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DIMITRIJ OVTCHAROV UND YING HAN GREIFEN IM EINZEL NACH GOLD

Dimitrij Ovtcharov (c) WTT

ANTALYA. (TUR) Deutschlands Spitzenkräfte Dimitrij Ovtcharov und Ying Han greifen beim mit 75.000 Dollar dotierten WTT Contender Antalya (16. bis 22. Oktober) am Sonntag nach Gold. Nach herausragenden Leistungen im Halb- und Viertelfinale am heutigen Samstag trifft Ovtcharov morgen um 13.45 Uhr im Endspiel auf Frankreichs European-Games-Gewinner Felix Lebrun, eine Dreivierstelstunde zuvor fordert Abwehrass Ying Han die WM-Dritte Hina Hayata heraus. Für das Doppel Benedikt Duda/Patrick Franziska blieb es hingegen heute bei Bronze. Das Duo unterlag im Halbfinale den Südkoreanern An Jaehyun/Lim Jonghoon mit 9:11 im Entscheidungssatz.

Dimitrij Ovtcharov: „Freue mich auf das Finale gegen Felix Lebrun“

Rekord-Olympiamedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov spielt beim WTT Contender Antalya um den Titel im Herren-Einzel. Im Halbfinale besiegte die aktuelle Nummer neun der Welt den 22 Jahre alten Shunsuke Togami dank einer beeindruckenden Vorstellung mit 11:8, 11:9 und 11:8. Zuvor hatte der Weltranglisten-41. aus Japan in der Runde der besten Acht den Saarbrücker Patrick Franziska in drei Sätzen ausgeschaltet. In der umkämpften Dreisatzpartie steigerte Ovtcharov, der in diesem Jahr im Juni beim Contender Lagos bereits das Finale erreicht hatte, seine ohnehin schon gute Leistung in den entscheidenden Momenten und sicherte sich seine drei Satzgewinne mit dominanten Aktionen nach Zwischenständen von 8:8, 9:9 und 7:7.

In welch guter Form sich die ehemalige Nummer eins der Welt spielerisch und mental in diesen Tagen in der Türkei präsentiert, verdeutlicht auch die Tatsache, dass Dimitrij Ovtcharov mit dem Erfolg über Togami und den vorausgegangenen Siegen über Sora Matsushima (Japan) und Eduard Ionescu (Rumänien) in Antalya gleich drei Revanchen gegen Gegner glückten, die ihm in ersten Aufeinandertreffen in diesem Jahr Niederlagen zugefügt hatten. Ovtcharov sagte nach dem Dreisatzerfolg über Togami: „Ich freue mich natürlich, dass mir hier auch die dritte Revanche geglückt ist. Es war zwar ein 3:0, aber es war dennoch ein enges Spiel mit drei umkämpften Sätzen. Ich war aber vor allem jeweils gegen Ende des Satzes gut, habe variabler gespielt. Ich hatte mir vorher etwas überlegt und es lief gut zusammen.“

Ovtcharov strebt auch im Endspiel einen Sieg an

Nach dem hoch verdienten Erfolg über Togami wartet nun am Sonntag um 13.45 Uhr im Finale der seit Monaten in Bestform spielende Felix Lebrun. Der erst 17 Jahre alte Franzose gewann im Sommer die European Games in Krakau im Einzel und arbeitete sich in der Weltrangliste bereits auf Rang 14 vor. Das beidseitig mit unglaublich hoher Geschwindigkeit spielende Penholder-Ass besiegte heute im Halbfinale den Schweden Anton Källberg, nachdem er wenige Stunden zuvor dem Weltranglistenvierten Hugo Calderano (Brasilien) nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte. Dimitrij Ovtcharov bereitet sich auf das Endspiel gezielt vor: „Felix spielt sehr gut in letzter Zeit. Es ist mein erstes Duell gegen ihn. Als Vorbereitung werde ich noch einige Videos über ihn studieren. Ich freue mich auf das Finale und strebe natürlich einen Sieg an.“

Im Viertelfinale hatte sich Ovtcharov am Vormittag in einem Match voller spektakulärer Ballwechsel mit 15:17, 11:3, 9:11, 11:7 und 11:8 gegen die 16 Jahre alte japanische Nachwuchshoffnung Sora Matsushima durchgesetzt. Die hochklasse Partie hätte sogar deutlicher enden können, doch der World-Cup-Sieger von 2017 ließ in Durchgang eins nach aufgeholtem 3:9-Rückstand beim Stand von 11:10 einen Satzball aus. „Bei 11:10 hat er meinen Rückschlag extrem aufgestellt. Das war eigentlich ein hundertprozentiger Punkt, doch ich habe ihm genau auf den Schläger gespielt“, berichtet Ovtcharov: „Es war eigentlich ein sicherer Satzgewinn für mich, dann wäre das Spiel wohl leichter gelaufen. So wurde es ein harter Kampf auf hohem Niveau bis zum knappen Ende im Entscheidungssatz.“

