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17-JÄHRIGE ANNETT KAUFMANN BEZWINGT DIE NR 18 DER WELT

WTT Contender Doha (14. bis 20. Januar) * * * Rekordeuropameister Timo Boll erreicht souverän das Viertelfinale

(c) WTT

DOHA. Die 17 Jahre alte Böblingerin Annett Kaufmann und der 42 Jahre alte Düsseldorfer Timo Boll sind beim mit 80.000 Dollar dotierten WTT Contender Doha (14. bis 20. Januar) in Katar die letzten im Einzelwettbewerb verbliebenen Deutschen. Wenige Stunden nach dem souveränen Einzug des Rekordeuropameisters in die Runde der besten Acht gelang auch der Europameisterin aller Nachwuchs-Altersklassen mit einem überraschenden Sieg über die Weltranglisten-18. Cheng I-Ching (Taiwan) erstmals bei einem Turnier der Contender-Kategorie der Sprung in das Viertelfinale. Im Doppel hat Kaufmann zudem an der Seite von Sabine Winter bereits eine Medaille sicher. Derweil riss beim parallel ausgetragenen WTT Feeder in Corpus Christi (USA) eine phänomenale Serie. Nach 18 Erfolgen in Serie und zwei Feeder-Titeln musste der Mühlhausener im Halbfinale seinem Gegner Kirill Gerassimenko (Kasachstan) gratulieren.

Coole Annett Kaufmann: „Das war eines meiner besten Matches überhaupt“

Mindestens genauso bemerkenswert wie der Sieg der U19-WM-Dritten über eine der etabliertesten Spielerinnen der Welt war die Art und Weise, mit der die Schwäbin ihren Erfolg erzwang. Gegen die ungemein routinierte, kaum leichte Fehler produzierende Taiwanesin spielte Kaufmann von Beginn an temporeiches Powertischtennis, trieb ihre Gegnerin immer wieder von einer Ecke in die andere, um dann selbst mit unerreichbaren Vorhandtopspins oder Rückhandschlägen zu punkten. Obendrein präsentierte sich die Düsseldorf-Feeder-Siegerin von 2023 auch mental von ihrer besten Seite. Kaufmann steckte im Laufe des Spiels den ausgelassenen Satzball im ersten Durchgang ebenso weg wie nach dem Satzausgleich ihre nicht genutzte 9:8-Führung im dritten Satz. Im vierten Durchgang wehrte die hochbegabte Gymnasiastin zudem nach einem 4:7-Rückstand und einer verpassten Chance zum Ausgleich einen Matchball ihrer Gegnerin ab, der frustrierender kaum hätte zustande kommen können. Erst sprang der Rückschlag der Taiwanesin mit einer Netzberührung auf die Seite der Deutschen, dann touchierte die Plastikkugel zusätzlich unerreichbar für Kaufmann die Tischkante. Die 17-Jährige blieb jedoch cool, ließ nicht in ihrer Risikobereitschaft nach und holte sich mit drei beeindruckenden Punktgewinnen in Folge den vierten Durchgang mit 13:11, bevor sie ihrer Gegnerin im Entscheidungssatz mit einem Feuerwerk an punktbringenden Schlägen keine Chance mehr ließ. Kaufmann sagte nach dem umklämpften, aber vollkommen verdienten 10:12, 8:11, 10:12, 13:11 und 11:5-Erfolg: „Ich habe heute sehr gut gespielt und bin total happy, dass ich das Match gewinnen konnte und jetzt im Viertelfinale stehe. Ich glaube, das war eines meiner besten Matches überhaupt. Ich bin sehr, sehr zufrieden.“

Timo Boll vor dem Viertelfinale: „Gegen Lee Sang Su weiß man nie“

Wenige Stunden zuvor hatte Timo Boll gegen Noshad Alamiyan nahtlos an die starke Vorstellung beim gestrigen Turnierauftakt gegen den Weltranglistenzwölfen Jang Woojin (Südkorea) angeknüpft. Der zweimalige World-Cup-Gewinner ließ dem unkonventionell spielenden Iraner beim 11:5, 11:9 und 11:4 nicht den Hauch einer Chance und zeigte sich mit seiner Leistung zufrieden: „Heute war es ziemlich deutlich, ich hatte Noshad gut unter Kontrolle.“ Im Viertelfinale wartet mit dem Südkoreaner Lee Sang Su, der im Achtelfinale Griechenlands Abwehrass Panagiotis Gionis mit 3:1 in Schach hielt, allerdings ein ganz anderes Kaliber. Boll führt in der Statistik des Weltverbands ITTF die direkten Vergleiche gegen den Weltranglisten-26. zwar mit 3:1 an, das letzte Aufeinandertreffen beim WTT Champions Frankfurt ging allerdings an den Asiaten. Der in guter Form spielende Timo Boll blick auf das morgige Match mit der ihm eigenen Gelassenheit: „Gegen Lee Sang Su weiß man nie. Er spielt mit so viel Risiko, dass es meistens eher in seiner Hand liegt, wie der Spielverlauf ist.“

