SZEGED. (HUN) Pünktlich zum Start der Ruder-Europameisterschaften zeigte sich im Dreiländereck zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien erstmals seit Tagen die Sonne und wärmte Athleten wie Zuschauer. Auf der modernen Wassersport-Anlage in der Nähe von Szeged, für die es schon viel Lob gibt, startete die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstag (25. April) mit drei Vorlauf-Siegen. Die Skuller Oliver Zeidler und Alexandra Föster sowie der Doppelzweier der Männer mit Jonas Gelsen und Marc Weber legten einen optimalen EM-Start hin. Dagegen gab es für den Deutschland-Achter mit Rang vier im Bahnverteilungsrennen einen Dämpfer.
„Es war erfreulich, dass Olli erneut ein souveräner Sieg gelungen ist und sich Alex noch auf Platz 1 vorgekämpft hat. Der Männer-Doppelzweier hat so positiv weitergemacht, wie er im Finale des Weltcups in Varese aufgehört hat. Da darf man gespannt sein, was hier noch möglich ist“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig. Enttäuscht war sie vom Einbruch des Deutschland-Achters auf den zweiten 1000 Metern. „Rudertechnisch war das nicht sehr geschlossen.“
Gelsen/Weber: Erst Letzter, dann Erster
Nach 500 Metern Letzter des Fünf-Boote-Felds, am Ende aber überzeugender Vorlauf-Sieger: der Männer-Doppelzweier mit Jonas Gelsen, Marc Weber (RC Nassovia Höchst, RuS Steinmühle Marburg) zeigte zum EM-Auftakt sein Potenzial. Dass Gelsen zwischen dem Weltcup in Varese und der EM eine zehntägige Zwangspause einlegen musste, weil er an einer von Fieber begleiteten Magen-Darm-Erkrankung litt, schien sich zunächst zu rächen. Von wegen: nach 1000 Metern hatten sich die beiden Deutschen schon zielstrebig auf Rang zwei vorgearbeitet. Auf den letzten 200 Metern zogen sie auch an Rumänien vorbei, das bis zu drei Sekunden vor ihnen gelegen hatte, und distanzierten die Rumänen im Ziel noch um 0,30 Sekunden. Beide Boote zogen ins Halbfinale am Samstag ein. „Rumänien im Endspurt zu schlagen, haben wir letztes Jahr nicht geschafft. Das Selbstvertrauen der Beiden sollte dadurch gestärkt sein. Wir denken aber nur von Rennen zu Rennen, da die gesundheitlichen Probleme letzte Woche doch erheblich waren“, sagte Trainer Ralf Hollmann.
Föster rollt das Feld von hinten auf
Einmal mehr ein starkes Finish zeigte Alexandra Föster (RC Meschede) in ihrem Vorlauf des Frauen-Einers. Nach 500 Metern lag sie im Fünf-Boote-Feld noch auf Rang vier, dann arbeitete sie sich stetig nach vorne: Rang drei nach 1000 Metern, Zweite nach 1500 Metern und im Ziel hatte Föster auch die lange führende und bei der letzten WM besser platzierte Litauerin Viktorija Senkute um mehr als eine Bootslänge distanziert. Beide qualifizierten sich angesichts des nur neun Boote umfassenden Feldes direkt für das A-Finale am Sonntagnachmittag. Die aus Rostock kommende und für die Schweiz startende Aurelia-Maxima Janzen kam mit deutlichem Rückstand auf die beiden führenden Boote als Viertplatzierte ins Ziel.
Zeidler wird seiner Favoritenrolle gerecht
Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) wurde seiner Favoritenstellung im Vorlauf des Männer-Einers gerecht. Vom Start weg setzte sich der amtierende Weltmeister vor das Feld mit vier weiteren Booten und kontrollierte das Geschehen. Nach 1500 Metern hatte er schon vier Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Italiener Gennaro di Mauro. Danach setzte Zeidler die Schlagfrequenz herunter, di Mauro und der letztlich als Zweiter ebenfalls ins Halbfinale einziehende Litauer Giedrius Beliauskas holten deutlich auf. „Die Beiden haben sich gegenseitig getrieben, da musste ich noch ein bisschen mehr machen. Aber sonst lief alles nach Plan“, sagte Zeidler. Einige energische Schläge brachten ihn bis ins Ziel wieder auf sichere Distanz. Er fuhr trotz gebremster Energie die schnellste Zeit aller vier Vorläufe. Die anderen Sieger hießen Stefanos Notouskos (Griechenland), George Bourne (Großbritannien) und Sverri Nielsen (Dänemark). Am Samstag geht es für Zeidler im Halbfinale weiter.
