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DREI MEDAILLEN AM ERSTEN FINALTAG

DRV

OTTENSHEIM. Mit insgesamt drei Medaillen in drei Rennen in den nicht-olympischen Bootsklassen ist der Deutsche Ruderverband gut in die Finaltage gestartet. Zudem hat sich Oliver Zeidler mit einer beeindrucken Performance für das Finale qualifiziert und das Olympiaticket gelöst. Auch Sylvia Pille-Steppat hat als Halbfinal-Dritte den Einzug in die Runde der letzten 6 geschafft und sich erstmals für die Paralympischen Spiele qualifiziert. Der Männer-Doppelzweier hingegen hat das Finale knapp verpasst, kann sich aber immer noch für die Olympischen Spiele qualifizieren.

Dräger ist Weltmeisterin im leichten Einer
Marie-Louise Dräger (Schweriner RG) hat eine tolle Saison mit dem WM-Titel gekrönt – und das mit 38 Jahren. Die Rostockerin ist aus dem Startblock geschossen und hat sich direkt an die Spitze gesetzt. Doch so einfach wie im Halbfinale wollten die Gegnerinnen es ihr heute nicht machen. Nach 500 m lagen die Südafrikanerin und Japanerin nur drei Zehntel zurück. Auf der nächsten Teilstrecke konnte Dräger das Boot aus Südafrika abschütteln, aber die Japanerin blieb zunächst hartnäckig. Erst kurz vor der 1500-m-Marke konnte sich die Deutsche lösen und sich Meter für Meter absetzen. Dräger ließ nichts anbrennen und gewinnt mit über eine Länge vor Japan und Großbritannien. Damit steht Dräger nach 2010 endlich wieder ganz oben bei einer WM. „Ich bin einfach stolz, dass ich das Rennen so runterbringen konnte. Meine Wunschvorstellung war eigentlich, dass es läuft wie im Halbfinale und ich mich früh absetzen kann, aber die Japanerin hat lange Druck gemacht. Mein Sohn hat heute Morgen am Telefon noch gesagt, Mama du kannst ja vielleicht Gold holen und das habe ich jetzt geschafft“, freut sich Dräger über den Titel.

LW2- und LW4x gewinnen Bronze
Bei ihrer ersten A-WM haben Janika Köblin und Marie-Christine Gerhardt (Stuttgarter-Cannstatter Ruderclub von 1910 e.V./Ludwigshafener RV von 1878) die Bronzemedaille gewonnen. Das Duo kam gut aus dem Startblock und ordnete sich zusammen mit den US-Amerikanerinnen hinter dem Boot aus Italien ein. Bug an Bug ging es auf die zweiten 500 m. Zu dieser Zeit konnten sich die Italienerinnen knapp eine Länge von den Deutschen absetzen, auch das US-Boot nahm ihnen einige Meter ab. Mit über zehn Sekunden Vorsprung auf die viertplatzierten Lettinnen gingen Köblin und Gerhardt auf die zweiten 1.000 m. Die Medaille hatten sie zu der Zeit schon sicher, blieb nur die Frage nach der Farbe. Diese wurde bereits vor der 1.500-m-Marke entschieden, als die US-Amerikanerinnen schon über eine Bootslänge voraus waren und auch das Boot aus Italien das Tempo erhöht hatte. Am Ende rudern sie als Dritte über die Ziellinie. Die Freude dennoch groß. „Das Rennen war sehr gut. Wir hatten uns eventuell einen besseren Platz erhofft, aber wir haben alles gegeben“, so Marie-Christine Gerhardt.

Der leichte Frauen-Doppelvierer mit Vera Spanke, Ronja-Fini Sturm, Leonie Pieper und Leonie Pless (Neusser RV/RC Havel Brandenburg e.V./RC  Germania Düsseldorf 1904 e.V./Frankfurter RG Germania) hat ebenfalls Bronze gewonnen. Das Quartett ordnete sich nach dem Start auf dem dritten Rang hinter Italien und China ein. Innerhalb von 1,5 Sekunden gingen diese drei Boote über die 500 m. An der Spitze konnten sich die Italienerinnen absetzen, zudem hatte China aufgeschlossen. Nach 1.500 m hatte Italien über eine Länge Vorsprung, Gold war damit vergeben. Die deutschen lieferten sich einen Zweikampf mit den Chinesinnen um Silber und Bronze. Am Ende fehlte nur eine halbe Länge zu Silber, aber auch über Bronze ist die Freude groß. „Wir sind auf jeden Fall zufrieden. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen das zu holen, was wir uns wünschen. Das war eigentlich Gold. Aber wir haben gut als Team gearbeitet und sind nochmal zusammengewachsen in den vergangenen Wochen, nachdem die Saison für uns alle nicht ganz so lief wie erhofft“, so Leonie Pless nach dem Rennen.

Zeidler freut sich über Olympia-Quali
Oliver Zeidler (Donau RC Ingolstadt) hat heute einmal mehr bewiesen, dass es in diesem Jahr schwer ist, an ihm vorbeizukommen. Von der Qualität her war das Halbfinale schon wie ein Finale. Sein größter Konkurrent in diesem Rennen war der Däne Sverrie Nielsen, Weltcup-Gesamtsieger in dieser Saison.  Dieser setzte sich nach dem Start kurzzeitig an die Spitze, nach 500 m hatte Zeidler sein Bug aber nach vorn geschoben. Innerhalb von nur 13 Hundertstel gingen die ersten drei Boote – Deutschland, Niederlande und Dänemark – auf die zweite Streckenhälfte – ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei der 1.500-m-Marke hatte der Holländer die Nase knapp vorn, der Schlussspurt sollte entscheiden. Und Zeidler lieferte – mit einer gefühlten Leichtigkeit schob er sein Boot Meter für Meter an den Gegnern vorbei und gewinnt mit einer halben Länge Vorsprung vor dem Dänen und Niederländer. Damit rudert der 23-Jährige ungeschlagen ins Finale und sichert sich vorzeitig das Olympiaticket. Eine ganz starke Vorstellung. „Ich glaube, ich bin noch nie so einen guten Start gefahren. Eigentlich wollte ich mich frühzeitig absetzen, aber die anderen sind drangeblieben, da musste ich die Taktik ändern. Im Endspurt war ich dann drei Sekunden langsamer als ich wollte. Aber ich freue mich total über die Olympia-Quali“, so Zeidler, der heute Morgen beim Zähneputzen in Spiegel geschaut hat und „den stärksten Ruderer der Welt gesehen hat.“ Ich habe jetzt jedes Rennen gewonnen und kann mit breiter Brust ins Finale gehen, weil ich jetzt auch hinten raus die anderen abgezogen haben. Eine Medaille ist jetzt auf jeden Fall das große Ziel.“

Pille-Steppat löst Ticket für Paralympics
Große Freude bei Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC). Die Hamburgerin hat mit dem dritten Platz im Halbfinale heute das Finale erreicht und sich damit für ihre ersten paralympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio qualifiziert. An der Spitze machte wie zu erwarten die Weltmeisterin aus Norwegen, Birgit Skarstein, das Tempo. Pille-Steppat ordnete sich zunächst auf Rang vier, noch hinter der Chinesin ein, die sie im Viertelfinale noch weiter hinter sich gelassen hatte. Auf der zweiten Streckenhälfte konnte sich die Deutsche am Boot aus China vorbeischieben und im weiteren Verlauf Wasser zwischen sich und die Verfolger bringen. Mit fast neun Sekunden Vorsprung ging sie auf die letzten 500 m und ruderte den dritten Rang ungefährdet ins Ziel. „Ich freue mich wirklich sehr. Mein Start heute war nicht gut. Etwa 1000 m hatte ich die Chinesin vor mir. Ich habe aber versucht, sie nicht wegfahren zu lassen und dann habe ich gemerkt, dass ich vorbeifahren kann. Als ich dann die ersten roten Bojen gesehen habe, wusste ich, jetzt kann nicht mehr viel passieren und ich konnte die letzten Meter genießen“, so Pille-Steppat nach dem Rennen.