Ying Han fordert im Finale die WM-Dritte Hina Hayata heraus

Die Weltranglistenelfte Ying Han zieht an der türkischen Riviera in beendruckender Manier ihre Kreise. Nach der Taiwanesin Chen Szu-Yu in Runde eins, Indiens Material-Spezialistin Manika Batra im Achtelfinale, Frankreichs 19 Jahre alter Nachwuchshoffnung Prithika Pavade unter den besten Acht blieb am Abend auch die Rumänin Adiana Dioconu ohne einen Satzgewinn gegen die beste Abwehrspielerin der Welt. In den seltenen Momenten, in denen es knapp wurde, wie beispielsweise im Auftaktdurchgang bei 9:9 oder in Satz zwei bei 6:6, spielte die in Diensten des polnischen Champions-League-Siegers KTS Tarnobrzeg stehende Düsseldorferin mit traumwandlerischer Sicherheit ihr bestes Tischtennis. Am Ende setzte sich die Europe-Top-16-Siegerin der beiden letzten Jahre mit 11:9, 11:6 und 11:4 gegen die sich tapfer wehrende, aber dennoch chancenlose Diaconu durch.

Im Endspiel am Sonntag um 13 Uhr steht die Deutsche nun allerdings vor einer immens hohen Hürde. Ihre Gegnerin ist keine Geringere als Hina Hayata, die aktuell beste Nichtchinesin der Welt. Die Weltranglistensechste und Weltmeisterschaftsdritte aus Japan, die in der Vorwoche den Titel beim WTT Contender Muscat im Oman gewann, besiegte im zweiten Halbfinalmatch ihre Nationalmannschaftskollegin Miwa Harimoto mit 3:1. Die Deutsche stand der Japanerin in der Vergangenheit bereits mehrfach gegenüber, siegreich blieb sie jedoch nur einmal bei ihrem Gastspiel für Top Nagoya in der japanischen T-League. Ying Han betrachtet sich im Finale eher als Außenseiterin: „Mein bisher einziger Sieg war sehr knapp. Hayata ist in toller Form und spielt unglaublich gut gegen alle Spielsysteme, vor allem auch gegen Abwehr. Mal sehen, was möglich ist. Unabhängig davon bin ich jetzt bereits mit dem zufrieden, was ich in Antalya erreicht habe. Das ist schon mehr, als ich vor dem Turnier erhofft hatte.“

Patrick Franziska: „Nach einem doofen Fehler komplett den Faden verloren“

Wie einziger Ballwechsel einen bis dahin vollkommen rund laufenden Spiel-Rhythmus unterbrechen kann, dafür ist das Viertelfinal-Match zwischen Patrick Franziska und Shunsuke Togami ein exzellentes Beispiel, allerdings zum Leidwesen des Saarbrückers. Franziska begann den ersten Vergleich der beiden Kontrahenten voller Selbstbewusstein, erspielte sich mit starken Aktionen eine verdiente 6:1-Führung und schien auf dem besten Weg, dem Gewinn des ersten Satzes entgegenzusteuern. Bei 6:1 schlug der Europe-Top-16-Sieger von 2021 auf, nutzte drei Ballwege später die erste sich bietetende Chance zum Angriff. Doch der gefühlvolle, parallele Rückhandtopspin voller Effet, der den 22 Jahre alten Japaner auf dem falschen Fuß erwischt hätte, landete nebem dem Tisch. 6:2 statt 7:1. „Das war ein doofer Fehler“, haderte Patrick Franziska später. Der „doofe Fehler“ zeigte große Wirkung, wie der EM-Dritte von 2018 eingestand: „Anschließend habe ich irgendwie komplett den Faden verloren, während er immer besser wurde.“

