46.500 qm Ausstellungsfläche und 53 Tagungsräume. Im Juni 2012 wurde das BEXCO um ein Auditorium mit 4.000 Plätzen und ein neues Ausstellungszentrum erweitert. Im BEXCO fanden bereits zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter Konzerte von koreanischen und internationalen Künstlern wie den Grammy-Preisträgern Michael Bolton, Dr. Dre, Elton John oder auch die Auslosung der Fußball-WM 2002.
Links
- Augenentzündung: Auftakt der Team-WM ohne Boll
- Beklauter Ovtcharov erreicht Busan im zweiten Anlauf
- WM-News auf der Webseite der ITTF
- WM-Informationen auf der WTT-Seite
- Team-WM 2022: Glanzvolle Silbermedaille für begeisternde DTTB-Herren
- Team-WM 2022: DTTB-Damen müssen Japan den Vortritt ins Finale lassen