KRAKAU. (POL) Dang Qiu und Nina Mittelham haben auf dem Weg nach Paris 2024 die halbe Strecke bereits geschafft. Im Mixed-Wettbewerb der 3. Europaspiele 2023 in Krakau, in dem ein Startplatz für die Olympischen Spiele vergeben wird, zogen die Europameister von 2021 heute durch einen 3:1-Sieg über die Türken Sibel Altinkaya/Ibrahim Gündüz in das Halbfinale ein. Nach dem gestrigen Erfolg über das Luxemburger Duo Xialian Ni/Luka Mladenovic fehlen den Deutschen nun in Polen nun nur noch zwei weitere Siege für Paris. Am Vormittag gelangen außerdem Dimitrij Ovtcharo und Ying Han souveräne Auftaktsiege im Einzel. Europameister Dang Qiu und Nina Mittelham bestreiten ihre erste Einzel am Abend.
Diskussionen im ersten Satz unterbrachen deutschen Anfangsrhythmus
War das vorausgegangene Match gegen die Materialkombination aus Luxemburg noch im Wesentlichen durch taktische Fesseln bestimmt, ließen der Europameister aus Düsseldorf und die EM-Zweite aus Berlin gegen das türkische Angriffs-Mixed heute ihrer Spielkunst endlich freien Lauf. Unterbrochen wurde der gute Start im ersten Satz aber durch eine Diskussion über einen Aufschlag von Ibrahim Gündüz, den die beiden Deutschen klar im falschen Feld gesehen hatten. Nina Mittelham war nach dem Match immer noch berührt von der Situation: „Wir haben im ersten Satz gut angefangen und mit 6:2 geführt. Bei 8:7 für uns macht der Kerl einen Aufschlag auf die falsche Seite, ich habe aufgehört zu spielen, aber die Schiedsrichterin hat es nicht gesehen. Es gab eine Diskussion, und danach war ich sehr, sehr sauer. Den Satz haben wir leider verloren, aber dann wir es geschafft, uns zu fokussieren und besser zu spielen, haben mehr Ballwechsel gewonnen. Ich hatte am Anfang ein paar einfache Fehler gemacht. Es war wichtig, dass wir ruhig geblieben sind und uns nicht von dem Kerl haben beirren lassen. Er hat zwischendurch falsche Aufschläge reingeschraubt und die ganze Zeit gequatscht. Das war zumindest für mich persönlich sehr nervig. Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben.“ Dang Qiu ergänzte: „Auf dem Papier waren wir die klaren Favoriten. Im ersten Satz gab es ein paar Streitigkeiten, die uns den Satz gekostet haben. Wir waren eigentlich gut vorbereitet und sind gut gestartet. Im letzten Satz waren wir 0:4 hinten und haben ihn noch gedreht. Es war eine eklige Paarung. Die sehr guten Aufschläge von Gündüz kenne ich noch von der EM in München. Beim Best-of-five-Modus geht alles sehr schnell. So waren wir zwischendurch schon mit einem Bein schon im fünften Satz.“
Im Halbfinale gegen Spaniens Weltklasse-Duo Alvaro Robles/Maria Xiao
Dennoch, der deutsche Sieg ist hoch verdient. Spielerisch hatten Ibrahim Gündüz und Sibel Altinkaya, die gestern mit ihrem Triumph gegen die WM-Viertelfinalisten Truls Möregardh/Christina Källberg für einen Favoritensturz gesorgt hatten, trotz einer erneut guten Leistung der Klasse des Duos Qiu/Mittelham heute wenig Gleichwertiges entgegenzusetzen. Das an Position vier gesetzte DTTB-Mixed zog mit 9:11, 11:6, 11:3 und 11:9 Erfolg in das Halbfinale ein, in dem es nun auf Spaniens Weltklasse-Duo Alvaro Robles/Maria Xiao trifft. Die in Krakau an Position zwei gesetzten Südeuropäer bezwangen die Serben Dimtrij Levajac/Izabela Lupulesku in fünf Sätzen.
Erstrundensiege für Han und Ovtcharov im Einzel
Die Session mit den ersten Hauptrunden im Damen- und Herren-Einzel liefen für Team Deutschland mit jeweils 4:0-Erfolgen durch Ying Han und Dimitrij Ovtcharov nach Maß. Vor allem Han dominierte ihre Kontrahentin einmal mehr nach Belieben.
