CHENGDU / DÜSSELDORF. (SH) Deutschlands Nationalteams sind bereit für die Team-Weltmeisterschaften im chinesischen Chengdu (30. September bis 9. Oktober). Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf ist auch ohne das Olympia-Trio Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska von der Stärke seiner Mannschaft, angeführt von Europameister Dang Qiu, überzeugt. „Ich glaube immer daran, dass meine Mannschaft das Maximum erreichen kann und traue ihr das auch in Chengdu zu“, sagt der Doppel-Weltmeister von 1989. „Wir visieren erst einmal eine Medaille an, und wenn man in diesem Bereich ist, geht sowieso alles. Wir werden es einfach probieren. Wieso auch nicht?“
Sportdirektor Richard Prause berichtet bei den Zitaten des deutschen WM-Aufgebots von den speziellen Pandemie-Bedingungen, und die drei in Deutschland geborenen Herren mit chinesischen Wurzeln erzählen unter anderem, ob das Herkunftsland ihrer Eltern diese WM in China für sie zu etwas Besonderem macht. Bei Deutschlands Damen sind es für Ying Han und Xiaona Shan nicht nur unter dem Herkunftsaspekt besondere Welttitelkämpfe: Die beiden gebürtigen Chinesinnen nehmen erstmals nach fast zwei Jahrzehnten als Profisportlerinnen in Deutschland – seit Anfang der 2000er-Jahre mit dem Beginn ihrer Bundesligakarrieren – an einer WM mit der Team ihrer neuen Heimat teil. „Ich spiele seit 2013 im Nationaltrikot und musste neun Jahre darauf warten: Ich freue mich total, endlich eine Mannschafts-WM spielen zu dürfen“, so Shan. Ihre Einzel-WM-Debüts hatten Shan und Han in Houston im vergangenen Jahr gegeben.
Das WM-Viertelfinale ist (nur) das erste Ziel der Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes. „Insgeheim hoffen wir schon, dass wir um die Medaillen spielen und am Ende sogar mit einer Medaille nach Hause gehen“, sagt die EM-Finalistin von München, Nina Mittelham. Als an Position fünf gesetzte Mannschaft benötigen die Damen von Bundestrainerin Tamara Boros bei der WM auch ein bisschen Losglück, wenn es weitergehen soll als die Erfüllung der Setzung.
Die Zitate des DTTB-Aufgebots vor der WM in Chengdu
Sportdirektor Richard Prause
Diese WM ist in vielerlei Hinsicht eine besondere. Unter anderem wird sie aufgrund der speziellen Corona-Situation in China in einem Closed-Loop-System gespielt, ähnlich wie bei den Olympischen Winterspiele in Peking. Wie sieht diese konkret für den Tischtennissport und die deutsche Mannschaft aus?
Richard Prause: Wir werden am 25. September abfliegen und über Dubai mit einem Charterflieger des Weltverbandes weiter nach Chengdu reisen. In China greift dann ab dem Transport vom Flughafen zum Hotel der Closed-Loop, durch den uns die normalerweise vorgeschriebene Quarantäne-Zeit in China nach der Einreise erspart bleibt. Alle sind gemeinsam in einem großen, abgegrenzten Hotel-Komplex untergebracht. Dort müssen wir nicht ständig in den Zimmern sein, sondern können uns sehr frei bewegen. Zum Hotel-Komplex gehört eine abgegrenzte Außenanlage, in der man auch einmal spazieren oder joggen kann. Das Essen wird in unserem Hotel in Buffetform serviert, es gibt einen eigenen Bereich für die täglichen PCR-Tests, die vorgenommen werden müssen. Zum Closed-Loop zählt natürlich auch der Hallenbereich. Am 10. Oktober verlassen wir dann wieder Chengdu mit einem Charterflug, der uns nach Singapur bringt. Von dort geht es weiter nach Deutschland. Alles in allem: Wir können uns, was wichtig ist, bei der WM relativ frei bewegen. In gewisser Form ähnelt es der Situation einer normalen WM, denn auch dort wäre keine Gelegenheit, um die Gegend oder die Stadt kennenzulernen. Wir sind uns sicher, dass die ITTF zusammen mit dem chinesischen Verband unter den speziellen Voraussetzungen, die Corona nun einmal mit sich bringt, eine sehr gut organisierte WM mit größtmöglicher Normalität präsentieren wird.
Die Nominierung ohne das komplette Silberteam von Tokio mit Ovtcharov, Boll, Franziska hat die Sportwelt überrascht. Wie kam sie zustande?
Prause: Wir haben lange darüber diskutiert. Die Entscheidung war sicherlich keine leichte. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, die vor der EM in München lange verletzt waren, sowie der junge Vater Patrick Franziska sollen während ihrer WM-Pause weiter ihre Form aufbauen. Im Anschluss an die WM werden sie bei den mit vielen Punkten fürs Einzel- und damit auch Olympia-Team-Ranking stattfindenden WTT Champions und WTT Cup Finals in China wieder in den internationalen Turnierzirkus einsteigen.
Es handelt sich also um keine richtungsweisende Zäsur?
Prause: Nein, ganz im Gegenteil: Wir vollziehen bei den Herren natürlich noch keinen Generationswechsel, nehmen aber die junge Generation schon einmal in die Pflicht und wollen sie weiterentwickeln, ähnlich wie im Herbst 2021 Jahr bei den Team-Europameisterschaften, als die Damen und Herren ohne fünf der sechs Olympiastars jeweils Gold gewannen und wichtige Erfahrungen für ihre weitere Entwicklung sammelten. Übrigens: Zwei wichtige Spieler, die in Cluj-Napoca erstmals im Team für sie ungewohnte Verantwortung übernehmen mussten, waren Dang Qiu und Nina Mittelham, der neue Europameister im Einzel und die nur durch eine Verletzung gestoppte EM-Zweite.
Die deutsche Herren-Mannschaft ohne ihre Erfolgsessenz der letzten Jahre, die Damen ohne die verletzte Petrissa Solja. Wie lautet die Zielsetzungen des DTTB für diese WM?
Prause: Wir werden in Chengdu zwei schlagkräftige Mannschaften an den Tisch bringen, die im Optimalfall um vordere Platzierungen spielen können. Wir warten nun zunächst einmal die Auslosung ab, die am 29. September sein wird. Danach bereiten wir uns dann gezielt auf unsere Konkurrenten vor.
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf
Wie laufen die Vorbereitungen auf die WM?
Jörg Roßkopf: Zugeben, eher suboptimal: Einige waren bei internationalen Turnieren im Einsatz, ein paar Trainingspartner waren angeschlagen. Aber unsere Mannschaft ist fit, auch Ricardo Walther ist nach seiner Verletzung spielerisch und konditionell auf der Höhe. Ich bin gespannt, was Kay und Fanbo machen und wie sie sich entwickeln. Denn in ein paar Jahren werden wir sicher den einen oder andern Spieler neu brauchen.
In den vergangenen Jahren ist die deutsche Herren-Mannschaft mit dem Traum zu Weltmeisterschaften gereist, an einem perfekten Tag in einem Finale gegen China Gold zu holen. Wovon träumt Jörg Roßkopf vor der WM 2022?
Roßkopf: Am Traum, Weltmeister zu werden, ändert sich gar nichts; der bleibt auch diesmal der Gleiche. Man muss sich immer hohe Ziele setzen. Natürlich wird es in dieser Konstellation nicht einfacher, aber ich glaube immer daran, dass meine Mannschaft das Maximum erreichen kann und traue ihr das auch in Chengdu zu. Unter dieser Voraussetzung fliege ich nach China. Wir visieren erst einmal eine Medaille an, und wenn man in diesem Bereich ist, geht sowieso alles. Wir werden es einfach probieren. Wieso auch nicht?
Wie wichtig ist diese WM ohne Ovtcharov, Boll und Franziska für die Entwicklung des deutschen Tischtennis?
Roßkopf: Man muss der nachfolgenden Spielergeneration frühzeitig Verantwortung übertragen, denn sie muss rechtzeitig lernen, mit Drucksituationen umzugehen. Dies haben wir auch mit Erfolg vor einem Jahr bei den Team-Europameisterschaften in Rumänien gemacht. Die von Patrick Franziska angeführte Mannschaft ist daran gewachsen und holte Gold, Dang Qiu ist zudem inzwischen Einzel-Europameister und der am höchsten in der Weltrangliste platzierte deutsche Top-Ten-Spieler. Es ist gut, dass die jüngeren Generationen lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Außerdem war die Situation diesmal keine einfache: Timo laboriert immer noch leicht an seiner Verletzung, Dima war sehr lange verletzt und Patrick hatte zuletzt, weil er Papa geworden ist, eine Zeitlang etwas weniger trainiert. Meine Spieler wollen immer sehr gerne die WM spielen. Sie haben sehr viel für Deutschland geleistet, das muss man sich immer in Erinnerung rufen. Aber mit dem langfristigen Blick auf die Olympischen Spiele muss man auch die Belastung dosieren.
Titelverteidiger China ist wie stets der große Goldmedaillenfavorit. Wer landet sonst noch auf den Medaillenrängen?
Roßkopf: Außer China die üblichen Verdächtigen, aus meiner Sicht vor allem Deutschland, Südkorea, Japan, Taiwan und Schweden. Ich habe im Gefühl, dass die Schweden diesmal eine Medaille machen. Ich mache mir aber wenige Gedanken über die anderen Teams und versuche mich mehr auf die Performance meiner Mannschaft und meiner Spieler zu konzentrieren.
Dang Qiu
Europameister Dang Qiu. Klingt es noch ungewohnt? Oder haben Sie sich inzwischen an den Titel gewöhnt?
Dang Qiu: Europameister Dang Qiu klingt tatsächlich immer noch sehr surreal. Aber über die Zeit hinweg habe ich es mittlerweile schon häufig gehört und mich mit diesem sehr schönen Titel auch sehr gerne angefreundet. Ich darf mehr als glücklich sein, mich Europameister nennen zu dürfen.
Vor einem Jahr sind Sie für Deutschland erstmals bei einer Team-EM an den Start gegangen. Jetzt führen Sie als Nummer acht der Welt ein WM-Team ohne Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska an. Empfinden Sie eine besondere Verantwortung?
Qiu: Man wächst mit der Aufgabe. Das wird natürlich eine große Herausforderung für mich als Führungsspieler, aber auch für die gesamte Mannschaft, die WM ohne die drei erfahrenen Hasen zu spielen. Ich nehme diese Verantwortung gerne an und versuche mein Bestes zu geben und um jeden Ball für die Mannschaft zu kämpfen. Dann werde ich, egal wie es ausgeht, vieles dieser WM mitnehmen und lernen können.
Für das Team ist ein WM-Start in dieser Formation ein Sprung ins kalte Wasser, im Optimalfall ist aber dennoch eine Medaille drin. Mit welchen Erwartungen treten Sie an?
Qiu: Wir werden zwar mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen, haben aber auch sehr viel Erfahrung von unseren Wettkämpfen, die wir mit der Mannschaft in der Liga, international und teilweise bei den Europameisterschaften bestritten haben. Deswegen können wir mit breiter Brust anreisen und uns hohe Ziele stecken, in dem wir uns sagen: Wir müssen sehr, sehr gut performen und ans absolute Limit gehen, um am Ende vielleicht auf dem Treppchen zu landen. Da müssen wir aber einfach von Spiel zu Spiel schauen und versuchen, mit der Mannschaft im Turnierverlauf ins Rollen zu kommen.
Sie sind ein waschechter Schwabe, aber Ihre Eltern kommen beide aus China. Ist es deshalb für Sie etwas Besonderes, Ihre erste Team-WM ausgerechnet in China zu spielen?
Qiu: Es ist natürlich ein schöner Zufall. Jeder weiß: China ist die Tischtennisnation schlechthin. Für mich ist es, unabhängig davon, dass meine Eltern dort geboren wurden, etwas ganz Besonderes. In China wird man als Tischtennisspieler als kleiner Star in seiner Sportart herausgestellt, wir bekommen dort viel mehr mediale Aufmerksamkeit als anderswo, die Hallen sind meistens besser gefüllt und die Zuschauer enthusiastischer. Aber wir sind ja dort, um Tischtennis zu spielen. Und ganz unabhängig davon, in welchem Land das ist, müssen wir versuchen, das gut zu machen.
Welche Rolle spielt China für Sie in Ihrem Leben?
Qiu: China spielt für mich natürlich immer noch eine große Rolle. Weil meine Eltern dort her kommen und immer noch Verwandte dort leben. Bis zur Pandemie bin ich jährlich zu den Turnieren der World Tour nach China gereist und habe auch ab und zu, wenn es die Zeit erlaubt, die Verwandtschaft besucht.
Ihr Vater Qiu Jianxin, ein Weltklassetrainer, der seit vielen Jahren mit Japans Spitzenspielern arbeitet, ebenso wie Ihre Mutter Chen Hong waren chinesische Nationalspieler. Welchen Einfluss hatten oder haben sie auf Ihre Entwicklung?
Qiu: Meine Mutter und mein Vater haben beide einen großen Einfluss auf meine Entwicklung. Ich habe sehr davon profitiert, dass meine Eltern ein so großes Know-how mitbrachten. Sie haben mir vielerlei Sachen direkt beibringen können, ohne dass ich einen Trainer brauchte. Wir haben einen engen Bezug und tauschen uns viel über Tischtennis aus, da lernt man auch immer das eine oder andere dazu. Natürlich ist es so auch nicht leicht, mal etwas Abstand vom Tischtennis zu gewinnen. Aber ich glaube, dass ich aus diesen Gesprächen sehr viele positive Aspekte herausziehen und gut in mein Spiel einbauen konnte.
Benedikt Duda
Bei der WM erwartet Sie eine komplett neue Situation. Zusammen mit Dang Qiu führen Sie die Mannschaft an. Ist das eine Bürde oder eine zusätzliche Motivation?
Benedikt Duda: Bürde auf gar keinen Fall, das ist natürlich pure zusätzliche Motivation. Es ist einfach ein super Gefühl, zu den Teamleadern zu gehören. Natürlich geht Dang voran, er ist der beste Spieler momentan und hat sich das auch hart erarbeitet und verdient. Ich freue mich, zusammen mit ihm die Mannschaft zu führen.
Auch ohne die großen Drei der letzten Jahre zählt die Mannschaft zum Kreis der Besten in der Welt. Was geht bei der WM in China für das Team Deutschland?
Duda: Man sollte uns auf keinen Fall unterschätzen. Wir haben ein tolles Team und sind sehr gefährlich. Dang hat in diesem Jahr bewiesen, dass er zu den absoluten Topspielern gehört. Er gibt auf jeden Fall der gesamten Mannschaft Sicherheit, weil wir wissen, er kann gegen jede Nation zwei Punkte machen und dann fehlt nur noch einer zum Sieg. Bei so einer WM kann viel für uns gehen. Wir sind alle gut drauf, verstehen uns gut. Wir versuchen, von Spiel zu Spiel zu denken. Wo wir dann am Ende stehen, werden wir sehen.
Welche Mannschaften sehen Sie in Chengdu auf dem Podest?
Duda: Ich denke, dass Deutschland stark genug ist, um am Ende auf dem Podest stehen zu können. Ansonsten sehe ich außer China auch Japan, Schweden, Taiwan mit Chancen. Es wird ein heißer Kampf um die Medaillenränge und wir werden alles versuchen, um mit Edelmetall nach Hause zu kommen.
Aktuell haben Sie sich, etwas länger schon, zwischen Position 30 und 40 in der Weltrangliste eingependelt. Wann folgt der nächste große Sprung nach vorne?
Duda: Auf den nächsten Sprung warte ich nun leider schon etwas länger. Aber ich bin auf jeden Fall hungrig, den nächsten Schritt nach vorne zu machen. Ich arbeite weiter akribisch an mir und hoffe, dass ich mich bald in die Top 30 und Top 20 hocharbeiten kann.
Bei den Olympischen Spielen waren Sie der vierte Mann und sich für nichts zu schade, um der Mannschaft an allen Ecken und Enden zu helfen. Wer bekommt bei dieser WM die Rolle des Wasserträgers zugedacht?
Duda (lacht): Das wird wohl an den beiden Jungen hängenbleiben. Kay und Fanbo sind erstmals dabei und werden auf jeden Fall ein paar Aufgaben bekommen, um uns Älteren das Leben etwas leichter zu machen.
Ricardo Walther
Sie gehören seit vielen Jahren zum engsten Kreis der Nationalmannschaft. Nach der Teilnahme an der WM 2017 folgt nun erstmals eine Team-WM. Wie groß war die Freude über die Nominierung?
Ricardo Walther: Es ist ja meine erste Mannschafts-WM und ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein kann. Die WM in Düsseldorf war natürlich als Heim-WM einzigartig, aber eine Team-WM ist auch sehr reizvoll. Es ist etwas anderes, für die Mannschaft spielen zu dürfen und ein Teil davon zu sein. Ich finde Team-Wettkämpfe cool. Ich denke außerdem, dass wir auch ohne Dimitrij, Timo und Patrick eine sehr schlagkräftigte Mannschaft beisammen haben.
Sie haben lange an einer Knieverletzung laboriert, konnten aber zuletzt bei internationalen Turnieren wieder schmerzfrei spielen. Ist die Verletzung zu 100 Prozent auskuriert?
Walther: Es war eine langwierige Knieverletzung, eine permanente Reizung und Entzündung der Patellasehne, die mir sehr zu schaffen gemacht hat. Mittlerweile habe ich keine Probleme mehr und bin zu 100 Prozent fit, wenn ich am Tisch stehe. Glücklicherweise kann ich wieder voll belasten, auch wenn ich immer noch spezielle Aufwärm- und Stabilisationsübungen in der Reha machen muss.
Sie haben schon häufig internationale Topspieler bezwingen können und zuletzt international starke Ergebnisse erzielt. Mit welchen Erwartungen reisen Sie zur WM nach China?
Walther: Einige internationale Topspieler habe ich schlagen können, und genau das ist auch unser Ziel bei der WM. Wir fahren nicht nach China, um nur teilzunehmen. Natürlich ist es durch die Coronaverhältnisse in China und durch das Fehlen von Dima, Timo und Patrick etwas Besonderes, es ist ja diesmal ein neuformiertes Team. Aber wir haben eine sehr starke Mannschaft beisammen. Dang als aktueller Europameister, Benne spielt sehr stark und konstant, Kay und Fanbo sind noch jung, haben aber zuletzt schon gute Ergebnisse gespielt und ich bin auch wieder fit und habe zuletzt international sehr gute Resultate erzielt. Wir können gegen alle mithalten. Das Ziel ist natürlich, erst einmal die Gruppenphase zu überstehen und dann von Runde zu schauen, um möglichst lange im Turnier zu bleiben. Ich wüsste nicht, warum mit dieser Mannschaft nicht alles möglich sein sollte.
Kay Stumper
Im vergangenen Jahr haben Sie mit Deutschland den Titel bei der Team-EM geholt, jetzt folgt Ihr WM-Debüt. Was erwarten Sie für sich persönlich von den Weltmeisterschaften?
Kay Stumper: Nach der EM folgt jetzt für mich die WM. Ich freue mich natürlich sehr und hoffe, dass ich mein volles Leistungspotenzial abrufen kann, falls ich aufgestellt werde.
Für Ihren neuen Verein Borussia Düsseldorf haben Sie in der TTBL bereits starke Ergebnisse erzielt, unter anderem durch einen erneuten Sieg über Schwedens WM-Zweiten von 2019, Mattias Falck. Glauben Sie, dass die Erfahrung bei der WM Ihre weitere Entwicklung noch weiter beschleunigen wird?
Stumper: Die Teilnahme an einer EM oder WM bringt immer wichtige Erfahrung. Generell: Wenn ich gut spiele, kann ich viele gute Spieler auch schlagen. Ich hoffe natürlich darauf, dass ich vielleicht ein paar Einsätze bekomme. Falls nicht, ist das aber auch nicht so schlimm, weil ich auf jedem Fall sehr viel bei der WM lernen werde.
Ihre Mutter Bao Di war selbst eine ehemalige chinesische Nationalspielerin, nun werden Sie erstmals bei einer WM starten – in China! Ist diese Konstellation etwas Besonderes?
Stumper: Nein, es hat keinerlei größere Bedeutung für mich. Die WM könnte genauso gut in Ungarn oder irgendeinem anderen Land sein, das würde nichts ändern. Dass sie in China ist, macht es aufgrund der Corona-Situation aber etwas komplizierter. Es gibt viele Regeln, es wird viel getestet und so weiter, Corona eben.
Fanbo Meng
Die besondere Konstellation, dass Deutschland ohne seine Olympioniken antritt, hat Ihnen wahrscheinlich schneller zur ersten WM-Nominierung verholfen als gedacht. Was bedeutet die Nominierung für Sie und was erwarten Sie von Ihrer WM-Premiere?
Fanbo Meng: Für mich ist etwas Großes und Einzigartiges, für die WM nominiert zu sein. Auch wenn es durch das Fehlen von Timo, Dima und Franz zustande kommt: Es ist meine erste WM, es ist mein Debüt für die Nationalmannschaft der Herren. Ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein darf und möchte der Mannschaft so viel wie möglich helfen. Ich freue mich darauf, WM-Atmosphäre zu schnuppern und kann mit Sicherheit ganz viel mitnehmen und lernen.
In der TTBL haben Sie bereits Spieler wie Timo Boll oder Mattias Falck besiegen können, vor wenigen Tagen haben Sie den Weltranglisten-46. Geraldo besiegt. Das ist eine enorme Entwicklung, nachdem Sie vor knapp drei Jahren schon in jungen Jahren lange pausieren mussten…
Meng: Ich hatte im Dezember 2018 und März 2019 zwei Hüftoperation und musste beim Übergang vom Jugend- auf den Herrenbereich viel Monate lange pausieren, das war schon eine sehr schwierige Zeit, wenn ich ehrlich bin. Wir haben uns damals mit dem ehemaligen U23-Cheftrainer Helmut Hampl zusammengesetzt und entschieden, dennoch nach dem Fachabitur auf die Profilaufbahn zu setzen. Bislang hat sich das durch die positive Entwicklung der letzten zweieinhalb Jahre als die komplett richtige Entscheidung erwiesen. Es ist ein langer und sehr weiter Weg, aber ich hoffe, dass ich mich auf Dauer Schritt für Schritt in der Weltrangliste nach vorne arbeiten und irgendwann auch bei den wichtigen Veranstaltungen Medaillen gewinnen kann.
Sie sind in Würzburg mit chinesischen Wurzeln geboren. Ihr Vater Meng Qingyu, der in den 90er-Jahren nach Deutschland kam, war selbst Spitzenspieler, ist inzwischen seit vielen Jahren Trainer in Fulda und hat Ihre Entwicklung wesentlich beeinflusst. Ist es für Sie oder Ihre Familie etwas Besonderes, dass Sie ausgerechnet in China Ihre erste WM spielen werden?
Meng: Mein Vater war in der Jugendzeit mein Trainer. Er ist neben zum Beispiel Lars, Rossi, Xiaoyong in Düsseldorf auch jetzt noch am Wochenende mein Trainer und hilft mir bei meiner Entwicklung. Dass die WM ausgerechnet in China ist, ist schöner Zufall, mehr aber auch nicht. Seit der Pandemie konnte ich leider nicht mehr meine Großeltern in dem Land besuchen. Aber ob die WM in China, in Houston, in Thailand oder sonst wo ist, das ist mir eigentlich ganz schnuppe: Es ist eine WM und ich darf mitmachen – das ist das Wichtigste!
Damen-Bundestrainerin Tamara Boros
Ying Han und Xiaona Shan spielen in Chengdu ihre erste Team-WM, nachdem sie in Houston ihr WM-Debüt gegeben haben. Was ist in China für Ihr Team in dieser Besetzung möglich?
Tamara Boros: Ich merke bei Ying und Nana vor ihrer ersten Team-WM, dass sie hoch motiviert sind, in Chengdu mit der Mannschaft ein gutes Ergebnis zu erzielen. Peti (Anmerkung: die verletzte Petrissa Solja) ist leider nicht dabei, aber mit Ying, Nana, Nina, Sabine und unserem Talent Annett haben wir ein gutes Team. Wir sind an Position fünf gesetzt, daher ist das Erreichen des Viertelfinals unser erstes Ziel. Ich hoffe, dass wir das schaffen und dann ein gutes Spiel um die Medaille machen. Im Viertelfinale müssten wir sehr gut spielen und mit der Auslosung auch ein wenig Glück haben. Wir werden wie immer unser Bestes geben.
Mit der EM liegt der Höhepunkt des Heim-Events nur wenige Wochen zurück. Wie geht es Ihrer WM-Mannschaft spielerisch, gesundheitlich und emotional?
Boros: Zwischen den beiden größten Turnieren in diesem Jahr liegt nur wenig Zeit. Unsere Vorbereitung auf die WM lief daher komplett anders als normalerweise bei einem so großen Turnier. Es waren nicht alle Spielerinnen in Düsseldorf, Ying und Nana spielen gerade in der japanischen Liga. Yuan hat letzte Woche das WTT-Turnier in Kasachstan gespielt, also hatten wir weniger Spielerinnen in der Trainingsgruppe. Ich habe meine Mannschaft im Training nicht so stark angetrieben, weil sie bei der WM vor allem im Kopf frisch sein müssen. Es ist mental nach der Heim-EM nicht so einfach, die ein großes Turnier und ein großes Ziel war, bei dem Nina, Nana und Sabine drei Einzelmedaillen gewonnen haben. Ich motiviere sie so, dass sie bei der WM in Topform sind, frisch im Kopf und so kämpfen wie in München.
Für Sie persönlich ist es Ihre erste Mannschafts-WM als verantwortliche Bundestrainerin. Beeinflusst Sie das in irgendeiner Weise?
Boros: Egal auf welchem Turnier ich bin, gebe ich immer mein Bestes und versuche, aus der jeweiligen Situation das Beste zu machen. Ich denke nicht so sehr darüber nach, dass es jetzt eine EM oder eine WM oder sonst etwas ist. Wir haben eine gute Mannschaft und einen guten Teamgeist. Negativ im ganzen Turnier bleiben wir hoffentlich nur bei den COVID-Tests, bei allem anderen läuft es hoffentlich ausnahmslos positiv für uns.
Ying Han
Ist Ihre Rückenverletzung von der EM komplett ausgeheilt oder müssen Sie noch vorsichtig sein?
Ying Han: Ich habe nach der EM zehn Tage Pause gemacht und wurde intensiv behandelt. Jetzt fühle mich zu 90 Prozent gesund und habe beim Spielen keine Beschwerden. Ich versuche natürlich, dass es so bleibt und lasse mich weiter behandeln, wann immer es möglich ist.
Erst EM, jetzt japanische Liga, danach WM, gefolgt von WTT-Turnieren und polnischer Liga bzw. Champions League für Tarnobrzeg – Sie sind viel unterwegs und jedes Spiel ist wichtig. Wie gehen Sie mit den vielen Reisen und der entsprechenden Belastung um?
Han: Es stimmt, dass ich viel spiele. Aber ich genieße das. Ich bin nicht mehr die Jüngste und weiß nicht, wie lange ich noch so intensiv spielen kann. Deshalb genieße ich jede Möglichkeit zu spielen. Zwischendrin nehme ich mir meine Pausen und schaffe es, glaube ich, ganz gut, meinen Rhythmus zwischen den Spielen und Turnieren zu steuern.
Die japanische Liga ist gerade meine WM-Vorbereitung. Ich habe mein erstes Spiel leider verloren, aber Saki Shibata ist unfassbar gut gegen Abwehr. Sie war früher die Sparringspartnerin für die beiden Abwehrerinnen von Mikihouse. Ich habe nach der Pause im Anschluss an die EM schon wieder ein sehr gutes Gefühl. Das hatte ich gar nicht erwartet.
Es ist Ihre erste WM in China. Wie sehr freuen Sie sich trotz der Pandemie-Bedingungen auf dieses Riesenevent in Ihrer alten Heimat?
Han: Ich freue mich vor allem, endlich mal mit unserer Nationalmannschaft bei einer WM zu spielen, egal unter welchen Bedingungen. Ich hoffe, dass wir gut spielen werden. Das ist mein großes Ziel. Es ist leider sehr schwierig für Zuschauer, sich im Lockdown Spiele anzugucken. Meine Schwiegereltern würden gerne kommen und haben schon gefragt, ob ich zumindest für die Cup Finals Tickets besorgen kann, falls ich sie spielen darf. (Anmerkung: Für die WTT Cup Finals in Xinxiang vom 27. bis 30. Oktober qualifizieren sich die besten 16 Damen and Herren.)
Auch wenn Petrissa Solja dem Team verletzt fehlt: Was erhoffen Sie sich mit dieser Mannschaft bei der WM?
Han: Es ist wirklich schade, dass Peti nicht dabei ist – wir spielen schon so lange zusammen und haben so große Erfolge gefeiert –, aber für uns alle ist die Gesundheit das Wichtigste.
Ich gehe positiv in das Turnier und denke, dass wir mit unserer Mannschaft bei der WM gut spielen können. Ich hoffe, dass wir auch etwas nach Hause mitbringen können.
Nina Mittelham
Sind Sie nach Ihrer Verletzung am Schlagarm bei der EM inzwischen wieder voll im Saft oder wie viel fehlt noch zur alten Form?
Nina Mittelham: Ich bin auf jeden Fall wieder schmerzfrei. Das ist schon mal sehr gut. Aber ich merke, wenn ich den Trainingsumfang auf 100 Prozent hätte, wäre das noch zu viel für meinen Arm. Ich kann normal trainieren, muss aber bei der Intensität ein bisschen aufpassen, dass es da nicht wieder aufbricht. Bis zur Form dauert es noch, weil ich in den letzten Wochen nicht so viel trainieren konnte. Ich bin guter Dinge, dass es umso schneller geht, wenn ich wieder ein paar Spiele mache. Deshalb war ich auch im Oman beim WTT Contender. Ich habe eigentlich ein gutes Gefühl.
Wie schaffen Sie es, nach der EM als Highlight vor wenigen Wochen auch im Kopf wieder frisch zu werden? Vor allem nachdem Sie im Finale verletzt aufgeben mussten.
Mittelham: Nach so einem Ereignis wieder frisch im Kopf zu werden, ist nicht so einfach, gerade weil es so blöd geendet ist. Ich habe versucht es abzuhaken und mich über Silber zu freuen. Es hilft auf jeden Fall, wenn ich es als Erfolg und nicht als Enttäuschung sehe.
Durch die Verletzung habe ich eine komplette Woche pausieren müssen. Dass ich nicht in der Tischtennishalle war, hat auch noch mal etwas geholfen. Bei mir ist es so, dass ich mich mit anderen Dingen beschäftige, um frisch im Kopf zu werden. Ich verbringe Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden, meinem Freund Sascha. Das hilft mir enorm.
Sie haben bei und nach der EM so viel Begeisterung und – nach dem Finale – ganz besondere Unterstützung vieler Menschen und auch in den Medien erfahren. Wie sehr hat Sie das überrascht auch was die Vielzahl betrifft?
