HANNOVER. Der Deutsche Ruderverband hat den Evaluationsbericht der PotAS-Kommission erhalten und begrüßt die intensive Auseinandersetzung mit den leistungssportlichen Strukturen des Verbandes und die Möglichkeiten des nationalen Vergleichs zwischen den unterschiedlichen Verbänden des olympischen Sports.
Der Bericht attestiert den Sommersportverbänden bereits im ersten Durchlauf ein hohes Maß an Qualitätsmanagement. Er stellt weniger ein Ranking aller Verbände dar, sondern schaut tief in die Strukturen und Arbeit der einzelnen Verbände hinein und bewertet die Dokumentation der Prozesse. Mittels dieser externen Einschätzung gehen nun alle Verbände in die anstehenden Strukturgespräche, um dort um die Mittel für den Zyklus 2021-2024 zu werben.
Für den Deutschen Ruderverband ist das Resultat auf den ersten Blick recht ernüchternd und eine gewisse Herausforderung, die weiterer Analysen und Rückfragen zu den einzelnen Bewertungen bedarf, damit der Verband strukturell gestärkt in den kommenden olympischen Zyklus gehen kann. Was sich auf den ersten Blick vermeintlich wie eine klare Situation darstellt, ist auf den zweiten Blick allerdings differenzierter zu betrachten, denn übergreifend lässt sich keine klare Korrelation zwischen den PotAS-Resultaten und den sportlichen Erfolgen der Verbände feststellen. Vielmehr scheint erhöhte Bürokratie sowie das Produzieren von Formalismen positiv bewertet worden zu sein.
Führungsstruktur wird kritisiert
„Als der weltweit erfolgreichste Ruderverband im U19-Bereich – das haben unsere jungen Athletinnen und Athleten bei der Junioren-WM in Tokyo im Sommer erneut unter Beweis gestellt – wird uns ein fehlendes Nachwuchskonzept vorgeworfen, da kann ich nur schmunzeln“, so der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel und ergänzt. „Zudem wird uns negativ vorgehalten, dass wir als Verband der Vereine an einer von den Mitgliedern demokratisch legitimierten Führungsstruktur ausgerichtet sind. Die von uns 2017 eingeleiteten und auf dem vergangenen Rudertag in Münster verabschiedeten Reformen im Leistungssport scheinen der Kommission nicht auszureichen. Offensichtlich hält diese eine ausschließlich hauptamtliche und dem Rudertag nicht verantwortliche Führung, Zentralisierung bis auf die Talentsichtung mit direktem Durchgriff in die Vereine sowie eine umfangreiche Dokumentation und Protokollierung von Prozessen und Entscheidungswegen für unerlässlich, um im Hochleistungssport erfolgreich sein zu können.“
Sollte diese Haltung durchgreifen und Wettkampfergebnisse nur nachrangig bewertet werden, müsste der DRV in seiner Grundstruktur neu organisiert werden.
In den kommenden Wochen und Monaten gilt es nun herauszuarbeiten, welche Themenblöcke prioritär anzugehen sind, um den Anforderungen von PotAS nachzukommen. Die angemahnten Führungsstrukturen an Bundesstützpunkten bedingen zum Beispiel zusätzliche Ressourcen, wie auch ggf. neue Aufgabenzuschnitte für alle vor Ort Beteiligten. Nachwuchskonzepte gilt es klarer zu strukturieren und mit Hinblick auf die langfristige Sportlerentwicklung zu überarbeiten und zu vereinheitlichen. Alle Partner müssen enger in die Prozesse eingebunden werden. Unser gemeinsames Ziel bleibt es letztlich, im Leistungssport die besten Leistungen für die Athletinnen und Athleten anzubieten.