HEIDELBERG. Das deutsche 7er-Rugbynationalteam der Männer steckt mitten in den Vorbereitungen auf die am 18. und 19. Mai im Münchner Dantestadion stattfindenden Munich 7s. Bei diesem dritten und entscheidenden Turnier des World Rugby Challenger will das Wolfpack um die Coaches Pablo Feijoo und Clemens von Grumbkow zunächst die Qualifikation zu den World Rugby Finals im spanischen Madrid schaffen, wo es dann Anfang Juni um den Aufstieg in die SVNS genannte Weltserie im olympischen 7er-Rugby gehen wird. Der spanische Headcoach Pablo Feijoo (Foto: Teresa Kröger) weiß, dass viel zusammenpassen muss, um das Ziel zu erreichen, ist aber auch zuversichtlich, dass sein Team das Potenzial dazu hat, diese auch zu erreichen.
Pablo, nach den vorangegangenen beiden Turnieren in Dubai und Montevideo sowie den bisherigen Vorbereitungsmaßnahmen auf die Munich 7s: Wie ist das Team, wie sind unsere Spieler aktuell drauf?
Pablo: Ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Jungs im Moment einen sehr guten Eindruck machen. Wir haben mit Sam Rainger, Philip Gleitze und Robin Plümpe zwar ein paar Verletzte, aber die meisten Jungs sind fit, um in München auflaufen zu können. Das Team trainiert hart an vielen Aspekten unseres Spiels. Wir hatten zuletzt sehr gute Trainingscamps mit Litauen und dann in Frankreich mit Irland und einigen französischen Teams. Dort konnten wir viel ausprobieren und uns Selbstverstrauen in unserem Spielsystem holen. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.
Und was lässt Rugby Deutschland darauf hoffen, dass das Wolfpack in München am Ende einen der Top-4-Plätze im Gesamtranking belegt und sich für Madrid qualifiziert?
Pablo: Unsere Performance wird von Tag zu Tag besser. Wir Trainer sind jedenfalls sehr glücklich mit den Fortschritten, die wir aktuell machen. Aber am Ende können wir uns nur so gut wie möglich vorbereiten, unser Spielsystem weiter verinnerlichen, Selbstvertrauen sammeln. Wie sich das in München in Ergebnissen niederschlägt, sehen wir erst dann. Wir haben aber großes Vertrauen in den Prozess und sind zuversichtlich, dass wir einen wirklich guten Prozess durchlaufen und dazu in der Lage sind, uns auch für die Finals in Madrid zu qualifizieren. Viele vermuten einen „Zweikampf“ mit dem aktuell im Ranking punktgleichen Team aus Hongkong um Rang vier. Vermutlich habt ihr aber auch die anderen Kontrahenten im Blick.
Nach den Eindrücken der letzten beiden Turniere: Wer sind in München die Favoriten?
Pablo: Das Niveau im World Rugby Challenger wird in jedem Jahr besser und ausgeglichener, was auch eine tolle Sache ist. Nach den Erfahrungen aus Dubai und Montevideo würde ich sagen, dass Uruguay und Kenia auch in München favorisiert sein werden. Beide Teams haben Erfahrung aus vielen Jahren auf der Weltserie, das sieht man deutlich am Spielverständnis, am Spieltempo und der Körperlichkeit. Ich denke aber nach wie vor, dass dahinter eine große Gruppe von Teams lauert – dazu gehören selbstredend auch Hongkong und wir selbst – die auf diesem Level ganz vorn mitspielen können. Natürlich darf man keines dieser Teams in irgendeiner Weise unterschätzen, nur weil man vielleicht immer auch ein Auge auf Hongkong hat. Man hat in den ersten beiden Turnieren durchaus gesehen, dass nahezu Jeder jedes andere Team schlagen kann. Daher müssen wir alles daran setzen, unseren Fokus zu bewahren, auf alle Details zu achten und in jedem Spiel unsere beste Leistung auf den Platz zu bringen. Dann können wir wieder ganz oben mitspielen.
Nun, gesetzt den Fall, unser Team schafft in München die Qualifikation für die Finals in Madrid. Aus der Weltserie werden die USA, Spanien, Samoa und Kanada in der Relegation spielen. Ist das das Level, auf dem unser junges Team schon realistisch um den Aufstieg mitspielen kann?
Pablo: Wenn wir uns am Ende für Madrid qualifizieren sollten, wird das natürlich noch mal eine andere Herausforderung und ein großer Schritt für uns. Nicht unbedingt, weil diese Teams viel besser sind als wir, sondern deshalb, weil sie jeden Monat in der Weltserie gegen die weltbesten Teams und Spieler antreten. Von da sind sie ein deutlich höheres Spieltempo, intensivere Kontaktsituationen, schnellere Reaktionszeiten usw. gewohnt. Aber wir wissen ja, dass im 7er-Rugby alles passieren kann. Wir können auf diesem Level durchaus mithalten. Unser Problem im Moment ist aber die Konstanz. Wir sind stark, wenn wir unsere Leistung voll abrufen. Wir können Uruguay oder Kenia schlagen, dann aber im nächsten Spiel gegen Chile oder Uganda verlieren. Um ein Next-Level-Team zu werden und wirklich in jedem Spiel, in jeder Minute auf Augenhöhe zu sein, müssen wir an dieser Konstanz arbeiten. Das tun wir, aber das ist eine Sache, die Zeit braucht. Noch mal: Wir vertrauen dem Prozess. Unser Ziel ist jetzt erst mal die Qualifikation für Madrid. Natürlich, um überhaupt die Aufstiegschance zu haben, aber: Selbst, wenn wir dann in diesem Jahr nicht in die Weltserie aufsteigen, werden die Spiele gegen diese erfahrenen und starken Teams eine wertvolle und wichtige Erfahrung sein, von der wir dann hoffentlich im kommenden Jahr profitieren.