- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

DIMITRIJ OVTCHAROV UND SABINE WINTER SORGEN FÜR PRÄCHTIGE STIMMUNG IN DER Süwag Energie ARENA

WTT Champions Frankfurt (29. Oktober bis 5. November), Tag 1, Runde der besten 32 * * * Timo Boll und Annett Kaufmann ausgeschieden

(c) WTT Champions Frankfurt - Dimitrij Ovtcharov

FRANKFURT/MAIN. Deutschland wird mit mindestens zwei Teilnehmern im Achtelfinale des WTT Champions Frankfurt vertreten sein. Dimitrij Ovtcharov und Sabine Winter gewannen bei dem mit 500.000 US-Dollar dotierten Stelldichein der 32 besten Spielerinnen und Spieler der Welt vor knapp 3.000 Zuschauern ihre Auftaktspiele in der Süwag Energie ARENA. Die Fans erlebten allerdings auch das Aus zweier anderer deutscher Asse. So ist das Prestigeturnier für Timo Boll und Nachwuchstalent Annett Kaufmann bereits nach der ersten Runde beendet. Am Montag und Dienstag können jedoch noch weitere sieben deutsche Spieler die Runde der besten 16 erreichen.

Dima Ovtcharov: „In Deutschland will ich immer gut spielen“

Bei der über drei Tage laufenden Runde der besten 32 sorgte Dimitrij Ovtcharov mit einer kämpferisch und spielerisch starken Leistung für lautstarke Dima-Dima-Anfeuerungschöre auf den Rängen. Der Rekord-Olympiamedaillengewinner hatte zum Auftakt des Turniers mit dem Portugiesen Marcos Freitas einen der aktuell formstärksten Europäer erwischt, präsentierte sich jedoch auf die Minute in bester Verfassung. Am Ende behielt der Spitzenspieler des TTC Neu-Ulm im 14. internationalen Turniervergleich zum 14. Mal die Oberhand, musste für seinen 11:9, 8:11, 11:7 und 11:6-Erfolg jedoch hartnäckigen Widerstand des diesjährigen European-Games-Finalisten brechen. Der Gewinn des ersten Durchgangs nach Rückstand legte für den ehemaligen Weltranglistenersten den Grundstein zum Sieg, gab Ovtcharov anschließend in der Mixedzone zu Protokoll: „Ich war im ersten Satz 7:9 zurück, habe dann 11:9 gewonnen. Das gibt direkt Selbstvertrauen fürs ganze Match. Im zweiten Satz war ich wieder hoch zurück, kam heran und hatte anschließend, obwohl ich den Satz verloren hatte, das Gefühl: Jetzt bist du voll im Match! Im dritten und vierten Satz war ich wirklich noch mal eine Klasse besser als am Anfang und habe am Ende verdient gewonnen.“

Für den Olympiadritten von London und Tokio gab es heute zwei weitere gute Gründe, sich bei jedem Ballwechsel und auch bei Rückständen unermüdlich anzutreiben: „In Deutschland will man natürlich immer besonders gut spielen. Als ich gesehen habe, dass Timo heute verloren hat, hatte ich das Gefühl: Wenn ich heute rausgehe, dann ist das kein guter erster deutscher Tag. Deswegen war es mir wirklich wichtig, heute zu gewinnen. Es ist das erste Großevent in Deutschland seit langer Zeit, und die Halle war direkt voll. Ich spiele immer sehr, sehr gerne in Deutschland, habe viele große Turniere gewonnen. Ich hoffe, dass ich auch hier in Frankfurt an meine Bestleistung anknüpfen kann.“

Zu seinem Achtelfinalspiel muss der World-Cup-Sieger von 2017 am Mittwoch oder Donnerstag an den Tisch. Gegner wird dann entweder sein Nationalmannschaftskollege Ruwen Filus oder der Schwede Mattias Falck sein. Der WM-Zweite von 2019 und Doppel-Weltmeister von 2021 trifft am Montagnachmittag auf den Defensivkünstler aus Fulda.

