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TIMO BOLL UND DIMA OVTCHAROV UNTERLIEGEN CHINAS ASSEN IM ACHTELFINALE KNAPP

WTT Star Contender in Lanzhou und WTT Feeder in Stockholm * * * Xiaona Shan will ins Einzel-Finale / Mixed-Silber für Franziska Schreiner 

(c) WTT

LANZHOU / STOCKHOLM. (SWD) Beim mit 250.000 Dollar dotierten WTT Star Contender in Lanzhou in China haben der Düsseldorfer Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm) mit starken Leistungen das Achtelfinale erreicht, scheiterten aber heute im Achtelfinale an Assen aus dem Reich der Mitte. Beim WTT Feeder Stockholm in Schweden kann die Berlinerin Xiaona Shan am Samstag noch das gleichen Tag stattfindende Einzel-Finale erreichen. Im Mixed-Wettbewerb schrammte Franziska Schreiner (Langstadt) nur knapp an der Goldmedaille vorbei.

Enttäuschter Dimitrij Ovtcharov lässt gute Chance aus 

Knapp vier Monate nach der Niederlage im Finale des WTT Contender Lagos in Nigeria zog Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm) auch im zweiten Vergleich mit dem Weltranglisten-23. Zhou Qihao den Kürzeren. Der Olympiadritte unterlag beim WTT Star Contender Lhanzou dem 26 Jahre alten Chinesen in einer hoch attraktiven Partie mit vielen sehenswerten Ballwechseln mit 11:8, 13:15, 7:11 und 11:13. Ovtcharov, der im September zugunsten eines notwendigen, mehrwöchigen Trainingsaufbaus auf die Teilnahme an der Team-EM in Schweden verzichtet und gestern beim 3:0 gegen den Chinesen Yuan Licen eine überzeugende Vorstellung geboten hatte, zeigte auch gegen Zhou eine gute Leistung. Nach dem gewonnenen ersten Durchgang erarbeitete sich der Deutsche in dem Duell auf Augenhöhe im ausgeglichenen zweiten Satz sowie in Durchgang vier nach einem wettgemachten 7:10-Rückstand jeweils einen weiteren Satzball. Nutzen konnte der World-Cup-Sieger von 2017 seine Chancen, dem Spiel eine andere Richtung zu geben, aber heute nicht.

Der 35-Jährige zeigte sich nach der Niederlage sichtlich enttäuscht: „Das ist schon sehr ärgerlich, ich bin jetzt ziemlich down. Ich habe die letzten Wochen sehr intensiv trainiert – Tischtennis, Athletik und alles andere – und habe micn wirklich in eine gute Form gebracht. Heute in den entscheidenden Momenten, wo ich das Spiel zu meinen Gunsten hätte entscheiden können, habe es ich aber nicht. Ich habe den zweiten Satz immer geführt, einen Satzball gut liegen gehabt zum 2:0. Solche Momente darf man einfach nicht ungenutzt lassen. Die Matches, die ich nach einer 2:0-Führung in meiner Karriere noch verloren habe, kann man wohl sicher an einer Hand abzählen… Danach ist dann das Momentum gekippt, auch wenn ich mich im vierten Satz noch einmal zurückgekämpft und mir einen Satzball erarbeitet habe. Es ist schade, dieses Spiel hätte ich heute gut gewinnnen können. Nun heißt es dran bleiben, kämpfen und dann werden die Ergebnisse auch bald wieder besser werden.“

Timo Boll nach starkem Start vom Weltranglistensiebten Lin Gaoyuan gestoppt

Zuvor hatte Lin Gaoyuan in vier Sätzen den Siegeszug von Timo Boll gestoppt, der am Mittwoch und Donnerstag mit Erfolgen über Südkoreas Abwehrass Kang Dongsoo und Chinas Weltranglisten-25. Xiang Peng eindrucksvoll in das Turnier gestartet war. Im Duell mit dem Weltranglistensiebten, dem im sechsten Vergleich mit Boll sein dritter Sieg gelang, erarbeitete sich der zweimalige World-Cup-Gewinner aus Düsseldorf allerdings durchaus Chancen. Nach dem überzeugenden Start mit 11:4 im ersten Durchgang führte Boll im zweiten Satz noch mit 8:6. Timo Boll haderte anschließend mit der verpassten 2:0-Führung: „Das war schade. Bei meiner 8:6-Führung hat er einige schon fast verzweifelte und unglaublich schwierige Rückhandbälle parallel getroffen.“ 