Mittelham: Es haben sich sehr viele Menschen gemeldet, die ich kannte, aber umso mehr, die ich nicht kannte. Es ist auf der einen Seite schön zu sehen, dass man Aufmerksamkeit bekommt, auf der anderen Seite hätte ich mich noch mehr über diese Nachrichten gefreut, wenn ich gewonnen hätte. Es ist jetzt so. Das muss ich akzeptieren. Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, dass auch wir Frauen im Tischtennis wahrgenommen werden. Dadurch dass bei der EM viel Medienpräsenz war, war das für uns gut. Wir haben als Team in München ein gutes Ergebnis erzielt. Das freut einen und macht Hoffnung auf die Zukunft.
Nach den Erfolgen der EM und jetzt erstmals mit Ying Han und Xiaona Shan bei einer Team-WM: Was können Sie im Team in Chengdu erreichen?
Mittelham: Ying und Nana sind erstmals bei einer Mannschafts-WM – darauf freue ich mich schon. Wenn wir alle in guter Form sind, sind wir ein sehr gutes Team. Es kommt natürlich auf die Auslosung an. Insgeheim hoffen wir schon, dass wir um die Medaillen spielen und am Ende sogar mit einer Medaille nach Hause gehen.
Xiaona Shan
In Houston haben Sie Ihr WM-Debüt gegeben. Nach neun Jahren im deutschen Nationaltrikot ist es in Chengdu nun Ihre erste Mannschafts-WM. Mit welchem Gefühl und welcher Erwartung gehen Sie in die WM in China?
Xiaona Shan: Ich spiele seit 2013 für Deutschland und musste neun Jahre darauf warten. Ich freue mich total, endlich eine Mannschafts-WM spielen zu dürfen.
Was können Sie – vor allem nach den Erfolgen bei der EM und der Begeisterung – mit dieser Mannschaft erreichen?
Shan: Mein Ziel ist, mit der Mannschaft bei der WM eine Medaille für Deutschland zu holen. Wir werden alle versuchen, unser Bestes zu geben. Gucken wir erst einmal, was uns die Auslosung bringt und denken dann von Spiel zu Spiel.
Sie sind gerade in der T-League aktiv und spielen für Kyoto. Wie ist es für Sie dort gerade?
Shan: Die japanische Liga ist auf einem sehr hohen Niveau. Es ist ganz schwer, hier Spiele zu gewinnen. Für mich ist es vor der WM gut, hier ein paar Spiele zu machen. Meine Form nach der EM ist eigentlich noch gut.
Es ist eine WM in Ihrem Geburtsland. Spielt das eine besondere Rolle für Sie?
Shan: In China zu spielen ist etwas ganz Besonderes für mich. Noch lieber hätte ich es gehabt, wenn mein Mann und meine Familie zum Zugucken kommen könnten, aber das geht wegen Corona leider nicht. Aber egal wie: Ich gebe mein Bestes.
Sabine Winter
Sie haben Ihre beiden großen Ziele, Deutsche Einzel-Meisterin und die EM-Medaille in München, in diesem Jahr erreicht. Haben Sie sich seit München schon neue Ziele gesetzt?
Sabine Winter: Ein einzelnes Turnier mit bestimmtem Ziel habe ich momentan nicht. Ich möchte in den nächsten Wochen und Monaten versuchen, mein Spiel zu verbessern. Ich werde auch versuchen, ein oder zwei ganz neue Elemente zu lernen und einzubauen. Und falls das klappt und ich mehr Optionen habe, auf die ich zurückgreifen kann, steigt mein spielerisches Niveau direkt etwas an und dann gibt es bestimmt auch in Zukunft wieder Grund zum Jubeln, bei welchem Turnier auch immer das dann sein mag.
Wie sehr pusht Sie die EM-Euphorie und Ihre Leistung dort auch jetzt noch?
Winter: Es tut natürlich gut zu sehen, dass man seine Ziele, wenn der Wille da ist und man fleißig daran arbeitet, erreichen kann. Solange die Ziele nicht völlig utopisch sind (Lacht.). Ich habe gesehen: Vieles ist möglich, und die Arbeit zahlt sich früher oder später aus.
Ihr eigentlicher Saisonhöhepunkt war die Heim-EM im August. Mit welcher Einstellung und welcher Form gehen Sie in die WM nur wenige Wochen danach – spielerisch und mental?
Winter: Nach der EM habe ich, ehrlich gesagt, erstmal eine nicht so Tischtennis-lastige Zeit gebraucht, in der ich das Tischtennistraining ein bisschen runtergefahren habe – da die Luft etwas raus war -, aber das Fitness-Training dafür nochmal etwas angekurbelt habe. So bin ich mental für die WM bereit und nicht überspielt, trotzdem aber körperlich topfit. Also ich denke: Die WM kann kommen!
Mit wie viel Respekt gehen Sie in dieses Turnier in China unter COVID-Bedingungen?
Winter: Ich muss ehrlich gestehen: Wohl fühle ich mich nicht so recht bei der Reise nach China in den jetzigen Zeiten. Meine größten Sorgen konnte man mir aber weitgehend nehmen, unter anderem was die Bedingungen betrifft, falls ich positiv werden sollte. Es ist nun mal eine Ehre für Deutschland bei einer WM starten zu dürfen und der Mannschaft zu helfen, ein gutes Resultat zu erzielen. Wird schon schiefgehen (Lacht.)!
Annett Kaufmann
Erst die Individual-EM im eigenen Land, jetzt Ihr WM-Debüt in China. Stehen solche Meilensteine in Ihrer Karriereplanung oder wie planen Sie als junge Spielerin den Übergang zu den Damen?
Annett Kaufmann: Ich habe gar keinen richtigen Übergang zu den Damen geplant. Ich bin der Meinung, dass man ihn gar nicht planen kann. Er passiert einfach. Ich habe in letzter Zeit schon viele WTT-Turniere gespielt, letztes Jahr die Team-EM, im August die Individual-EM, jetzt mein Debüt bei der WM in China. Bei den Deutschen Meisterschaften habe ich schon zweimal bei den Damen mitgespielt. Ich entwickle mich, und das verursacht den Übergang. Eine Karriereplanung ist schwer, weil man nie weiß, wohin einen der Weg führt.
Sie haben in diesem Jahr schon viel gespielt und werden noch viele Turniere spielen. In welcher Form sind Sie aktuell in diesem wieder mal langen Jahr spielerisch und mental?
Kaufmann: Bei den WTT-Turnieren nach der EM hat man gemerkt, dass ich mental und körperlich müde war. Ich hatte keine richtig gute Form. Ich habe das an Nuancen gemerkt, dass etwa mein Kopf mehr wollte als mein Körper in dieser Situation machen konnte. Das beschäftigt einen mental: Man möchte und weiß, dass man es kann, aber in dem Moment geht es halt nicht. Weil ich danach eine Woche Urlaub hatte und neue Energie tanken und runterschalten konnte, bin ich zur WM in einer guten Form. Ich habe Energie, ich habe Bock zu spielen und bin motiviert. Ich bin ready abzuliefern und mit dem Team Deutschland nach China zu fliegen.
Nicht nur wegen der COVID-Bedingungen ist eine WM in China etwas Besonderes. Mit welchem Gefühl werden Sie nach Chengdu reisen?
Kaufmann: Ich fahre mit einem guten Gefühl zur WM. Ich kann ein bisschen schnuppern, kann die Stars sehen, die Atmosphäre kennenlernen und das Gefühl, bei einer WM dabei zu sein. Ich bin happy, dass ich Teil dieses Teams sein darf. Ich bin gespannt und euphorisch, mit dem Team zusammen zu kämpfen. Nur wegen der COVID-Bedingungen habe ich ein etwas mulmiges Gefühl, weil es dort strenger ist. Ich würde ungern dort in eine Quarantäne müssen, schließlich muss ich noch zur Schule gehen. Das ist in meinem Hinterkopf, aber ich bin zuversichtlich, dass es dort keine Probleme geben wird. Wir sind verantwortungsbewusst und wissen, wie man sich verhält.
Ihre Mannschaft hat in Cluj im vergangenen Jahr auch der Teamgeist zum EM-Gold getragen. Wohin kann er Deutschlands Damen, die an Position fünf Gesetzten, bei der WM führen?
Kaufmann: Wir sind an Position fünf gesetzt, aber das heißt nicht, dass wir nun Fünfte werden müssen. Ich finde: Alles ist offen. Ich hoffe, dass wir es mit unserem Teamgeist und unserer sportlichen Leistung vielleicht weiter nach vorne schaffen.
Wenn wir unsere Setzposition nicht erfüllen, bedeutet das nicht, dass wir keine gute Leistung gebracht haben. Alles ist machbar: Wir sind ein gutes Team und werden zusammen kämpfen, für jeden Ball, für jeden Punkt und jeden Satz. Wir werden alles dafür geben, das Bestmögliche herauszuholen. Was dann dabei herauskommt, kommt heraus. Das müssen wir akzeptieren. Bei dieser WM sind alle gut. Jede Mannschaft ist aus einem bestimmten Grund dort. Wenn es für uns nicht klappt, muss man akzeptieren, dass die Gegner besser waren – was ich natürlich nicht hoffe (Lacht.). Ich bin gespannt, wohin unser Weg uns führt.
Das Aufgebot des DTTB in Chengdu (China)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltrangliste vom 13. September: 9), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 36), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 74), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf, WR: 100), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 101)
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN, WR: 8), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN, WR: 13), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN, WR: 18), Sabine Winter (TSV Schwabhausen, WR: 46), Annett Kaufmann (SV Böblingen, WR: 125)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Die teilnehmenden Mannschaften in der Übersicht
Herren: Ägypten, Algerien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Taiwan, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Hongkong, China, Indien, Iran, Japan, Kanada, Kasachstan, Kroatien, Mexiko, Österreich, Polen, Portugal, Puerto Rico, Republik Korea, Rumänien, Saudi-Arabien, Schweden, Singapur, Slowakei, Slowenien, Thailand, Tschechische Republik, Ungarn, USA, Usbekistan
Titelverteidiger: China
Damen: Ägypten, Algerien, Brasilien, China, Taiwan, Deutschland, Frankreich, Hongkong, China, Indien, Iran, Japan, Italien, Kanada, Luxemburg, Malaysia, Mexiko, Polen, Portugal, Puerto Rico, Republik Korea, Rumänien, Schweden, Singapur, Slowakei, Südafrika, Thailand, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, USA
Titelverteidigerinnen: China
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