DOHA. Die Hauptfelder des mit 200.000 Dollar dotierten WTT Contender in Doha sind komplett. Mit dem an Position fünf gesetzten Weltranglistenzwölften Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland), Benedikt Duda (Bergneustadt), den Berlinerinnen Nina Mittelham und Shan Xiaona sowie zwei Doppeln wirft der Deutsche Tischtennis-Bund am Mittwoch sechs Eisen ins Feuer. Der Grünwettersbacher Dang Qiu verpasste heute in der vierten Qualifikationsrunde den Einzug in das Hauptturnier.
Ovtcharov gegen Qiu-Bezwinger Alamiyan
Die WTT-Premiere ist nach dreimonatiger internationaler Corona-Pause trotz der kurzfristigen Absage der chinesischen Delegation glänzend besetzt. Die Nummern fünf bis acht der Welt, Tomokazu Harimoto (Japan), Hugo Calderano (Brasilien), Lin Yun-Ju (Taiwan) und der für Bremen spielende WM-Finalist Mattias Falck (Schweden) führen die Setzungsliste an, gefolgt von Dimitrij Ovtcharov.
Der World-Cup-Sieger von 2017 bekommt es in seinem Auftaktmatch um 13.20 Uhr deutscher Zeit mit Noshad Alamiyan zu tun. Der Weltranglisten-74. ist einer der unorthodoxesten Spieler im internationalen Circuit und zeichnet sich unter anderem durch exzellente Aufschläge und häufigem Schlägerwechsel von der linken in die rechte Hand aus. Der Iraner qualifizierte sich heute für das Hauptfeld durch einen deutlichen 3:0-Erfolg über Dang Qiu und präsentiert sich bislang in Doha in exzellenter Verfassung. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf weiß: „Das erste Spiel in einem Turnier ist für Gesetzte ohnehin immer sehr schwer, weil Dima ja auch zunächst einmal seinen Rhythmus finden muss. Diesmal ist das noch schwerer, da zu den Änderungen bei WTT ja auch die Verkürzung der Spiele von ‚best of 7‘ auf ‚best of 5‘ gehört.“ Für den Sieger kommt es am Donnerstag zum Aufeinandertreffen mit Ex-Europameister Emmanuel Lebesson (Frankreich) oder Marco Freitas (Portugal).
Vor Ovtcharov muss um 8.40 Uhr Benedikt Duda an den Tisch. Die Nummer 38 der Welt steht gegen Titelanwärter Lin Yun-Ju vor einer hohen Hürde. Jörg Roßkopf rechnet mit einer sehr interessanten Partie: „Keine Frage: Lin ist der klare Favorit und Bene der krasse Außenseiter. Aber Bene ist ein starker Spieler und liebt solche Herausforderungen, das hat er ja schon einige Male unter Beweis gestellt. Dazu kommt, dass bei ‚best of 5‘ natürlich ohnehin immer etwas möglich ist.“ Auf den Sieger der Begegnung wartet am nächsten Tag ein Duell mit dem Inder Sharat Kamal Achanta oder dem tschechischen Ricardo-Walther-Bezwinger Pavel Sirucek.
Mittelham kämpft um Zweitrundenduell gegen Mima Ito
Bei den Damen sind die Weltranglistendritte Mima Ito (Japan), die an Position acht notierte Taiwanesin Cheng I-Ching sowie die Japanerinnen Kasumi Ishikawa und Miu Hirano die topgesetzten Titelanwärterinnen.
Die Deutsche Meisterin Nina Mittelham spielt am Mittwoch um 8.15 Uhr zunächst gegen die Französin Yuan Jia Nan. Die Siegerin wird einen Tag später im Achtelfinale mit einem Duell gegen die an Position eins gesetzte Japanerin Mima Ito belohnt, die allerdings zuvor von der Holländerin Britt Eerland herausgefordert wird.
