DOHA. Beim mit 250.000 Dollar dotierten WTT Star Contender Doha in Katar spielen am Donnerstag vier deutsche Asse um den Einzug in das Achtelfinale, darunter überraschend auch Benedikt Duda. Der eigentlich bereits gestern in der Qualifikation gescheiterte Bergneustädter rückte kurzfristig als Ersatz für den erkrankten Schweden Kristian Karlsson in das Hauptfeld und gewann das kurios zustandegekommene Duell gegen seinen DTTB-Kollegen Timo Boll in fünf Sätzen.
Lucky Loser Duda nutzt die Gunst der Stunde zum ersten Sieg über Boll
Gestern im entscheidenden Qualifikationseinzel gegen den Inder Harmeet Desai bereits ausgeschieden, fand sich Benedikt Duda heute Nachmittag urplötzlich in der Hauptrunde des Star Contender wieder. Der 29 Jahre alte Bergneustädter bekam als Lucky Loser vom Veranstalter World Table Tennis den kurzfristig freigewordenen Platz des erkrankten Schweden Kristian Karlsson zugelost und wurde für alle Beteiligten vollkommen überraschend zum Gegner des von ihm zuvor noch nie bezwungenen Rekordeuropameister Timo Boll. Die Nationalmannschaftskollegen, die sich aus dem Effeff kennen, schenkten sich in ihrem Duell nichts. Erst im fünften Satz konnte sich Duda beim Stand von 4:4 durch sieben Punktgewinne in Folge entscheidend absetzen und behielt mit 17:15, 9:11, 12:10, 9:11 und 11:4 knapp die Oberhand über den durch eine monatelange Verletzung im Jahr 2023 auf Platz 192 der Weltrangliste zurückgefallenen ehemaligen Weltranglistenersten. Timo Boll gratulierte seinem Nationalteamkollegen zu einem verdienten Sieg: „Schade. Es war ein sehr enges Spiel. Benne hat sehr gut gespielt. Im letzten Satz hat er verdient gewonnen.“
Benedikt Duda: „So richtig freuen kann ich mich über den Sieg nicht“
Wirklich freuen konnte sich der Lucky Loser Duda allerdings über seinen Erfolg nicht. Duda schildert die kuriosen Begleitumstände, die zum deutschen Duell führten: „Eigentlich war ich ja in der Quali gegen einen wirklich starken Harmeet Desai ausgeschieden. Heute war ich dann zusammen mit Dang Qiu auf dem Weg zum Training. Timo Boll saß auf dem Weg zu seinem Einzel im gleichen Bus, als er telefonisch darüber informiert wurde, dass Karlsson krankheitsbedingt nicht antreten könne. Wir sind dann alle davon ausgegangen, dass Timo mit einem Walkover automatisch die zweite Runde erreicht und wieder umdrehen könne. Die WTT-Organisatoren haben jedoch entscheiden, dass es einen Lucky Loser geben soll, der zwischen mir und dem Chinesen Yuan Licen zu ermitteln sei – und das Los fiel auf mich. Ich habe dann zwar ein wirklich gutes Spiel gegen Timo gemacht und bin natürlich auch irgendwo froh, das erste Mal gegen ihn gewonnen zu haben, aber so richtig freuen über den Sieg kann ich mich nicht!“ Für den Weltranglisten-43. Benedikt Duda kommt es nun am Donnerstag um 16.35 Uhr zum Aufeinandertreffen mit dem 40 Plätze besser notierten Olympiasieger Ma Long aus China: „Ich versuche aber nun auf jeden Fall, morgen meine Leistung gegen Ma Long nochmal zu steigern.“
Starker Start von Franziska: 3:0 gegen Alexis Lebrun
Einen überaus starken Erstrundenauftritt zeigte Patrick Franziska. Dem Europe-Top-16-Gewinner von 2021 gelang im dritten Vergleich mit dem 20-jährigen Alexis Lebrun der dritte Sieg. Der elf Jahre ältere Saarbrücker setzte sich 11:7, 13:11 und 11:9 gegen den Franzosen durch. Nach souveränem Auftakt sicherte sich der Deutsche mit dem spektakulärsten Punkt des Spiels die 2:0-Führung, wenige Minuten später verwandelte er nach einer 10:6-Führung seinen insgesamt vierten Matchball zum verdienten 3:0-Erfolg und sagte anschließend. „Ich bin sehr zufrieden. Das war ein gutes Spiel von mir. Obwohl Lebrun sehr unkonventionelle Aufschläge hat, fühle mich im Aufschlag-Rückschlag-Spiel gegen ihn ganz wohl. Ich habe ein gutes System gegen ihn entwickelt und war heute auch in den Ballwechseln sehr stark, das hat ihn verunsichert. Für mich war es ein super Start in das Turnier.“ Am Donnerstag um 16 Uhr steht Franziska nun dem Weltranglistenersten Fan Zhendong gegenüber, den er 2019 bei den Australian Open sogar einmal besiegen konnte. Die Gesamtbilanz spricht allerdings mit 5:1 eine deutliche Sprache für den Chinesen. Franziska freut sich auf das Spiel: „Morgen geht es nun zum gefühlt einhundertsten Mal gegen Fan Zhendong. Das Duell wäre mir natürlich zu einem späteren Zeitpunkt im Turnier lieber gewesen, aber schauen wir mal.“
WTT-Finals-Halbfinalist Dang Qiu erstmals gegen Zhou Qihao
Der Weltranglistenneunte Dang Qiu, in der vergangenen Woche Halbfinalist bei den WTT Finals 2023, ist der dritte Deutsche in der zweiten Runde. Der Europameister steht nach einem Freilos am ersten Hauptrundentag am Donnerstag um 12.10 Uhr in seinem Auftakteinzel erstmals dem Chinesen Zhou Qihao gegenüber. Die Nummer 22 der Welt behauptete sich heute Abend deutlich mit 3:0 gegen den Dänen Jonathan Groth.