Sabine Winter: „Schon beim Einmarsch hatte ich richtig Lust auf das Spiel“

Die unweit von der ehemaligen Ballsporthalle in Frankfurt-Höchst in Bad Soden im Taunus geborene Sabine Winter hatte am Vormittag bereits das deutsche Publikum in beste Stimmung versetzt. Die Europameisterschafts-Zweite von München 2022 besiegte im ersten Einzel des Turniers Schwedens Defensivass Linda Bergström. Die auf Rang 37 in der Welt notierte Skandinavierin gestaltete zwar den ersten Durchgang noch offen, am Ende jedoch musste sie die deutliche Überlegenheit der 33 Position hinter ihr platzierten zweimaligen Deutschen Meisterin anerkennen, die sich mit 11:9, 11:8 und 11:4 durchsetzte.

Sabine Winter sagte nach ihrem starken Auftakt: „Schon beim Einmarsch hat man richtig Lust bekommen, hier zu spielen. Als ich hinter dem Vorhang die Musik gehört habe, wusste ich, dass das hier eine gute Stimmung in der Halle ist. Am Anfang hatten wir leider nicht so viele Topballwechsel, sodass die Zuschauer sie nicht ganz so sehr feiern konnten. Trotzdem war die Stimmung von Anfang super, das Publikum stand voll hinter mir und es hat viel Spaß gemacht, zu spielen.“

Warum sie einen ganzen Satz brauchte, bis sie zu ihrer Lockerheit fand, dafür hatte die gebürtige Hessin und Wahl-Bayerin eine plausible Erklärung parat: „Erst mal muss man hier im Turnier ankommen. Ich passiert nicht alle Tage, dass ich vor so vielen Leuten in einer so großen Halle an einem Tisch spiele, vor allem nicht, wenn das Turnier gerade erst losgeht. Bei Deutschen Meisterschaften zum Beispiel spielen wir zuerst an vielen Tischen, die sich nach und nach reduzieren und man kann sich auf die entscheidenden Runden vorbereiten. Hier ist gleich im ersten Spiel der Fokus von allen auf diesem einen Spiel. Das ist schon etwas ganz anderes.“ Im Achtelfinale bekommt es Sabine Winter nun am Mittwoch oder Donnerstag mit Shin Yubin zu tun. Der erst 19 Jahre alte neue Star der Republik Korea spielte sich in diesem Jahr bis auf Rang acht in der Welt vor und besiegte heute Portugals Nummer eins Yu Fu in drei Sätzen.

Enttäuschter Timo Boll lobt die deutschen Fans: „An euch hat es nicht gelegen“

Für den Odenwälder Timo Boll war hingegen der erste Auftritt beim WTT Champions Frankfurt zum Leidwesen seiner Fans auch bereits der letzte. Der Rekord-Europameister, der nach seiner langen Verletzungspause noch nicht ganz bei seiner alten Bestform angekommen ist, unterlag im Duell der ehemaligen WM-Dritten gegen einen furios aufspielenden Lee Sang Su (Republik Korea) mit 6:11, 11:7, 8:11 und 4:11. An der Unterstützung der Zuschauer hatte es heute nicht gemangelt, wie Timo Boll seinen Fans über das Hallenmikrofon noch einmal versicherte: „An euch hat es nicht gelegen. Sonst habe ich immer tolle Partien gegen ihn mit vielen spektakulären Ballwechseln gespielt, aber heute kam leider nicht so viel bei mir zustande. Ich hatte von Anfang nicht die Kreativität und das notwendige Gefühl, habe den Ball viel mit der Kante getroffen, einfache Fehler gemacht. Das war in meinem Kopf drin, und dann hat mir die Lockerheit gefehlt, um gegen einen Gegner zu gewinnen, der gut spielt und viel trifft. Stattdessen habe ich viel mit meinem Spiel und meiner Technik gehadert. Er hat sehr viel mit der Rückhand abgedeckt, selbst aus der Mitte. Tief in die Rückhand zu spielen hat ab und zu gegen ihn funktioniert, aber insgesamt war ich nicht druckvoll genug, kam nicht selbst zu den Topspins oder habe einfache Fehler dabei gemacht. Da bin ich von meinem eigenen Spiel enttäuscht und habe hier zu Hause mehr erwartet.“