Überzeugendes Duo Kaufmann/Winter hat Bronze bereits sicher

Annett Kaufmann präsentiert sich in Doha nicht nur im Einzel erfolgreich. An der Seite der 14 Jahre älteren EM-Dritten erreichte sie im Doppel die Vorschlussrunde. Einen Tag nach der erfolgreichen WM-Revanche gegen die Taiwanesinnen Cheng I-Ching/Li Yu-Jhun bot das gut harmonisierende Duo heute auch gegen Indiens starke Materialspielerin Manika Batra und deren Partnerin Arshana Girish Kamath eine überzeugende Leistung und geriet bei dem deutlichen 3:1-Erfolg nie in Gefahr. Im Halbfinale am Freitag treffen die Deutschen, die Bronze bereits sicher haben, auf Orawan Paranang und Suthasini Sawettabut aus Thailand. Sabine Winter hofft, im Doppel Revanche für ihre gestrige Einzel-Niederlage gegen Sawettabut nehmen zu können: „Das war heute ziemlich souverän. Wir konnten die Ballwechsel recht kurz halten und oft direkt mit Druck auf den Ball gehen, wodurch das etwas unorthodoxere Noppenspiel von Batra nicht wirklich zur Entfaltung kam. Morgen im Halbfinale werden wir wieder unser Bestes geben. Es wäre natürlich sehr schön, in einem Endspiel zu stehen.“

Ruwen Filus ausgeschieden / Steffen Mengels Serie endet in den USA

Für Ruwen Filus ist hingegen das Turnier beendet. Der Defensivkünstler aus Fulda unterlag dem topgesetzten WTT-Champions-Frankfurt-Gewinner Lin Yun-Ju in Doha in drei Sätzen und konnte dem heute fast fehlerfrei spielenden Taiwanesen nur in Satz eins auf Augenhöhe begegnen.

Beim parallel zum Contender Doha stattfindenden WTT Feeder Corpus Christi in den USA endete derweil am frühen Abend eine imponierende Serie. Der Weltranglisten-69. Steffen Mengel, der sich Ende 2023 mit Feeder-Turniersiegen in Düsseldorf und Vila Nova de Gaia (Portugal) in der Weltrangliste zurück unter die Top 100 katapultiert hatte, musste sich nach 18 Siegen in Folge im Halbfinale dem an Position zwei gesetzten Kasachen Kirill Gerassimenko geschlagen geben. Mengel unterlag der Nummer 47 mit 1:3. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag findet in Corpus Christi dennoch ein Finale mit deutscher Beteiligung statt. Der Grünwettersbacher Ricardo Walther und der Saarbrücker Cedric Meissner spielen um 0.35 Uhr gegen die Chilenen Nicolas Burgos/Gustavo Gomez um Gold.

Die Spiele und Ergebnisse der Deutschen am Donnerstag (WTT Contender Doha)

Damen-Doppel, Viertelfinale
Annett Kaufmann/Sabine Winter GER – Manika Batra/Arshana Girish Kamath IND 3:1 (7,2,-7,4)
Herren-Einzel,  Achtelfinale
Timo Boll GER – Noshad Alamiyan IRI 3:0 (5,9,4)
Ruwen Filus GER – Lin Yun-Ju TPE 0:3 (-9,-7,-3)
Damen-Einzel, Achtelfinale
Annett Kaufmann GER – Cheng I-Ching TPE 3:2 (-10,8,-10,11,5)

Die Spiele der Deutschen am Freitag (WTT Contender Doha)
Damen-Doppel, Halbfinale
Annett Kaufmann/Sabine Winter GER – Orawan Paranang/Suthasini Sawettabut THA
Herren-Einzel,  Viertelfinale
Timo Boll GER – Lee Sang Su KOR
Damen-Einzel, Viertelfinale
Annett Kaufmann GER – Jeon Jihee KOR

Die Spiele der Deutschen am Donnerstag/Nacht zum Freitag (WTT Feeder Corpus Christi)
Halbfinale
Steffen Mengel GER – Kirill Gerassimenko KAZ 1:3 (-9,8,-5,-7)
Herren-Doppel, Finale 
Cedric Meissner /Ricardo Walther GER – Nicolas Burgos/Gustavo Gomez CHI ca. 00.35 Uhr

Zum WTT-Livestreaming auf YouTube

Weitere Informationen und Ergebnisse

Die deutschen Starter beim WTT Contender Doha, Katar (14. bis 20. Januar)
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT). Qualifikation: Kay Stumper (Borussia Düsseldorf)
Damen: Annett Kaufmann (SV Böblingen), Sabine Winter (TSV Dachau)

Die deutschen Starter beim WTT Feeder Corpus Christi, USA (15. bis 18. Januar)

Herren: Cedric Meissner (1. FC Saarbrücken-TT), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach)
Damen: Yuan Wan (TTC Weinheim)
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Weitere Informationen und Ergebnisse

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