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COASTAL ROWING AUF DEM WEG ZU OLYMPIA

von Dag Danzglock, DRV

HANNOVER / LONDON. FISA-Präsident Jean Christophe Rolland hat in der Coaches-Conference und dem Nations-Meeting am 22. November in London sehr deutlich gemacht, dass Coastal-Rowing („Küsten- oder Rauwasser-Rudern“) im Jahr 2024 Bestandteil des olympischen Programms sein wird. Damit könnten die Anforderungen des IOC an moderne und attraktive Events erfüllt werden. Favoriten sind offenbar Wettkämpfe in Einern und Mixed-Doppelzweiern, die ufernah mit vollem Überblick für Zuschauer ausgetragen werden. Bereits die jugendolympischen Spiele in Dakar 2022 werden im Rudersport nur Coastal-Events vorsehen. Damit wird im DRV eine spezielle Vorbereitung erforderlich. Das Leichtgewichtsrudern hat keine Chance, im olympischen Programm zu bleiben. Rolland sieht die Coastal-Rennen als einzige Möglichkeit, um Rudern in seiner gesamten Breite und auch mit einer annähernd stabilen Anzahl von Aktiven im olympischen Programm zu halten.

Olympia 2028 über 1500m?
Für die Olympische Regatta 2028 sind die Weichen auf die 1500m-Streckenlänge gestellt. Es gibt keine realistischen Alternativen, um in Los Angeles eine 2000m-Strecke zu vertretbaren Kosten zu bauen. Ganz offenbar will der Weltverband vermeiden, dass Rudern auch hinsichtlich der Kosten eine Sonderrolle einnimmt. Zwar wird die Entwicklung noch als Option dargestellt. Da die FISA-Führung diese Option aber seit zwei Jahren regelmäßig vorstellt, darf aus der Erfahrung mit Entscheidungsprozessen im Weltrudersport davon ausgegangen werden, dass die Entscheidung faktisch gefallen ist.

Zu beiden Punkten entscheidet das IOC abschließend, aber letztlich läuft es auf diese Entwicklungen hin. Im paralympischen Programm sind hingegen keine Änderungen zu erwarten.

Für den außerordentlichen Kongress 2020, dem Änderungen der Satzung „Statutes“ vorbehalten sind, bereitet der Weltverband einige Änderungsvorschläge vor. So soll der Vorstand (Executive-Committee) zukünftig für die Geschäftsführung verantwortlich sein, während das Präsidium (Council) sportfachliche Fragen bearbeitet. Der Weltverband wird weiterhin ehrenamtlich geführt, der Generalsekretär gehört dem Vorstand an. Diese Struktur entspricht der des DRV und würde bei einer Evaluation im Sinne von PotAS durchfallen. Coastal- und Indoor-Rudern werden als Disziplinen verankert. Die Regel, wonach ein WM-Rennen innerhalb von drei Jahren einmal mit Vorentscheidungen gerudert sein muss, soll zu Gunsten einer Entscheidung des Councils verändert werden. Damit könnten einige schwächelnde Leichtgewichts- und paralympischen Rennen im WM-Programm gehalten werden. Gesucht werden Strukturen, um Entscheidungen zu beschleunigen, damit auf neue Ideen kurzfristig reagiert werden kann. Dazu würde das Council gegenüber der Vollversammlung weitergehende Zuständigkeiten erhalten. Die Teilnahme an der Vollversammlung (Congress) soll vorsehen, dass ab zwei Delegierten beide Geschlechter vertreten sind.

Immer aufwändiger wird das Regelwerk im Anti-Doping-Kampf. Das Handbuch der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) umfasst rd. 500 Seiten. Dies ist notwendig, um nachvollziehbar und klar aufgestellt zu sein. Auf der anderen Seite steigt der administrative Aufwand deutlich und die Umsetzung setzt hochspezialisiertes rechtliches und medizinisches Fachwissen voraus.

Der Weltverband stockt insgesamt sein hauptamtliches Personal auf. Damit soll Anforderungen wie ein Procedere zur Good-Governance sowie zur Qualitätsentwicklung, Prävention sexueller Gewalt oder Diversifität besser entsprochen werden können. Im Kern entspricht dies Themen, die aktuell auch im deutschen Sport im Kontext mit PotAs diskutiert werden. Es ist offensichtlich, dass der Zuwachs in Bereichen erfolgt, die nicht unmittelbar mit der Organisation des Rudersports in Verbindung stehen. Gleichwohl werden sie von den Akteuren aus unterschiedlichen, im Einzelfall jeweils nachvollziehbaren, Gründen eingefordert. Im Ergebnis führt dies aber zu einem Personalaufwuchs im Hauptamt mit entsprechenden Kosten und dem Verzicht auf ehrenamtliche Strukturen.

Eingebettet waren beide Veranstaltungen in ein Treffen der Generalsekretäre der nationalen Verbände. Ziel der FISA ist es, außerhalb gefestigter Strukturen neue Ideen in den Sport zu bringen. Am Freitagabend wurden in sechs Kategorien Auszeichnungen für besondere Leistungen im Weltrudersport vergeben. Aus dem DRV standen Oliver Zeidler und Bernd Nennhaus in der Endauswahl, wurden aber nicht berücksichtigt. Insgesamt war der Schwerpunkt im Bereich des Commonwealth durchaus erkennbar. Der Veranstaltung schloss sich das Joint Commissions Meeting, ein Treffen aller Gremien, an, das traditionell dem breiten Austausch und der gegenseitigen Versicherung der Akteure dient. 

Gewinner der FISA Awards:

Nachhaltigkeit
Spring Creek Regeneration Project, Australien

Filippi Spirit Award 
Jean Maillard, CentraleSupelec, Frankreich

Trainer des Jahres
Gary Hay, Neuseeland 

Para-Team des Jahres
Ellen Buttrick, Giedre Rakauskaite, James Fox, Oliver Stanhope & Erin Wysocki-Jones, PR3 mixed coxed four, Großbritannien 

Männer-Team des Jahres
Valent and Martin Sinkovic, Men’s pair, Kroatien

Frauen-Team des Jahres
Grace Prendergast and Kerri Gowler, women’s pair, Neuseeland 

Thomas Keller Medal
Kim BrennanAustralien

Besondere (Lebens)Leistung im Rudersport
Mike Tanner and Mike Williams (Hong Kong and Großbritannien) 

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