Elena Timina schien nahezu körperliche Schmerzen an der Box zu leiden. Italiens Nationaltrainerin, ehemals als Abwehrass fünffache Team-Europameisterin für die Niederlande und Russland, konnte ihrem gegen Ying Han in der 1. Hauptrunde völlig überforderten Schützling Giorgia Piccolin nicht spielverändernd beistehen. Die EM-Viertelfinalistin von München und Italiens Nummer eins war der Variabilität der besten Defensivkraft der Welt nicht gewachsen, las den Schnitt oft falsch und konnte auch bei den überraschenden und aggressiven Offensivbällen Hans nicht mithalten. Nach ebenso glatt wie schnell verlorenen ersten drei Sätzen, verlief Durchgang vier bis zur Mitte ausgeglichen, danach setzte sich die seit über zehn Jahren für Polens Spitzenmannschaft, den amtierenden Champions-League-Sieger Tarnobrzeg, spielende Han mit 11:7 durch. „Ich bin zufrieden, habe relativ entspannt gespielt. Für das erste Spiel war es ganz okay für mich“, kommentierte die Weltranglistenneunte.
Ovtcharov: „So ein bisschen was von Michael Maze“
Dimitrij Ovtcharov war auf seinen ersten Vergleich mit dem 20-jährigen Norweger Borgar Haug, dem dreifachen nationalen Meister seines Landes, gewohnt gut vorbereitet, hatte dessen Vorrundenmatch am Vortag im Livestream verfolgt. Nach seinem 11:7, 11:8, 11:5 und 11:8 lobte Ovtcharov den zukünftigen Düsseldorfer TTBL-Akteur. „Er hat viel Qualität im Aufschlag und im ersten Ball, so ein bisschen was von Michael Maze, aber ist von dessen Niveau natürlich noch weit weg als junger, aufstrebender Spieler. Er hat phasenweise gute Bälle gespielt, aber nicht konstant den ganzen Satz über.“ Nach dem Gewinn der Silbermedaille beim WTT Contender Lagos war der World-Cup-Sieger von 2017 in Spiellaune nach Krakau gereist, war gegen Haug nicht nur der durchschlagskräftigere, sondern auch der konstantere Akteure.
Die Gegner Hans und Ovtcharovs im Achtelfinale am Sonntag werden am Samstagabend ermittelt. Dann absolvieren auch Nina Mittelham und Dang Qiu ihre Auftaktmatches im Einzel.
Teamwettbewerbe mit Boll und Co. ab Mittwoch
Vom 23. bis 27. Juni werden in der Hutnik Arena von Krakau die Individual-Wettbewerbe ausgetragen, ab dem 28. Juni spielen die Teams um die Titel. Im Einzelwettbewerb, in dem nur zwei Spieler pro Nationen an den Start gehen dürfen, greifen die DTTB-Asse in den Feldern mit 49 Damen und 50 Herren erst ab Samstag in der Runde der besten 32 in das Geschehen ein. Bei den am Mittwoch mit den Achtelfinalspielen beginnenden Teamwettbewerben sind die beiden deutschen Mannschaften, Titelverteidiger von Minsk und amtierende Europameister, an Position eins gesetzt.
Alle Partien sind kostenlos im Livestream zu sehen.
Links
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Die Spiele der Deutschen am Samstag
Samstag. 24. Juni
Damen-Einzel, Runde der besten 32
Ying Han – Giorgia Piccolin ITA 4:0 (2,3,1,7)
Nina Mittelham – Maria Xiao ESP 19.40 Uhr, Tisch 2
Herren-Einzel, Runde der besten 32
Dang Qiu – Paul Drinkhall ENG 18.50 Uhr, Tisch 2
Dimitrij Ovtcharov – Borgar Haug NOR 4:0 (7,8,5,8)
Mixed, Viertelfinale
Dang Qiu/Nina Mittelham – Ibrahim Gündüz/Sibel Altinkaya TUR 3:1 (-9,6,3,9)
Mixed, Halbfinale am Sonntag, 25. Juni
Dang Qiu/Nina Mittelham – Alvaro Robles/Maria Xiao ESP (Zeit steht noch nicht fest)
DAS DEUTSCHE TISCHTENNIS-AUFGEBOT FÜR KRAKAU
Herren:
- Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, Weltrangliste: 9) – Team, Einzel, Mixed
- Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm, WR: 12) – Team, Einzel
- Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken, WR: 17) – Team
- Timo Boll (Borussia Düsseldorf, WR: 34) – Team
Damen:
- Ying Han (KTS Enea Siarkopol Tarnobrzeg, Polen, WR: 9) – Team, Einzel
- Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 14) – Team, Einzel, Mixed
- Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 28) – Team
- Sabine Winter (TSV Dachau 1865, WR: 45) – Team
Betreuer:
- Richard Prause (Sportdirektor, Teilmannschaftsleiter Tischtennis)
- Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
- Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin)
- Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
- Dr. Antonius „Toni“ Kass (Leitender Arzt in der ärztlichen Zentrale von Team Deutschland)
Unparteiische:
- Racket-Tester: Dr. Torsten Küneth (Weilheim)
- Schiedsrichter: Christoph Geiger (Bühl), Kerstin Duchatz (Herne)