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57. WANDERRUDERTREFFEN DES DEUTSCHEN RUDERVERBANDES 2023

. . . in Neuss am Rhein

WRT 2023: Alle Preisträger des Äquatorpreises 2021. Foto: meinruderbild

NEUSS. Der Neusser Ruderverein e.V. war vom 15. bis 17. September 2023 stolzer Gastgeber des 57. DRV-Wanderrudertreffens. Über 200 Gäste aus ganz Ruder-Deutschland trafen sich zum Austausch in Sachen Wanderrudern.

Vorfahrten zum WRT 2023

Einige Teilnehmer stimmten sich bereits auf mehrtägigen Vorfahrten auf das Wanderrudertreffen (WRT) ein. Unter der Führung von Dr. Antje Hellwig ruderten zehn Damen im Rahmen einer DRV-Damen-Vorfahrt von Germersheim nach Köln. Auch Eberhard Hopf organisierte eine Vorfahrt mit vier Booten von Mainz bis Köln. Aus Rastatt, Germersheim und Bad Honnef kamen weitere Mannschaften. Für diejenigen, die nur einen Tag Zeit hatten, bot der Neusser Ruderverein am Freitag die offizielle WRT-Vorfahrt von Remagen nach Köln an. Unter der Leitung von Michael Stoffels, dem Hauptorganisator des WRT, landeten die 54 Ruderer dieser und mehrere der anderen Touren beim Kölner RV von 1877 an und wurden dort von Rainer Engelmann, dem ehemaligen Vorsitzenden des Fachressorts Wanderrudern und Breitensport, mit Getränken empfangen. Zuvor durften die elf Boote bei wunderschönem Wetter die letzten Höhenzüge des Mittelrheins erleben und nach der Durchfahrt von Bonn in die Niederrheinische Tiefebene hineinrudern. Hier geht ein großes Dankeschön an die Fahrtenleiter der DRV-Wanderfahrten, an die hilfreichen Unterstützer der Remagener Rudergesellschaft und natürlich auch an die Helfer der Kölner RG 1981 sowie des Kölner RV von 1877.
Rund 40 Gäste des WRT ließen sich unter Leitung von Annie Steiner-Gagné vom Neusser RV durch die Neusser Altstadt mit dem mächtigen Quirinus-Münster führen.

Am Freitagabend hatte der Vorsitzende des Neusser Rudervereins, Dr. Joachim Goetz, die Ehre, alle Teilnehmer offiziell in Neuss willkommen zu heißen und im Restaurant am Rhein im heimischen Bootshaus ein Schnitzel-Buffett zu eröffnen.

Tagestour am Samstag von Köln-Rodenkirchen nach Neuss

An der offiziellen Tagestour am Samstag nahmen 37 Boote mit fast 200 Ruderern aus ganz Deutschland teil. Die Anreise erfolgte wie schon am Vortag bei der Remagen-Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln per (Sonder-) Linienbus, Regionalexpress und Straßenbahn. Dass dies fast reibungslos funktioniert hat, erstaunte einige im Vorfeld skeptische Ruderer. Michael Stoffels setzte hier auf Nachhaltigkeit. Aufgrund der Menge der Boote wurde von drei Kölner Vereinen abgelegt – dem Kölner Club für Wassersport, der Kölner RG von 1891 und dem Kölner RV von 1877. Auch hier hat Rainer Engelmann mit seinem Team tatkräftig unterstützt. 

Aufgeteilt in kleine Gruppen eskortierten Polizei, DRK Wasserwacht und die DLRG die Ruderflotte Richtung Neuss, vorbei an allen bekannten Sehenswürdigkeiten von den Kranhäusern, über die Altstadt bis zum Dom. Die Mittagspause verbrachte die ganze Flotte bei der Dormagener Rudergesellschaft „Bayer“, versorgt von einem großen Helferteam der Dormagener und Neusser Ruderer mit Suppe und Kuchen bei sehr guter Stimmung. Bei so vielen Booten war an die Benutzung des Steges, außer für das einzige Kirchboot gar nicht zu denken, weil An- und Ablegen gleichzeitig stundenlang gedauert hätte. Alle mussten ihre Boote mit “Badenudeln” vorsichtig am langen Kiesstrand ablegen. Am späten Nachmittag trudelten alle Boote im Neusser Sporthafen ein. Schnell wurden viele Boote verladen. 

