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FÜR TIMO BOLL HARREN US-FANS FAST BIS MITTERNACHT AUS

WM in Houston  + + + Für Boll harren US-Fans selbst an Thanksgiving fast bis Mitternacht aus + + + Ein deutsches Duell Boll gegen Filus im WM-Viertelfinale in greifbarer Nähe / Han, Shan, Duda und Franziska ausgeschieden + + +

HOUSTON. (TX)  US-amerikanische Tischtennisfans sind zäh. Zumindest wenn sie Timo Boll im Land haben, ist auch Thanksgiving egal. Der staatliche Feiertag ist eigentlich das wichtigste Familienfest im Jahr, zu dem sich in der Regel alle Generationen versammeln, die zum Teil über alle Landesteile verstreut leben. Für den Rekord-Europameister machte eine Gruppe lautstarker einheimischer Unterstützer eine Ausnahme und harrte sogar aus, bis Boll um 23.30 Uhr Ortszeit die mit über anderthalb Stunden Verspätung begonnene, letzte Partie des Abends im George R. Brown Convention Center von Houston beendet hatte. Sie wurden für ihre familiäre Entbehrung belohnt: Ihr Held bleibt ihnen auch in der nächsten Runde erhalten.

Mit Timo Boll und Ruwen Filus stehen zwei Deutsche im Einzel-Achtelfinale der Premiere der Tischtennis-Weltmeisterschaften auf dem amerikanischen Kontinent. Borussia Düsseldorfs Führungsspieler besiegte den 19-jährigen Singapurer Pang Yew En Koen in vier Sätzen im Schnelldurchgang. „Ich habe noch nicht häufig eine Partie erst um elf Uhr abends angefangen“, flachste der gebürtige Hesse. „Ich bin gut reingekommen und habe einen anderen Rhythmus gespielt, als er das vielleicht gegen jüngere Spieler gewohnt ist, etwas verzögerter, platzierter – dagegen hatte er massive Probleme.“ In der Runde der besten 16 trifft Timo Boll auf den slowakischen Abwehrspezialisten Wang Yang, der zuvor Frankreichs Topmann Simon Gauzy mit 4:2 ausgeschaltet hatte.

Zweites WM-Achtelfinale für starken Filus

Ruwen Filus vom TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell steht zum zweiten Mal in seiner Karriere nach 2017 im Achtelfinale einer WM. Für ihn gab es am späten Abend in Houston das dritte 4:0 im Einzel hintereinander. Gegen den Polen Jakub Dyjas, der am Vortag überraschend den an Position zwei gesetzten Japaner Tomokazu Harimoto besiegen konnte, geriet er mit einer gelungenen Mischung aus Abwehr- und Angriffsbällen nur im vierten Durchgang in Rückstand, konnte das zwischenzeitliche 6:9 aber noch in einen Sieg verwandeln.

Dass es so souverän war, ist natürlich sehr erfreulich für mich. So verliere ich keine Körner. Es war zwar bei dieser WM bisher dreimal ein 4:0 für mich, aber es ist trotzdem ein langes Turnier, und die Anspannung und das Einspielen sind die ganze Zeit da. Das merkt man dann doch“, erklärte der 33-jährige, der seit Jahren zu den besten modernen Abwehrern der Welt zählt.

Favoritensterben bei den Herren setzt sich fort: Lin Yun-Ju draußen

In der Nacht zum Samstag deutscher Zeit trifft Filus auf die US-amerikanische Hoffnung Kanak Jha, der in der TTBL für Ochsenhausen spielt. Und auch wenn Deutschlands Tischtennis-Cracks eigentlich immer nur von Runde zu Runde denken: Das DTTB-Duell Boll gegen Filus liegt in greifbarer Nähe: „Mit einem hessischen Viertelfinale könnte ich sehr gut leben“, sagte Timo Boll. „Ich drücke Ruwen die Daumen. Er hat bisher sehr gut gespielt. Außerdem wäre es eine schöne Sache, dann auf jeden Fall einen Deutschen im Halbfinale zu haben.“

Am dritten Turniertag ging das Favoritensterben bei den Herren weiter. Diesmal traf es Dimitrij Ovtcharovs Olympia-Widersacher im Spiel um Bronze, den Taiwanesen Lin Yun-Ju, der sich überraschend dem Südkoreaner Lim Jonghoon in sechs Sätzen geschlagen geben musste. Lin wäre der Halbfinalgegner in der Boll-Filus-Hälfte des Tableaus gewesen. Die vier Chinesen in der oberen Hälfte setzten sich allesamt durch. Im Achtelfinale kommt es bereits zum internen Duell der Doppelpartner Fan Zhendong und Wang Chuqin.

Han und Shan gut, doch ohne Satzgewinn gegen China

In der Runde der besten 32 ausgeschieden sind Patrick Franziska, Benedikt Duda sowie mit Han Ying und Shan Xiaona auch die letzten beiden DTTB-Damen. Die WM-Debütantinnen Han und Shan waren gegen die haushohen Favoritinnen aus China, die Weltranglistenzweite Sun Yingsha bzw. die -Fünfzehnte Chen Xingtong mit jeweils 0:4 nahezu chancenlos.

Auch wenn noch beide deutsche Doppel, Shan Xiaona/Petrissa Solja und Nina Mittelham/Sabine Winter sowie das Mixed Franziska/Solja im Achtelfinale vertreten sind, zog die Damen-Bundestrainerin eine erste Bilanz über den Einzelwettbewerb: „Für uns war das nicht das beste Turnier. Ying und ‚Nana‘ haben gut gespielt, aber ihre Gegner war heute einfach zu stark. Das restliche Team war nicht in bester Form“, konstatierte Tamara Boros. „Petrissa hatte keine optimale Vorbereitung. Nina hat in den letzten Monaten zu viel gespielt. Für sie war es auch schwierig, mit den Erfolgen bei Europe Top 16 und EM mental umzugehen. Sabine hatte gestern den Start verpasst und der zweite Satz war der Schlüssel, als sie gegen Doo Hoi Kem eine 8:4-Führung verspielte. Wir müssen erst mal zur Ruhe gekommen, und dann analysieren, was wir besser machen können.“

Franziska und Duda verpassten ihre Chancen

Patrick Franziska und Benedikt Duda haderten beide mit verpassten Chancen. Europe-Top-16-Gewinner Franziska scheiterte am 19-jährigen Team-WM-Bronzemedaillengewinner von 2018, Truls Möregardh aus Schweden, in der Verlängerung des siebten Satzes, nachdem er sich aus einem 1:3-Rückstand zurück ins Spiel gekämpft hatte: „Ich bin enttäuscht, verärgert – alles so ein bisschen“, grollte der 29-jährige Saarbrücker. „Im ersten Satz habe ich gut angefangen. Dann hat er drei Sätze lang mit seiner unorthodoxen Spielweise gut aggressiv gespielt, und ich war einfach nicht so da, wie ich es sein muss. Dass ich mich danach zurückkämpfe, obwohl ich mich nicht so gut fühle, danach beim Matchball einen Kantenball gegen mich zu haben, und dann fällt meiner nach außen, tut weh.“

Nach seinem Doppelpartner Dang Qiu am Vortag konnte auch der amtierende zweifache Deutsche Meister Benedikt Duda eine Runde später Chinas Weltranglistenneunten Liang Jingkun nicht knacken. Bei der 1:4-Niederlage des Bergneustädters „war viel mehr drin“ (Zitat Duda). „Ich habe gut gespielt, hatte im zweiten Satz eine 8:4-Führung und habe den leider verloren.  Danach habe ich einen super dritten Satz mit tollen Ballwechseln gespielt“, beschrieb Duda. „Im vierten Satz hatte ich dann noch eine 8:6 und 9:8-Führung. Das sind Führungen, die du gegen die Chinesen brauchst, um zu gewinnen. Besonders der zweite Satz war schmerzhaft für mich.“

Bereits am frühen Donnerstagnachmittag Ortszeit in Houston hatten es drei deutsche Doppel und ein Mixed den Sprung ins WM-Achtelfinale geschafft.

Zur Zusammenfassung der Doppel- und Mixed-Ergebnisse.

Zu den ausführliche Stimmen der Deutschen nach ihren Partien

Die Spiele der Deutschen am Donnerstag

Damen-Einzel, 3. Runde (32)
Shan Xiaona – Chen Xingtong CHN 0:4 (-5,-8,-9,-6)
Han Ying – Sun Yingsha CHN 0:4 (-6,-10,-4,-8)

Herren-Einzel, 3. Runde (32)
Patrick Franziska – Truls Möregardh 3:4 (3,-7,-8,-6,9,10,-11)
Benedikt Duda – Liang Jingkun CHN, 1:4 (-8,-9,3,-9,-6)
Timo Boll – Pang Yew En Koen SIN 4:0 (4,7,5,5)
Ruwen Filus – Jakub Dyjas POL 4:0 (3,7,4,9)

Mixed, 2. Runde (32)
Dang Qiu/Nina Mittelham – Lin Gaoyuan/Lily Zhang CHN/USA 1:3 (12,-8,-3,-10)
Patrick Franziska/Petrissa Solja – Juan Lamadrid/Paulina Vega CHI 3:0 (5,8,6)

Herren-Doppel, 2. Runde (32)
Patrick Franziska/Timo Boll – Fan Zhendong/Wang Chuqin CHN 0:3 (-6,-11,-3)
Benedikt Duda/Dang Qiu – Mihai Bobocica/Niagol Stoyanov ITA 3:1 (11,-11,5,6)

Damen-Doppel, 2. Runde (32)
Nina Mittelham/Sabine Winter – Goi Rui Xuan/Wong Xin Ru SIN 3:0 (6,9,0)
Petrissa Solja/Shan Xiaona – Giorgia Piccolin/Debora Vivarelli ITA 3:0 (10,7,4)

Die Spiele der Deutschen am Freitag bzw. in der Nacht von Freitag auf Samstag

Damen-Doppel, Achtelfinale
Nina Mittelham/Sabine Winter – Hina Hayata/Mima Ito JPN, 18.40 Uhr, Tisch 2
Shan Xiaona/Petrissa Solja – Wang Manyu/Sun Yingsha CHN, 19.20 Uhr, Tisch 1

Herren-Doppel, Achtelfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Florent Lambiet/Martin Allegro BEL, 18 Uhr, Tisch 2

Mixed, Achtelfinale
Patrick Franziska/Petrissa Solja – Ho Kwan Kit/Lee Ho Ching HKG, 21 Uhr, Tisch 4

Herren-Einzel, Achtelfinale
Timo Boll – Wang Yang SVK, 23.50 Uhr, Tisch 1
Ruwen Filus – Kanak Jha USA, 3.10 Uhr, Tisch 1

Trainerteam und Delegationsleitung

Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Sascha Nimtz (Wissenschaftskoordinator, IAT Leipzig), Ralph Färber (Athletiktrainer, Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main) Rainer Kruschel (Delegationsleiter und DTTB-Leistungssportreferent)

Medizinisches Team
Dr. Antonius Kass (Teamarzt), Dr. Christian Zepp (Sportpsychologischer Experte), Birgit Schmidt und Annette Zischka (Physiotherapeutinnen, OSP Hessen)

Schiedsrichter-Team der ITTF

Kerstin Duchatz (Düsseldorf), Nico Zorn (Wuppertal)

Offizielle DTTB-Vertreter in ITTF-Gremien
Michael Geiger (AGM-Delegierter), Matthias Vatheuer (AGM-Delegierter), Heike Ahlert (DTTB-Vizepräsidentin Leistungssport, ETTU-Vizepräsidentin, Mitglied im ITTF Board of Directors), Dr. Torsten Küneth (Equipment Committee), Manfred Schillings (ITTF Media Committee und DTTB-Presse & -Kommunikation)

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