DOHA. Dang Qiu hat bei den WTT Finals in Doha seinen fulminanten Start in das neue Jahr fortgesetzt. Der Europameister zog beim Stelldichein der 16 besten Spieler des Jahres 2023 mit einem 3:2-Erfolg über den Weltranglistenvierten Liang Jingkun erstmals in das Halbfinale des mit 340.000 Dollar dotierten Prestigeturniers ein, in dem er nun am Freitagvormittag entweder auf den WM-Zweiten und Vorjahressieger Wang Chuqin (China) oder Dimitrij-Ovtcharov-Bezwinger Tomokazu Harimito (Japan) trifft. Für den Spitzenspieler der Düsseldorfer Borussia war der Erfolg über Liang bei den WTT Finals in Katar bereits der zweite Sieg in Folge über zuvor von ihm noch nicht bezwungene Stars aus dem Reich der Mitte. Im gestrigen Achtelfinale hatte der gebürtige Nürtinger den Weltranglistenneunten und U19-Weltmeister Lin Shidong mit 3:1 in Schach gehalten. Heute um 15 Uhr spielen im Doppel die WM-Dritten Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska gegen die Chinesen Lin Gaoyuan/Lin Shidong ebenfalls um den Einzug in die Vorschlussrunde.
Dang Qiu unbeeindruckt vom Traumstart seines Gegners
Den Auftakt der Viertelfinalpartie allerdings hatte sich Dang Qiu gänzlich anders vorgestellt. Denn zunächst war es Liang Jingkun, der einen Traumstart erwischte, sofort mit 5:0 in Führung ging und sich nach einem nahezu fehlerlosen Auftritt kurz darauf Satz eins mit 11:2 sicherte. Wer jedoch dachte, dieser Rückschlag würde bei dem 27-jährigen Europameister einen folgenschweren Eindruck hinterlassen, der unterschätzt die herausragende mentale Stärke Dang Qius. Der für Borussia Düsseldorf spielende Schwabe reagierte in Satz zwei sofort mit veränderter Taktik, spielte den zweimaligen WM-Dritten noch genauer und aggressiver an und zog auf 8:4 davon, bevor die eindrucksvolle Aufholjagd des Chinesen begann. Bei 9:8 entschied sich Dang Qiu zu seiner Auszeit, die den Rhythmus seines Gegners allerdings nicht entscheidend unterbrach. Nach drei verpassten Chancen des Deutschen zum 1:1 erspielte sich Liang Jingkun sogar einen Satzball zur 2:0-Führung, den der Europe-Top-16-Finalist jedoch spektakulär abzuwehren wusste und sich anschließend mit 14:12 den umkämpften zweiten Durchgang holte. Der längst vollkommen offene und ungemein hochklassige Schlagabtausch brachte dem Asiaten dann zwar noch einmal Vorteile in Durchgang drei (11:6) und zu Beginn des vierten Durchgangs. Doch Dang Qiu, der mit mit ständigen Platzierungswechseln und aggressiven Attacken seinen Gegnern immer wieder in Bedrängnis brachte, gelang nach einem 4:7-Rückstand mit 11:9 der erneutn Satzausgleich, bevor er anschließend vollkommen verdient mit 11:6 den Einzug in das Halbfinale perfekt machte.
„Ich bin happy, dass ich nun bei den Finals unter den besten Vier stehe“
Für den kontinentalen Champion Dang Qiu ist der Einzug in das Halbfinale einer der größten Erfolge in seiner noch jungen internationalen Karriere. Der Düsseldorfer sagte unmittelbar nach seinem Sieg im Halleninterview: „Ich habe heute alles andere als einen Traumstart erwischt. Zwischendurch sah es auch im vierten Satz bei einem 4:7-Rückstand auch kurz danach aus, heute nicht als Sieger vom Tisch zu gehen. Aber best-of-five-Matches gehen sehr schnell, da kann alles passieren. Ich bin sehr happy, dass ich dieses wichtige Spiel gewinnen konnte und nun bei den WTT Finals unter den besten Vier der Welt zu sein. Wer im Halbfinale kommt, ist egal: Wang und Harimoto sind beides sehr starke Spieler, die ja im Vorjahr bei den Finals das Finale bestritten haben.“
Dang Qiu analysierte später seinen ersten Erfolg im dritten Duell mit dem Chinesen: „Insgesamt war es ein etwas zerfahrenes Spiel. Liang hat im ersten Satz praktisch keine Fehler gemacht, ich bin über die Rückhandseite gar nicht durchgekommen. Da brauche ich es nicht mehr versuchen, habe ich mir dann gesagt und dann versucht, viel mit der Rückhand parallel zu spielen. Das ist mir zum Glück dann auch gut gelungen. Ich muss zugeben, dass er im vierten Satz dann eigentlich die Nase vorne hatte, er hat dann aber ein oder zwei Bälle liegen lassen. Mir sind dann zudem ein paar gute Schläge gelungen und das hat ihn sehr verunsichert. Im fünften Satz habe ich direkt zu Beginn taktisch und spielerisch sehr gute Bälle gespielt, die bei ihm Eindruck hinterlassen haben. Bei 9:6 wurde es noch einmal kurz unangenehm, aber dann konnte ich zum Glück den Spieß wieder umdrehen und die beiden nächsten Punkte machen. Am Nachmittag sehe ich mir heute entspannt das Spiel zwischen Wang Chuqin und Harimoto an und bereite mich anschließend auf meinen nächsten Gegner vor.“
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf lobte die Leistung seines Spielers: „Das war wirklich ein super Sieg für Dang. Bei der WM in Houston hatte er schon sehr gut gegen Liang gespielt, damals aber knapp 3:4 verloren. Heute hat er verdient gewonnen und den fünften Satz auch dominiert. Nach dem deutlich verlorenen ersten Satz haben wir taktisch etwas umgestellt, was für den weiteren Verlauf sehr wichtig war. Dang hat das taktisch sehr gut umgesetzt und war heute auch aktiv sehr stark. Wir schauen jetzt in Ruhe, wer im Halbfinale kommt.“
Zu sehen ist das Turnier in Deutschland auf dem YouTube-Kanal des Veranstalters World Table Tennis.
Die Spiele am Mittwoch, 3. Januar
(Spiele gemäß Auslosungsraster)
Die Spiele am Donnerstag, 4. Januar
Viertelfinale Einzel
(Spiele gemäß Auslosungsraster)
Fan Zhendong CHN – Quadri Aruna NIG 3:0 (6,9,4)
Ma Long CHN – Lin Gaoyuan CHN 13 Uhr
Dang Qiu GER – Liang Jingkun CHN 3:2 (-2,12,-6,9,6)
Wang Chuqin CHN – Tomokazu Harimoto JPN 13.40 Uhr
Viertelfinale Doppel
Fan Zhendong/Wang Chuqin CHN – Ho Kwan Kit/Wong Chun Ting HKG 3:1 (4,-11,8,5)
Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov GER – Lin Gaoyuan/Lin Shidong CHN 15 Uhr
Alexis Lebrun/Felix Lebrun FRA – Izaac Quek/Pang Yew En Koen SGP 3:0 (5,8,8)
Shunsuke Togami/Yukiya Uda JPN – Xiang Peng/Yuan Licen CHN 14.20 Uhr
Die Spiele am Freitag, 5. Januar
Halbfinale Einzel
Halbfinale Doppel
Finale Einzel
Finale Doppel
Die deutschen Starter bei den WTT Finals Doha (3. bis 5. Januar)
Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT)
Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
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