Beherzter Start von Sarassa/Reif
Im Frauen-Zweier ohne Steuerfrau zeigten Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC, Frankfurter RG Germania) in ihrem Vorlauf vom Start weg ein beherztes Rennen. Bei der 1000-Meter-Marke behaupteten sie Rang zwei hinter Rumänien, das sich als Sieger des Rennens direkt für das Finale qualifizierte. Danach schob sich auch Großbritannien vor das deutsche Boot, das am Ende als Dritter ins Ziel kam und nun über den Hoffnungslauf ins Finale will. Dazu müsste am Freitag Platz zwei in einem mit drei fixen Olympia-Startern besetzten Lauf gelingen.
Hinrichs/Kammann auf Rang vier
Im Männer-Zweier ohne Steuermann kamen Mark Hinrichs und Marc Kammann (Limburger ClfW und Hamburger UGRC) sehr gut vom Start weg. Nach 500 Metern lagen die beiden Riemen-Ersatzleute knapp hinter dem späteren Vorlauf-Sieger Schweiz auf Rang zwei. Bis zur 1000-Meter-Marke hatten sich dann auch Serbien und die Niederlande am DRV-Boot vorbeigeschoben. Auf Platz vier kamen Hinrichs und Kamann dann auch ins Ziel, konnten mit ihrer Leistung aber durchaus zufrieden sein. Nun geht es am Freitag im Hoffnungslauf weiter. Rang drei unter sechs Booten brächte den Einzug ins A-Finale.
Gaus/Leerkamp sparen Kraft für Hoffnungslauf
Im Leichtgewichts-Männer-Doppelzweier gelang Arno Gaus und Paul-David Leerkamp (Bonner RG, Osnabrücker RV) nicht das Auftaktrennen, das sie sich erhofft hatten. In ihrem Vorlauf gerieten sie mit einer niedrigen Schlagfrequenz von Beginn an ins Hintertreffen und konnten am Ende in ihrem Vierer-Feld nur Gastgeber Ungarn, das sich mit seinem Start völlig übernommen hatte, hinter sich lassen. Vorlaufsieger Italien und der Zweitplatzierte Spanien zogen über neun bzw. über sieben Sekunden davon, weil die beiden Deutschen am Ende das Tempo herausnahmen, um Kraft für den bereits am Freitag stattfindenden Hoffnungslauf zu sparen. Dort würde dem neu gebildeten Doppelzweier, der sich in dieser Besetzung für die Teilnahme an der finalen Olympia-Qualifikation empfehlen will, angesichts des kleinen Starterfelds Rang vier unter fünf Booten reichen, um ins Finale einzuziehen.
Solide Leistung des Frauen-Doppelvierers
Eine solide Leistung bot der Frauen-Doppelvierer mit Maren Völz, Lisa Gutfleisch, Leonie Menzel und Pia Greiten (RC Potsdam, Heidelberger RK, RC Germania Düsseldorf, Osnabrücker RV) in seinem Vorlauf. Weltmeister Großbritannien war nicht zu gefährden, mit wachsendem Rückstand ruderte das deutsche Quartett dahinter auf den zweiten Platz. Polen, Italien und eine Nachwuchs-Crew der Niederlande konnten Greiten und Co. nicht gefährlich werden. Im Hoffnungslauf mit vier Booten muss am Freitag nun mindestens Rang zwei her, um wie geplant das Finale zu erreichen.
Rang vier Dämpfer für Deutschland-Achter
Einen gehörigen Dämpfer brachte das Bahnverteilungsrennen im Männer-Achter für Benedict Eggeling, Laurits Follert, Olaf Roggensack, Mattes Schönherr, Max John, Torben Johannesen, Wolf-Niclas Schröder, Hannes Ocik und Steuermann Jonas Wiesen (RC Favorite Hammonia, Crefelder RC, RC Tegel, RC Potsdam, ORC Rostock, RC Favorite Hammonia, RU Arkona Berlin, Schweriner RG, RG Treis-Karden). Der Deutschland-Achter belegte hinter dem souveränen Weltmeister Großbritannien, Rumänien und Italien nach einem Einbruch auf den zweiten 1000 Metern nur den vierten Platz. Schon der Start geriet nicht ganz nach Wunsch, war der Rückstand auf die Briten doch schon nach 500 Metern (1,90 Sek.) und 1000 Metern (3,48 Sek.) trotz Platz zwei schon recht groß. Als Rumänien und Italien im zweiten Streckenabschnitt Dampf machten, hatte der Deutschland-Achter keine Antwort und musste abreißen lassen. Im Finale am Samstag gilt es vieles besser zu machen. Das Ziel bleibt eine Medaille.