Auch wenn der ehemalige Weltranglistenerste mit seiner Leistung sichtlich unzufrieden war, in der Mixedzone vor den Medienvertretern zeigte er sich schon wieder kämpferisch: „Klar ärgert man sich ein jetzt, aber ich bin ein Typ, der schnell wieder in den Alltag kommt, die Niederlage abschüttelt und nach vorne schaut. Es ist noch ein langer Weg zurück zur Bestform. Zum Glück wird nicht morgen für die Olympischen Spiele in Paris nominiert. Sonst würde es für mich nicht so gut aussehen. Ich habe noch ein paar Monate, aber klar: Das war heute keine Empfehlung von mir.“

Annett Kaufmann blieb unter ihren Möglichkeiten

Auch Annett Kaufmann blieb hinter ihren Möglichkeiten zurück, war allerdings auch als Außenseiterin in das Duell mit einer der besten und konstantesten Spielerinnen Europas gegangen. Die erst 17 Jahre Europameisterin aller Jugendklassen, zweimalige Damen-Mannschafts-Europameisterin und Team-WM-Dritte hatte sich dennoch vor heimischem Publikum gegen European-Games-Siegerin Bernadette Szöcz sehr viel vorgenommen, vermochte ihr Ausnahmetalent aber diesmal nur phasenweise anzudeuten. Die mit einer Wildcard des Veranstalters World Table Tennis in das Feld gerutschte Weltranglisten-57. konnte die erfahrene und taktische klug spielende Weltranglisten-13. beim 5:11, 10:12 und 4:11 immerhin im zweiten Durchgang nach einem kampfstark aufgeholten Rückstand in Bedrängnis bringen. Am Ende jedoch war die Fehlerquote der Nummer 56 heute zu hoch: „Ich bin jetzt nicht irgendwie sauer, dass ich jetzt verloren habe. Es ist einfach nur schade, weil ich viele Chancen hatte, die ich nicht nutzen konnte. Ich habe einfach zu viele leichte Fehler gemacht, die man sich auf diesem Niveau nicht leisten kann. Zumindest nehme ich aus dem Turnier wichtige Erfahrung mit. Beispielsweise, wie man mit verschiedenen Situationen umgeht. Ich weiß nun noch besser, woran ich arbeiten muss.“

Nur eine Überraschung in den übrigen acht Begegnungen

In den übrigen acht Partien gab es am ersten Turniertag nur eine Überraschung. Die 19 Jahre alte Französin Prithika Pavade, in der Weltrangliste auf 41 platziert, besiegte in drei Sätzen die Nummer 16, Cheng I-Ching aus Chinese Taipei. In zwei der interessantesten Partien forderten Europäer Chinas Asse heraus. Alexis Lebrun unterlag in einer hochklassigen Begegnung jedoch gegen Liang Jingkun ebenso in vier Sätzen wie der Schwede Truls Möregardh in der Neuauflage des WM-Endspiels von 2021 dem Weltmeister und Weltranglistenersten Fan Zhendong.

Europameister Dang Qiu, Ruwen Filus und Xiaona Shan am Montag

Noch sieben weitere deutsche Asse können das Achtelfinale erreichen, fünf davon gehen am Montag an den Tisch. Gegen 20 Uhr kommt zu einer Neuauflage der letzten beiden kontinentalen Endspiele zwischen Europameister Dang Qiu und Europe-Top-16-Sieger Darko Jorgic (Slowenien). Den zweiten Turniertag eröffnet um 14 Uhr die EM-Dritte Xiaona Shan gegen Japans WM-Dritte Hina Hayata. Gegen 15.45 Uhr stehen sich dann Defensivass Ruwen Filus und Schwedens Mannschafts-Europameister Mattias Falck gegenüber, um den nächsten Achtelfinalgegner Dimitrij Ovtcharovs zu ermitteln. Zum Tagesende stehen ab 20.45 Uhr hintereinander die Duelle zwischen der EM-Zweiten Nina Mittelham und Hana Goda (Ägypten) sowie zwischen Benedikt Duda und dem Dänen Anders Lind auf dem Programm. Am Dienstagabend beschließen dann Europe-Top-16-Siegerin Ying Han und die Monegassin Xiaoxin Yang sowie Patrick Franziska und der Olympiavierte Lin Yun-Ju (Chinesisch-Taipeh) die Begegnungen der Runde der besten 32.