Die Atmosphäre der Vorfahrt und der Tagesfahrt hat mir unglaublich gefallen, deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn es in Regensburg, wo das WRT 2024 stattfinden wird, wieder so tolle Fahrten geben würde. Ich bin richtig gierig die Donau mit dem Ruderboot kennenzulernen“, wünscht sich Stephan Schaar ein Teilnehmer des RC NARVA-Oberspree.

Alternatives Landprogramm: Museum Insel Hombroich

Wer seine Seele nicht beim Rudern baumeln lassen wollte oder konnte, hatte die Möglichkeit am alternativen Landprogramm teilzunehmen. Ika Weißenfeld-Thiemann (Neusser RV), die Betreuerin des Landprogramms, zeigte den Teilnehmern das Museum Insel Hombroich und organisierte einen Künstler-Spaziergang. Das Museum ist ein reines Tageslichtmuseum in einem Landschaftsschutzareal mit zehn begehbaren, teils als Ausstellungsgebäude genutzten Skulpturen. Um Kunst und Natur sinnlich erfahrbar zu machen und keine Ablenkung zu erzeugen, wird neben künstlicher Beleuchtung auf Beschilderungen, Bildlegenden und jegliche Didaktik verzichtet. Im Rahmen der Führung erzählte ein Künstler, der vor Ort arbeitet, wie die Kunst gesehen werden kann. Ika Weißenfeld-Thiemann ist begeistert von der Vielfältigkeit der angelegten Insel: „Dieses Leben und Arbeiten in Zusammenhang mit der Natur ist einzigartig. Das ganze Gelände lädt ein die Seele baumeln zu lassen und die in die Natur integrierte Kunst mit allen Sinnen aufzunehmen.“ 

Grillabend und After-Party

Anschließend zum Tagesprogramm haben sich wieder alle Teilnehmer im Neusser RV versammelt und den Abend bei einem Grillbuffet eingeläutet. Wer nach dem gemütlichen Beisammensein, dem auch ein Regenschauer nichts anhaben konnte, noch ausgelassen tanzen wollte, konnte dies auf der erstmals nach Corona durchgeführten Party mit einem TOP-DJ im Jugendraum des Neusser RV tun. Bis kurz nach 3 Uhr nachts wurde getanzt. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich diese Party zu genauso einer legendären Party wie die Ruderbundesliga-Partys. 

Feierlicher Festakt am Sonntag

Am Sonntag wurden wie üblich in einem feierlichen Festakt die Äquatorpreisträger und die hohen Fahrtenabzeichen-Empfänger geehrt. Der Saal des Neusser RV war feierlich geschmückt, die Flaggengala des DRV in Szene gesetzt und der offizielle Festakt des DRV von Dr. Joachim Goetz eröffnet. Nach den Grußworten von Hans-Jürgen Petrauschke, dem Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Gisela Hohlmann, der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Neuss und selbst aktive Wanderruderin des Neusser RV sowie Wilhelm Hummels in seiner Funktion als Vorstandssprecher des Nordrhein-Westfälischem Ruder-Verbands, wurde eine Videobotschaft von Moritz Petri, dem Vorsitzenden des DRVs, der leider nicht persönlich anwesend sein konnte, abgespielt. Alle dankten dem großartigen Organisationsteam um Michael Stoffels und freuten sich, dass die Teilnehmerzahlen des WRTs wieder nach oben zeigen.

Im Anschluss schlüpfte dieser in seine Rolle als Präsidiumsmitglied des DRV und übernahm zusammen mit Dr. Bernhard Trui, dem Leiter des Teilressorts Wanderrudern, die feierlichen Ehrungen. Mit viel Hingabe übergab er den 28 Preisträgern des Äquatorpreises ihre Nadeln und Urkunden. Jeder von ihnen hat in seinem Leben mindestens einmal über 40.077 km im Ruderboot zurückgelegt. Die Preisträger haben also sinnbildlich den Äquator umrundet.

Es folgten die Ehrungen der Fahrtenabzeichen. Ruderer, die das Fahrtenabzeichen des DRV zum 25. Mal bis hin zum 65. Mal erfüllt haben, bekamen eine Urkunde und eine Nadel. Die Urkunde zur 65. Erfüllung des Fahrtenabzeichens wurde erst zum zweiten Mal seit Bestehen des Abzeichens überreicht. Daher war der Jubel groß, als der 90-jährige Lothar Brandt (Pro Sport Berlin 24 e.V.) seine Ehrung entgegennahm. Am Tag zuvor war er noch die 53 km von Köln bis Neuss aktiv mitgerudert.

Abschließend überreichte Dr. Bernhard Trui die DRV-Wanderruderpreise zur Erinnerung an Georg Winsauer an die Vereine.

Alle Preisträger sind namentlich in der Wanderruderstatistik zu finden.

Damit sich alle Wanderruderer bereits jetzt auf das WRT 2024 in Regensburg freuen können, stellte Günter Mertens vom Regensburger RK das Programm des 58. DRV-Wanderrudertreffens in Regensburg vor, das die beiden Regensburger Vereine gemeinsam ausrichten werden.

Nach den Schlussworten von Michael Stoffels stießen die Teilnehmer des Wanderrudertreffens auf den gelungenen Saisonhöhepunkt an. Einige Teilnehmer tauschten direkt im Anschluss die festliche Kleidung wieder mit der Ruderkleidung und ruderten unter der Leitung von NRW-Landes-Wanderruderwart und Vorsitzendem der des Homberger Ruderklub Germania Kai-Uwe Holze sieben Boote weitere 45 km über Krefeld-Uerdingen zu seinem Verein nach Duisburg. Mit Christoph Ehrle vom Kölner Club für Wassersport starteten drei Mannschaften für eine Woche Richtung Amsterdam. Etwa die Hälfte der WRT-Ruderer nutzte die Angebote, über die offizielle WRT-Tagesfahrt den Rhein an zwei oder drei Tagen, einige sogar über zwei Wochen vom Oberrhein bis in die Niederlande erleben zu können.

Das WRT war für uns alle eine große Herausforderung. Für mich persönlich, aber auch für die vielen Vereinskollegen, die hier mitgeholfen haben. Hier möchte ich auch ein riesengroßes Dankeschön an alle aussprechen. Das war ein Einsatz, wie wir ihn höchstens alle zehn Jahre mal haben. Dafür hatten wir aber ein schönes Wanderrudertreffen mit vielen Gästen, die nur an Kleinigkeiten etwas auszusetzen hatten. Die meisten waren positiv überrascht, wie gut man mit dem Zug hin- und herfahren kann, wie schön der Rhein ist, wie gut das Wetter war und welche interessanten Attraktionen auch beim Landprogramm anzufinden waren. Es waren zwei schöne Abende und eine großartige Party. Ich bin jetzt doch zufrieden und hoffe, dass wir nächstes Jahr in Regensburg wieder eine so gute Zeit verbringen werden“, zog Michael Stoffels sein Fazit. Auch Dr. Bernhard Trui ist mit dem fast reibungslosen Ablauf zufrieden: „Ich fand es ein gelungenes Treffen und wir sollten auf jeden Fall an der Veranstaltung für die Jugend festhalten – auf der Party hat der Bär gesteppt.“

Der Förderkreis Wanderrudern hat gewählt

Aber das WRT wurde nicht nur zum Austausch und gemütlichen Beisammensein genutzt. Der Förderkreis Wanderrudern hielt am Freitagabend im benachbarten Neusser Kanu-Klub seine Mitgliederversammlung ab und wählte einen neuen Vorstand. Nach jahrzehntelangem Engagement hat Matthias Sieg (ESV Schmöckwitz) nun sein Amt abgegeben und Stefan Lemme (Rathenower RV, RV Undine Saarbrücken) wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Auch der Posten des von Beginn an tätigen Schatzmeister Rainer Engelmann wurde neu besetzt. Der Förderkreis wählte Sebastian Kroß (Torgauer RV) zum neuen Schatzmeister. Michael Stoffels bleibt weiterhin im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Der frisch gewählte Schatzmeister des Förderkreises Wanderrudern ist motiviert seine Ziele gemeinsam mit Stefan Lemme umzusetzen: „Der Förderkreis ist aktuell ja nur ein – sagen wir – „Geldsammel-Verein“, um das Wanderrudern zu fördern, das wollen Stefan und ich ändern. Wir haben Ideen entwickelt, mehr daraus zu machen. Es soll ein Netzwerk für Wanderruderer entstehen. Das mehr Gemeinschaft bringt und insgesamt möchten wir mehr Sichtbarkeit fürs Wanderrudern schaffen, jüngere Menschen erreichen.“ Stefan Lemme ergänzt noch: „Das Wanderrudern in Deutschland findet ja statt, es ist bloß schlecht sichtbar. Somit ist eine Mission, wie Sebastian schon gesagt hat, diese Sichtbarkeit zu erhöhen, um dann auch Lobbyarbeit fürs Wanderrudern betreiben zu können. Aber das müssen wir jetzt Stück für Stück umsetzen und können hoffentlich in einem halben bis ganzen Jahr Veränderungen sehen.“

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