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RUWEN FILUS GEWINNT GOLD NACH 0:3-RÜCKSTAND GEGEN DEN OLYMPIAVIERTEN LIN

Ruwen Filus (c) DTTB

ALMATY: (KZ). (MS) Ruwen Filus hat seine beeindruckende Siegesserie beim WTT Contender in Almaty mit dem 4:3-Finalsieg über den Olympiavierten Lin Yun-Ju gekrönt. Gegen den topgesetzten Taiwanesen, der am Freitag in der Runde der besten 16 Filus‘ Nationalmannschafts- und Vereinskollegen Fanbo Meng besiegt hatte, gelang dem Fuldaer das ebenso seltene wie bemerkenswerte Kunststück, einen 0:3-Satzrückstand in den Titelgewinn umzumünzen. Der überraschende Erfolg katapultiert das Abwehrass auch im ITTF-Ranking weit nach vorne: Der aktuell an 33 notierte Filus wird am Dienstag die neue Nummer 21 der Welt sein. 

Ruwen Filus: „Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl“ 

Gegen den Weltranglistensieben Lin Yun-Ju machte der 34 Jahre alte Ruwen Filus im Endspiel beim 7:11, 10:12, 7:11, 11:7, 11:9, 11:5 und 11:7 nicht nur einen 0:3-Satzrückstand wett, er zeigte auch eine der besten Leistungen in seiner Karriere. „Gegen einen solch guten Spieler in einem Finale ein 0:3 wettzumachen, das passiert nicht alle Tage“, freute sich Filus über seine erfolgreiche seine Aufholjagd. Dabei sah es nach den ersten drei Durchgängen eher danach aus, als wenn der Taiwanese seine Niederlage aus dem Vorjahr beim Doha Star Contender im Schnelldurchgang vergessen machen wollte. Doch je länger das Spiel dauerte, umso sicherer wurde der Defensivstratege bei seinen Unterschnittabwehrbällen auf der Rückhandseite, gleichzeitig durchbrach er mit seinen Vorhandtopspins immer erfolgreicher die sonst so dichten Blocks des Olympiavierten. 

Filus jubelte nach seinem gelungen Coup ausgelassen und ließ sich zurecht vom begeisterten Publikum feiern: „Was soll ich sagen: Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin angereist im dem Glauben, ein oder zwei Spiele zu machen. Ich wollte einfach so gut wie möglich spielen. Das nun der Finalsieg dabei herausgekommt, ist einfach unglaublich. Ich habe mich von Spiel zu Spiel steigern können.“ Filus beschreibt die außergewöhnliche Situation: „Ich habe nach dem 0:3 einfach immer weiter gekämpft und Vollgas geben, hatte auch schon im zweiten Satz eine kleine Chance gehabt. Am Ende war es aber ein schier unglaublich starkes Comeback von mir, ich habe am Ende wie im Rausch gespielt. Ich bin sprachlos.“ 

Zum Feiern bleibt keine Zeit 

Die muskulären Probleme, die Filus gestern nach dem Siebensatz-Halbfinal-Duell mit dem Japaner Hiroto Shinozuka verspürt hatte, behinderten Filus heute nicht. „Es hat im Finale schon etwas im Arm gezwickt. Aber es war soweit gut, dass ich alles in dieses Match hineinlegen konnte.“ Eines Siegesfeier wird es allerdings in Almaty allerdings nicht geben. Schon heute Abend nimmt Ruwen Filus den Nachtflug nach Deutschland, wo er schon Montagabend mit dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in der TTBL beim SV Werder Bremen anzutreten hat: „Auch wenn zum Feiern keine Zeit bleibt. Diesen Moment genieße ich jetzt erst einmal!“ 

Filus rückt am Dienstag auf Platz 21 in der Welt vor 

Der dreifache Familienvater, der im März vergangenen Jahres beim weltmeisterschaftsreif besetzten WTT Star Contender in Doha das Finale erreicht hatte, spielte in Almaty eines der besten Turniere seiner Karriere. Auf dem Weg in das Endspiel bezwang Filus nacheinander Kasachstans Lokalmatador Denis Zholudev, den Chinesen Sai Linwei, seinen Angstgegner Anton Källberg (Schweden) und die 18 Jahre alte Turnierüberraschung Shinozuka. Als Lohn nimmt Filus nicht nur den zweiten internationalen Einzeltitel seiner Karriere und das 5.000-Dollar-Preisgeld mit nach Hause, sondern vor allem 400 wertvolle Weltranglistenpunkte, die den Hessen am nächsten Dienstag in der Weltrangliste unmittelbar an die Top 20 heran katapultieren werden. Filus hat nachgerechnet: „Wenn ich richtig geschaut habe, müsste ich von 33 auf 21 vorrücken.“ Seinen ersten internationalen Einzeltitel hatte Filus 2019 beim ITTF-Challenge-Turniere in Bangkok gewonnen. 

Sonntag

Herren-Einzel, Finale

Ruwen Filus – Lin Yun-Ju TPE 4:3 (-7,-10,-7,7,9,5,7)

Samstag
Herren-Einzel, Halbfinale
Ruwen Filus – Hiroto Shinozuka JPN 4:3 (-13,9,-6,7,5,-8,13)
Lin Yun-Ju TPE – Liang Yanning CHN 4:1 (6,-11,7,8,1)
Viertelfinale

Links zu den Ergebnissen und Auslosungen 

WTT Contender Almaty

Das DTTB-Aufgebot in Almaty

Herren-Einzel: Ruwen Filus, Fanbo Meng; Qualifikation: Cedric Meissner
Damen-Einzel: Yuan Wan
Damen-Doppel: Yuan Wan / Pauline Chasselin FRA
Mixed: Yuan Wan/Cedric Meissner 

 

U21 Europameisterschaften

Foto oben: anklicken – Schreiner kann in Cluj-Napoca in die Fußstapfen von Annett Kaufmann und Chantal Mantz treten (c) DTTB

Franziska Schreiner schrammt nur knapp an der Goldmedaille vorbei

Cluj-Napoca. Franziska Schreiner überzeugte am Schlusstag der U21-Europameisterschaften in Cluj-Napoca mit einer starken Leistung, aber die Nachfolgerin von Annett Kaufmann heißt Elena Zaharia. Die Langstädterin unterlag Rumäniens Lokalmatadorin in einem dramatischen Finale knapp in sieben Sätzen und schrammte nur um Haaresbreite an der Goldmedaille vorbei. Bei den Herren sicherte sich der Pole Samuel Kulczycki den Titel. 

Wie schon im Jahr 2021 in Spa musste sich Franziska Schreiner erst unmittelbar vor dem Ziel geschlagen geben. In Belgien war der Deutschen Meisterin im Doppel (2019) und Mixed (2021) im Halbfinale der Weg zum Titel von ihrer Nationalmannschaftskollegin Annett Kaufmann verstellt worden. Das Ausnahmetalent aus Böblingen hatte im Vorjahr im Alter von 15 Jahren als bislang jüngste Spielerin und zweite Deutsche nach Chantal Mantz im Premierenjahr 2017 den U21-Titel errungen. Schreiners überaus hell glänzende Silbermedaille ist die insgesamt vierte deutsche: Zuvor standen auch Yuan Wan, der aktuelle Herren-Europameister Dang Qiu (beide 2017) sowie 2019 Gerrit Engemann als Zweitplatzierte auf dem U21-Siegerpodest. 

Franziska Schreiner: „Das hatte ich wirklich auf der Pfanne“ 

Franziska Schreiner war nach der 5:11, 8:11, 11:8, 10:12, 11:9, 12:10 und 7:11-Niederlage gegen die an Position eins gesetzte Favoritin Elena Zaharia vor allem deshalb enttäuscht, weil sie die Niederlage als vermeidbar einstufte: „Ab 0:1 und 8:8 war ich die eigentlich die bessere Spielerin. Leider habe ich im vierten Satz nach einer 7:2-Führung und 10:9 meine Chance nicht nutzen können. Das hatte ich wirklich auf der Pfanne. Dann hätte es 2:2 gestanden und ich wäre wahrscheinlich anschließend mit 3:2 in Führung gegangen, dann hätte ich sicherlich zudem noch viel besser gespielt.“ 

Schreiner, die immer wieder sehr weite Wege gehen musste, um gegen die Block- und Platzierungskünste ihrer Gegnerin ein Durchkommen zu finden, erspielte sich in einem ausgeglichen Finale trotz des 1:3-Rückstandes noch ihre Chance. Dem Energiebündel gelang der 3:3-Ausgleich, nachdem es bei 9:10 in Satz sechs zunächst einen ersten Matchball der Rumänin abgewehrt hatte. Der siebte und entscheidende Satz stand bis zum 5:5 auf des Messers Schneide, dann allerdings setzte sich die Lokalmatadorin mit 8:5 und 10:6 vorentscheidend ab. Bei 10:7 verwandelte Zaharia ihren insgesamt dritten Matchball zum Titelgewinn. Ihre Leistung im Endspiel beurteilte Schreiner selbstkritisch: „Ich habe im Finale leider etwas schlechter gespielt als in den Matches zuvor. Ich war auch etwas nervös, darunter hat die Qualität von meinen Bällen gelitten.“ 

Bundestrainerin Lara Broich lobte ihre Spielerin: „Die Silbermedaille ist ein riesiger Erfolg. Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass Franziska am Ende ganz oben steht. Das Finale war ein knappes Ding. Aber Franzi hat hier insgesamt über die Tage hinweg vom ersten bis zum letzten Ball ein super Turnier gespielt und viele starke Spielerinnen besiegt, unter anderem die Französin Pavade. Franzi kann aus diesem Turnier viel Selbstvertrauen schöpfen. Wir wollen aber auch die Siegerin nicht vergessen und gratulieren Zaharia. Den Titel im eigenen Land zu gewinnen, ist sicherlich eine coole Sache