Die Ergebnisse der Runde der besten 32

Sonntag, 29.10: Die Ergebnisse der Nachmittag-Session

Sabine Winter – Linda Bergström SWE 3:0 (9,8,4)
Wang Chuqin CHN – Kao Cheng-Jui TPE 3:0 (6,7,5)
Chen Meng CHN – Suthasini Sawettabut THA 3:0 (4,4,5)
Timo Boll GER – Lee Sang Su KOR 1:3 (-6,7,-8,-4)
Shin Yubin KOR – Fu Yu POR 3:0 (12,7,11)

Lim Jonghoon KOR – Nicholas Lum AUS 3:1 (6,7,-7,5)

Sonntag, 29.10: Die Ergebnisse der Abend-Session

Annett Kaufmann GER – Bernadette Szöcs ROU 0:3 (-5,-10,-4)
Liang Jingkun CHN – Alexis Lebrun FRA 3:1 (-8,7,9,10)
Prithika Pavade FRA – Cheng I-Ching TPE 3:0 (8,6,9)
Dimitrij Ovtcharov GER – Marcos Freitas POR 3:1 (9,-8,7,6)
Jia Nan Yuan FRA – Yangzi Liu AUS 3:0 (4,3,8)
Fan Zhendong CHN – Truls Möregardh SWE 3:1 (10,-11,10,7)

Die weiteren Ansetzungen der Runde der besten 32

Montag, 30.10.: Nachmittag-Session

Xiaona Shan GER – Hina Hayata JPN, 14 Uhr
Liam Pitchford ENG – Hiroto Shinozuka JPN, ca. 14.35 Uhr
Miu Hirano JPN – Miwa Harimoto JPN-Session, ca. 15.10 Uhr
Sun Yingsha CHN – Jeon Jihee KOR ca. 16.20 Uhr

Ruwen Filus GER – Mattias Falck SWE, ca. 15.45 Uhr

Montag, 30.10.: Abend-Session

Simon Gauzy – Felix Lebrun FRA19 Uhr
Elizabeta Samara ROU – Wang Manyu CHN
, ca. 19.35 Uhr
Dang Qiu GER – Darko Jorgic SLO, ca. 20.10 Uhr
Nina Mittelham GER – Hana Goda EGY, ca. 20.45 Uhr

Benedikt Duda GER – Anders Lind DEN, ca. 21.20 Uhr

Dienstag, 31.10.: Nachmittag-Session

Dina Meshreff EGY – Mima Ito JPN, 14 Uhr
Tomokazu Harimoto JPN – Jang Woojin KOR, ca. 14.35 Uhr
Minhyung Jee AUS – Joo Cheonhui KOR ca. 15.10 Uhr
Quadri Aruna NGR – Jonathan Groth DEN, ca. 15.45 Uhr

Manika Batra IND – Doo Hoi Kem HKG, ca. 16.20 Uhr

Dienstag, 31.10.: Abend-Session

Ma Long CHN – Chuang Chih-Yuan TPE,  19 Uhr
Wang Yidi CHN – Sofia Polcanova AUT, ca. 19.35 Uhr
Anton Källberg SWE – Omar Assar EGY
, ca. 20.10 Uhr
Ying Han GER – Xiaoxin Yang MON, ca. 20.45 Uhr
Patrick Franziska GER – Lin Yun-Ju TPE, ca. 21.20 Uhr

Alle Partien werden ohne große Pause direkt im Anschluss aneinander ausgetragen. Daher dienen die angegebenen Beginnzeiten nur der groben Orientierung. Das Turnier wird bis einschließlich Viertelfinale auf drei Gewinnsätze gespielt. Bei Halbfinals und Endspielen geht es auf vier Gewinnsätze.

Event-Steckbrief WTT Champions Frankfurt

  • Datum: 29. Oktober bis 5. November 2023 
  • Ort: Süwag Energie ARENA, Frankfurt am Main, Stadtteil Höchst 
  • Teilnehmende: je 32 Herren und Damen, die je 30 Besten der Weltrangliste plus jeweils 2 Wildcards bei Herren und Damen
  • Modus: Herren- und Damen-Einzel, K.-o.-System ab Runde 1, drei Gewinnsätze von der 32er-Runde bis einschließlich Viertelfinale, vier Gewinnsätze bei Halbfinals und Endspielen
  • Dotierung: insgesamt 500.000 US-Dollar (ca. 473.000 Euro), davon 30.000 Dollar für Sieger und Siegerin sowie je 1.000 Weltranglistenpunkte
  • Online-Tickets bei Reservix

Links

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag