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LEA WILK AM ZIEL

Deutsche Rudervereine spenden 20 Boote für Namibia - von Hans Strauß

WALTROP. Sie ist selbst begeisterte Ruderin. Lea Wilk hat bei ihrem internationalen Freiwilligenjahr in Namibia deshalb mit viel Engagement ein Kanu- und Ruderprojekt aufgebaut. Kaum war das mit Soldaten als Schülern und Multiplikatoren ins Rollen gekommen, musste sie wegen der aufziehenden Corona-Pandemie im März 2020 vorzeitig nach Hause zurückkehren. Doch das Thema war für die 21-Jährige aus Waltrop (Nordrhein-Westfalen) damit nicht beendet. Sie startete einen Spendenaufruf unter deutschen Rudervereinen, damit das Projekt im ruhigen Wasser des Hafenbeckens von Walvis Bay mit der Hilfe ihrer Nachfolger weitergeführt werden kann.

Nach einem „langen und steinigen Weg“ (Wilk) mit vielen Aufs und Abs darf sie einen großen Erfolg verbuchen: 20 gespendete Boote aus Deutschland und viel weiteres Material konnten Mitte Juni in Walvis Bay, der drittgrößten Stadt Namibias, aus einem Container entladen werden. „Jetzt hoffe ich, dass die nächsten Freiwilligen so bald wie möglich ausreisen dürfen und in Namibia noch mal mehr der Wassersport angeschoben wird“, sagt Lea, die mittlerweile Raumplanung an der TU Dortmund studiert.

Im Sommer und Herbst letzten Jahres sei ihr Hilfsprojekt teilweise zum Stillstand gekommen, berichtet die ehemalige Leistungsruderin. Doch sie habe gelernt zu kämpfen. Ende 2020 sorgten ein zweiter Spendenaufruf und eine Telefonkonferenz mit allen Helfern dafür, dass das Vorhaben doch noch ins Rollen und genug Material für einen vollgepackten Container zusammenkam. 15 Vereine spendeten sechs gebrauchte Einer, sieben Zweier und sieben Vierer. Außerdem kamen 44 Paar Skulls, sechs Riemen, zwei Kanadier, ein Coastal Rowing Boat und eine Werkzeugkiste mit Ersatzmaterial zusammen.

Dank an die zahlreichen Helfer
Den Sammeltransport übernahmen Thomas und Martina Schröpfer von der Münchener Rudergesellschaft, die Ende Februar mit ihrem Hänger längst durch Deutschland fuhren und die Fracht nach Hamburg brachten. Uwe Berger aus Hamburg organisierte für Hapag Lloyd den Container-Transport mit den dazugehörigen erforderlichen Unterlagen und baute Stellagen in den Container für eine sichere Fahrt.

Anfang März ging der Container aus dem Hamburger Hafen auf hohe See und kam Ende April in Walvis Bay an. Bis Transworld Cargo ihn öffnen durfte, vergingen aber noch rund sechs Wochen. Die Zoll- und Steuerfreiheit der Bootsspende machte den Genehmigungsprozess, so Wilk, so langwierig. Mitte Juni hatte das Warten ein Ende, alles konnte ausgeladen werden. „Die Kanupolo- Gruppe die auch letztes Jahr entstanden ist, hat fleißig angepackt und die Boote im Namen der Namibian Canoe & Rowing Federation entgegengenommen“, berichtet Lea. Vorerst bleiben alle Boote in Walvis Bay für das Ruder-und Kanuprojekt.

Ohne den Deutschen Ruderverband und seine finanzielle Unterstützung wäre das alles natürlich nicht möglich gewesen“, betont Wilk. Der DRV unterstützt den namibischen Kanu- und Ruderverband schon seit einigen Jahren mit Spendenaufrufen und der Entsendung von Freiwilligen.

Lea Wilk hatte sich für das Freiwillige Soziale Jahr im Ausland beim ASC Göttingen, einer Entsendeorganisation, beworben. Im August 2019 flog sie nach Namibia. Bei ihrem ersten Einsatzort gab sie Sportunterricht an einer Schule in einem anderen Ort. Dann traf es sich gut, dass der namibische Verband schon ein Kanu- und Ruderprojekt in Walvis Bay geplant hatte, aber noch auf kundige Hilfe aus dem Ausland wartete. Lea übernahm den Job neben ihrer Tätigkeit als Sportlehrerin sehr gerne.

Marinesoldaten wollen Rudern lernen
Wichtiger Partner wurde die namibische Marine und deren Hafenbecken in der Lagune von Walvis Bay. Über 100 Soldaten hätten an dem Projekt teilnehmen wollen, als Lea es vorstellte. Letztlich startete sie dann mit zehn Männern und einer Frau die Ruder-Ausbildung. Der Plan war, dass sie die Deutsche beim geplanten Nachmittagstraining mit einer Kinder-Gruppe unterstützen und später ihr Wissen als Trainer weitergeben sollten. „Es freute mich, ihre Entwicklungen zu beobachten. Jeder beherrscht jetzt dort die Grundtechnik des Ruderns, sie wissen die Knackpunkte, sie haben Material und wissen, wie sie damit umgehen sollen“, sagt Lea. Da zunächst nur drei Boote vorhanden waren, wurde rotiert, damit alle Teilnehmer aufs Wasser kamen.

Kinder müssen erst schwimmen lernen
Das Kindertraining konnte nicht mehr wie geplant beginnen. Erst zwei Wochen vor Wilks vorzeitigem Abflug wegen der Pandemie, die auch Namibia erreicht hatte, erteilte die Stadt die Erlaubnis, das öffentliche Schwimmbad zu nutzen, um den angehenden kleinen Ruderern zunächst das Schwimmen beizubringen. Lea Wilk hofft, dass die künftigen Freiwilligen dort ansetzen werden: „Mehr Kinder könnten die Sportart kennen und lieben lernen, so wie ich es tue. Einen Ruderklub in einem Land mit einem geringen Wasseranteil aufzubauen, ist keine Kleinigkeit, aber ein Projekt mit viel Potenzial.“

Lea Wilk möchte gerne noch einmal nach Walvis Bay zurückkehren. Dann aber als Urlauberin.

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