Im dritten Abschnitt gelang Boll nach einem 3:9- und 8:10-Rückstand noch der 10:10-Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt allerdings hatte Lin Gaoyuan längst zu größerer Sicherheit als zum Auftakt der Partie gefunden, produzierte kaum noch leichte Fehler und sorgte bei dem deutschen Rekordmeister mit einer Aufschlagänderung für Verunsicherung. Boll analysiert: „Er hat sein Service umgestellt, das hat mir unfassbar große Probleme bereitet. Fast alle meine Rückschläge sind über den Tisch hinaus gesegelt. Das war frustrierend. Keine Ahnung, ob es vielleicht an den 1.500 Höhenmetern lag, auf denen wir uns in Lanzhou befinden. Es kam jedenfalls kaum noch zu einem normalen Tischtennisspiel und nur noch zu wenig Ballwechseln.“ 

Der ehemalige Weltranglistenerste Timo Boll, der erstmals nach seiner langen Pause aufgrund einer Schulterverletzung wieder außerhalb von Europa auf die internationale Bühne zurückkehrte, muss trotz seines heutigen Ausscheidens nicht unzufrieden die Heimreise nach Deutschland antreten. In Lanzhou bewies der zweimalige WM-Dritte vor allem beim Sieg über den ehemaligen Jugend-Weltmeister Xiang Peng und über weite Strecken gegen Lin Gaoyuan, dass seine Formkurve mit zunehmender Anzahl an Duellen gegen Weltklassespieler weiter kontinuierlich nach oben zeigt.

Matchball für das starke Mixed Franziska Schreiner/Eric Jouti

Bei Turnieren des Veranstalters World Table Tennis (WTT) ist der Name von Franziska Schreiner zumeist auch in den Meldelisten für den Mixed- oder den Doppel-Wettbewerb vertreten. Während manche Kolleginnen und Kollegen zugunsten der Konzentration auf das Einzelturnier auf das gemischte oder gleichgeschlechtliche Doppel verzichten, geht die 21-Jährige Bundesligaspielerin des TSV Langstadt bewusst einen anderen Weg: „Die WTT-Turniere werden alle im K.-o.-System ausgetragen. Manchmal verliert man schon früh im Einzel, das finde ich unbefriedigend. Das Mixed und das Doppel sehe ich deshalb für mich als gute Gelegenheit, um für meine sportliche Entwicklung zusätzliche wichtige internationale Matchpraxis zu sammeln.“

Beim WTT Feeder Stockholm ging die sportliche Rechnung der Hessin besonders gut auf, die als bisher größten Einzelerfolg im Jahr 2022 das Finale bei den U21-Europameisterschaften erreichte. Zusammen mit dem Brasilianer Eric Jouti zog die Angriffspielerin durch einen Sieg über starken Türken Sibel Altinkaya/Ibrahim Gündüzin, die Schwedens Superstar Truls Möregardh und Christina Källberg aus dem Titelrennen geworfen hatten, am Vormittag in das Endspiel ein. Auch im Finale zeigten die Deutsche und der Südamerikaner, die noch zuvor gemeinsam ein Turnier bestritten hatten, nach Auftaktproblemen eine beeindruckend starke Leistung. Schreiner/Jouti leisteten beim 4:11, 4:11, 11:9, 11:9 und 10:12 dem Gastgeber Duo mit dem ehemaligen WM-Zweiten Mattias Falck und Defensivass Linda Bergström nicht nur heftige Gegenwehr, sondern erkämpften sich sogar im Entscheidungssatz nach einem 5:9-Rückstand mit fünf Punktgewinnen in Folge einen Matchball, der allerdings bei einem Topspinschlag nach Berührung der Netzkante knapp in das Aus segelte. Franziska Schreiner war zwar im ersten Moment enttäuscht über die knappe Niederlage, insgesamt jedoch überaus zufrieden mit ihrem Abschneiden im Mixed: „Im Einzel bin ich früh ausgeschieden, da lief es nicht so gut. Aber das Mixed hat sehr gut funktioniert. Im Endspiel waren ganz nah dran am Titel. Aber auch wenn wir nicht gewinnen konnten, sind wir sehr zufrieden mit unserem Abschneiden.“

Steffen Mengel scheitert als dritter Deutscher an Gerassimenko

Kurz bevor am Abend das Duo Schreiner/Jouti zum Mixed-Finale an den Tisch ging, kämpfte Steffen Mengel um den Einzug in die Medaillenränge im Einzel. Der Routinier des Post SV Mühlhausen, der gestern den Belgier Florent Lambiet und den Engländer Tom Jarvis ausschaltete, musste allerdings im Viertelfinale dem Kirill Gerassimenko zu einem Dreisatzerfolg gratulieren. Der in Diensten des SV Werder Bremen stehende Kasache wurde durch seinen 11:7, 11:8 und 11:6-Erfolg über Mengel gleich für drei Deutsche zum Stolperstein: Am Donnerstag hatte Gerassimenko bereits die Team-EM-Silbermedaillengewinner Kay Stumper (Borussia Düsseldorf) und Cedric Meissner (1. FC Saarbrücken-TT) aus dem Turnier befördert. Steffen Mengel war insgesamt mit seinem Abschneiden zufrieden: „Gerassimenko ist ein starker Spieler, der mit Kay und Cedric vor mir bereits zwei Deutsche bezwungen hat, die im Moment in sehr guter Form spielen. Ich habe ein gutes Turnier gespielt, aber er hat heute verdient gewonnen.“

