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AUFTAKTSIEG FÜR DTB-DAMEN NACH HOLPRIGEM START

Team-Weltmeisterschaften in Chengdu (30. September bis 9. Oktober)

World Championships 2022 ITTF World Team Championships Finals

CHENGDU. (CHN) (PH) Nach etwas holprigem Start ist Deutschlands Damen bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften in Chengdu (30. September bis 9. Oktober) der gewünschte Auftaktsieg in Vorrundengruppe fünf geglückt. Nach zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand gegen die in China an Position 17 gesetzten Inderinnen war Deutschlands Abwehrchefin Ying Han mit zwei Punkten Matchwinner der Partie. Den dritten Zähler steuerte Nina Mittelham bei.

„Um ehrlich zu sein, das Spiel war noch schwerer, als ich es erwartet hatte. Es war aber vorher schon klar, dass es gegen zwei Spielerinnen mit langen Noppen und einem unangenehmen Spielstil nicht einfach für uns werden würde“, kommentierte Bundestrainerin Tamara Boros. „Ich bin sehr froh, dass wir ein so gutes Teamwork haben. Hier stehen alle zusammen und geben ihr Bestes, von der Nummer eins bis zur Nummer fünf. Das macht die Mannschaft großartig!“ Damit meinte die ehemalige Weltklassespielerin und WM-Bronzemedaillengewinnerin im Einzel neben Ying Han, Nina Mittelham und Sabine Winter, die am Samstag zu Einsatz gekommen waren, die dreifache Team-Europameisterin Xiaona Shan und die 16-jährige Newcomerin des Jahres Annett Kaufmann, die das Trio in der Box lautstark von der Bank aus anfeuerten. Zum Spiel unterstrich Boros: „Das erste Match in so einem Turnier ist immer schwierig. Ich gehe davon aus, dass wir uns nun von Spiel zu Spiel steigern werden.“ 

Han deklassiert Batra im Duell der Einser

Deutschlands Nummer eins, Ying Han, knackte wie erhofft und auch zuletzt in Katar beim Star Contender Doha im März praktiziert die gegnerische Spitzenspielerin Manika Batra im ersten Einzel. Die beste Abwehrspielerin der Welt und Nummer acht des ITTF-Rankings zeigte dem 27-jährigen Commonwealth-Champion von 2018 deutlich dessen Grenzen gegen Defensivsysteme auf. Mit einer konzentrierten Leistung überließ die in Düsseldorf lebende Han ihrer Kontrahentin in drei Sätzen gerade einmal sechs Punkte.

Nina Mittelham unterlag im Anschluss der amtierenden nationalen Meisterin Indiens im Einzel und Doppel, Sreeja Akula, in drei Sätzen. Deutschlands EM-Finalistin von München hielt die beiden ersten Durchgänge offen und hatte im Zweiten beim Stand von 10:9 sogar einen Satzball. Das bessere Ende für sich hatte jedoch die mit ihrem Lange-Noppen-Belag auf der Rückhand die Bälle ebenso klug wie unangenehm verteilende Akula, die sich Mitte des dritten Durchgangs absetzen konnte und beim Stand von 10:7 ihren zweiten Matchball verwandelte.

„Gegen Akula hatte ich vorher noch nie gespielt. Sie hat zwar eine ähnliche Spielweise wie Batra, aber mit viel, viel mehr Schnitt, sehr eklig“, beschrieb Mittelham. „Außerdem hat sie keine einfachen Fehler gemacht. Sobald ich einen passiven Ball gespielt habe, war sie mit der Vorhand da. Sie hat mir keine einfachen Punkte geschenkt.“ 

Nach Verletzungspause der Gegnerin reißt Winters Serie

Nach knapp verlorenem ersten Durchgang hätte sich Sabine Winter auf Position drei gegen Diya Chitale eigentlich schon den zweiten Satz sichern müssen, doch im Anschluss an ihre schnelle 6:2-Führung war erst einmal Schluss mit dem konsequenten Druck auf Indiens Nummer 122 der Weltrangliste. Im Dritten fand die EM-Bronzemedaillengewinnerin im Einzel dann zu ihren Stärken, konnte ihre schnelle Beinarbeit nutzen, um die krachende Vorhand zur Vollendung ins Spiel zu bringen. In Satz vier war jedoch Chitale wieder am Zug. Die langen Rallyes ging die wie Winter beidseitig Topspin spielende 19-jährige WM-Debütantin alle mit und erlaubte sich keine leichten Fehler. Bis zum Stand von 4:8. Da produzierte die Inderin einen dieser von allen Führenden gefürchteten Nervositäts-Fehlaufschläge, und genau diese Situation brachte die amtierende Deutsche Einzel-Meisterin zurück ins Match, die die Unsicherheit Chitales spürte. Reihenweise punktete die hoch motivierte Winter bis zum eigenen Satzball bei 10:9. Bei einem misslungenen Vorhand-Topspin in diesem Ballwechsel zog sich Chitale dann an der Tischecke am Daumen der rechten Schlaghand eine leichte Schnittwunde zu und musste minutenlang behandelt werden. Während sie gestärkt aus der Pause kam, war bei Sabine Winter die Serie gerissen. Das 13:11 für Chitale brachte den zweiten Punkt für Team India.