Ying Han trifft auf Winter-Bezwingerin Jeon Jihee
Die zweimalige Europe-Top-16-Gewinnerin und Weltranglistenachte Ying Han, die heute ebenfalls noch ein Freilos hatte, spielt am Donnerstag um 13.20 Uhr gegen die Weltranglisten-36. Jeon Jihee um den Einzug in das Achtelfinale. Die Begegnung wird alles andere als ein Spaziergang. Das deutsche Abwehrass hat zwar in der Statistik mit 2:1 die Nase vorne, verlor aber das letzte Duell gegen die Südkoreanerin im Dezember 2022 beim WTT Champions Macao mit 1:3.
Sabine Winter haderte mit einer verpassten Chance und ihren Rückschlägen
Jeon Jihee hatte sich heute in Runde eins mit 3:2 gegen EM-Halbfinalistin Sabine Winter durchgesetzt. Die nationale Meisterin der beiden letzten Jahre spielte phasenweise überaus stark und erarbeitete sich zunächst im Entscheidungssatz eine 4:2-Führung, markierte anschließend gegen die WM-Zweite im Doppel aber nur noch einen Punkt. Sabine Winter haderte nach der Niederlage über eine verpasste Chance: „Sie war heute sicherlich die etwas konstantere Spielerin, aber beim 4:2 im fünften Satz hätte ich tatsächlich eine gute Chance, mehr draus zu machen. Da habe ich leider bei zwei, drei Bällen die falsche Plazierung gewählt, obowhl ich bei den Schlägen eigentlich genug Zeit gehabt hätte, es besser zu machen. Das war blöd von mir. Ich hoffe, wenn ich das nächstes Mal eine ähnliche Chance habe, dass ich sie dann auch nutze.“ Vor allem ihre Rückschlagschwäche ärgerte die Dachauerin: „Insgesamt waren mal wieder meine Rückschläge viel zu schlecht, um am Ende gegen eine solch gute Spielerin zu gewinnen. Das ist schon lange eindeutig das Hauptproblem in meinem Spiel. Ich muss dafür eine Lösung finden.“
Xiaona Shan muss verletzt aufgeben
Die schon angeschlagen in Katar eingetroffene Berlinerin Xiaona Shan versuchte zwar Sätze lang gegen die Taiwanesin Chen Szy-Yu ihr Glück, trat dann aber zum dritten Satz verletzungsbedingt nicht mehr an. Die EM-Dritte sagte nach ihrer Aufgabe: „Ich bin schon mit Problemen an Schulter und Nacken angereist, die mich jetzt seit einer Woche begleiten. Im deutschen Pokal am Wochenende in Berlin habe ich es nicht so stark gemerkt. Aber heute konnte ich es schon beim Aufschlag spüren, bei hohen Bällen und vor allem bei der Vorhand. Ich habe gespürt, dass es heute keinen Sinn macht und deshalb habe ich nach dem zweiten Satz leider aufgegeben müssen, was ich gar nicht gerne mache.“
Die Ergebnisse der Deutschen am Mittwoch
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 48)
Dang Qiu GER – Freilos
Patrick Franziska GER – Alexis Lebrun FRA 3:0 (7,11,9)
Timo Boll GER – Benedikt Duda GER 2:3 (-15,9,-10,-9.-4)
(Der in der Qualifikation ausgeschiedene Benedikt Duda rückte kurzfristig für den erkrankten Kristian Karlsson/Schweden in die 1. Runde)
Damen-Einzel, 1. Runde (beste 48)
Ying Han GER – Freilos
Sabine Winter GER – Jeon Jihee KOR 2:3 (-2,8,-3,11,-5)
Xiaona Shan GER – Chen Szu-Yu TPE 0:3 (-7,-14,-)
(Aufgabe sShan nach dem zweiten Satz wegen einer Verletzung im Nacken-Schulter-Bereich)
Die Spiele der Deutschen am Donnerstag
Herren-Einzel, 2, Runde (beste 32)
Dang Qiu GER – Zhou Qihao CHN 12.10 Uhr, Tisch 3
Patrick Franziska GER – Fan Zhendong CHN 16 Uhr, Tisch 4
Benedikt Duda GER – Ma Long CHN 16.35 Uhr, Tisch 1
(Der in der Qualifikation ausgeschiedene Benedikt Duda rückte kurzfristig für Kristian Karlsson/Schweden in die 1. Runde)
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Ying Han GER – Jeon Jihee KOR 13.20 Uhr, Tisch 1
Die deutschen Starter beim WTT Star Contender Doha (8. bis 13. Januar)
Herren: Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Timo Boll (Borussia Düsseldorf). Qualifikation: Benedikt Duda (TTC Bergneustadt), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Damen: Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Trainer: Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
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