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FÜNF DRV-BOOTE MÜSSEN IN DEN HOFFNUNGSLAUF

Zweiter WM-Tag \\ von Hans Strauss

Muss nach Rang drei im stark besetzten WM-Vorlauf nun in den Hoffnungslauf: der Männer-Vierer mit Theis Hagemeister, Malte Großmann, Max John und Marc Kamann. Foto: meinruderbild.de/Detlev Seyb

RACICE (CZ). Am zweiten Tag der Ruder-Weltmeisterschaften im tschechischen Račice (19.9.2022) sind sieben weitere Boote des Deutschen Ruderverbandes in die Wettkämpfe eingestiegen. In fünf Vorläufen schaffte es bei trister Stimmung durch den Dauerregen keine der DRV-Mannschaften aus dem A- und dem Para-Bereich, direkt ins Halbfinale oder Finale weiterzukommen. In den Hoffnungsläufen gibt es für alle jetzt eine weitere Chance. Vor allem der Männer-Vierer und der Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier lieferten Grund zum Optimismus. Dazu gab es für zwei Boote in zahlenmäßig gering besetzten Klassen Bahnverteilungsrennen.

Mit 24 Booten ist die olympische Klasse des Leichtgewichts-Doppelzweiers der Frauen gut besetzt. Die Zwillingsschwestern Marion und Johanna Reichardt (Akademischer RC Würzburg) hätten ihren Vorlauf schon gewinnen müssen, um den direkten Einzug ins Halbfinale zu schaffen. Doch das Boot aus Irland war zu stark, um das zu schaffen. Mit einem beherzten Endspurt schoben sich die sehr ehrgeizig wirkenden Reichardt-Schwestern aber sogar noch an Olympiasieger Italien vorbei und holten sich den zweiten Platz. Der Hoffnungslauf für beide steht schon am Dienstag an. „Das war ein sehr ordentliches Rennen von den beiden, auch mit einem besseren Start als sonst“, lobte ein zufriedener Trainer Andreas Holz. Platz 1 oder 2 im Hoffnungslauf würden das deutsche Boot, das bei der Europameisterschaft Rang neun belegt hatte, ins WM-Halbfinale bringen.

Solides Rennen“ von Hundeling/Greiten

Der neu gebildete Frauen-Doppelzweier mit Frauke Hundeling (Deutscher RC) und Pia Greiten (Osnabrücker RV) belegte in seinem Vorlauf den dritten Platz hinter Olympiasieger Niederlande und den USA. Nur die beiden erstplatzierten Boote schafften es direkt ins Halbfinale, Hundeling/Greiten starten damit am Mittwoch im Hoffnungslauf. „Ein Rennen mehr schadet uns gar nicht“, sagte Trainer Alexander Schmidt, der den beiden erfahrenen Ruderinnen „ein solides Rennen“ und eine gute Zeit bescheinigte. Zur Hälfte der Distanz hatten Hundeling/Greiten noch eine Zehntelsekunde vor den USA auf Rang zwei gelegen, doch direkt nach der 1000-Meter-Marke zog das Boot aus Übersee an und hatte im Ziel rund dreieinhalb Sekunden Vorsprung auf die DRV-Equipe. „Wir gehören hier nicht zu den Favoriten, aber wir wollen uns kontinuierlich an die Weltspitze heranarbeiten“, sagt Trainer Schmidt.

Leichter Doppelvierer meldet Anspruch an

Für den Leichtgewichts-Doppelvierer der Männer ging es im Fünf-Boote-Feld um die Bahnverteilung für das Finale. Johannes Ursprung (Frankfurter RG Germania), Simon Klüter (Mannheimer RC Amicitia), Fabio Kress und Joachim Agne (beide Akademischer RC Würzburg) wurden hinter Europameister Italien und China Dritter und können damit auf eine WM-Medaille hoffen. „Sie sollten zeigen, dass sie eine Medaille wollen, und das haben sie auch gemacht“, sagte Trainer Andreas Holz. Das Finale findet am Freitag statt.

Männer-Vierer trotz guter Zeit Dritter

Der Männer-Vierer hat den direkten Einzug in das WM-Halbfinale nicht geschafft. Der EM-Zweite Niederlande und der EM-Vierte Polen waren eine etwas zu schwere Aufgabe für das Boot von Trainerin Sabine Tschäge, das als Drittplatzierter nun im Hoffnungslauf die zweite Chance nutzen will. Theis Hagemeister (Münchner RC), Malte Großmann (RC Favorite Hammonia), Max John (Olympischer RC Rostock) und Marc Kamann (Der Hamburger und Germania RC) zeigten mit ihrem Rennen aber, dass sie sich nach dem knapp verpassten A-Finale bei der Europameisterschaft und insgesamt Platz sieben für die WM einiges vorgenommen hatten. Bei der 1000-Meter-Marke lagen sie knapp hinter Polen und ebenfalls knapp vor den Niederlanden auf Rang zwei. Auf der dritten Teilstrecke machten die Niederlande allerdings ernst und übernahmen die Führung vor Polen und dem DRV-Quartett. Der lange spannende Dreikampf änderte sich zu einem deutlichen Rückstand für die ausgepowerten Deutschen im Ziel hinter Sieger Niederlande und den Polen. „Wir hätten den Bugball gerne vor Polen gehabt. Bis 1300 Meter haben wir es sehr gut umgesetzt, aber dann den entscheidenden Schritt nicht geschafft. Im Zeitvergleich mit den anderen Läufen sind wir gut dabei und von daher für den Hoffnungslauf am Dienstag auch optimistisch“, sagte Trainerin Tschäge.

Litauen schnappt dritten Platz weg

Auch der nach Platz sechs bei der EM umformierte Frauen-Doppelvierer verpasste den direkten Einzug in das Halbfinale. Der dritte Platz im Fünf-Boote-Feld hätte Sophia Krause (Limburger Club für Wassersport), Sarah Wibberenz (RC-Havel Brandenburg), Tabea Kuhnert (SC Magdeburg) und Sophie Leupold (Pirnaer RV) gereicht, doch den schnappte dem DRV-Boot Litauen weg. Olympiasieger China gewann das Rennen vor dem Olympia-Dritten Australien. Schon bei der Hälfte des Rennens hatte Litauen 68 Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Mannschaft von Trainer Marcin Witkowski, im Ziel waren es dann satte 5:15 Sekunden. „Wir haben ein Boot mit drei WM-Neulingen, es fehlt die Erfahrung. Wir sind die ersten 1000 Meter trotzdem gut gefahren. Zehn Sekunden Rückstand auf den Olympiasieger, das muss man zurzeit akzeptieren“, sagte Trainer Marcin Witkowski.

Männer-Doppelzweier zurückgezogen

Der Männer-Doppelzweier mit Max Appel und Moritz Wolff (SC Magdeburg/Berliner RC) musste wegen bootsinterner Differenzen zurückgezogen werden und wird kein WM-Rennen mehr bestreiten.

Para-Mixed-Vierer lässt hoffen

Pech hatte der Para-Mixed-Vierer mit Steuerfrau (PR3). Nach dem Rückzug der Niederlande im anderen Vorlauf wurde Spanien umgruppiert. Im deutschen Vorlauf waren damit nur noch vier Boote und statt des zweiten Platzes führte nun nur der Sieg direkt ins Finale. So reichte Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia), Jan Helmich (RC Hansa Dortmund), Marc Lembeck, Kathrin Marchand (beide RTHC Bayer Leverkusen) und Steuerfrau Inga Thöne (Ulmer RC Donau)  der zweite Rang hinter dem hoch überlegen Boot aus Großbritannien nicht, es geht in den Hoffnungslauf. Der EM-Dritte, bei dem die ehemalige A-Kader-Ruderin Marchand nun am Schlag sitzt, konnte den Rückstand auf die Britinnen im Ziel noch auf 6,72 Sekunden verkürzen. „Großbritannien war zu stark, aber Italien und die USA hatten wir im Griff. Im Hoffnungslauf wollen wir uns nun das Selbstvertrauen für das Finale holen“, sagte Marc Stallberg, der Bundestrainer Para Rudern.

Im Bahnverteilungsrennen des Para-Männer-Einers (PR2) lieferte Paul Umbach (RC Nürtingen) ein gleichmäßiges Rennen ab und belegte unter den sechs Booten den fünften Platz. „Wir sind mit Paul zufrieden, sehen aber Luft nach oben. Die rennfreien Tage bis zum Finale wollen wir nutzen, um noch ein bis drei Sekunden herauszuholen“, sagte Bundestrainer Stallberg.

Deutschland-Achter startet am Dienstag

Im Mittelpunkt des deutschen Interesses am Dienstag (20.9.2022) wird der Männer-Achter stehen. Vom Vorlauf (13 Uhr) mit den Niederlanden, Australien, Kanada und Gastgeber Tschechien als Gegnern erwartet Trainer Uwe Bender einen Hinweis, ob die äußerst junge Mannschaft in den Kampf um die WM-Medaillen eingreifen kann. Bei der Europameisterschaft war der Deutschland-Achter mit einer erfahreneren Besetzung Vierter geworden. Nur der Vorlauf-Sieger zieht morgen direkt ins Finale ein. Daneben greift im Para-Bereich die EM-Zweite Manuela Diening (RV Münster) ein und es stehen zahlreiche Hoffnungsläufe auf dem Programm.

World Rowing überträgt ab 9.30 Uhr wieder alle WM-Rennen live.

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