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OLIVER ZEIDLER UND DEUTSCHLAND-ACHTER KRÖNEN SICH ZUM WELTMEISTER

RUDER-WM - VON JUDITH GARBE - DRV

LINZ-OTTENSHEIM. Der Deutsche Ruderverband reist mit insgesamt sechs Medaillen – davon drei in den olympischen Bootsklassen – im Gepäck von der Ruder-WM aus Linz ab. Sowohl Oliver Zeidler im Einer als auch der Deutschland-Achter sorgten mit ihren Siegen für einen goldenen Abschluss und Gänsehautmomente an der Regattastrecke in Linz-Ottensheim. Zudem haben sich sechs Boote direkt für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifiziert. Mit diesen Ergebnissen liegt man allerdings hinter den eigenen Erwartungen zurück.

„In der Breite waren wir bei dieser WM nicht so gut. Wir hatten natürlich auch viele Ausfälle. Unter anderem fehlte die leistungsstarke Carlotta Nwajide im Doppelzweier. Aber ich hatte schon damit gerechnet, dass sich der Frauen-Zweier ohne und auch der Männer-Vierer ohne qualifizieren können. Beim Vierer ohne hat allerdings der Wind eine große Rolle gespielt. Jetzt müssen wir halt nächstes Jahr in Luzern noch mindestens drei Boote nachqualifizieren“, so der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer. Schnellschüsse will er aber nicht ziehen. „Nach der Pause werden wir uns im Oktober zusammensetzen und alles analysieren.“

Oliver Zeider krönt sich zum Weltmeister

Was für eine unglaubliche Geschichte. Erst vor drei Jahren ist Oliver Zeidler (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.) zum ersten Mal in ein Ruderboot gestiegen – seit heute ist der stärkste Ruderer der Welt. Wie sein Spiegel prophezeit hat. In einem Herzschlagfinale sicherte er sich am Ende mit drei Hundertstel Vorsprung die Goldmedaille vor dem Dänen Sverri Nielsen und dem Norweger Kjetil Borch. Nach dem Start übernahm zunächst der Däne das Tempo, Olli schloss auf und ging mit 0,25 Sekunden Vorsprung auf die zweiten 500 m. Zusammen mit den Booten aus Norwegen und Holland konnten sich diese vier ein Stück absetzen. Nach Streckenhälfte war es der Holländer, der sein Bug vorne hatte. Als Vierter, mit 0,69 Sekunden Vorsprung ging Zeidler auf die letzten 500 m. Jetzt hieß es, alles oder nichts. Zeidler entschied sich für alles und schob sein Bug nach einem starken Schlussspurt als Erster über die Ziellinie – ein Gänsehautmoment. Als die Anzeigetafel Olli als „Winner“ zeigte, war der Jubel groß. „Nach 1.000 m hatte ich gesehen, dass der Däne und Niederländer vor mir sind. Auf den letzten Metern habe ich dann alles gegeben und am Ende hat es halt für den Weltmeistertitel gereicht, das ist natürlich umso schöner. Ich bin jetzt Europameister und Weltmeister, den dritten Schritt kann sich jetzt ja jeder denken“, freut sich Zeidler über den bisher größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere.


