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DEFENSIVKÜNSTLERIN YING HAN ZAUBERT SICH MIT EINEM ERFOLG ÜBER DIE NUMMER SIEBEN DER WELT INS VIERTELFINALE

WTT Grand Smash Singapore (7. bis 19. März)   Auch das Doppel Duda/Qiu spielt um eine Medaille

(c) DTTB

SINGAPUR. Europe-Top-16-Siegerin Ying Han und das Doppel Benedikt Duda/Dang Qiu haben beim mit 2 Millionen Dollar dotierten Singapore Smash (7. bis 19. März) den Einzug in das Viertelfinale geschafft. Die in Düsseldorf lebende Weltranglistenzehnte setzte sich mit einer absoluten Weltklasseleistung gegen die an Position sieben notierte Chinesin Chen Xingtong durch und spielt nun am Freitag gegen deren Landsfrau Zhang Rui um den Vorstoß in das Halbfinale. Ihrer Nationalmannschaftskollegin in die Runde der besten Acht folgen wollen am Donnerstag Europameister Dang Qiu (Düsseldorf), der um 7.10 Uhr MEZ das Penholder-Duell mit dem Franzosen Felix Lebrun bestreitet, sowie die EM-Zweite Nina Mittelham. Die Berlinerin trifft um 6.35 Uhr auf die Weltranglistenerste Sun Yingsha (China). Für das Doppel Duda/Qiu geht es sechs Stunden später um 12.40 Uhr gegen die Japaner Shunsuke Togami/Yukiya Uda bereits um eine Medaille.

Ying Han gewinnt spektakuläres Abwehr-Angriff-Duell gegen die Nummer 7 der Welt

Liebhabern von spektakulären Abwehr-Angriff-Duellen sei die YouTube-Re-Live-Aufzeichnung der Begegnung zwischen Ying Han und Chen Xingtong dringend ans Herz gelegt. Das Aufeinandertreffen der besten Defensivspielerin der Welt mit der ungemein sicher attackierenden Chen Xingtong faszinierte nicht nur durch begeisternde Ballwechsel, sondern auch mit seinem dramatischen Spielverlauf.

Resetknopf ermöglicht Topniveau

Um ihr Topniveau in diesem wichtigen Achtelfinale zu erreichen, hatte die in Diensten des polnischen Meisters Tarnobrzeg stehende Düsseldorferin vor Spielbeginn ihren inneren Resetknopf gedrückt, um vor dem ersten Ballwechsel die Erinnerungen an ihren 4:0-Erfolg vor fast fünf Jahren beim bislang einzigen Duell der Kontrahentinnen aus dem Kopf zu löschen: „Das Match von damals hilft mir nicht weiter. Sie ist inzwischen eine ganz neue, eine viele bessere Spielern.“ Ying Han studierte deshalb vor dem Achtelfinale Videos ihrer Gegnerin und arbeitete zusammen mit Bundestrainerin Tamara Boros einen Matchplan aus, der schon im ersten Durchgang aufzugehen schien, als die Deutsche schnell mit 6:2 in Führung ging. Die Favoritin Chen Xingtong blieb davon jedoch unbeeindruckt, stellte sich immer besser auf das defensive System der zweimaligen Europe-Top-Siegerin ein und sicherte sich Durchgang eins im Endspurt noch mit 11:9.

Kunststück mit Seltenheitswert

Was danach geschah, hat Seltenheitsswert. Nach einem Rückstand noch gegen eine der Top-Athletinnen aus dem Reich der Mitte zu gewinnen, dazu noch bei einem der wichtigsten Events des Jahres, zählt zu den ganz besonderen Kunststücken im Tischtennissport. Ying Han reiht sich nun in die Liste der ausländischen Künstlerinnen ein, die solch ein großes Werk ihr eigen nennen dürfen. Dass ihr dies gelang, verdankt sie neben ihrer spielerischen Klasse vor allem auch ihrer mentalen Stärke sowie einer herausragenden Physis, die ihr ermöglichte, reihenweise Rallyes mit 20, 30 und 40 Ballkontakten zu spielen, bei denen sie wieselflink von einer Ecke des Center Courts in die andere sprintete, nur einen Augenblick später jedoch schon wieder vorne am Tisch zu finden war. Der zweite Satz ging mit 11:5 an die nun immer sicherer, mit noch mehr Schnittwechseln abwehrende und immer wieder mit Angriffen den Rhythmus ihrer Kontrahentin unterbrechende Deutsche, die sich anschließend auch mit jeweils 11:9 die Durchgänge drei und vier sicherte – ein Punktgewinn oftmals spektakulärer als der andere.

Ying Han: „Ich habe gespürt, das ist heute meine Chance!“

Erschöpft, aber zufrieden kommentierte Ying Han ihren Sieg: „Obwohl ich den ersten Satz verloren habe, habe ich in diesem Match gespürt: Das ist heute meine Chance! Ich habe mich dann einfach voll auf jeden Ballwechsel fokussiert – Punkt für Punkt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so einen guten und klaren Kopf hatte wie heute gegen Chen Xingtong. Es ist mir gelungen, die richtige Taktik umzusetzen – zumindest über sehr weite Strecken des Spiels.“ Gegen ihre nächste Gegnerin Zhang Rui hat Ying Han noch nie zuvor gespielt, rechnet aber mit einer sehr schweren Aufgabe: „Zhang spielt gegen Abwehr ein bisschen wie Mima Ito, gegen die es für mich extrem schwierig ist. Aber ich werde wie heute voll fokussiert sein und um jeden Ball kämpfen, und dann schauen wir einmal.“ Zhang Rui ist aktuell die Nummer 16 der Welt und stoppte auf dem Weg in das Viertelfinale den Vormarsch der formstarken Japanerin Miu Hirano, die zuvor die Weltranglistenvierte Wang Yidi (China) aus dem Weg geräumt hatte.

Benedikt Duda /Dang Qiu spielen am Donnerstag um eine Medaille

Die Chance auf den Einzug in das Halbfinale bekommt auch das Doppel Benedikt Duda/Dang Qiu. Die Deutschen Serienmeister, die seit den Europameisterschaften in München im vergangenen August nicht mehr gemeinsam am Tisch standen, erwischten in dem Duell zweiter Weltklasse-Duos gegen Wong Chun Ting/Ho Kwan Kit den besseren Start und sicherten sich mit 11:9 den ersten Durchgang. Den Hongkong-Chinesen gelang es im zweiten Satz, die Deutschen mit veränderter Taktik und geschickten Platzierungen zu mehr Fehlern zu verleiten und glichen mit 11:8 aus. Der dritte Durchgang brachte dann die Vorentscheidung: Er wurde auch deshalb eine Beute Dudas und Qius, weil Bundestrainer Jörg Roßkopf mit seiner Auszeit beim Stand von 14:13 etwas taktische Ruhe in die Verlängerung zurück brachte. In dieser hatten sich Duda und Qiu zwar zuvor bereits viermal Matchbälle erarbeitet, jedoch nach teilweise spektakulären Ballwechseln und guten, aber verpassten Gelegenheiten jeweils den Ausgleich des Hongkong-Duos nicht verhindern können. Die finale Geschichte von Satz vier ist schnell erzählt: Mit der Führung im Rücken spielten sich die Deutschen Meister mit noch mehr Selbstbewusstsein an ihre Bestform heran und ließen ihren Gegnern mit 11:3 keine Chance mehr. 

Duda: „Am Anfang noch etwas hölzern, am Ende sehr gut“

Am Donnerstag um 12.40 Uhr können Benedikt Duda und Dang Qiu nun wie im Vorjahr das Halbfinale erreichen. Gegner im Viertelfinale sind die an Position eins gesetzten Japaner Shunsuke Togami/Yukiya Uda, die ihre Ausnahmeklasse heute mit einem 3:2-Erfolg über Frankreichs Jungstars Alexis und Felix Lebrun unter Beweis stellten. Benedikt Duda war zufrieden mit dem ersten Auftritt des Duos seit sieben Monaten: „Der Singapore Smash ist seit langem wieder unser erster Wettkampf. Dafür, dass es unser Auftaktmatch war, haben wir das sehr gut gemacht. Am Anfang sah es bei uns vielleicht noch manchmal etwas hölzern aus, aber am Ende lief es sehr harmonisch und wir waren sehr gut.“ Der Bergneustädter sprach von einer starken Leistung: „Es war ein Spiel auf hohem Niveau, das von Anfang an sehr umkämpft war. Der dritte Satz war enorm wichtig. Wir haben aber gewusst, dass wir mental heute sehr stark sind und im Spielverlauf gespürt, dass der Gewinn des dritten Satzes mental schon die Vorentscheidung bringt. Der vierte Durchgang verlief dann nahezu perfekt: Wir hatten einen guten Start, haben fast fehlerfrei gespielt und noch mehr Oberwasser gehabt.“ Gegen die Japaner Togami/Uda sieht Duda ein offenes Duell: „Sie sind sehr stark. Wir haben im Vorjahr in Qatar einmal gegen sie verloren. Aber morgen wird es ein ganz anderer Tag und ein komplett neues Match sein.“

Die Spiele der Deutschen am Mittwoch

Damen-Einzel, Achtelfinale
Ying Han – Chen Xingtong CHN 3:1 (-9,5,9,9)
Herren-Doppel, Achtelfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Wong Chun Ting/Ho Kwan Kit HKG 3:1 (9,-8,13,3)

Die Spiele der Deutschen am Donnerstag

Damen-Einzel, Achtelfinale
Nina Mittelham – Sun Yingsha CHN 6.35 Uhr, Tisch 1
Herren-Einzel, Achtelfinale
Dang Qiu – Felix Lebrun FRA 7.10 Uhr, Tisch 1

Herren-Doppel, Viertelfinale

Benedikt Duda/Dang Qiu – Shunduke Togami/Yukiya Uda JPN 12.40 Uhr, Tisch 3

Die Spiele der Deutschen am Freitag

Damen-Einzel, Achtelfinale
Ying Han – Zhang Rui CHN

Links

WTT Singapore Smash (7. bis 19. März)

Das Aufgebot des DTTB

Herren: Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen). Qualifikation: Kay Stumper (Borussia Düsseldorf)

Damen: Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Schwabhausen). Qualifikation: Annett Kaufmann (SV Böblingen), Yuan Wan (TTC Weinheim)
Herren-Doppel: Benedikt Duda/Dang Qiu
Damen-Doppel: Nina Mittelham/Sabine Winter, Xiaona Shan/Miyu Nagasaki JPN
Mixed: Nina Mittelham/Dang Qiu

Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer, Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf),Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Elke Schall-Süß (DTTB Honorartrainerin)

Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Christoph Geiger

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