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TITEL FÜR LIN YUN-JU UND WANG YIDI

WTT Champions Frankfurt (29. Oktober bis 5. November) * * *  Positive Bilanz der Frankfurter Champions-Premiere

Lin Yun-Ju und Wang Yidi heißen die Gewinner der WTT Champions Frankfurt (c) WTT

FRANKFURT / MAIN.  Lin Yun-Ju und Wang Yidi heißen die Gewinner der ersten Auflage des WTT Champions Frankfurt. Der Olympiavierte aus Chinesisch Taipeh und die Weltranglistenfünfte aus dem Reich der Mitte sicherten sich bei dem 500.000-Dollar-Event in der ausverkauften Süwag Energie ARENA jeweils einen Siegerscheck über 30.000 US-Dollar und, nicht minder von Bedeutung, je 1.000 Weltranglistenpunkte, welche die beiden Hauptdarsteller des Finaltags in der nächsten Notierung des Weltverbands ITTF um einige Plätze nach vorne katapultieren werden. Die Veranstalter zogen eine überaus positive Bilanz des ersten Tischtennis-Top-Events in Deutschland seit den German Open Anfang des Jahres 2020 in Magdeburg.

Champion Lin Yun-Ju setzt gegen Ma Long ein Ausrufezeichen

Es war eher ein Fäustchen als eine Faust, die der als zurückhaltend bekannte Lin Yun-Yu nach einem seiner bislang größten Erfolge zum Zeichen des Sieges für einen kurzen Moment des Triumphes in die Höhe reckte. Die 22 Jahre alte Nummer zwölf der Welt, die in den beiden ersten Runden mit Patrick Franziska (Saarbrücken) und Benedikt Duda (Bergneustadt) zwei deutsche Asse aus dem Turnier geworfen hatte, setzte mit dem Endspiel-Sieg über den als besten Spieler aller Zeiten apostrophierten Weltranglistendritten Ma Long (China) ein kräftiges Ausrufezeichen, nachdem er gestern bereits gegen den WM-Zweiten Wang Chuqin (China) brilliert hatte. Der schüchterne junge Asiate sagte nach seinem ersten Champions-Turnier-Sieg bescheiden: „Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich vorher geglaubt, dass ich dieses Turnier gewinnen kann. Ich freue mich über meinen Sieg gegen Ma Long, aber das war nur ein einzelner Erfolg: Er ist und bleibt der größte Spieler aller Zeiten.“ Der G.O.A.T., der Greatest Of All Time, fand nach fantastischen Leistungen gegen Dimitrij Ovtcharov und den Franzosen Felix Lebrun im Viertel- und Halbfinale am Sonntagnachmittag kein Mittel, um seinen 13 Jahre jüngeren Herausforderer in die Schranken zu weisen, für den er anschließend lobende Worte fand: „Lin Yun-Ju war heute der bessere Spieler vor allem in den entscheidenden Momenten. Er hat die Chancen, die sich ihm geboten haben, gut genutzt. Vor allem in den letzten drei Sätzen, die in die Verlängerung gingen, hat er in den entscheidenden Momenten cleverer gespielt. So ist das auf Top-Niveau: Wenn du einen Fehler machst, wird dein Gegner die Chance nutzen und du wirst in die Passivität gedrängt. Genau das hat Lin Yun-Ju heute besser gemacht als ich.“ Ma Long lobte auch die Zuschauer: „Jedes Mal, wenn ich nach Deutschland komme, spüre ich die großartige Atmosphäre hier. Die Deutschen lieben Tischtennis. Das lässt mich auch besser spielen. Ich habe das Finale zwar verloren, aber dass ich es bis dorthin geschafft habe, war eine gute Leistung. Heute waren viele chinesische Fans in der Halle, die uns angefeuert haben. Das macht mich glücklich.“

Wang Yidi gewinnt das chinesische Duell gegen Wang Manyu

Die Geschichte des Damen-Endspiels der beiden Chinesinnen Wang Yidi und  Wang Manyu ist relativ schnell erzählt. Wang Yidi, am Samstag Siegerin über die Weltmeisterin und Weltranglistenerste Sun Yingsha, setzte sich in vier umkämpften Durchgängen gegen die Weltranglistendritte durch, die nach einer Knie-Verletzung im Halbfinale gegen Hina Hayata (Japan) leicht angeschlagen in das Finale gegangen war. Die Sätze zwei bis vier verliefen komplett ausgelichen, im vierten Durchgang ließ die Weltmeisterin des Jahres 2021 sogar sieben Satzbälle in Folge aus. Doppel-Weltmeisterin Wang Yidi strahlte nach ihrem ersten Champions-Triumph: „Vor vier Jahren habe ich bei den German Open das Finale erreicht und damals auf dem Weg ins Endspiel gegen Wang Manyu gewonnen. Heute habe ich wieder ein Match gegen sie für mich entschieden. Deutschland scheint mein Glücksort zu sein. Es war aber wirklich nicht einfach, das Spiel zu gewinnen. Bei 10:3 hatte ich Champions-Matchbälle. Nachdem Wang Manyu drei Punkte gemacht hatte, habe ich eine Auszeit genommen, aber die hat nicht funktioniert. Ich war plötzlich sehr nervös und lag dann 10:11 hinten. Wang Manyu hat zu diesem Zeitpunkt sehr stark gespielt. Am Ende hatte ich Glück. Mein letzter Punkt war ein Netzball.“

