KRAKAU. Der DJ in der Hutnik-Arena von Krakau hatte sich den passenden Gratulationssong zum Mixed-Titel einfallen lassen. James Brown beschreibt in seinem funkigen „I feel good“ den Grund, warum es sich so gut anfühlt: „So good, so good, I got you“, sang die Rhythm-and-Blues-Legende der 1950er- und 1960er-Jahre. Mehr als passend für Nina Mittelham und Dang Qiu, die vor etwas mehr als vier Jahren bei der WM 2019 in Budapest als gemischtes Doppel zueinander gefunden hatten und sich am Montagabend mit einem 3:0-Sieg über die Ungarn Nandor Ecseki/Dora Madarasz neben Gold bei den European Games auch das Mixed-Ticket für die Olympischen Spiele 2024 gesichert haben – die Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund für Paris im kommenden Jahr vorausgesetzt.
Die enttäuschenden Einzel-Niederlagen der beiden Mixed-Europameister von 2021 am Nachmittag waren am Finalabend vergessen. Qiu/Mittelham legten zu Beginnn in allen drei Sätzen los wie die Feuerwehr. Doch vor allem gegen Ende der Durchgänge eins und drei blitzte auf, was die ungarische Links-Rechts-Kombination zum Favoritenschreck bei diesen Europaspielen gemacht hatte. Mit ihrem unerschrockenen und risikoreichen Spiel auch gegen die großen Namen der Szene hatten sie nach den zweifachen EM-Finalisten aus der Slowakei Lubomir Pistej/Barbora Balazova im Viertelfinale die in Polen topgesetzte rumänische Kombination Ovidiu Ionescu/Bernadette Szöcs in der Vorschlussrunde jeweils mit 3:0 ausgeschaltet.
Qiu: „Am Ende sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen, ob du das Olympia-Ticket hast oder nicht“
In Durchgang drei hatten die Deutschen bei 9:10 und 10:11 sogar Satzbälle gegen sich, bevor sie ihren ersten Matchball zum 13:11 verwandelten. „Bei so einem Finale geht es um die knappen Sätze. Wir wissen beide, wie wichtig jeder Satz, jeder Punkt ist“, erklärte der 26-jährige amtierende Einzel-Europameister Dang Qiu. „Wir waren im ersten Satz 7:5 vorne, dann stand es 7:9, und wir haben zu neun gewonnen. Im letzten Satz waren wir auch fast die ganze Zeit vorne. Dann haben wir plötzlich zwei Satzbälle gegen uns. Am Ende sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen, ob du das Olympia-Ticket hast oder nicht. Da ist der Sport leider brutal.“
Die gleichaltrige Nina Mittelham verriet, „dass wir vor dem Turnier schon ein bisschen damit geliebäugelt“ hatten, aber „dass wir es am Ende geschafft haben, ist einfach Wahnsinn. Ich bin mega happy.“ Nachdem Team Deutschland mit dem Ausgang des Einzelwettbewerbs der European Games am Dienstag nach drei Viertelfinalniederlagen und einem Aus in der Runde der besten 16 nichts mehr zu tun hat, beginnen nun die Vorbereitungen auf die am Mittwoch beginnenden Mannschaftswettbewerbe, zu denen auch die übrigen Teammitglieder mit Timo Boll, Patrick Franziska, Sabine Winter und Xiaona Shan bereits angereist sind. Ihre ersten Begegnungen in dem Zwölferfeld bestreiten die DTTB-Mannschaften jedoch erst am Donnerstag im Viertelfinale.
Boll vor Comeback im Team-Wettbewerb: „Ich spüre, dass ich von Tag zu Tag besser werde“
Für den Rekord-Europameister, der im Finale das Mixed Qiu/Mittelham von der Tribüne anfeuerte, ist es ein Comeback-Versuch nach seiner langwierigen Schulterverletzung. „Ich freue mich, beim Team dabei zu sein und wieder mit Jungs zu trainieren. Ich spüre, dass ich von Tag zu Tag besser werde“, so Timo Boll auf seinem Instagram-Kanal. „Meine Schulter hat die Belastung bislang gut verkraftet, worüber ich heilfroh bin. Ich muss mich jetzt weiter reinarbeiten und hoffe, dass ich zu unserem Turnierstart fit genug bin, um der Mannschaft helfen zu können.“ Die beiden amtierenden Mannschafts-Europameister sind in Krakau jeweils an Position eins gesetzt. Anders als vor vier Jahren in Minsk gibt es im Team-Wettbewerb von Krakau kein Olympia-Ticket zu gewinnen.“
Mixed, Finale
Dang Qiu/Nina Mittelham – Nandor Ecseki/Dora Madarasz HUN 3:0 (9,6,11)
Die Spiele am Dienstag
Damen-Einzel, Halbfinale
Elisabeta Samara ROU – Xiaoxing Yang MON, 11 Uhr
Natalia Bajor POL – Bernadette Szöcs ROU, 11.50 Uhr
Herren-Einzel, Halbfinale
Alexis Lebrun FRA – Marcos Freitas POR, 12.40 Uhr
Felix Lebrun FRA – Andrej Gacina CRO, 13.30 Uhr
Damen-Einzel, Spiel um Bronze
16.30 Uhr
Damen-Einzel, Finale
17.20 Uhr
Herren-Einzel, Spiel um Bronze
18.30 Uhr
Herren-Einzel, Finale
19.20 Uhr
Links
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DAS DEUTSCHE TISCHTENNIS-AUFGEBOT FÜR KRAKAU
Herren:
- Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, Weltrangliste: 9) – Team, Einzel, Mixed
- Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm, WR: 12) – Team, Einzel
- Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken, WR: 17) – Team
- Timo Boll (Borussia Düsseldorf, WR: 34) – Team
Damen:
- Ying Han (KTS Enea Siarkopol Tarnobrzeg, Polen, WR: 9) – Team, Einzel
- Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 14) – Team, Einzel, Mixed
- Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 28) – Team
- Sabine Winter (TSV Dachau 1865, WR: 45) – Team
Betreuer:
- Richard Prause (Sportdirektor, Teilmannschaftsleiter Tischtennis)
- Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
- Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin)
- Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
- Dr. Antonius „Toni“ Kass (Leitender Arzt in der ärztlichen Zentrale von Team Deutschland)
Unparteiische:
- Racket-Tester: Dr. Torsten Küneth (Weilheim)
- Schiedsrichter: Christoph Geiger (Bühl), Kerstin Duchatz (Herne)