Franziska Schreiner mit starker Gesamtbilanz 

Die für Langstadt in der Bundesliga spielende und in Düsseldorf lebende und trainierende Bayerin darf mit ihren Leistungen beim Turnier in der Gesamtbetrachtung in der Tat überaus zufrieden sein. Am Morgen vor dem Finale besiegte die an Position acht gesetzte Rechtshänderin im Halbfinale in einer sehenswerten Partie die Goldmedaillenaspiranten Prithika Pavade (Frankreich), die bereits 2020 das Turnier gewonnen hatte, in sieben umkämpften Sätzen. In der Runde der besten Acht gewann sie gestern das deutsche Duell mit Sophia Klee (Weinheim) glatt mit 4:0, nachdem sie im Achtelfinale die unorthodox agierende polnische Materialspielerin Anna Brzyska auf Distanz gehalten hatte. Zuvor war Schreiner, die als Gesetzte erst in Stufe 2 eingreifen musste, auch in der Zwischenrunde ungeschlagen geblieben und hatte mit Erfolgen über Agathe Anne Azevou (Frankreich), Anna Wegrzyn (Polen) und Matilda Hansson (Schweden) den Grundstein für ihren späteren Finaleinzug gelegt. 

Inernationale Erfahrung ebenso wichtig wie Medaillen 

Das achtköpfige deutsche Aufgebot, das mit fünf aktuellen Jugendnationalspielern gegen die fast durchweg ältere U21-Konkrurenz antrat, muss sich in Rumänien mit einmal Edelmetall begnügen. Die größte Medaillenhoffnung, der an Position eins gesetzte Kay Stumper (Düsseldorf), scheiterte überraschend und unerwartet frühzeitig im Achtelfinale im Duell der U19-Europameister von 2021 und 2022 an seinem Nachfolger Eduard Ionescu (Rumänien).  

Erfreulich war der Viertelfinaleinzug von Sophia Klee. Die 19 Jahre alte Weinheimerin benötigte zwar in der Vor- und Zwischenrunde das Glück der Tüchtigen, um jeweils als Gruppenzweite die nächste Stufe zu erreichen. Ihr gutes Ergebnis ist jedoch hoch verdient. Der Bundesligaspielerin fehlt es nach einer rund halbjährigen Knieverletzung allein noch an Konstanz und Wettkampftraining, um wieder zu ihrer Bestform zurückzufinden, scheint aber auf dem besten Weg dorthin. Erfreulich waren auch die Auftritte der erst 16 Jahre alten Mia Griesel. Die zweifache U15-WM-Dritte von 2021 performte gegen die durchweg ältere Konkurrentinnen mehr als nur auf Augenhöhe und wurde erst im Achtelfinale von Frankreichs Titelaspirantin Pavade gestoppt. 

Als fünfter deutscher Spieler hatte zudem der 16 Jahre alte Lleyton Ullmann (Hamm) die erste Stufe überstanden. Der als Ersatz für den verletzten Hannes Hörmann (Hilpoltstein) nachgerückte Hamburger zeigte in Cluj-Napoca sein Potential, musste aber in der Zwischenrunde Lehrgeld zahlen. Unerwartet früh, allerdings auch in einer schweren Gruppe, ereilte die deutsche U18-Meisterin Naomi Pranjkovic (Kolbermoor) das Aus. Auch Tom Schweiger (München) und Vincent Senkbeil (Buschhausen) kamen nicht über die erste Stufe hinaus. 

Weitere Berichte 


Der Finaltag im Einzel 

Damen, Finale
Franziska Schreiner – Elena Zaharia ROU 3:4 (-5,-8,8,-10,9,10,-7)


Halbfinale
Franziska Schreiner – Prithika Pavade FRA 4:3 (-9,5,9,-5,-5,4,7)
Elena Zaharia ROU – Zdena Blaskova CZE 4:3 (7,-4,-6,-9,11,8,7)

Links 

DAS U21-AUFGEBOT DES DTTB

Damen-Einzel: Mia Griesel (MTV Tostedt), Sophia Klee (TTC Weinheim), Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor), Franziska Schreiner (TSV Langstadt)

Damen-Doppel*: Griesel/Schreiner, Pranjkovic/Charlotte Bardsley ENG
*Sophia Klee spielt kein Doppel

Herren-Einzel: Tom Schweiger (FC Bayern München), Vincent Senkbeil (SC Buschhausen), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Lleyton Ullmann (TTC GW Bad Hamm)

Herren-Doppel: Stumper/Senkbeil, Schweiger/Ullmann

Mixed*: Schreiner/Stumper, Pranjkovic/Schweiger, Griesel/Senkbeil, Ullmann/Emilija Riliskyte LTU

*Sophia Klee spielt kein Mixed


Trainer-Team: Lara Broich (Bundestrainerin Jugend 19 weiblich), Dustin Gesinghaus (Bundestrainer Jugend 19 männlich), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer)

Physiotherapeutin: Maria Först (Neuss)
Schiedsrichter: Jürgen Wernerus (Würselen) 

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