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„WIR WOLLEN EINMAL MEHR IN MÜNCHEN ÜBERZEUGEN“

Wolfpack-Energizer Tim Lichtenberg im Porträt

Tim Lichtenberg im Porträt - Foto: World Rugby / Mike Lee)

HEIDELBERG. Dieser Mann ist gefühlt schon eine Ewigkeit beim Wolfpack, ist ein Dauerbrenner im Team und hat nahezu alle sportlichen Höhen und Tiefen der letzten Jahre miterlebt. Und doch ist der Heidelberger Tim Lichtenberg mit erst 27 Jahren gerade im besten Rugby-Alter. Und als einer der erfahrenen Spieler im Kader der Trainer Pablo Feijoo und Clemens von Grumbkow ist er in die Rolle eines Anführers, der in jedem Spiel Vollgas gibt und mit gutem Beispiel vorangeht, hineingewachsen.

Tim Lichtenberg war noch im Kindergarten, als er zum ersten Mal mit dem Rugbyball in Berührung kam. Vater, Mutter und ältere Schwester hatten keinerlei Verbindung zum Rugbysport, doch eines Tages, als Drei- oder Vierjähriger, war er nachmittags zum Spielen bei einem Kumpel verabredet. Dessen Vater war seinerzeit Rugbytrainer bei der RG Heidelberg, nahm die beiden Jungs an diesem Tag kurzerhand mit in den Club und darf seitdem quasi als Entdecker eines der größten deutschen Rugbytalente gelten. „Damals haben wir zwar nur ein bisschen im Bambini-Style mit dem Ball gespielt, aber das hat mir eben Spaß gemacht, dann bin ich einfach dabei geblieben und auch seit dieser Zeit ununterbrochen bei der RGH zu Hause.“ Zwar versuchte sich der junge Tim auch mal im Tennis oder im Fußball, doch regelmäßiges Vereinstraining und Spielbetrieb fand für ihn ausschließlich mit dem rotationsellipsoiden Spielgerät statt.

In den folgenden Jahren durchlief Lichtenberg sämtliche Altersklassen bei der RG Heidelberg und geriet auch früh in den Fokus der Nationaltrainer. Schon im Alter von 17 nahm er erstmals an Stützpunkttrainings des deutschen 7er-Kaders teil. Für ihn, so sagt er, ein besonderes Gefühl: „Damals war es noch nicht lange her, dass Spieler wie Bastian Himmer oder Fabian Heimpel mich im Verein trainiert hatten. Und plötzlich stand ich gemeinsam mit denen auf dem Platz.“ Und er entwickelte sich kontinuierlich zu einem Spieler, auf die die verschiedenen Coaches eigentlich nie verzichten konnten und wollten.

Auch der heutige Trainer, Clemens von Grumbkow – auch mit ihm hat Tim Lichtenberg noch zusammengespielt – lobt den Außenspieler unter anderem für seine Verlässlichkeit: „Auch, weil Tim schon so lange dabei ist, ist er ein unheimlich wichtiger Bestandteil dieses Teams und eigentlich nicht wegzudenken. Er ist ein harter Arbeiter, ein Energizer, der das Spiel absolut verstanden hat, kaum Fehler macht und sein Team immer nach vorne bringt. Gleiches gilt im Prinzip auch neben dem Platz: Tim ist ein echter Teamplayer, hält die Truppe zusammen, organisiert gemeinsame Aktionen. Da hat er sich viel von der älteren Generation abgeschaut und versucht, den Spirit weiterzutragen.“

Wie eng Lichtenberg mit der Rugbyfamilie verbunden ist, unterstreicht eine kuriose Randnotiz aus seinen im wahrsten Sinne frühesten Anfangszeiten: Denn niemand Geringeres als die Mutter des heutigen Rugby-Deutschland-Sportvorstandes Manuel Wilhelm war die Hebamme, die Klein-Tim im Jahr 1997 auf die Welt geholt hat. Und heute, 27 Jahre später?

Manchmal fühle ich mich in diesem jungen Team wie in einer Papa-Rolle, der das Gefüge zusammenhält. Meine Rolle hat sich schon sehr verändert in dieser Zeit. Damals hat man sich als junger Spieler untergeordnet, hat zu den älteren aufgeschaut. Jetzt gehöre ich zu den Älteren, die die jungen Spieler führen und mitziehen müssen.“

Als Nationalspieler, der mit einer einzigen Ausnahme in seiner bisherigen aktiven Zeit ausschließlich im 7er-Rugbynationalteam spielte, hat Dauerbrenner Lichtenberg fast alle Erfolge mit erkämpft, war allerdings auch Teil einiger Rückschläge. Mit der RGH ist er bislang siebenmal Deutschen Meister in der kleinen Rugby-Variante, zudem mit dem Wolfpack als Kapitän Europameister 2019 und Teil des historischen ersten deutschen Rugby-WM-Kaders 2022. Aber er war auch dabei, als das Wolfpack mehrmals und zum Teil hochdramatisch den lang ersehnten Aufstieg in die World Series verpasst hatte.

Nach den beiden Turnieren der Oktoberfest 7s 2017 und 2019 kehrt Sportsoldat Lichtenberg, der zudem einen Bachelor in BWL hat und gerade seinen Master in Finance Accounting Taxation macht, nun mit dem Wolfpack zurück nach München. Gute Erinnerungen? „Auf jeden Fall! Das waren tolle und stimmungsvolle Turniere, in denen wir uns ohne Druck toll gegen die Besten der Welt präsentiert haben und auch mal wieder vor unseren Freunden und Familien spielen konnten. Jetzt ist in München der Druck allerdings da, auch eine gewisse Erwartungshaltung. Und wir haben klar das Ziel, in München erfolgreich zu spielen und uns für die Finals in Madrid zu qualifizieren. Das wird auf jeden Fall cool, wir freuen uns wahnsinnig drauf, und die Fans werden uns nach vorn pushen, da bin ich sicher.“

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