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DEUTSCHE RUDERER SORGEN FÜR EINEN STARKEN ABSCHLUSS

WM-Tag 8: \\ von Hans Strauss und Luisa Gärtner

Mobilisierte die letzten Kräfte und schaffte das Weltmeister-Triple: Oliver Zeidler. Foto: meinruderbild.de

BELGRAD. (SRB) Bei guten ruderischen Bedingungen und großer Hitze ging die Ruder-Weltmeisterschaft am Sonntag in Belgrad zu Ende. Für die deutsche A-Nationalmannschaft stand auf dem Save-See noch viel auf dem Spiel, um die Bewertung dieser Titelkämpfe positiv zu halten. Gold-Garant Oliver Zeidler im Einer und der erstarkte Deutschland-Achter lösten ihre Aufgaben ebenso überzeugend wie Alex Föster im Frauen-Einer und der Männer-Doppelzweier. Man glaubte die Steine fast zu hören, die Cheftrainerin Brigitte Bielig auf der vollbesetzten Tribüne an der Ada Cignalija vom Herzen plumpsten. Die Gesamtbilanz der WM lesen Sie hier.

Oliver Zeidler gibt alles für das Triple

Zum dritten Mal Weltmeister – doch in den Schoss fiel Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) dieses Triple keineswegs. „Es war eine große Schlacht, die er heute gewonnen hat,“ sagte Heino Zeidler, sein Vater und Trainer. Der ordentliche Vorsprung, den sich der Titelverteidiger vom Start weg in seiner unnachahmlichen Art erarbeitet hatte, er schmolz auf dem Weg ins Ziel immer mehr zusammen. Der Niederländer Simon van Dorp, aber auch der Neuseeländer Thomas Mackintosh machten mächtig Druck, aber Zeidler rettete sich bei Hochsommerhitze mit letzter Kraft über die Ziellinie. Van Dorp holte Silber, Mackintosh ergatterte Bronze knapp vor dem griechischen Olympiasieger Stefanos Tsitsipas. „Auf den letzten 50 Schlägen ging es nur noch ums Durchkommen“, sagte Olli bei den ersten Interviews vor der Medaillenzeremonie, nachdem er sich nach dem Ausstieg aus seinem Boot mehrfach auf den Boden erholen musste, um halbwegs wieder stehen zu können.

Zeidlers Lehre aus dem engen Rennverlauf für die bevorstehende olympische Saison: „Wir müssen weiter hart trainieren. Heute habe ich gesehen, dass die anderen am Ende noch mal ranfahren können.“ Er sei lockerer geworden, erzählte der alte und neue Weltmeister, bevor die deutsche Hymne zum einzigen Mal bei dieser WM erklang. Und er habe wieder mehr Spaß am Rudern, wofür auch seine Freundin, eine Schweizer WM-Teilnehmerin, sorge: „Es ist einfacher, wenn man zu zweit unterwegs ist.“

DRV-Flaggschiff sorgt für Happy End 

Für ein Happy End sorgte im letzten Rennen der WM der Deutschland-Achter. Mindestens Fünfter musste er im A-Finale werden, das er zwei Tage zuvor erst über einen überzeugenden Hoffnungslauf erreicht hatte. Fünfte wurden Benedict Eggeling, Jasper Angl, Max John, Torben Johannesen, Olaf Roggensack, Marc Kammann, Wolf Niclas Schröder, Mattes Schönherr und Stm. Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, RV Münster, Olympischer RC Rostock, RC Favorite Hammonia, RC Tegel, Der Hamburger und Germania RC, RU Arkona Berlin, RC Potsdam und RG Treis-Karden) dann auch nach einem für die Sportler harten und die Zuschauer äußerst packenden Rennen. Damit qualifizierten sie sich direkt für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr. Wer auf ein Duell zwischen Rumänien und dem deutschen Flaggschiff um den noch offenen Paris-Startplatz getippt hatte, sah sich getäuscht. Der neu gebildete Achter der USA, der im Vorlauf noch überzeugt hatte, kam vom sechsten und letzten Platz nicht weg und muss nun nächstes Jahr bei der Finalen Qualifikation in Luzern nachsitzen. Nur 79/100 Sekunden hatte der Deutschland-Achter am Ende Vorsprung auf die US-Boys, es war eine knappe Kiste.

Die Deutschen lagen nach einem wiederum mutigen Start bei der Streckenhälfte sogar auf Rang drei, dann zogen die Niederlande und auch Rumänien vorbei. Weltmeister wurde erneut Großbritannien vor den Niederlanden und Australien. „Wir wollten es offensiv angehen und standhalten, das haben die Jungs sehr gut gemacht“, sagte eine erleichterte Bundestrainerin Sabine Tschäge. Sie sei stolz darauf, wie die junge Mannschaft dem großen Druck standgehalten habe. „Das Finale hat gezeigt, dass wir den Anschluss wieder gefunden haben. Im nächsten Jahr werden wir versuchen, vorne ranzugehen.“   

Erleichterung auch bei den Ruderern. „Es ist ein großartiges Gefühl, dass wir das geschafft haben. Wir haben uns dieser schweren Aufgabe gestellt und sind mit viel Mut herangegangen. Im Vorlauf ist es nicht gut gelaufen, dann haben wir uns darauf eingestellt, dass wir mutiger fahren müssen“, sagte Max John. Torben Johannesen ergänzte: „Wir haben uns im Finale in einen Flow gerudert. Jetzt haben wir bis zu den Spielen Ruhe in der Vorbereitung, das ist sehr gut.“

Alex Föster hat alles unter Kontrolle

Auf der Tribüne zitterten die Deutschen um Alexandra Föster (RC Meschede), als sie die 1000-Meter-Marke nur als Vierte mit fast drei Sekunden Rückstand auf die Deutsch-Schweizerin Aurelia-Maxima Janzen passierte. Doch Föster hatte alles im Griff. Auf den letzten 500 Metern des B-Finales wartete sie wie so häufig mit der schnellsten Zeit des Feldes auf und schob sich noch auf Platz zwei hinter die Österreicherin Magdalena Lobnig. Punktlandung, das Paris-Ticket war so mit Gesamt-Rang acht bei dieser WM gesichert. Die aus Rostock kommende Janzen brach dagegen ein und verpasste als Fünfte die direkte Olympia-Qualifikation. „Ich habe mich gut vom Semifinale erholt und bin gegen starke Konkurrenz ein gutes Rennen gefahren. Jetzt bin ich froh, dass das Ticket erreicht ist“, sagte die 21-jährige Föster.

Das war ein Rennen auf Sicherheit, es ging nicht um den Sieg, sondern um die Qualifikation“, sagte Trainer Bastian Kleinsorgen. „Der Endspurt von Alex hat trotzdem gut gesessen, er war nur 50 Meter zu spät, aber das ist letztlich egal.“  Kleinsorgen und sein Schützling ärgern sich noch über das verpasste A-Finale, aber das wollen sie nun 2024 bei ihren ersten Spielen schaffen. „Dort wollen wir noch stärker und selbstbewusster auftreten“, sagte der Trainer.

Jonas Gelsen und Marc Weber dürfen feiern

Der Männer-Doppelzweier ließ sich das Paris-Ticket nicht mehr nehmen. Der fünfte Platz im B-Finale hätte gereicht, aber zu taktieren, wäre für Jonas Gelsen und Marc Weber (RC Nassovia Höchst und RuS Steinmühle Marburg) in einem leistungsmäßig eng zusammen liegenden Feld die falsche Option gewesen. Sie gingen das Rennen offensiv an, übernahmen bis zur 1500-Meter-Marke erstmals die Führung und konnten gut damit leben, dass sie von Rumänien noch überspurtet und Zweite wurden. „Ehrlicherweise war das unser schlechtestes Rennen hier, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Bis heute hatten wir hier nur Rennen gefahren, die besser waren als alles, was wir in der Vergangenheit gezeigt haben“, sagte Schlagmann Marc Weber. „Nun haben wir ein Jahr Zeit zum Arbeiten, werden gemeinsam mit dem DRV das Training und die Trainingslager gestalten, und dann in Paris noch einen draufsetzen.“ Trainer Ralf Hollmann zeigte sich „froh und glücklich über das, was wir hier erreicht haben. Zu den besten Acht der Welt zu gehören, das hätten wir nie erwartet. Und wenn wir im Halbfinale nicht so eine beschissene Bahn gehabt hätten, dann wäre das A-Finale und mehr möglich gewesen.“

Menzel/Völz kämpfen noch einmal

Der Frauen-Doppelzweier mit Leonie Menzel und Maren Völz (RC Germania Düsseldorf und RC Potsdam) beschloss die Saison nach einem guten Endspurt mit dem zweiten Platz im C-Finale hinter Großbritannien und Gesamt-Rang 14. „Es war ruderisch nicht das beste Rennen, kämpferisch haben sie aber alles gegeben. Nach der Enttäuschung im Hoffnungslauf sind wir jetzt froh, die Saison beenden zu können. Leider haben wir die guten Saisonergebnisse nicht bestätigen können“, sagte Trainer Alexander Schmidt.

Eine lange Saison für den Frauen-Achter 

Das B-Finale des Frauen-Achters war ein Zweikampf zwischen China und dem DRV-Boot. Die junge Mannschaft mit Michelle Lebahn, Chiara Saccomando, Ricarda Heuser, Antonia Galland, Emilia Fritz, Olivia Clotten, Lene Mührs, Klara Kerstan und Annalena Fisch (RC Potsdam, Breisacher RV, RG München, RK am Baldeneysee, Passauer RV, Neusser RV, Kettwiger RG, RC Favorite Hammonia und RK am Wannsee) hatte sich vorgenommen, die Chinesinnen nach dem Hoffnungslauf noch einmal zu schlagen, doch das klappte nicht. In einem engen Rennen hatte China knapp die Nase voll und verwies das U23-Boot des DRV auf den achten und letzten Platz. „Klar sind wir enttäuscht, keiner will Letzter werden. Ich bin trotzdem stolz auf die Mädels. Sie sind nach einer langen Saison, in der sie Großartiges geleistet haben, noch mal ein tolles Rennen gefahren“, sagte Bundestrainer Karsten Timm. 

Marcus Klemp gewinnt Platz vier

Das erste Para-Finale mit deutscher Beteiligung am Sonntag bestritt Marcus Klemp (Olympischer RC Rostock) im Männer-Einer PR1. Sein Ticket für Paris hatte er bereits am Freitag gelöst. Nach dem der Australier Erik Horrie, sein stärkster Gegner aus dem Vorlauf, gesundheitsbedingt abmelden musste, traf Klemp in seinem Finale auf einen Angstgegner weniger. Nach seinem typisch ruhigen Start lag er auf dem fünften Platz. Kurz vor dem Ziel schob er sich jedoch noch an seinem Dauerrivalen Shmuel Daniel aus Israel vorbei und durchfuhr das Ziel als Vierter. „Ich habe unser Dauerduell umdrehen können und auf jeden Fall Platz vier gewonnen“, freute sich Klemp, „ich hätte mir noch ein bisschen mehr Gegenwind gewünscht, damit vorne noch ein bisschen mehr gegangen wäre. Aber die drei Raketen waren einfach unschlagbar.“ Gold, Silber und Bronze ging an den Ukrainer Roman Polianskyi, den Italiener Giacomo Perini und den Briten Benjamin Pritchard. Auch Jochen Weber, der Trainer, war zufrieden mit der Leistung seines Schützlings: „Als wir das Meldeergebnis gesehen haben, waren wir ganz schön nervös. Deswegen ist Platz sieben und der Quali-Platz eine tolle Leistung! Damit bekommt er auch einen paralympischen Kaderstatus, das ist der höchste, den man kriegen kann. Aufgrund seiner fast liegenden Sitzposition fährt Marcus extrem lange Schläge mit verhältnismäßig niedriger Schlagzahl, daran werden wir jetzt bis Paris arbeiten.“ 

Manuela Diening hat ein gutes Gefühl

Direkt im Anschluss startete Manuela Diening (RV Münster) im A-Finale des PR1 Frauen-Einers. Nach einem harten Rennen überquerte sie die Ziellinie als Fünfte. Die Topfavoritin Birgit Skarstein aus Norwegen sicherte sich die Gold-Medaille und führte das sehr eng zusammenliegende Führungs-Quartett an. Zweite wurde die Französin Nathalie Benoit, Anna Sheremet aus der Ukraine landete auf dem Bronze-Rang, dicht dahinter ruderte die Israelin Moran Samuel durchs Ziel. Dieses Quartett war zu schnell für Diening. Deutlich hinter sich lassen konnte sie jedoch die Chinesin Lili Wang. „Es wäre schön gewesen, wenn wir ein bisschen näher ans Treppchen rangefahren wären. Aber das Hauptziel war, das Ticket für Paris zu lösen, und das haben wir erreicht“, sagte Sebastian Fuchs, Dienings Trainer. „Mit Platz fünf bin ich schon zufrieden. Ich konnte den Abstand zur Chinesin vergrößern, das war gut, aber der Abstand in die andere Richtung war mir doch zu groß. Das lag aber vor allem daran, dass ich nicht richtig ins Rennen gefunden habe. Jetzt freue ich mich über mein Paris-Ticket und gehe mit einem guten Gefühl in unsere kleine Ruderpause“, verriet die erschöpfte, aber zufriedene Manuela Diening nach ihrem WM-Abschluss. 

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