KÖLN. (TBW) Acht Jahre lang spielte Andreas, genannt Andy, Mies im Marienburger SC. Erst bei den Knaben, dann bei den Junioren und schließlich bereits als Teenager bei den 1. Herren. Sein Förderer und stetiger Wegbegleiter: Dirk Hortian. Nun erreicht Andreas Mies gemeinsam mit seinem Doppelpartner Kevin Krawietz etwas Historisches: Zum ersten Mal seit 26 Jahren steht wieder ein rein deutsches Doppel in einem Grand-Slam-Finale. Dass Andy Mies es soweit geschafft hat, ist eine unglaubliche Geschichte – die irgendwie auch im Marienburger SC begann.
Es ist etwa eineinhalb Jahre her als Andys Tenniskarriere noch einmal richtig Fahrt aufnimmt. Bei einem Challenger-Turnier in Meerbusch kommen Kevin Krawietz und unser langjähriger MSCer zusammen – und finden sich auf Anhieb. „Kevin und ich harmonieren unglaublich gut – spielerisch und charakterlich“, sagt Andy. Krawietz arbeitet zu dieser Zeit an seiner Einzelkarriere, spielt aber auch Doppel. Dort war er bereits als Jugendlicher überaus erfolgreich, siegte bei den Junior-Grand-Slams.
Andy hingegen hatte zu diesem Zeitpunkt eine weite Reise hinter sich.
Als er mit zwölf Jahren vom Verbandstraining des Tennisverband Mittelrhein (TVM) aussortiert wurde, erinnerte sich der MSC-Trainer Dirk Hortian an Andy. Er trainierte ihn damals für kurze Zeit im Verband – und holte ihn in den MSC. Hier in unserem Club förderte und formte er Andy zu einem Topspieler. „Der MSC und vor allem Dirk haben mich sehr geprägt“, sagt Andy heute. „Dirk hat nicht nur einen sehr großen Anteil an meiner Entwicklung als Tennisspieler, sondern auch als Person.“
Doch Knieverletzungen warfen Andy, der nach seinem Abitur ein Tennisstipendium in den USA erhielt, immer wieder zurück. Seine Einzelkarriere musste er aufgeben. Stattdessen konzentrierte er sich nun aufs Einzel. Erst auf kleinen Challenger-Turnieren und in der Bundesliga bei unserem Kölner Nachbarn Rot-Weiß Köln.
„Andy hat immer an sich geglaubt“, sagte Dirk Hortian vergangenen Sommer im Gespräch mit der MSC-Redaktion. „Und ich kenne fast keinen Spieler, der so sehr an seine Stärke glaubt, wie Andy es tut.“ Damals, vor etwas weniger als einem Jahr, gelang Andy nach seiner Leidenszeit der Durchbruch: 2018 durfte er an der Seite von Kevin Krawietz bei der Wimledon-Doppel-Qualifikation mitspielen. Dass ist gerade deswegen so besonders, da Wimbeldon das einzige Grand Slam ist, bei dem es überhaupt eine Qualifikation für die Doppelkonkurrenz gibt.
Also holte Andy Mies seinen langjährigen Begleiter, Förderer und Ansprechpartner Dirk Hortian nach London. Gemeinsam meisterten die drei die Qualifikation, bevor erst die späteren Turniersieger – das Weltklassedoppel Mike Bryan und Jack Sock – die beiden Deutschen stoppen konnten.
Dieser Erfolg jedenfalls spülte Andy in Doppel-Top-100. „Es war schon unglaublich, dass Andy und Kevin die Qualifikation überhaupt gewinnen konnten“, sagte Dirk Hortian vor einem Jahr. Doch nach den ersten Auftritten im Wimbledon-Hauptfeld war unserem MSC-Trainer sofort klar, dass „die beiden da mitspielen und an perfekten Tagen sogar alle schlagen können“. Er sollte Recht behalten.
Denn der nächste Coup der beiden folgte bereits in diesem Februar. Dank der guten Ergebnisse aus dem Jahr 2018 war es den Andy und Kevin möglich, auch auf der ATP World Tour aufzuschlagen. Bei den New York Open, einem ATP 250-Turnier, folgte dann der erste Turniersieg auf ATP-Level. Fortan war Andy den Tennis-Experten in Deutschland ein Name. Und dennoch beeindruckte er mit seinem Partner Kevin Krawietz weiter. Bei den diesjährigen French Open.
Auf dem Weg ins Finale schlugen die beiden nicht nur am gestrigen Donnerstag Diego Schwartzman und Guido Pella. Auch die Weltklassedoppel Oliver Marach und Mate Pavic im Achtelfinale und Nicolas Mahut und Jürgen Melzer in der Runde der letzten 32 hatten gegen Andy Mies und Kevin Krawietz keine Chancen. Immer dabei war übrigens auch wieder unser MSC-Trainer Dirk Hortian. Nun trifft das Team am morgigen Samstag im Finale auf das französische Duo Jérémy Chardy und Fabrice Martin. Dirk Hortian jedenfalls weiß bekanntlich bereits, dass unser langjähriger MSCer gemeinsam mit Kevin Krawietz „jeden schlagen kann“.
Nichtsdestotrotz: Dass Andy nun also in einem Grand Slam-Finale steht, in einer Disziplin, in der Deutschland seit 26 Jahren nicht mehr so einen Erfolg feiern konnte, grenzt fast an ein Tennis-Wunder. Und das begann irgendwie auch im MSC. Und bei Dirk Hortian.