Xiaona Shan mit Rückenproblemen ins Halbfinale

Die seit mehreren Tagen von Rückenschmerzen geplagte Xiaona Shan (ttc berlin eastside) hatte bereits am Vormittag das Halbfinale des Einzel-Wettbewerbs erreicht. Die EM-Dritte bezwang nach ihren gestrigen 3:0-Erfolgen über Isa Cok und Oceane Guisnel mit Stephanie Loeuillette die dritte Französin in Folge, musste sich heute jedoch gegen die in Stockhom in bestechender Form spielende Linkshänderin beim 11:7, 8:11, 11:9 und 11:2-Erfolg vor allem in den ersten drei Durchgängen hart erarbeiten. Xiaona Shan, die zur Erleichterung ihrer Rückenprobleme bereits ihre Matratze zur halbwegs erträglichen Nachtruhe auf den Boden verfrachtete, war zufrieden mit der heutigen Leistung: „Ich bewege mich etwas langsamer als normal, aber spielerisch geht es ganz gut. Gegen meine Gegnerin hatte ich vor sechs Jahren bei der EM in Budapest nur knapp gewonnen, sie spielt ganz gut gegen mein System.“ Am morgigen Schlusstag tritt die Mannschafts-Europameisterin im Halbfinale als klare Favoritin auf die Italienerin Debora Vivarelli. Die Nummer 156 der Welt setzte sich heute gegen die kroatische Abwehrspielerin Ivana Malobabic durch. Xiaona Shan ist optimistisch: „Ich hoffe, dass ich morgen Vormittag gewinnen und dann am Nachmittag um den Titel spielen kann.“

Die Ergebnisse der Deutschen am Freitag

WTT Star Contender Lanzhou

Herren-Einzel, Achtelfinale
Dimitrij Ovtcharov – Zhou Qihao CHN 1:3 (8,-13,-7,-11)
Timo Boll  – Lin Gaoyuan CHN 1:3 (4,-8,-10,-8)

WTT Feeder Stockholm

Mixed, Finale
Franziska Schreiner GER/Eric Jouti BRA – Linda Bergström/Mattias Falck SWE 2:3 (-4,-4,9,9,-10)
Halbfinale
Franziska Schreiner GER/Eric Jouti BRA – Sibel Altinkaya/Ibrahim Gündüz TUR 3:2 (5,-9,-4,9,8)

Herren-Einzel, Viertelfinale
Steffen Mengel – Kirill Gerassimenko KAZ 0:3 (-7,-8,-6)

Damen-Einzel, Viertelfinale
Xiaona Shan – Stephanie Loeuillette FRA 3:1 (7,-8,9,2)

Die Spiele am Samstag

WTT Feeder Stockholm

Damen-Einzel, Halbfinale
Xiaona Shan – Debora Vivarelli ITA 10 Uhr
Sakura Mori JPN – Xia Lian Ni LUX

Finale
17.10 Uhr

Links

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Star Contender Lanzhou, China

Hauptfeld: 4.-8. Oktober
Qualifikation: 2./3. Oktober
Dotierung: 250.000 Dollar

Damen-Einzel
Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel
Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Timo Boll (Borussia Düsseldorf)
Trainer
Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer)

Auslosung/Ergebnisse/Infos WTT Star Contender Lanzhou (2.-8. Oktober)

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Feeder Stockholm, Schweden

Hauptfeld: 4.-7. Oktober
Qualifikation: 2./3. Oktober
Dotierung: 20.000 Dollar
Damen-Einzel
Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Yuan Wan (TTC Weinheim), Chantal Mantz (TSV Langstadt), Franziska Schreiner (TSV Langstadt), Sophia Klee (TTC Weinheim)
Herren-Einzel
Cedric Meissner (1. FC Saarbrücken-TT), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Benno Oehme (TTC OE Bad Homburg), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen)
Damen-Doppel
Chantal Mantz/Yuan Wan
Mixed
Franziska Schreiner/Eric Jouti BRA
Auslosung/Ergebnisse/Infos WTT Feeder Stockholm (2.-7. Oktober)

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