ENOSHIMA. Das German Sailing Team hat sich am zweiten Tag der Olympia-Regatta in Enoshimas Sagami-Bucht gute Ausgangspositionen für den Kampf um Medaillen und Top-Platzierungen gesichert. Laser-Weltmeister Philipp Buhl rückte mit den Rängen zwei und zehn auf Platz sechs im Feld der 35 Lasersegler vor. Nur knapp verpasste der Allgäuer dabei seinen ersten Tagessieg bei dieser olympischen Regatta.
Philipp Buhl nach Tag 2 der olympischen Regatten: „Ich bin zufrieden mit meinem Ergebnissen. Die Bedingungen waren schwierig, sehr böig und drehend. An so einem Tag ohne Streichergebnis rauszukommen ist das wichtigste.“ Foto: Sailing Energy / World Sailing
Darüber grämte sich der 31-Jährige aber nicht allzu sehr. Zu bewusst war ihm, wie wertvoll die beiden guten Ergebnisse sind, die er in äußerst komplizierten und schwer vorhersehbaren Bedingungen auf dem küstennahen Kurs Enoshima einfahren konnte. „Meine heutigen Ergebnisse sind sehr, sehr zufriedenstellend. Das sind alles Resultate, die man in die Wertung mitnehmen kann“, freute sich der für seinen Heimatverein Segelclub Alpsee-Immenstadt und den Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg startende Hauptbootsmann der Bundeswehr. Nicht nur die Kenterung seines schwedischen Trainingspartners Jesper Stalheim in moderaten Winden, aber starker Strömung zeigte, was bei einem Olympia-Einsatz alles schieflaufen kann. Buhl wackelte nicht. „Ich bin happy, dass wir die ersten beiden Tage so gesegelt sind“, zog Buhl eine erste Drittel-Bilanz mit Dank an seinen Coach Alex Schlonski. Für die Lasersegler stehen bis zum Medaillenfinale am 1. August noch sieben Rennen auf dem Programm.
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte am Montagabend im japanischen Olympiahafen: „Philipp hätte beinahe einen Tagessieg geholt und ist an einem Tag zuverlässig stark gesegelt, an dem viele gestolpert sind. Dazu bleibt festzuhalten, dass Svenja Weger trotz eines schwierigen Tages als Achte immer noch in den Top Ten platziert ist und sich damit eine gute Ausgangsposition für die kommenden Regattatage bewahrt hat.“
„Man musste heute schlauer sein als ich es war“
Svenja Weger sagte nach einem durchwachsenen zweiten Tag: “„Heute hätte man sich klar für eine Seite entscheiden müssen. Da war ich zu vorsichtig mit meiner Positionierung.“ Mit ihrer Gesamtplatzierung – Achte im Gesamtklassement – ist die Radial-Steuerfrau zufrieden. Foto: Sailing Energy / World Sailing
Laser-Radial-Steuerfrau Svenja Weger konnte ihre Vortagsgala zunächst nicht wiederholen. Die 27-jährige Psychologiestudentin hatte an ihrem unvergesslichen „Super-Sonntag“ mit Rang fünf und dem ersten deutschen Tagessieg für das German Sailing Team für Furore in Enoshima gesorgt. Entsprechend war sie am Montag mit dem gelben Trikot der Spitzenreiterin in die Wettfahrten drei und vier der mit 44 Laser-Radial-Jollen größten olympischen Segelflotte gestartet. „Das war ein cooles Gefühl! Wer weiß, ob ich das jemals wieder erlebe?“, sinnierte die Steuerfrau vom Potsdamer Yacht Club. Mit dem Lesen des Kurses tat sich Svenja Weger an diesem Tag aber so schwer wie auch andere Hochkaräter im Frauen-Feld. „Es gab sehr viele Dreher und die waren schwer zu sehen“, erklärte die DSV-Seglerin nach den Montagsrennen, die sie mit den Rängen 21 und 29 beendete. Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Man musste heute schlauer sein als ich es war. Aber im Mittel stimmt mein Ergebnis immer noch.“ Nach vier Rennen liegt die hellblonde Athletin der Segelnationalmannschaft auf Platz acht.
Sauna-Training zur Vorbereitung zahlt sich aus
Dass Weger und ihre Teamkameraden in Enoshima bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius und Luftfeuchtigkeiten von bis zu mehr als 90 Prozent so gut zurechtkommen, hängt auch mit dem Vorabprogramm am Bundesstützpunkt Kiel zusammen. Das DSV-Team am Bundesstützpunkt hatte die Japan-Starterinnen und -Starter Team frühzeitig und konsequent auf die fordernden Bedingungen im Olympiarevier aufmerksam gemacht. Bei extremen Lufttemperaturen und ungewohnt hohen Luftfeuchtigkeit fühlt sich die Luft noch heißer als ohnehin schon an. In diesen Bedingungen wird die Physis der Segler und Seglerinnen enorm gefordert. Der schwedische Lasersegler Jesper Stalheim beispielsweise berichtete am zweiten Tag der Olympia-Regatta, das seine Herzfrequenz deutlich das tolerierbare Maß überschritten habe und er deshalb einen Gang habe runterschalten müssen.
Um solchen Szenarien vorzubeugen, hatte Bundesstützpunktleiter Hendrik Ismar den Japan-Startern ein „Sauna-Konditionstraining“ mit Ausdauer-Einheiten unter Hitzebedingungen angeboten, das vom Olympia-Team gut angenommen wurde. Auch Svenja Weger hat daran teilgenommen und sagte nach ihren ersten beiden Wettkampftagen: „Ich habe das Sauna-Training gemacht. Natürlich habe ich keinen Vergleich dazu, wie es gewesen wäre, wenn ich es nicht gemacht hätte. Fakt ist aber, dass ich hier keine großen Probleme auf dem Wasser mit der Hitze hatte. Ich denke also, dass es produktiv war.“