Naske und Krüger verpassen Finale knapp
Trotz eines starken Rennens hat es für Tim Ole Naske und Stephan Krüger (RG Hansa Hamburg/Frankfurter RG Germania) nicht für das Finale gereicht. Den schnellsten Start erwischte das chinesische Boot, direkt dahinter ordneten sich Deutschen ein. Bis zur 500-m-Marke hatten die Polen und Schweizer aufgeschlossen. Innerhalb von 1,5 Sekunden gingen diese vier Boote über die erste Zeitmessung. Gleiches Bild nach 1.000 m. Auf der zweiten Streckenhälfte konnte sich dann das Boot aus China absetzen, dahinter wurde es ein Vierkampf um die letzten beiden Finalplätze. Der Schlussspurt sollte entscheiden. Am Ende fehlten den Deutschen zwei Sekunden zum Finaleinzug. Die Olympia-Qualifikation ist aber noch nicht abgehakt. Im B-Finale müssen sie mindestens ein Boot hinter sich lassen.
„Über das Mittelstück sind wir heute soviel besser klargekommen. Soweit hat alles funktioniert, wie wir uns vorgenommen hatten. Auf den letzten 100 m wurde es dann eng. Ist schon schade“, erklärt Stephan Krüger.

Schäfer beendet WM auf dem 14. Rang
Lucas Schäfer (Ruder und Sport Steinmühle) ist zum Abschluss seiner WM auf den zweiten Rang im C-Finale gerudert. Nach einem guten Start übernahm er zunächst die Führung, musste auf den zweiten 500 m aber den starken Slowenen, Silbermedaillengewinner in Rotterdam, ziehen lassen. Im weiteren Streckenverlauf konnte er sein Rennen kontrolliert zu Ende fahren und den zweiten Rang festigen. Damit beendet Schäfer die WM auf dem 14. Rang. „Ich bin ganz zufrieden. Natürlich hatte ich mir für die WM vorgenommen, weiter nach vorne zu fahren, aber nach dem schweren Viertelfinale, in dem ich auch noch an der Boje hängengeblieben bin, war nicht mehr drin. Heute habe ich probiert, über die Strecke anzugreifen, aber der Slowene wollte es sich dann

auch nicht mehr nehmen lassen“, so das Fazit von Schäfer.

M2- nach Sieg im C-Finale
Wolf-Niclas Schröder und Paul Gebauer (RU Arkona Berlin/Potsdamer RC Germania) sind nach ihrem Sieg im C/D-Halbfinale ins C-Finale eingezogen. Das Duo hat sich nach dem Start an die Spitze gesetzt und das Rennen die ersten 1.000 m angeführt. Auf den dritten 500 m schob sich kurzzeitig das brasilianische Boot nach vorne, aber die Deutschen konterten.  In einem spannenden Schlussspurt zogen drei Boote gleichauf, ein wahres Photofinisch. Am Ende siegten Schröder und Gebauer mit drei Zehnteln vor den Niederländern und Polen. „Es war echt gut, dass wir uns auf dem Frust rausgekämpft haben und heute nochmal so ein Rennen fahren konnten. Morgen wird voraussichtlich nochmal genauso eng“, so Gebauer nach dem Rennen.

Reimann gewinnt B-Finale
Für Leopold Reimann (Rüdersdorfer RV Kalkberge) stand heute das B-Finale im PR2 Mix2x an. Einziger Gegner war der Chinese Tianming Fei. Reimann konnte sich schon früh lösen und sich im weiteren Rennverlauf immer weiter von dem Boot aus China absetzen. Am Ende gewinnt er mit mehr als 50 Sekunden und beendet seine erste WM auf dem siebten Rang.

Morgen stehen erneut drei Finals mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Der leichte Männer-Doppelzweier sowie die Frauen- und Männer-Doppelvierer wollen um die Medaillen mitfahren. Den Auftakt machen Jason Osborne und Jonathan Rommelmann im leichten Zweier um 13.54 Uhr. Die Rennen werden wie gewohnt auf worldrowing.com übertragen. Zudem zeigt die ARD Sportschau morgen um 15.30 Uhr einen Film über Oliver Zeidler. Die Sportredakteure Jonas Schützeberg und Jörg Klawitter haben den Einer-Fahrer ein halbes Jahr lang begleitet. Wer die Sendung verpasst, kann sie sich auch in der ARD-Mediathek anscha

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