Die Geschichte des Spiels endete in drei Sätzen mit 11:9, 11:8 und 11:7 zugunsten des Weltranglisten-42. Togami, der sich in Antalya bislang in bestechender Form zeigt und vor dem Viertelfinale bereits seinen hoch eingeschätzten Landsmann Hiroto Shinozuka (3:1) und Portugals European-Games-Finalisten Marcos Freitas ohne Satzverlust besiegte. Patrick Franziska überzeugte in der Türkei ebenfalls und sicherte sich wertvolle Erfolge über seinen favorisierten Vereinskollegen Darko Jorgic (Slowenien) und den Portugiesen Tiago Apolonia. Aus der Niederlage gegen Togami will Franziska für das nächste Duell der beiden Kontrahenten seine Lehren ziehen: „Er hat auf jeden Aufschlag von mir aggressiv mit einem Bananen-Rückschlag gespielt, was ich nicht so gern mag. Ich habe nach dem 6:1 kein Mittel mehr gefunden, dagegenzuhalten. Wir haben ja das erste Mal gegeneinander gespielt. Ich werde mir das Video vom Spiel jetzt noch einige Male anschauen, um es beim nächsten Aufeinandertreffen besser zu machen.“

Hauchdünne Halbfinal-Niederlage für starkes Duo Duda/Franziska

Eine Woche nach dem Turniersieg des Doppels Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov im Oman hat Franziska an der Seite von Benedikt Duda am Samstagmittag den Einzug in das Endspiel von Antalya nur unglücklich und um Haaresbreite verpasst. Das Duo unterlag im Halbfinale den Südkoreanern An Jaehyun/Lim Jonghoon in einer hochklassigen Auseinandersetzung mit 9:11, 11:8, 7:11, 11:8 und 9:11. Beim Stande von 8:8 im entscheidenden fünften Durchgang war es dreimal Lim Jonghoon, der mit risikoreichen, unerreichbaren Schlägen für die Entscheidung in dem vollkommen ausgeglichenen Duell sorgte. Duda/Franziska bleibt neben der Tatsache, sich mit einer überaus starken Leistung und dem Gewinn der Bronzemedaille aus dem Turnier verabschiedet zu haben, die Genugtuung, den längsten, spektakulärsten und schönsten Ballwechsel des Matches zum 11:8-Satzgewinn im zweiten Durchgang für sich entschieden zu haben.

WTT Champions Frankfurt ab 29. Oktober

Vom 29. Oktober bis zum 5. November geht in Deutschland mit dem WTT Champions Frankfurt einer der Höhepunkt des Tischtennis-Jahres in der Süwag Energie ARENA  über die Bühne. Je 31 Starter in den Feldern der Damen und Herren vor der Vergabe der Wildcards des Veranstalters World Table Tennis fest, darunter bislang neun Deutsche. Bei den Herren Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Patrick Franziska, Benedikt Duda (über Weltrangliste qualifiziert) und Timo Boll (DTTB-Wildcard), bei den Damen Ying Han, Nina Mittelham, Xiaona Shan (über Weltrangliste qualifiziert) und Annett Kaufmann (DTTB-Wildcard).

Die Ergebnisse am Samstag (Auszug)

Herren-Einzel, Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov – Shunsuke Togami JPN 3:0 (8,9,8)
Felix Lebrun FRA – Anton Källberg SWE 3:1 (7,7,-5,6)
Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov – Sora Matsushima JPN 3:2 (-15,3,-9,7,8)
Patrick Franziska – Shunsuke Togami JPN 0:3 (-9,-8,-7)

Damen-Einzel, Halbfinale
Ying Han – Adina Diaconu ROU 3:0 (9,6,4)
Hina Hayata JPN – Miwa Harimoto JPN 3:1 (-4,8,6,7)
Viertelfinale
Ying Han – Prithika Pavade FRA 3:0 (5,6,5)

Herren-Doppel, Halbfinale
Benedikt Duda/Patrick Franziska – An Jaehyun/Lim Jonghoon KOR 2:3 (-9,8,-7,8,-9)

Mixed, Finale
Hina Hayata/Tomokazu Harimoto JPN – Prithika Pavade/Felix Lebrun FRA 3:1 (8,-12,12,8)

Die Finalspiele am Sonntag

Damen-Einzel
Ying Han – Hina Hayata JPN 13 Uhr

Herren-Einzel
Dimitrij Ovtcharov – Felix Lebrun FRA 13.45 Uhr

Damen-Doppel
Adina Diaconu/Maria Xiao ROU/ESP – Oranang Parawang/Suthasini Sawettabut THA 14.30 Uhr

Herren-Doppel
An Jaehyun/Lim Jonghoon KOR – Nandor Ecseki/Bence Majoros HUN 15.15 Uhr

Links

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Contender Antalya, Türkei

Hauptfeld: 19.-22. Oktober
Qualifikation: 16.-18. Oktober
Dotierung: 75.000 Dollar

Damen-Einzel
Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren-Einzel
Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell). Qualifikation: Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Patrick Franziska
Trainer
Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Auslosung/Ergebnisse/Infos WTT Contender Antalya (16.-22. Oktober)

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