„Als ich nach dem Fehlaufschlag zurückgekommen bin, habe ich mal kurz an den von Ciobanu bei der EM in München gedacht (Erklärung: Gegen die Rumänin Irina Ciobanu in der zweiten Runde hatte Winter mit 2:3 und 5:9 in Rückstand gelegen, als sie nach einem ähnlichen Fehlaufschlag ihrer Kontrahentin die Partie noch drehte und am Ende biem Turnier sogar Bronze gewann). Es lief dann auch gut bis zum 10:9 und der Verletzungspause“, beschrieb die Bayerin. „Da wäre das Momentum bei mir gewesen, aber ich habe danach einfach zu viel nachgedacht. Jetzt bin ich froh, dass es die anderen beiden es geregelt und wir das Spiel gewonnen haben.“ 

Mittelham sorgt gegen Batra für den Ausgleich

Nina Mittelham gewann im Anschluss auch ihren dritten internationalen Vergleich mit Manika Batra. Nach verlorenem ersten Satz hatte die 25-jährige Europe-Top-16-Siegerin von 2021 ihre vom ehemaligen Nachwuchs-Bundestrainer Chris Pfeiffer als Personal Coach trainierte Kontrahentin weitgehend im Griff und sorgte mit einem 3:1 für den Ausgleich ihrer Mannschaft. „Gegen Batra ging’s eigentlich, da war ich nicht so nervös, auch wenn ich den ersten Satz verloren habe“, erklärte Mittelham. „Ich wusste, dass es für mich gegen sie vom Spielsystem her okay ist. Ich habe nach dem ersten Satz auch besser gespielt.“ Die  Weltranglisten-14 ergänzte: „Wir werden jetzt hoffentlich von Spiel zu Spiel besser und sind bald alle in unserer Topform.“

Ying Hans Siegeszug im entscheidenden Spiel war auch von Sreeja Akula nicht zu stoppen. Mit hervorragendem Stellungsspiel, sicherer und variabler Abwehr sowie dosierten Angriffsbällen ließ Han nur insgesamt zwölf Punkte ihrer Gegnerin zu. Um ihre eigene blitzsaubere Leistung ging es ihr im Anschluss aber weniger als um das Team-Ergebnis: „Ich bin sehr zufrieden, dass wir am Ende noch gewonnen haben. Das ist einfach sehr wichtig für die Moral in der Mannschaft. Im ersten Spiel sind alle noch sehr nervös, also gilt: Hauptsache gewonnen!“ 

Sonntag: Damen um 4, Herren um 7 Uhr MESZ

Am Sonntag müssen beide deutschen Mannschaften nacheinander an den Tisch. Die Damen treffen in ihrer Vierergruppe um 4 Uhr MESZ auf Ägypten, die Herren stehen um 7 Uhr in Commonwealth-Champion Indien ihrem zusammen mit Frankreich ernsthaftesten Konkurrenten im Kampf um den Gruppensieg gegenüber.

Die Ägypterinnen unterlagen am Samstag Tschechien mit 1:3, wobei die langjährige Bundesligaspielerin Hana Matelova zwei Punkte holte. In Deutschlands Herren-Gruppe zwei besiegten die Franzosen die Kasachen mit 3:0, Indien holte den erwarteten glatten Sieg über Schlusslicht Usbekistan sogar ohne Satzverlust. 

WM-Vorrunde, Gruppe 5 

Deutschland – Indien 3:2
Ying Han – Manika Batra 3:0 (3,1,2)
Nina Mittelham – Sreeja Akula 0:3 (-9,-10,-7)
Sabine Winter – Diya Parag Chitale 1:3 (-9,-8,6,-11)
Nina Mittelham – Manika Batra 3:1 (-7,6,7,8)
Ying Han – Sreeja Akula 3:0 (3,5,4)
 

Ägypten – Tschechien 1:3
Dina Meshref – Marketa Sevcikova 3:0 (-8,6,10,5)
Hana Goda – Hana Matelova 0:3 (-5,-5,-9)
Yousra Helmy – Katerina Tomanovska 2:3 (-8,9,8,-9,-6)
Dina Meshref – Hana Matelova 1:3 (8,-7,-6,-12)
 

