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DER DUELL-KRIMI UM DIE OLYMPIA-FAHRKARTE

Der Duell-Krimi um die Olympia-Fahrkarte für die 470er-Frauen ist entschieden: Luise Wanser/Anastasiya Winkel für Japan qualifiziert

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VILAMOURA / POR. Die Entscheidung im deutsch-deutschen Zweikampf um nur eine Olympia-Fahrkarte im 470er der Frauen ist gefallen: Bei der Weltmeisterschaft vor Vilamoura konnten sich die Hamburger Seglerinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein) im doppelt gewerteten Medaillenfinale nach packendem Duell mit wenigen Metern Vorsprung vor Theres Dahnke und Birte Winkel (Plauer Wassersportverein/Schweriner Yacht-Club) durchsetzen. Die Dramaturgie des Tages hat beiden Crews starke Nerven abverlangt. In drehenden leichten Winden musste das entscheidende Finalrennen zunächst zweimal in der Vorstartphase und einmal nach dem Start abgebrochen werden, bevor es auf dem kurzen Kurs vor Vilamoura in Portugal im vierten Versuch zur Sache ging.

Während an der Spitze des Feldes um die WM-Medaillen gefochten wurde, ging es für die deutschen Crews mit der Segelnummer GER 20 (Dahnke/Winkel) und GER 69 (Wanser/Winkel) ohne Medaillenchancen ausschließlich darum, die Ziellinie vor den nationalen Gegnerinnen zu erreichen und damit den Traum vom Olympiastart wahrzumachen. Ein Punkt hatte die beiden deutschen Crews vor dem Showdown getrennt. Ein Punkt trennte auch danach – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der 23-jährigen Jurastudentin Luise Wanser und ihrer 27-jährigen Vorschoterin und Sportwissenschaftlerin Anastasiya Winkel war es unter Hochdruck für beide Teams gelungen, ihre etwas jüngeren Rivalinnen knapp in Schach zu halten.

Mit ihrer Leistung und 118 Zählern auf dem Konto beendeten Wanser/Winkel die Weltmeisterschaft als Neunte, Dahnke/Winkel mit 119 Punkten als Zehnte. Nur ein Punkt hat somit über olympisches Sein oder Nichtsein entschieden und lässt für die Duell-Siegerinnen den langgehegten Olympia-Traum wahr werden. Zwar steht die offizielle Nominierung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf Vorschlag des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) noch aus, doch haben Wanser/Winkel alle Qualifikationsbedingungen für die Olympia-Teilnahme erfüllt. DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, die das Finale auf dem Wasser verfolgt hatte, gratulierte den Ausscheidungs-Gewinnerinnen in Vilamoura herzlich und stellte fest: „Die beiden haben das vergangene Jahr sehr gut genutzt“. Stegenwalner konnte sich auch darüber freuen, dass der Showdown für alle Beteiligten fair verlief, und sagte in Portugal: „Wir haben hier zwei Teams mit jüngeren Steuerfrauen erlebt, die tolle Leistungen gezeigt und stark gekämpft haben. Das war schon hohe Kunst. Dass die Ausscheidung mit einem so packenden Duell im Medaillenrennen endete, war nicht nur für die beteiligten Teams fordernd, sondern auch für die Fans sehr aufregend. Am Ende haben beide Crews gezeigt, dass sie sich auf den Punkt konzentrieren können – eine auch bei Olympia sehr wichtige Eigenschaft.“

Luise Wanser und Anastasiya Winkel genossen ihren Abend nach dem Finale. Die Steuerfrau sagte: „Wir freuen uns sehr, dass sich unsere harte Arbeit im vergangenen Jahr ausgezahlt hat. Wir haben extrem viel trainiert. Ich glaube, dass unser starker Teamgeist eine entscheidende Rolle gespielt hat. Wir sind mit unserem Trainer ein sehr gutes Trio, wurden von unserem Verein sehr unterstützt und möchten uns jetzt bei allen bedanken, die uns auf dem Weg unterstützt haben. Das Ziel ist klar: Wir wollen bei Olympia eine Medaille für Deutschland gewinnen. Dafür arbeiten wir.“

Als faire obwohl so dramatisch knapp im Kampf um ihren Olympiatraum unterlegene Mannschaft, gratulierten auch Theres Dahnke und Birte Winkel den Qualifikationssiegerinnen. Die erst 22-jährige Steuerfrau Theres Dahnke sagte: „Die beiden, Luise und Anastasiya, haben letztes Jahr so viel trainiert und sind jetzt in allen Bedingungen echt gut. Wir selbst haben mit dem Platz im Medaillenrennen unsere Erwartungen hier übertroffen und sind deswegen nicht so ganz doll traurig.“ Dahnke hat bereits den Umstieg in die ab 2024 olympische 470er-Mixed-Disziplin geplant, will ein Team mit ihrem Vereinskameraden Matti Cipra bilden. Weitere neue Crews für das German Sailing Team sind bereits formiert oder in Vorbereitung, denn die 470er-Frauen und 470er-Männer geben in diesem Sommer in Japan ihre olympische Abschiedsvorstellung und werden in drei Jahren von der Mixed-Flotte abgelöst.

Weniger Fortune als die 470er-Frauen hatten vor Vilamoura die deutschen Herren, die den noch fehlenden Nationenstartplatz für ihre scheidende Olympia-Disziplin nicht sichern konnten. Im Kampf um den letzten freien Startplatz für ein europäisches Team bei der olympischen Regatta in diesem Sommer setzten sich die gastgebenden Portugiesen mit WM-Silber durch. Den WM-Sieg sicherten sich die Schweden Anton Dahlberg und Fredrik Bergström. Bronze ging an die Spanier Jordi Xammar/Nicolas Rodriguez. Im WM-Frauenfeld siegten die Spanierinnen Silvia Mas Depares/Patricia Cantero Reina mit einem Punkt Vorsprung vor den Niederländerinnen Afrodite Zegers/Lobke Berghout und den Italienerinnen Elena Berta/Bianca Caruso.

470ER WELTMEISTERSCHAFT
Ergebnisse

MÄNNER
1. Anton Dahlberg/Fredrik Bergström (SWE), 52 Punkte
2. Diogo Costa/Pedro Costa (POR), 73 Punkte
3.  Jordi Xammar/Nicolas Rodriguez (ESP), 78 Punkte
15.  Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer Yacht-Club/Bayerischer Yacht-Club), 128 Punkte
17. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersportverein), 135 Punkte

FRAUEN
1. Silvia Mas Depares/Patricia Cantero Reine (ESP), 75 Punkte
2. Afrodite Zegers/Lobke Berghout (NED), 76 Punkte
3. Elena Berta/Bianca Caruso (ITA), 84 Punkte
9. Luise Wanser/Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein), 118 Punkte
10. Theres Dahnke/Birte Winkel (Plauer Wassersportverein/Schweriner Yacht-Club), 119 Punkte
17. Frederike Loewe/Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee), 136 Punkte
21. Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club), 145 Punkte

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