Deutschland-Achter verteidigt Titel

In einem weiteren Herzschlagfinale hat der Deutschland-Achter seinen Weltmeistertitel erfolgreich verteidigt. Nach einem gutem Start und 45-er Schlagzahl konnten sich Johannes Weißenfeld, Laurits Follert, Jakob Schneider, Torben Johannesen, Christopher Reinhardt, Malte Jakschik, Richard Schmidt, Schlagmann Hannes Ocik und Steuermann Martin Sauer (RC Westfalen Herdecke/Crefelder RC/RK am Baldeneysee/RC Favorite Hammonia/RV Dorsten/RV Rauxel/RV Treviris Trier/Schweriner RG/Berliner RC) auf den ersten 500 m in Führung setzen. Nur eine viertel Sekunde vor Australien ging es auf die zweite Streckenhälfte. Mit einer Geschwindigkeit von 23 km/h konnte sich das DRV-Flaggschiff zwischenzeitlich einen Bugkasten Vorsprung rausrudern. Auf der Außenbahn kamen aber die starken Holländer immer näher. Nur drei Zehntel trennten die beiden Boote 500 m vor dem Ziel. Der Endspurt sollte entscheiden. Angefeuert von den tausenden Zuschauern auf den Rängen hatte das grüne Boot sein Bug immer ein Stück vorne. Am Ende holten die Jungs von Trainer Uwe Bender mit 55 Hundertstel Vorsprung vor Holland die Goldmedaille. Mit einer Endzeit von 5:19,41 Min blieben sie nur 73 Hundertstel über ihrer eigenen Weltbestzeit. „Die Freude ist riesig. Darauf haben wir die letzten drei Jahre hingearbeitet. Das war das wichtigste WM-Rennen, das wollten wir gewinnen. Wir haben nach der Niederlage in Rotterdam die richtigen Schlüsse gezogen. Dass die Holländer hier so ein Feuerwerk abfackeln, damit konnten wir nicht rechnen“, so Jakob Schneider. Trainer Uwe Bender hat richtig gelitten beim Rennen seiner Jungs. „Das war schon sehr spannend. Aber die Jungs haben den Plan sauber ausgeführt. Wir wussten, dass einige Mannschaften da vorne mitfahren können, hatten aber nicht erwartet, dass die Holländer so nah drankommen können.“

 

Pille-Steppat wird Fünfte


Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) hat die WM auf dem fünften Rang beendet. Die Hamburgerin hatte mit dem Finaleinzug am Freitag bereits das Ticket für die Paralympischen Spiele gelöst.

Zudem holten sich Tim Ole Naske und Stephan Krüger (RG Hansa Hamburg/Frankfurter RG Germania) nach dem verpassten Finaleinzug mit Platz 4 im B-Finale heute noch die Olympia-Qualifikation.

Bereits gestern hatte der leichte Männer-Doppelzweier Bronze gewonnen. Jason Osborne und Jonathan Rommelmann (Mainzer RV/Crefelder RC) waren ungeschlagen zur WM gefahren. Der Druck war groß, hatte doch zuletzt vor 20 Jahren ein deutsches Boot in dieser Bootsklasse Edelmetall gewonnen. Auch wenn zwischenzeitlich mit Gold geliebäugelt wurde, sind die beiden mit Bronze sehr zufrieden.

Die beiden Doppelvierer gingen leider leer aus, die Enttäuschung war groß. Zumindest die Olympia-Quali haben beide Boote in der Tasche. Daniela Schultze, Michaela Staelberg, Franziska Kampmann und Schlagfrau Frieda Hämmerling (RC Potsdam/Crefelder RC/RV Waltrop/RG Germania Kiel) mussten schon früh im Rennen die Konkurrenz ziehen lassen und sich mit Rang vier begnügen. „Wir sind super enttäuscht, wir wollten eine Medaille.“ „Es fehlte heute an Dynamik und Aggressivität, das war einfach kein gutes Rennen“, so Trainer Witkowski.

Hans Gruhne, Max Appel, Timo Piontek und Karl Schulze (RC Potsdam, SC Magdeburg, Koblenzer RC Rhenania 1877/1921 e.V/Berliner RC) kamen nicht über einen fünften Platz hinaus. „Wir sind maximal enttäuscht. Das war das schlechteste Rennen der Regatta. Wir haben die Fähigkeit zu mehr. Wir sind schwer ins Rennen gekommen und dann ist es schwer, das hinten raus auszubügeln“, so Schlagmann Hans Gruhne. „Wir wussten, dass der Wind gedreht hat, das sind eigentlich unsere Bedingungen“, ergänzt Karl Schulze. Auch Disziplintrainer Marcus Schwarzrock zeigte sich enttäuscht. „Wir sind zum Finale das schlechteste Rennen gefahren. Das ganze System mit den Schlagstrukturen hat nicht funktioniert. Das, was wir im Vorlauf und Halbfinale gut hinbekommen haben, konnten wir heute nicht abrufen“, ärgert sich  Schwarzrock.