Um 12.55 Uhr trifft Mittelhams Vereinskollegin und Doppelpartnerin Shan Xiaona auf die Kanadierin Mo Zhang. Im Achtelfinale am Donnerstag wartet ebenfalls eine offene Partie gegen die Gewinnerin des Duells zwischen Adriana Diaz (Puerto Rico) und Margaryta Pesotska (Ukraine).
Zwei DTTB-Duos im Achtelfinale
In den Doppel-Wettbewerben der Damen und Herren beginnt das Turnier direkt mit dem Achtelfinale. Das Duo Nina Mittelham/Shan Xiaona nimmt bei den Damen um 16.15 Uhr gegen die Französinnen Stephanie Loueuilette/ Yuan Jia Nan das Medaillenrennen auf. Im Viertelfinale am Donnerstag könnte es zu einem Duell mit dem topgesetzten japanischen Duo Miu Hirano/Kasumi Ishikawa kommen.
Bei den Herren ist die erprobte Weltklasse-Kombination Benedikt Duda/Dang Qiu hinter den Südkoreanern Lee Sangsu/Cho Daeseong an Position zwei gesetzt und trifft um 18 Uhr zunächst auf die krassen Außenseiter Ahmed Alawlaqi/Mohammed Abdulwahhab aus dem Emirat Katar, die über den Ausrichterplatz in das Feld rückten. Im Match um die Medaillen wollen sich die Inder Achanta/Sathiysan Gnanasekaran einen Tag später den zweimaligen Deutschen Meistern in den Weg stellen.
Neuer Auslosungsmodus sorgt für Erstaunen und Unmut
Ein an den Tennissport angelehnter und erstmals angewandter Auslosungsmodus für das Hauptfeld sorgte heute bei vielen Trainern und Athleten für manche Überraschung, viele erstaunte Gesichter und zumindest bei den Betroffenen auch für Unmut. Waren bisher die an den Positionen 5 bis 8 Gesetzten oder von 9 bis 16 Gesetzte vor frühen Duellen mit den vier Topfavoriten gefeit, so sind derartige Privilegien nun nicht mehr automatisch gegeben.
Zwei Beispiele. Das in Doha an Position sechs gesetzte ungarische Duo Ecseki/Szudi muss nach der Modus-Änderung nun direkt in der ersten Runde des Herren-Doppels (16er-Feld) gegen die südkoreanischen Titelaspiranten antreten. Noch wesentlich härter trifft es im Damen-Einzel (32er-Feld) die an Position elf gesetzte Holländerin Britt Eerland, der zu ihrer großen Überraschung schon in Runde eins das Duell mit der topgesetzten Japanerin Mima Ito blüht. Beim alten System wäre es zu diesen Begegnungen frühestens im Viertel- bzw. Achtelfinale gekommen.
Allerdings: Der neue Modus war von den WTT-Organisatoren im Vorfeld bekanntgegeben worden. Es war wohl eher die Tragweite, die bis zur ersten Anwendung den meisten nicht bewusst war. Eine der prekären Folgen der Modifizierung: Mögliche frühe Niederlagen, die wiederum auch das für die Olympischen Spiele wichtige Weltranglistenpunktekonto beeinträchtigen können.
