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„ICH HABE AM WENIGSTEN ZU VERLIEREN“

Bei Stabhochspringer Torben Blech ist in dieser Winter-Saison technisch der Wurm drin, aber er gibt nicht auf. Als einziger Bayer-Athlet tritt er bei der Hallen-WM an.

Hallen-DMGold für Torben Blech, TSV Bayer Leverkusen, (Archiv-Foto: Gladys Chai von der Laage)

LEVERKUSENEin Interview. 

Torben, Du startest am Wochenende als einziger Leverkusener bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Belgrad. Mit welchem Ziel fährst Du dort hin? 

Ich will auf jeden Fall meine Hallen-Saison positiv beenden, es ging ja ein bisschen auf und ab in diesem Jahr bei mir. Ich möchte gern eine Saisonbestleistung springen und Spaß haben. Dadurch, dass ich mit meinen 5,61 Metern aus diesem Winter als Letzter gemeldet bin, habe ich am wenigsten zu verlieren. Ich versuche, ein paar Plätze gut zu machen und ein paar gute Sprünge zu zeigen.

Im vergangenen Frühjahr hast Du mit 5,86 Metern für Furore gesorgt, doch in diesem Jahr läuft es noch nicht so recht. Ist technisch der Wurm drin? Oder sind das noch die Nachwirkungen Deiner Corona-Infektion im vergangenen Frühjahr? 

Körperlich bin ich super fit. Das passt alles wieder. Das Hauptproblem ist im Vergleich zum letzten Jahr: Da hatte ich richtig viele Technikeinheiten auf hohem Niveau, richtig viel Routine. Nach der Hallensaison im letzten Jahr hatte ich dann Corona, das hat mir länger zu schaffen gemacht, die ganze Sommersaison war alles andere als optimal. Woche für Woche bin ich da in eine Negativspirale geraten. Im Herbst ging es dann wieder los mit der Vorbereitung auf dieses Jahr und ich habe bei den Technikeinheiten gemerkt, dass da extrem wenig Sicherheit war.  

Es fehlte die Sicherheit am Stab, die Du Dir als ehemaliger Zehnkämpfer ja erst seit 2019 antrainiert hast? 

Genau. Die Automatismen haben nicht gegriffen. Ich konnte Sachen, die ich eigentlich kann, nicht zuverlässig abrufen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, aber ein, zwei klitzekleine Kleinigkeiten machen dann im Stabhochsprung eben oft gleich 20, 30 Zentimeter aus. Nach der Coronainfektion hat die Physis bei mir eine ganze Weile nicht gepasst, da haben sich hier und da Fehler eingeschlichen. Diese technischen Unsicherheiten habe ich mit in die Wintersaison genommen. Ich habe einfach nicht die Erfahrung von 15, 20 Jahren Stabhochsprung-Training.  

Dein Vereinskollege Bo Kanda Lita Baehre lässt sich die Weisheitszähne operieren und geht deshalb in Belgrad nicht an den Start. Wird er fehlen im Wettbewerb? 

Bo hat ganz klar ein Niveau, das dem Wettkampf guttun würde. Er ist diesen Winter sehr souverän und gut gesprungen, da ist es natürlich auch für den Verein schade, dass er nicht dabei ist. Aber irgendwann im Jahr muss er diese Operation nun mal machen und wir müssen ja schon sehr bald mit der Vorbereitung auf den Sommer starten.  

Der schwedische Weltrekordhalter Armand Duplantis wird dabei sein in Belgrad, und er ist aktuell mal wieder in herausragender Form. Wie siehst Du der Begegnung mit ihm entgegen? 

Ich habe ja schon relativ viele Wettkämpfe gegen ihn gemacht. Wenn wir anderen Athleten dann ausgeschieden sind und er über 6,05 Meter oder so etwas springt, dann sagen wir immer aus Flachs: Ach krass der Mondo, das ist jetzt wieder eine andere Sportart als die, die wir machen. Er ist einfach ein Ausnahmetalent. So wie im Fußball Ronaldo und Messi alles gewonnen und dominiert haben, ist es bei uns Duplantis als neuer Star der Leichtathletik. Ich finde es cool, dass wir so einen Athleten im Stabhochsprung haben. Das macht die Disziplin noch interessanter. Ich mag ihn super gern, er ist ein bodenständiger Typ, man kann sich gut mit ihm unterhalten. Vielleicht kann ich ja in Belgrad endlich mal sehen, wie er Weltrekord springt.  

Live warst Du noch nie dabei? 

Nein, zwei, drei Mal war ich dabei, als er es versucht hat. Aber da ist er knapp gescheitert. Ich würde sehr gern mal einen Stabhochsprung-Weltrekord live sehen. Dass ich selbst mal einen springen könnte in meinem Leben, ist ja utopisch, daher wäre es schon cool, mal zumindest Teil der Geschichte zu sein.  

Oleg Zernikel, Bo Kanda Lita Bahre und Du – viel mehr ist nicht Los an der Spitze des deutschen Stabhochsprungs im Moment. Das war mal anders. Woran liegt das?  

Ach, man muss da vorsichtig sein. Man darf Raphael Holzdeppe nicht vergessen, er wurde im letzten Jahr operiert, aber er ist wieder im Training und hat keine Schmerzen. Und ich bin der Meinung, dass wir diese Breite derjenigen, die über 5,80 Meter springen können, also wir vier, dass wir die in den letzten sechs, sieben Jahren nicht hatten. Natürlich, als Danny Ecker und Tim Lobinger und so noch gesprungen sind, war es vielleicht etwas besser. Ganz schlecht ist das Niveau bei uns aktuell aber auf jeden Fall auch nicht.   

Die Sommersaison ist vollgepackt mit Höhepunkten: Da ist die WM in Eugene und die EM in München. Was nimmst Du Dir vor? 

Ich bin natürlich hoch motiviert. Auch weil ich in der Hallensaison bis jetzt nicht zeigen konnte, was mein Anspruch ist. Die Anzahl meiner hohen Sprünge in den letzten drei Jahren zeigt ja, dass ich das kann. Das waren keine Eintagsfliegen. Ich will im Sommer das Maximale rausholen. Ich werde richtig Gas geben und freue mich brutal auf die Highlights. Ich werde alles dafür tun, dass ich in München und Eugene dabei bin.  

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