Der Männer-Vierer ohne wollte nach dem verpassten Finaleinzug zumindest die Olympia-Quali holen. Doch dabei spielte Felix Brummel, Felix Wimberger, Max Planer und Nico Merget (RV Münster/Passauer RG/Bernburger RC/Frankfurter RG Germania) der Wind übel mit. Rang vier im B-Finale hat leider nicht gereicht.

 

Drei Medaillen in den nicht-olympischen Bootsklassen


In den nicht-olympischen Bootsklassen gab es die maximale Medaillenausbeute für den DRV. Marie-Louise Dräger (Schweriner RG) ist Weltmeisterin im leichten Einer. Janika Köblin und Marie-Christine Gerhardt (Stuttgarter-Cannstatter Ruderclub von 1910 e.V./Ludwigshafener RV von 1878) holten Bronze im leichten Zweier ohne. Ebenfalls Bronze ging an Vera Spanke, Ronja-Fini Sturm, Leonie Pieper und Leonie Pless (Neusser RV/RC Havel Brandenburg e.V./RC  Germania Düsseldorf 1904 e.V./Frankfurter RG Germania) im leichten Frauen-Doppelvierer.

Die Ergebnisse im Überblick (Q=Qualification):

Olympische Bootsklassen:

Frauen-Einer: Platz 13, Annekatrin Thiele,
Männer-Einer: Gold, Oliver Zeidler, Q
Frauen-Doppelzweier: Platz 15, Menzel und Greiten
Männer-Doppelzweier: Platz 10 – Naske und Krüger, Q
Leichter Frauen-Doppelzweier: Platz 16, Krause und Thoma
Leichter Männer-Doppelzweier: Bronze, Osborne und Rommelmann, Q
Frauen-Zweier ohne: Platz, 15 – Tabea Schendekehl und Anna-Calina Schanze
Männer-Zweier ohne, Platz 17 – Wolf-Niclas Schröder und Paul Gebauer
Frauen-Doppelvierer: Platz 4 – Schultze, Staelberg, Kampmann, Hämmerling, Q
Männer-Doppelvierer: Platz 5 – Gruhne, Appel, Piontek, Schulze, Q
Frauen-Vierer ohne: Platz 16 – Hübener, Faralisch, Kruse, Höffgen
Männer-Vierer ohne: Platz 10 – Brummel, Wimberger, Planer, Merget

Frauen-Achter: Platz 10 – Meyer, Zeidler, Oertel, Stöhner, Göldner, Hundeling, Härtl, Höffgen, Hillemann
Männer-Achter: Gold, Weißenfeld, Follert, Schneider, Johannesen, Schneider, Jakschik, Schmidt, Ocik, Sauer, Q

Nicht-olympische Bootsklassen:
Leichter Frauen-Einer: Gold – Marie-Louise Dräger
Leichter Männer-Einer: Platz 14 – Lucas Schäfer
Leichter Frauen-Zweier ohne: Bronze, Köblin und Gerhardt
Leichter Frauen-Doppelvierer: Bronze – Sturm, Spanke, Pieper, Pless

Paralympische Bootsklassen:
PR1 W1x: Platz 5 – Sylvia Pille-Steppat, Q
PR1 M1x: Platz 13 – Johannes Schmidt
PR2 Mix2x: Platz 9 – Klemp und Sedlmayer
PR3 Mix4+: Platz 10 – Lackner, Glade, Helmich, Luz, Thöne

Weitere Para-Boote
PR2 M1x: Platz, 7 – Leopold Reimann
PR3 M2 -: DNF, Lembeck, Siemenroth – mussten krankheitsbedingt abmelden

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