Qiu Dang ohne Rhythmus gegen den Exoten
Von sechs in der Qualifikation gestarteten Deutschen kam Dang Qiu dem Sprung in das Hauptfeld am nächsten. Nach bis dahin guten Leistungen unterlag der Portugal-Open-Sieger jedoch am Nachmittag in der vierten Qualifikationsrunde Irans Ballartist Noshad Alamiyan mit 2:11, 7:11 und 12:14. Der an Position 53 in der Welt notierte Dang Qiu hatte im ersten Vergleich der beiden Asse vor allem zum Matchbeginn Mühe, sich auf das Spielsystem seines Gegners einzustellen: „Alamiyan ist ein Exot, spielt sehr unangenehm und unorthodox, wie es das wohl nur einmal im Circuit gibt. Ich bin am Anfang überhaupt nicht mit seinem Stil zurechtgekommen, vor allem nicht mit seinen Aufschlägen. Ich habe überhaupt keinen Rhythmus gefunden und bin in diesem Match weit unter meinen Möglichkeiten geblieben.“ Qiu ergänzt: „Der Modus ‚best of 5‘ spielt ihm natürlich auch sehr in die Karten, weil man keine Zeit findet, sich auf ihn einzustellen.“
Dabei hatte der entscheidende dritte Qualifikationstag für den deutschen Penholderkünstler am Vormittag glänzend begonnen. Der Schwabe bewies eine starke Form und hielt den Rumänien Ovidiu Ionescu klar mit 11:8, 11:6 und 11:4 deutlich in Schach. Auch das Duell mit dem Finalisten der Europameisterschaften 2018 hatte es zuvor noch nie gegeben. Dang Qiu war zumindest mit dem ersten Match des Tages zufrieden: „Ich habe sehr gut gespielt und dadurch hat Ovi gar nicht nicht erst zu seinem System gefunden. Ich hatte zuvor eher mit einem knappen Ding gerechnet, aber den Sieg nehme ich aber natürlich auch gerne in dieser Deutlichkeit mit.“ Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf bilanzierte: „Dang hat am Vormittag sehr stark gespielt. Hätte er am Nachmittag gegen Alamiyan den knapp verlorenen dritten Satz geholt, hätte er das Match vielleicht noch drehen können. Er hat sich erst zu spät auf den allerdings auch sehr starken und unorthoden Iraner einstellen können.“
Sabine Winter: „Meine Wehwehchen etwas auskurieren“
Ebenfalls heute noch im Wettbewerb war Sabine Winter. Die Schwabhausenerin hatte zwar trotz gesundheitlichem Handikap gestern ihr Auftakteinzel gegen die Ungarin Szanda Pergel klar gewonnen, gegen die Taiwanesin Liu Hsing-Yin konnte sie die Einschränkungen durch eine gebrochene Rippe und ihren nach einem Trainingsunfall geschwollenen Daumen aber nicht mehr kompensieren. „Am Anfang des Matches hat sie mich überrollt“, kommentierte die zweimalige Doppel-Europameisterin das 2:11, 6:11 und 11:13, das allerdings nur im ersten Satz wirklich deutlich ausfiel. „Im zweiten Satz habe ich schon gemerkt, dass ich spielerisch herankomme, da hat gar nicht so viel gefehlt. Aber am Ende musste ich ein paar Netzroller hinnehmen, deshalb schaut das Satzergebnis deutlich aus. Der dritte Durchgang war dann vollkommen offen, das hätte auch meiner werden können. Schade, bei ‚best of five‘ hätte es dann vielleicht nochmal richtig spannend werden können.“ Das Fazit von Sabine Winter: „Spielerisch war es keine Topleistung, aber auch keine Katastrophe. Ich werde jetzt versuchen, in den nächsten Tagen meine Wehwehchen etwas auszukurieren, aber sicherlich vor dem Star Contender auch noch eine Trainingseinheit einlegen.“
Bereits gestern waren Abwehrass Ruwen Filus (Fulda), der Deutsche Meister Ricardo Walther (Düsseldorf) sowie die ehemaligen deutschen Doppelmeisterinnen Yuan Wan (Kolbermoor) und Chantal Mantz (Bingen) in der zweiten Qualifikationsrunde gescheitert.
Livestream und Ergebnisse
Wer bewegte Bilder von der WTT-Premiere sehen möchte, der muss sich zwei Adressen merken. Die Tische 2, 3 und 4 werden auf dem Youtube-Kanal der Veranstalter live gestreamt. Tisch 1 des Hauptturniers wird ab kommenden Mittwoch mit 14 Kameras stets über die neue WTT Website übertragen, auf der auch Auslosungen, Ergebnisse und Informationen eingesehen werden können.