Die Aufgebote der Mannschaften in Vorrundengruppe 5 

Deutschland: Ying Han (8), Nina Mittelham (14), Xiaona Shan (20), Sabine Winter (46), Annett Kaufmann (126)
Indien: Manika Batra (44), Sreeja Akula (77), Reeth Tennison (117), Diya Parag Chitale (122), Swastika Ghosh (229)
Ägypten: Dina Meshref (29), Hana Goda (42), Mariam Alhodaby (50), Yousra Abdelrazek (Helmy, 57)
Tschechien: Hana Matelova (28), Katerina Tomanovska (206), Marketa Sevcikova (403) 

Die weiteren Spiele in der Gruppe 5

02.10., 4 Uhr: Deutschland – Ägypten (Tisch 4), 13 Uhr: Indien – Tschechien (Tisch 4)
03.10., 7 Uhr:
Deutschland – Tschechien (Tisch 4), Indien – Ägypten
04.10.: spielfrei für die deutschen Damen, Gruppenspiele in Vierergruppe beendet

Die Spiele und Ergebnisse in der Herren-Gruppe 2
30.09.: Deutschland Kasachstan 3:0: Frankreich – Usbekistan 3:0
01.10.: Frankreich – Kasachstan 3:0, Indien – Usbekistan 3:0
02.10., 7 Uhr:
Deutschland – Indien (Tisch 1 – kostenpflichtiger Livestream bei XYZSports.TV), Kasachstan – Usbekistan (Tisch 3)
03.10., 7 Uhr:
DeutschlandFrankreich (Tisch 2), Indien – Kasachstan (Tisch 5)
04.10., 7 Uhr:
Deutschland – Usbekistan (Tisch 2), Frankreich – Indien (Tisch 3)

Vorschau: DTTB-Herren gegen Indien, Sonntag 7 Uhr

Chengdu. Indien ist am Sonntag um 7 Uhr MESZ Deutschlands zweiter Gegner bei den Team-Weltmeisterschaften in Chengdu. Der Commonwealth-Sieger, der in der fünfköpfigen Gruppe zwei am Freitag spielfrei war, feierte gegen Usbekistan den erwartet klaren Auftakterfolg und erlaubte sich beim 3:0 über den Außenseiter keinen Satzverlust. Frankreich, das am Vortag die Usbeken mit dem gleichen Ergebnis in Schach gehalten hatte, besiegte am zweiten WM-Tag Kasachstan mit 3:0 und setzte erstmals im Turnier den aktuellen Mixed- und ehemaligen Einzel-Europameister Emmanuel Lebesson ein. Im zweiten Match der Gruppe fünf stehen sich am Sonntag um 7 Uhr Kasachstan und Usbekistan gegenüber, die mit den drei ersten Plätzen in der Gruppe 5 nichts zu tun haben werden. Die Plätze eins bis drei werden Deutschland, Frankreich und Indien unter sich ausmachen.

Deutschland – Indien, Sonntag, 7 Uhr, Tisch 1
Zum kostenpflichtigen Livestream bei XYZ-Sports

Deutschland: Dang Qiu (Weltrangliste: 9), Benedikt Duda (36), Ricardo Walther (74), Fanbo Meng (87), Kay Stumper (103)
Indien: Sathiyan Gnanasekaran (37), Manush Utpalbhai Shah (114), Harmeet Desai (124), Manav Vikash Thakkar (142), Sanil Shetty (209)

Einschätzung von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf vor dem Match:
„Indien hat ein gutes Team, das nicht umsonst erst kürzlich Commonwealth Champion geworden ist. Wir gehen davon aus, dass gegen uns wahrscheinlich Sathiyan Gnanasekaran, Harmeet Desai und Manav Vikash Thakkar zum Einsatz kommen. Indien hat eine Mannschaft voller Rechtshänder, die alle sehr gut im passiven Spiel sind und wenig leichte Fehler machen. Gegen die Inder wird es sehr viele sehr lange Ballwechsel geben, darauf müssen sich unsere Jungs einstellen. Indiens Nummer eins Gnanasekaran ist passiv extrem stark und ein Heißläufer, der jeden Spieler schlagen kann, auch weil er einen Tick anders spielt, als man es normalerweise gewohnt ist. Harmeet Desai, der bei den Commenwealth Games stark gespielt hat, ist wie alle Inder sehr ballsicher und verfügt über einen sehr guten Vorhandflip. Der dritte Spieler, Thakkar, blockt extrem gut und beherrscht wie seine Teamkollegen vor allem das passive Spiel sehr gut.“ 

Kasachstan – Usbekistan 7 Uhr (Tisch 3)

Zum kostenlosen WTT-Livestream bei YouTube
Kasachstan: Kirill Gerassimenko (28), Aidos Kenzhigulov (298), Alan Kurmangaliyev (318), Denis Zholudev (510)
Usbekistan: Zokhid Kenjaev (271), Elmurod Kholikov (343), Abdulaziz Anorboev (648), Shokhrukh Iskandarov (844)

Links

Das Aufgebot des DTTB in Chengdu (China)

Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)


Herren

Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)


Trainer-Team

Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)


Physiotherapeutinnen

Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)

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