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YING HAN FÜHRT DEUTSCHLANDS DAMEN INS MATCH UM EINE WM-MEDAILLE

Team-Weltmeisterschaften in Chengdu (30. September bis 9. Oktober) Mittelham: "Ying lässt hier nichts anbrennen. So kann das morgen weitergehen!" | Bundestrainerin Boros lobt Leistung des gesamten DTTB-Quintetts

Ying Han führt Deutschland ins Match um eine Medaille (c) DTTB

CHENGDU ( CHN). (MS) Deutschlands Damen-Nationalmannschaft spielt bei den Team-Weltmeisterschaften in Chengdu um eine Medaille. Die Mannschaft von Bundestrainerin Tamara Boros besiegte im Achtelfinale Puerto Rico mit 3:1. Im Auftakteinzel hatte sich zwar die Weltranglisten-14. Nina Mittelham in sehenswerten fünf Sätzen knapp der drei Plätze besser eingestuften Adriana Diaz geschlagen geben müssen. Anschließend sorgten jedoch Spitzenspielerin Ying Han gegen Melanie und Adriana Diaz sowie Xiaona Shan gegen Daniely Rios für klare Verhältnisse. Im Viertelfinale treffen die DTTB-Damen nun auf den Sieger des Duells zwischen Hongkong und Rumänien, die sich ab 9 Uhr MESZ gegenüberstehen.

„Für mich persönlich ist es schade, denn ich hätte mein Einzel gerne gewonnen. Das Wichtigste ist aber, dass wir als Mannschaft das Spiel gewonnen haben. Ich würde behaupten, das haben wir relativ souverän geschafft, auch wenn ‚Nana‘ zwischendurch gezittert hat“, bilanzierte die 25-jährige EM-Silbermedaillengewinnerin von München, Mittelham, und lobte vor allem ihre Nummer eins im Team. „Ying spielt hier bislang sehr souverän. Sie lässt nichts anbrennen. So kann das morgen weitergehen!“

Ying Han: Zweifache Demonstration der Stärke

Gegen die Diaz-Schwestern Adriana und Melanie demonstrierte Ying Han einmal mehr ihre Stärke. In beiden Partien variierte sie klug ihren Schnitt nach Belieben und streute effektive Angriffsbälle ein, sodass die Nummern elf bzw. 112 der Weltrangliste zu keiner Zeit auch nur in die Nähe eines Satzgewinns kamen. Europas Nummer eins war es, die entschied, wie viele Punkte ihre Gegnerinnen machten. Adriana Diaz fertigte sie in den ersten beiden Durchgängen sogar zweimal zu eins ab. Deuschlands Defensivexpertin ist damit bei der WM auch nach sechs Einzeln ungeschlagen.

„Ying hat ein perfekts Timing für ihren Angriff und spielt die komplette Bandbreite von Abwehrbällen. So ist es für niemanden einfach, gegen sie zu gewinnen“, fasste Bundestrainerin Tamara Boros zusammen. „Heute gegen Adriana Diaz als Nummer elf der Weltrangliste zweimal zu eins zu gewinnen und im Dritten mit 6:0 zu führen, ist eine starke Leistung. Diaz hat danach ein paar gute Bälle gespielt, während Ying etwas ihren Fokus verloren hat. Nach der Auszeit hatte Ying wieder die nötige Ruhe und hat das Spiel sicher nach Hause gebracht.“

Xiaona Shan hatte an Position drei beim Vier-Satz-Sieg gegen die dreifache Punktgewinnerin für Puerto Rico in der Vorrunde zunächst kein leichtes Spiel. Die von Nationaltrainer Bladimir Diaz, dem Vater von Adriana und Melanie, gut eingestellte Daniely Rios hatte bei ihrem ersten Vergleich mit der Penholder-Akteurin vor allem in den Durchgängen eins und zwei wenige Probleme mit Shans spezieller Spielweise und schenkte der in Düsseldorf lebenden Mutter einer vierjährigen Tochter selten einfache Punkte. Ab Durchgang drei konnte sich Shan, die EM-Dritte von München, schneller an dem Rhythmuswechsel ihrer Gegnerin anpassen, spielte konsequenter und punktete regelmäßig mit ihrem gefürchteten paralleln Vorhand-Schuss aus der Rückhandseite. „‚Nana'“ hatte am Anfang Schwierigkeiten gegen Rios, weil sie von ihr nicht genug Tempo bekommen hat, das sie hätte mitnehmen können. Nach dem verlorenen zweiten Satz hatte sie das Spiel aber unter Kontrolle“, kommentierte Boros.

Gute Mittelham verpasst Chance gegen Puerto Ricos Superstar

Für Nina Mittelham war es zum Auftakt das erwartet schwere Spiel gegen die 21-jährige Adriana Diaz, die amtierende Panamerika-Meisterin im Einzel sowie im Doppel an der Seite ihrer Schwester. Spielerisch ist Diaz, was man im Tischtennis eine „Wand“ nennt. Sie bringt die Bälle endlos zurück. Sie ist stark im passiven Spiel, kann das Tempo der Gegnerinnen sehr gut übernehmen. Sie sucht das offene Duell und hat kein Problem damit, ihre Gegnerin den Ballwechsel aggressiv eröffnen zu lassen. Ein krachender Endschlag fehlt ihr. Sie macht keine Punkte, sie spielt sie aus. „Diaz ist eine sehr clevere Spielerin mit einer sehr guten Kontrolle“, erklärte Bundestainerin Boros. „Nina hat ein paar einfache Fehler zu viel gemacht, zwei oder drei pro Satz, die Diaz immer ausgenutzt hat.“

Nina Mittelham hielt gut mit, spielte Tempowechsel und verschaffte sich mit kleinen bis großen Platzierungswechseln Vorteile. Im dritten Satz konnte sie Führungen von 5:2 und 7:4 nicht nutzen, sicherte sich aber Durchgang vier. Im Entscheidungssatz spielte Diaz taktisch klüger gegen die Europe-Top-16-Gewinnerin von 2021. Für ihre nun langsameren Bälle und Spinwechsel stand die Deutsche oft nicht gut genug. So brachte Diaz Puerto Rico mit 11:4 den einzigen Punkt in dieser Partie.

Diaz: Mehr Instagram-Follower als Timo Boll, Automobilkonzern ist persönlicher Sponsor

„Es war kein einfaches Spiel. Adriana war sehr gut, auch taktisch hat sie es mir nicht leicht gemacht. Ich war weit entfernt von schlecht, aber auch nicht auf meinem Toplevel“, so Mittelham. „Ich selbst bin ein bisschen unzufrieden, habe viele Erste-Bälle-Fehler gemacht. Mit der 7:4-Führung muss ich den dritten Satz gewinnen. Dann ist es ein anderes Spiel.“

Adriana Diaz ist in ihrem Land ein Superstar. Bei Instagram hat sie fast 100.000 mehr Follower als Timo Boll. Ein internationaler Automobilkonzern ist ihr persönlicher Sponsor. Sie ist gern gesehener Trainingsgast in China und war bei den Olympischen Spielen in Tokio Fahnenträgerin für ihr Land.

Coach Boros lobt Team-Leistung: „Wir brauchen alle Fünf, um hier eine Medaille gewinnen“

„Die Deutschen sind einfach eine sehr starke Mannschaft“, erkannte die Weltranglistenelfte an. „Wir haben gekämpft bis zum Letzten und können uns nichts vorwerfen“, sagte Diaz. „Ich persönlich muss einfach mehr gegen Abwehr trainieren und mein Spiel weiter verbessern.“

Tamara Boros vergaß auch nicht, die Leistung der gesamten Mannschaft zu loben, zu der auch die diesjährige Deutsche Einzel-Meisterin und EM-Bronzemedaillengewinnerin Sabine Winter sowie die 16-jährige vielfache Jugend-Europameisterin Annett Kaufmann gehören. „Als Team sind wir stark. Alle fünf Damen machen einen sehr guten Job. Auch, dass es auf der Bank so toll klappt, ist für diese WM sehr wichtig. Wir brauchen alle Fünf, um hier eine Medaille gewinnen“, sagte Boros.

Tschechien unterliegt Singapur | DTTB-Herren am Donnerstag gegen Kroatien

Im zweiten Achtelfinalspiel der Damen unterlag am Vormittag Tschechien, das in der Vorrunde in der deutschen Gruppe Platz zwei belegt hatte, Singapur mit 1:3. Den Sprung ins 16er-Hauptfeld hatten insgesamt acht europäische Mannschaften geschafft.

Deutschlands Herren bestreiten ihr Achtelfinalmatch gegen Kroatien am Donnerstag um 9 Uhr MESZ. Der Sieger der Partie muss sich im Duell um Edelmetall entweder gegen Frankreich oder England behaupten, die sich schon am Mittwoch um 13.30 Uhr MESZ gegenüberstehen. Mit Südkorea (3:0 gegen Polen) und Hongkong (3:0 gegen Ägypten), die nun aufeinandertreffen, stehen zwei Viertelfinalisten in der Hälfte der deutschen Herren seit dem Mittwochmorgen fest.

Damen-Achtelfinale
Deutschland – Puerto Rico 3:1
Nina Mittelham – Adriana Diaz 2:3 (-6,7,-7,8,-4)
Ying Han – Melanie Diaz 3:0 (2,3,6)
Xiaona Shan – Daniely Rios 3:0 (8,-10,6,3)
Ying Han – Adriana Diaz 3:0 (1,1,5)

Alle Ansetzungen und Ergebnisse auf worldtabletennis.com

Deutschland: Ying Han (Weltrangliste: 8), Nina Mittelham (14), Xiaona Shan (20), Sabine Winter (46), Annett Kaufmann (126)
Puerto Rico: Adriana Diaz (11), Melanie Diaz (112), Daniely Rios (202)

Die Achtelfinals in der Übersicht

Damen
China – Ungarn
Portugal – Luxemburg
Taiwan – Indien
Tschechien – Singapur 1:3
Hongkong – Rumänien
Deutschland – Puerto Rico 3:1
Slowakei – Frankreich
Südkorea – Japan

Herren
China – Indien
Belgien – Schweden
Portugal – Slowenien
Brasilien – Japan
Südkorea – Polen 3:0
Hongkong – Ägypten 3:0


Deutschland – Kroatien, Donnerstag, 9 Uhr MESZ
England – Frankreich

Damen-Viertelfinale
Deutschland – Rumänien oder Hongkong

Herren-Viertelfinale
Südkorea – Hongkong

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