Die Spiele der Deutschen im Hauptfeld am Mittwoch
Herren-Einzel, 1. Runde
08.40 Uhr, Tisch 1: Benedikt Duda – Lin Yun-Ju TPE
13.20 Uhr, Tisch 1: Dimitrij Ovtcharov – Noshad Alamiyan IRI
Damen-Enzel, 1. Runde
08.15 Uhr, Tisch 3: Nina Mittelham – Yuan Jia Nan FRA
12.55 Uhr, Tisch 3: Shan Xiaona – Zhang Mo CAN
Herren-Doppel, Achtelfinale
18.00 Uhr, Tisch 1: Benedikt Duda/Dang Qiu – Ahmed Alawlaqi/Mohammed Abudlwahhab QAT
Damen-Doppel, Achtelfinale
16.15 Uhr, Tisch 4: Nina Mittelham/Shan Xiaona – Stephanie Loueuilette/ Yuan Jia Nan FRA
Die Spiele der Deutschen in der Qualifikation am Dienstag
Herren-Einzel, 3. Runde
Dang Qiu – Ovidiu Ionescu ROU 3:0 (8,6,4)
Damen-Einzel, 3. Runde
Sabine Winter – Liu Hsing-Yin TPE 0:3 (-2,-6,-11)
Herren-Einzel, 4. Runde
Dang Qiu – Noshad Alamyan IRI 0:3 (-2,-7,-12)
WTT Contender: Livestreaming, Ergebnisse, Fakten
- Livestreaming, Tische 2-4 (WTT Youtube)
- Livestreaming, Tisch 1 (WTT Website)
- Auslosungen, Ergebnisse und Informationen (WTT Website)
- Spielklassen: Einzel, Doppel und Mixed.
- Spielsystem: Alle Matches K.-o.-System, 3 Gewinnsätze (best of 5). Ausnahme Halbfinale und Finale Einzel, 4 Gewinnsätze (best of 7).
- Einzelwettbewerbe: 32 Teilnehmer (24 Gesetzte + 8 Qualifikanten)
- Herren- und Damen-Doppel-Wettbewerbe: 16 Gesetzte, keine Qualifikanten
- Mixed-Wettbewerbe: 8 Gesetzte + 8 Qualifikanten
- Preisgeld gesamt: 200.000 Dollar, 15.000 Dollar Titelgewinn Einzel
- Weltranglistenpunkte: 400 Punkte Titelgewinn Einzel, 280 Punkte Platz 2
- Die WTT-Contender-Regularien im Detail: Alles, was Sie wissen müssen
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Das DTTB-Aufgebot in Doha
WTT Contender, 3.-6.3. (Qualifikation 28.2.-2.3.)
Hauptfeld Einzel:
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland/WR 12), Benedikt Duda (Bergneustadt/WR 38)
Damen: Nina Mittelham (Berlin/WR 39), Shan Xiaona (Berlin/WR 43)
Qualifikation Einzel:
Herren: Ruwen Filus (Fulda-Maberzell/WR 42), Dang Qiu (Grünwettersbach/WR 53), Ricardo Walther (Düsseldorf/WR 89)
Damen: Sabine Winter (Schwabhausen/WR 126), Yuan Wan (Kolbermoor/WR 163), Chantal Mantz (Bingen/WR 197)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Herren Assistenztrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin)
Physiotherapeut
Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
WTT Star Contender, 8.-13.3. (Qualifikation 6./7.3.)
Hauptfeld
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland/WR 12), Patrick Franziska (Saarbrücken/WR 16), Benedikt Duda (Bergneustadt/WR 38), Ruwen Filus (Fulda-Maberzell/WR 42)
Damen: Han Ying (Tarnobrzeg, Polen/WR 22), Nina Mittelham (Berlin/WR 39), Shan Xiaona (Berlin/WR 43)
Qualifikation
Herren: Dang Qiu (Grünwettersbach/WR 53), Ricardo Walther (Düsseldorf/WR 89)
Damen: Sabine Winter (Schwabhausen/WR 126), Yuan Wan (Kolbermoor/WR 163), Chantal Mantz (Bingen/WR 197)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Herren Assistenztrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin)
Physiotherapeut
Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)