Frauen-Achter muss abreißen lassen
Für den Frauen-Achter war das Bahnverteilungsrennen in ungewohnter Besetzung mit zwei Ersatzruderinnen schwierig. Ohnehin Außenseiter im Vierer-Feld mit den fixen Paris-Startern Rumänien und Großbritannien, mussten Harriet Wappler-Niemeyer, Sophie Leupold, Tabea Kuhnert, Alissa Buhrmann, Lena Osterkamp, Annabelle Bachmann, Judith Guhse, Nora Peuser und Steuerfrau Annalena Fisch (Ulmer RC Donau, Pirnaer RV, SC Magdeburg, Lübecker RG, Deutscher RC, RV Ingelheim, Rendsburger RV, RU Arkona Berlin, RK am Wannsee) nach beherzten 1000 Metern den Kontakt zu den Gegnern abreißen lassen. Rumänien gewann knapp vor Großbritannien. Aber auch der Drittplatzierte Italien, der bei der finalen Olympia-Qualifikation in Luzern einer der Gegner sein wird, lag am Ende über 15 Sekunden vor dem für Olympia neu aufgebauten deutschen Boot. Am Sonntag im letzten EM-Rennen wird es das Ziel sein, weiter zu lernen und ein Stück besser auszusehen.
Faralisch sorgt mit ihrem Sieg für guten EM-Auftakt
Für einen guten EM-Auftakt der deutschen Mannschaft hatte bereits am Mittwoch Juliane Faralisch (Frankfurter RG Germania) mit ihrem Sieg im Spares Race, dem Rennen der Ersatzleute, gesorgt. In ihrem Lauf des Frauen-Einers setzte sich Faralisch sehr klar in 8:03,88 Minuten durch. Damit war die Weltcup-Vierte von Varese auch schneller als Lucy Glover, die Siegerin des zweiten Laufes aus Großbritannien.
Diening überrascht mit Rang zwei
Im Para-Bereich waren drei der vier Boote im Einsatz. Im PR1-Einer der Frauen zeigte Manuela Diening (RV Münster) im Bahnverteilungsrennen eine beherzte Vorstellung. Auf den zweiten 1000 Metern war sie teilweise die Schnellste und schob sich im hochkarätig besetzten Fünf-Boote-Feld vom vierten auf den zweiten Platz im Ziel vor. Nur die Israelin Moran Samuel war von Diening nicht mehr einzuholen. Hinter sich ließ sie auch die norwegische Seriensiegerin Birgit Skarstein, die als Dritte möglicherweise aber noch nicht alle Karten aufdeckte.
Klemp als Zweiter in den Hoffnungslauf
Im PR1 Männer-Einer wurden für das Sieben-Boote-Feld zwei Vorläufe ausgetragen. Marcus Klemp (Olympischer RC Rostock) belegte in seinem den zweiten Platz, klar hinter dem favorisierten Ukrainer Roman Polianskyi, aber noch deutlicher vor dem Boot aus den Niederlanden. Für Klemp geht es nun im Hoffnungslauf weiter.
PR2-Doppelzweier sammelt Erfahrung
Der neu gebildete PR2 Mixed-Doppelzweier mit Jasmina Bier und Paul Umbach (RG Hansa Hamburg, RC Nürtingen) kam in seinem Vorlauf nicht über den vierten und letzten Platz hinaus. Bei der 1000-Meter-Marke lagen beide noch vor der Ukraine, mussten sie aber vorbeiziehen lassen. Am Ende konnten sie bei ihrer Premiere den Rückstand auf den Dritten Israel noch verkürzen. Hier geht es ebenfalls am Freitag im Hoffnungslauf weiter.
„Manuela Diening ist ein sehr gutes Rennen gefahren, vor allem eine gute zweite Hälfte. Wenn sie sich im Finale traut, früher anzugreifen, dann sind wir guter Dinge“, sagte Cheftrainer Para Marc Stallberg in seinem Fazit des ersten Tages. „Marcus Klemp ist schmerzfrei über die Strecke gekommen, das war nach seiner Verletzung erst einmal wichtig. Für ihn ist die EM ein Aufbauwettkampf, wie für auch für unseren PR2-Zweier. Im Hoffnungslauf wird es spannend, die Boote sind sehr eng zusammen, aber Paul Umbach und Jasmina Bier wollen unbedingt ins Finale und werden alles geben.“
Auch das ZDF streamt die EM am Wochenende
Das ZDF-Sportstudio zeigt die Europameisterschaft am Wochenende live ausführlich im Stream (www.zdf.de/sport/sportstudio-live): am Samstag von 12.50 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11.20 bis 15.30 Uhr. Reporter ist Norbert Galeske. Worldrowing.com streamt die Finals am Samstag und Sonntag auf seine Webseite.