Positive DTTB-Bilanz: „Bei künftigen Veranstaltungen noch mehr Zuschauer anziehen“

Die Verantwortlichen des Veranstalters aus World Table Tennis (WTT), Deutschem Tischtennis-Bund und Tischtennis Marketing Gesellschaft haben aufgrund des Erfolgs der Premierenevents bereits für den November 2024 die Wiederholung an selber Stelle geplant. Das Finalwochenende war an beiden Tagen ausverkauft, insgesamt fanden 21.500 Zuschauer bei dem Acht-Tage-Event den Weg nach Frankfurt-Unterliederbach. DTTB-Präsidentin Claudia Herweg blickte voraus. „Unser Ziel ist, bei den künftigen Veranstaltungen noch mehr Zuschauer anzuziehen. Die Outdoor-Szene hatte während der Pandemie enormen Zulauf. Neben über einer halben Million Vereinsspieler gibt es in Deutschland mehrere Millionen Freizeitspieler, die ein Herz für Tischtennis haben. Die müssen wir für unsere Events aktivieren. Aber auch tischtennisfremde Sportfans sind eine wichtige Zielgruppe.“ Der DTTB hatte gemeinsam mit TMG und WTT neben Social-Media-Kampagnen und Zeitungswerbung eine Vielzahl von Vor-Ort-Terminen in Frankfurt absolviert – von Bühnenpräsenz beim traditionellen Frankfurter Volksfest mit über einer Million Besuchern, dem Museumsuferfest, über Outdoor-Turniere im Rahmen des sechswöchigen Stadt-Sportfestes „Sommer am Main“ bis zum Pop-up-Store mit Spielmöglichkeit für Kunden des Einkaufszentrums Skyline Plaza.

Sportdirektor Richard Prause: „Alle elf Deutschen haben auf ihre Weise überzeugt“

Wir hatten elf Spielerinnen und Spieler am Start, und alle elf haben auf ihre Weise überzeugt, sowohl die Aktiven, die direkt qualifiziert waren, als auch unsere vier Wildcard-Inhaber“, bilanzierte der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Richard Prause. „Wir hatten fünf Deutsche im Achtelfinale, davon mit Dima Ovtcharov einen, der das Viertelfinale erreicht hat. Wäre dies eine WM würde ich sagen: Das haben wir gut gemacht. Und das WTT Champions mit den 32 besten Damen und Herren der Welt ist auf WM-Niveau.“ Die Chinesen seien trotz einiger Ausfälle weiterhin das Maß aller Dinge. „Was dem Rest der Welt bei einem solchen Turnier zurzeit noch fehlt, sind große Titel von Nicht-Chinesen, bestenfalls von Europäern. Lin Yun-Ju ist es nun bereits gelungen.“ Prause weiter: „Wir haben den Tischtennis-Fans in Deutschland, die sich danach gesehnt haben, Tischtennis auf allerhöchstem Niveau zu sehen, ein Top-Event im eigenen Land geboten. Die volle Arena beweist, dass Tischtennis zieht.“

Ein Moment der Wehmut: Petrissa Solja offiziell verabschiedet

Der Finaltag, der mit der Begrüßung durch die Frankfurter Stadträtin Nina Hauck begann, hatte vor Beginn der Endspiele auch noch seinen wehmütigen Moment. Der DTTB nutzte den würdigen Rahmen mit einer ausverkauften Halle, um sich offiziell bei seiner ehemaligen Nationalspielerin Petrissa Solja für viele gemeinsame Jahre im DTTB-Trikot zu bedanken. Solja, die 2021 in Warschau Einzel-Europameisterin wurde, 2017 und 2019 WM-Bronze im Mixed gewann, 2015 Dritte beim World Cup wurde und mit der Damen-Mannschaft als Leistungsträgerin ungezählte Erfolge sammelte, darunter die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio, hatte sich im Herbst des vergangenen Jahres entschieden, ihre aktive Laufbahn zu beenden. Nach der Laudatio von DTTB-Sportdirektor Richard Prause und einem Zusammenschnitt ihrer größten Erfolge auf der Video-Leinwand hätte Petrissa beinahe die Stimme versagt, als sie eine Träne verdrückte und sich beim Publikum bedankte: „Was macht ihr hier nur mit mir?“, fragte sie gerührt. „Dankeschön für eine wunderbare Zeit.“

Die Ergebnisse

Finale Damen-Einzel,

Wang Yidi CHN – Wang Manyu CHN 4:0 (3,11,10,11)

Finale Herren-Einzel

Lin Yin-Ju TPE – Ma Long CHN 4:1 (-7,7,11,10,10)

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