- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

DTTB-HERREN SCHLAGEN EX-EUROPAMEISTER PORTUGAL OHNE SATZVERLUST

TOKIO. Nach den Damen haben auch Deutschlands Herren ihr Auftaktmatch im Mannschaftswettbewerb der Olympischen Spiele gewonnen. Mit einem 3:0 über Portugal steht das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf im Viertelfinale und dort am Dienstag um 7.30 Uhr MESZ erwartungsgemäß Taiwan gegenüber. Der Erfolg über das Europameister-Trio von 2014 war jedoch härter erkämpft, als es das Ergebnis ohne Satzverlust vermuten lässt. Vor allem zu Beginn.

Deutschlands Parade-Doppel brauchte fast den kompletten ersten Satz, um gegen ihre seit vielen Jahren eingespielten Kontrahenten ins Match zu finden. Durchgang eins verlief kurios. Nach 3:10-Rückstand, vermeidbaren Fehlern und zu passivem Spiel von Timo Boll/Patrick Franziska kämpften sich die Hessen mehr als nur heran. Beim Stand von 11:10 hatten sie den ersten Satzball, den Apolonia/Monteiro abwehren konnten. Beim darauffolgenden Punkt vertippte sich der Hongkonger Schiedsrichter Wong Loy King. Auf der elektronischen Anzeige wurde statt eines Zählers für Deutschland 12:11 für die Portugiesen anzeigt. Bei deren nächstem Punktgewinn rief Wong bereits den Satzgewinn mit 13:11 aus.

Einige Minuten lang war die Verwirrung komplett, weil sich das elektronische Zählgerät nicht zurückstellen ließ. Wongs Schiedsrichterkollegin Satako Sueyoshi aus Japan griff beherzt zur guten alten Klapptafel, die für technische Notfälle bereitstand, und die Partie wurde fortgesetzt. Insgesamt zehn Satzbälle der Portugiesen wehrten Boll/Franziska ab, bevor sie ihren eigenen dritten zum 17:15 nutzen konnten.  „Timo hat gesagt, im Mixed haben wir den Vorsprung nicht nach Hause gebracht, dann machen wir es im Doppel andersrum. Spaß beiseite: Es war sehr wichtig, dass wir diesen ersten Satz noch gedreht haben. Ich war sehr nervös am Anfang, aber der Satzverlust hat die Portugiesen schon ein bisschen gebrochen“, vermutete Patrick Franziska. In Durchgang zwei lief es von Beginn an besser für die Deutschen, den sie sich mit 11:4 sicherten. In Satz drei wurde es nach 9:4 noch einmal so knapp, dass die Deutschen ihre Auszeit nutzten. Mit 11:9 stand dann der erste Punkt auf Deutschlands Habenseite.

