MARCEILLE. (FRA) Das German Sailing Team hat die olympische Testregatta mit zweimal Silber auf Platz sechs der Nationenwertung erfolgreich beendet. Bei der Generalprobe für die olympische Regatta 2024 konnten die Mixed-Crew Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) und iQFOiL-Weltmeister Sebastian Kördel (NRV) die Medaillen holen. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) wurden Gesamtvierte, die Kiter Florian Gruber und Leonie Meyer (beide NRV) holten als jeweils Achte zwei weitere Top-Ten-Platzierungen.
Bei Test Event für die olympischen Segelwettbewerbe konnte sich die Segelnationalmannschaft in der Hälfte der insgesamt zehn olympischen Segeldisziplinen in den Top-Ten stark behaupten. Mit Platz sechs in der Nationenwertung unter 254 Startern und insgesamt 341 Aktiven aus 54 Ländern zählten die deutschen Segler zu den Besten beim Test-Event in der Bucht von Marseille. DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte: „Wir haben bei der olympischen Testregatta zeigen können, dass wir Medaillen gewinnen wollen und können. Unsere Aktiven und ihre Trainer konnten sehr gute Einblicke in die Verhältnisse vor Ort gewinnen, die im kommenden Jahr nützlich sein werden“.
Kurioses Finale bei den Windsurfern
Die vorolympische Regatta ging am Sonntag mit einem kuriosen Finale der Windsurfer zu Ende. Dort hatte sich zunächst Weltmeister Sebastian Kördel mit herausragenden Leistungen und zwei Siegen in Folge im Viertel- und Halbfinallauf für das Finale der besten drei iQFOiLer qualifiziert. Das Finale selbst aber platzte, weil zunächst unter schwarzer Flagge der Italiener Nicolo Renna mit einem Frühstart ausschied. Und dann wurde auch aus dem mit Spannung erwarteten Duell der beiden Weltmeister Thomas Goyard und Sebastian Kördel nichts, weil gleich beide – erneut unter schwarzer Flagge – zu früh über die Linie gingen. Das Pre-Olympics-Gold ging kampflos an den Franzosen, weil der die Hauptrunde gewonnen hatte.
Sebastian Kördel: „Etwas musste ja bei der Generalprobe schiefgehen, damit bei Olympia noch Luft nach oben ist“
Sebastian Kördel war auch mit Silber nicht unzufrieden, sagte mit einem Augenzwinkern: „Die Bedingungen waren heute bei wunderbarer Seebrise brillant, es hat so viel Spaß gemacht. Thomas und ich hätten das Finale sehr gerne ausgetragen. Aber etwas muss ja bei einer solchen Generalprobe schiefgehen, damit für die Olympischen Spiele noch Luft nach oben ist.“ Nach nun drei zweiten Plätzen in Folge bei der Trofeo Princesa Sofia in Palma, der Europameisterschaft und dem Test-Event hat sich Sebastian Kördel für die WM einiges vorgenommen. „Das sind zu viele zweite Plätze und das darf sich gerne bald ändern“, sagte der in Kiel lebende Radolfzeller heiter. DSV-Coach Dom Tidey bescheinigte Kördel aber einen herausragenden Endspurt vor Marseille: „Der Tag heute geht klar an Sebastian. Sein Speed und seiner Positionierung waren die Schlüssel zu den Siegen im Viertel- und im Halbfinale.“
Silber für die 470er-Crew Malte und Anastasiya Winkel
Die erste Silbermedaille hatten bereits am Samstag Malte und Anastasiya Winkel für das German Sailing Team geholt. Das 470er-Duo aus Kiel konnte erneut beweisen, dass mit den deutschen Zweihandjollenseglern im Kampf um die Olympiamedaillen zu rechnen sein wird. Dazu sagte Malte Winkel: „Das war ein schöner Erfolg für uns, den wir gerne im kommenden Jahr wiederholen würden. Davor aber stehen die Nationenqualifikation bei der WM in Den Haag im August und die nationale Olympia-Ausscheidung im kommenden Jahr, wo es immer wieder von vorne losgeht. Es gibt ja weitere starke Teams in unserer 470er-Mixed-Trainingsgruppe…“
Dass Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer eine Medaille im Nacra 17 nach Rang acht im Medaillenfinale knapp verpassten, tat der Erkenntnis keinen Abbruch, dass die Olympia-Dritten von Japan auf Kurs Olympia in der Weltspitze segeln. Paul Kohlhoff sagte: „Im Medaillenrennen habe ich unseren Plan nicht umgesetzt und dafür die Quittung bekommen. Aber insgesamt haben wir zeigen können, dass unsere Fähigkeiten da und wir in einigen Bedingungen auch dominant sind. Uns fehlt noch etwas Gesamtkonstanz, daran lässt sich arbeiten.“
Schwere Marseille-Prüfungen für die Kiter
Florian Gruber und Leonie Meyer (beide Norddeutscher Regatta Verein) haben die Testregatta mit jeweils achten Plätzen beendet. Die Kiter waren bei der Generalprobe von den Gegebenheiten im kommenden Olympiarevier besonders gefordert: Oftmals setzten sich die Winde nicht bis ans Ufer durch, von wo aus die Kiter sich auf ihre Bahn begeben. Dazu kamen häufig über den Tag stark variierende Winde, die Kiter mit dem jeweils gewählten Set-Up zu parieren haben. So kam es schnell zu stark überpowerten Set-Ups. Leonie Meyer erklärte das Problem: „Wir können nicht mal eben umtrimmen wie die Segler. Die Herausforderung der wechselnden Winde wird für uns auch für die Olympischen Spiele bleiben.“ Teamkamerad Flo Gruber sagte: „Ich beende die Testregatta mit gemischten Gefühlen, muss noch an einigen Stellschrauben drehen.“
In den Skiff- und Einhanddiziplinen konnten die Crews wertvolle Erfahrungen auf Kurs Olympia 2024 sammeln. Im 49er segelten Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger vom Bayerischen Yacht-Club auf Platz 14. Die 49erFX-Seglerinnen Marla Bergmann und Hanna Wille vom Mühlenberger Segel-Club hatten im Endspurt eine Kenterung und Prellungen wegzustecken und erkämpften Platz 13. In den Einhanddisziplinen ILCA 6 und ILCA 7 erreichten Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Nik Aaron Willim (NRV) die Plätze 15 und 18.
DSV-Präsidentin Mona Küppers: „Gute Stimmung in der Mannschaft“
Zwar waren im Olympiahafen von Marseille noch nicht alle baulichen Maßnahmen abgeschlossen und noch nicht alle Organisationsprozesse perfekt gelaufen, doch die Segelnationalmannschaft geht durch die Teilnahme an der Testregatta gestärkt auf Kurs Marseille 2024. Mit dem eigenen Teamcontainer im Hafen, Klimaanlage und Verpflegung für die Athleten war das German Sailing Team bei heißen Temperaturen gut versorgt.
Übereinstimmend berichteten die Segler und Seglerinnen vom German Sailing Team von der sehr guten Atmosphäre innerhalb der deutschen Mannschaft. Die erlebte auch DSV-Präsidentin Mona Küppers, die das Team in Marseille besuchte, als inspirierend. Ihr Fazit: „Platz sechs in der Nationenwertung ist ein starkes Zeichen. Mit zwei Medaillen, Platz vier im Nacra 17 und weiteren tollen Leistungen konnte unsere Aktiven zeigen, dass mit ihnen im kommenden Jahr zu rechnen ist. Besonders gut hat mir die gute Stimmung in der Mannschaft gefallen, wo es sehr viel Unterstützung füreinander gegeben hat.“
Alle Ergebnisse des Olympic Test Events finden Sie hier: https://paris2024.sapsailing.com