Am Dienstagmorgen gegen Taiwan mit Lin Yun-Ju

Im Duell der Einser war Dimitrij Ovtcharov mit seiner haushoch positiven Bilanz gegen Marcos Freitas einmal mehr der Dominator. Gegen den 33-jährigen Europe-Top-16-Gewinner von 2014 kam es auch zu mehreren sehenswerten Rallyes, die Tokio-Bronzemedaillengewinner Ovtcharov trotz des kräftezehrenden Einzelturniers zuvor meist für sich entschied. „Gestern habe ich nichts gemacht. Heute Morgen wollte ich trainieren, aber ich habe so schlecht geschlafen, dass ich bis 12 Uhr im Bett war und die Einheit sausen hab lassen. Aber um 12 Uhr bin ich aufgewacht und habe wieder gemerkt, dass ich frischer bin“, sagte Ovtcharov. Nachdem er die Führung seiner Mannschaft ohne Satzverlust ausgebaut hatte, ging es für Timo Boll gegen Tiago Apolonia in die Box. Anders als im letzten Vergleich, im TTBL-Spiel zwischen Düsseldorf und Neu-Ulm, als der damals rückenschmerzgeplagte Rekord-Europameister eine 2:0-Satzführung und zwei Matchbälle im Fünften nicht nutzen konnte – ließ Boll, der gleich im ersten Satz das Spiel diktierte, kein Comeback seines fünf Jahre jüngeren Kontrahenten zu: Er war der bessere Auf- und Rückschläger, erhöhte den Druck, wenn Apolonia eröffnete und stand fast immer schon dort bereit, wo der ehemalige Weltranglisten-13. sich überlegte hinzuspielen. Mit 11:3, 11:9 und 11:8 war auch diese Partie gewonnen. „Timo hat gut gegen Tiago Apolonia gespielt, gegen den er in der TTBL zuletzt verloren hatte. Das gibt ihm Selbstvertrauen“, freute sich der Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Der nächste Gegner Taiwan mit Ovtcharovs Gegner im Einzel um die Bronzemedaille, Lin Yun-Ju, und dem Olympia-Vierten von London, Chuang Chih-Yuan, wird eine noch höhere Hürde auf dem Weg zur erhofften nächsten Olympia-Medaille. Denn auch im Doppel ist Taiwan hoch dekoriert: Der wie Timo Boll 40-jährige Chuang ist an der Seite von Chen Chien-An unter anderem Doppel-Weltmeister von 2013. Die Taiwanesen hatten am Morgen deutscher Zeit planmäßig Kroatien mit 3:0 besiegt. Mit Lin haben sie einen Spieler, der zwei Punkte machen kann. „Sie haben außerdem ein Weltmeisterdoppel mit Chuang und Chen. Wir haben lange für diese Spiele trainiert, sind absolut fit und haben das Potenzial, ins Halbfinale einzuziehen“, so der Bundestrainer. Für Ovtcharov sind die Taiwanesen auf Augenhöhe mit den Japanern und Südkoreanern und vielleicht, so der Bronzeheld, seien sie sogar noch einen Tick besser.

Chinas Herren ebenfalls ohne Satzverlust / Spielfreier Montag für Deutschland

Bei den übrigen Herren-Team-Matches im Achtelfinale blieben die Überraschungen aus. China gewann gegen Ägypten ohne Satzverlust, Frankreich mit 3:0 gegen Hongkong und Südkorea mit 3:1 gegen Slowenien. Einzig den im Tokyo Metropolitan Gymnasium an Position sechs gesetzten Brasilianern gelang ein nur mühevolles 3:2 gegen Serbien, darunter mit zwei Sieben-Satz-Erfolgen von Spitzenspieler Hugo Calderano, dem Ovtcharov-„Opfer“ im Einzel-Viertelfinale. Die Spiele von Japan gegen Australien sowie Schwedens gegen die USA in der Deutschland-Hälfte des Tableaus finden erst am Montag statt.

Team Deutschland hat am Montag komplett spielfrei. Denn auch die Damen haben ihren nächsten Auftritt erst am Dienstag. Petrissa Solja, Han Ying und Shan Xiaona spielen um 3 Uhr MESZ gegen den Gewinner der morgigen Partie Südkorea gegen Polen.

Herren-Mannschaft, Achtelfinale, 1. und 2. August
Deutschland – Portugal 3:0

Timo Boll/ Patrick Franziska – Tiago Apolonia/Joao Monteiro 3:0 (15,4,9)
Dimitrij Ovtcharov – Marcos Freitas 3:0 (9,7,6)
Timo Boll – Tiago Apolonia 3:0 (3,9,8)

Viertelfinale am 2. und 3. August
China – Frankreich, Montag, 12.30 Uhr MESZ
Südkorea – Brasilien, Montag, 7.30 Uhr
Japan oder Australien – Schweden oder USA, Dienstag, 3 Uhr
Deutschland – Taiwan, Dienstag, 7.30 Uhr

Halbfinals am 4. August

Spiele um Gold und Bronze am 6. August

 

Auslosung, Ergebnisse, Live-Ticker, Zeitplan, TV und Streaming

Das deutsche Aufgebot bei den Tischtenniswettbewerbe in Tokio

Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag