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ANNA-LENA FORSTER HOLT ZWEITES SILBER IM SUPER-G

Tag 2 : "EXTREM ENG UND SPANNEND" \\ DBV

BEIJING. Anna-Lena Forster hat bei den Paralympics in Peking nach Platz zwei in der Abfahrt auch Silber im Super-G gewonnen. Mit nur 0,11 Sekunden Rückstand musste sie sich erneut der Japanerin Momoka Muraoka geschlagen geben. Für Anna-Maria Rieder und Noemi Ristau mit Guide Paula Brenzel gab es gute fünfte Plätze. Andrea Rothfuss erlebte einen gebrauchten Tag und Leander Kress erreichte jubelnd das Ziel.

Das gibt’s doch nicht“, rief Anna-Lena Forster und möglicherweise schob sie auch noch einen Fluch hinterher, doch als Momoka Muraoka die Ziellinie überquerte, war deren Zeit grün und bei Forster fortan +0,11 Sekunden hinter dem Namen zu sehen. Elf Hundertstel trennten die deutsche Fahnenträgerin, die am Tag zuvor bereits Silber hinter der Japanerin geholt hatte, somit von ihrem ersten Paralympics-Sieg in einer Speed-Disziplin, doch darauf muss die 26-Jährige vom BRSV Radolfzell weiter warten. „Es war so knapp und ich hätte noch viel besser fahren können. Ich habe einiges liegengelassen, da ärgere ich mich über mich selbst“, sagte Forster, hinter der die Chinesin Wenjing Zhang mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand auf Bronze fuhr. Weil es so eng war und die Konkurrenz so gut drauf ist, war bei der Psychologie-Studentin aus Freiburg der Ärger schnell verflogen: „Es ist nochmal eine Medaille, das ist doch auch cool.“

Denn im Gegensatz zur Weltmeisterschaft in Lillehammer, als Forster unter anderem im Super-G insgesamt vier WM-Titel mit großem Vorsprung einheimste, waren die drei Fahrerinnen auf dem Podium nur 0,58 Sekunden auseinander. Die Abfahrts-Bronzemedaillengewinnerin Sitong Liu schied aus, die Niederländerin Barbara van Bergen ist auch immer gefährlich. Für Forster ist die wieder vorhandene Konkurrenzsituation aber eine willkommene, weil sie selbst ans Limit gehen muss, was sie in Norwegen vermisst hatte: „Es macht so viel mehr Spaß. Man weiß, dass man richtig Gas geben muss, sonst klappt es nicht. Wenn die anderen durchkommen, ist es extrem eng und spannend.“

Schon am morgigen Montag wartet der dritte Wettbewerb in Folge auf Forster – nach zuvor drei Abfahrtstrainings und einem Tag Ski-Pause, an dem sie die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier trug. Der eigentlich freie Montag wurde nun gestrichen, weil die Super-Kombination wegen der angekündigten warmen Temperaturen in Yanqing vorgezogen werden muss. „Ich hatte mich schon auf den Tag Pause gefreut. Aber es ist, wie es ist. Wir müssen da immer flexibel bleiben. Ich bin parat für morgen und freue mich auf die kurzen Ski“, sagte Forster, die nach der Flower Ceremony im Zielbereich und einer länger als geplanten Dopingkontrolle dann noch mal auf den Berg fuhr und ein paar Slalom-Schwünge fürs Gefühl machte.

Fünfte Plätze für Rieder und Ristau mit Brenzel

In der Klasse der sehbehinderten Skifahrerinnen belohnten Noemi Ristau und Guide Paula Brenzel sich selbst mit dem fünften Platz, nachdem sie in den Tagen zuvor alles erlebt hatten: Im Abfahrts-Training rutschte Ristau weg, in der Abfahrt selbst schieden beide nach ganz starkem Beginn aus – um heute trotzdem wieder Gas zu geben. „Es war ein schönes Gefühl, im Ziel angekommen zu sein“, sagte Ristau, die noch Ende September einen Kreuzbandriss hatte und daher froh ist, überhaupt teilnehmen zu können. „Ich hätte den Ski noch ein bisschen mehr laufen lassen können, da war ich insgesamt etwas zurückhaltend heute. Aber insgesamt bin ich echt zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon vorne mit dabei sein kann“, sagte die 30-Jährige Ristau und Brenzel ergänzte: „Noemi stand heute schon viel sicherer und kontrollierter auf dem Ski als gestern. Natürlich hätte sie es mehr laufen lassen können, aber da fehlt uns auch das Speed-Training.“ Dennoch ist Ristau optimistisch für die Kombination: „Ich kenne den Hang jetzt schon mit den Kurven vom Super-G, da kann ich es auch noch mal ein Stück weit besser einschätzen.“

Einen starken Super-G zeigte auch Anna-Maria Rieder, die noch auf die Abfahrt verzichtet hatte und ihr erstes paralympisches Speed-Rennen bestritt. Mit Platz fünf fuhr die 22-Jährige vom RSV Murnau ihr bestes Paralympics-Ergebnis ein. Die Technik-Spezialistin sah im Ziel sogar noch Luft nach oben – ein gutes Omen für die morgige Super-Kombination, in der Rieder in Lillehammer immerhin WM-Bronze gewonnen hatte. „Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, weil ich weiß, ich hätte noch schneller sein können“, sagte Rieder, die aber insgesamt happy war mit ihrem Auftakt-Rennen in Peking.

Ganz im Gegensatz zu Andrea Rothfuss, die mit großem Rückstand nur Neunte wurde. „Satz mit X, das war nix“, sagte die 32-Jährige, die in PyeongChang im Super-G noch Platz zwei belegt hatte: „Ich hatte die ersten Kurven schon ein Problem reinzukommen und dann hat das Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit gefehlt. Wenn man sich am Anfang schwertut, dann noch mal die Arschbacken zusammenkneifen – das ist wirklich eine der schwersten Sachen überhaupt. Wir werden den Super-G auf jeden Fall analysieren und dann hoffe ich, dass ich es in der Super-Kombi besser machen kann.“

Leander Kress, der bei seinem Paralympics-Debüt in der Abfahrt am Vortag noch gestürzt war, hatte ein klares Vorhaben: Ins Ziel kommen, „um alles mitzunehmen“. Das gelang dem 21-Jährigen, der auf einem Ski fährt – und als er über die Linie fuhr, ballte er die Faust und schrie die Freude raus. Mit Platz 27 und seiner Fahrt war der Debütant dann zwar nicht zufrieden, „aber ich bin glücklich, dass ich unten angekommen bin. Mir steckt immer noch ein bisschen im Kopf, dass ich am Samstag ausgeschieden bin. Da hatte ich Probleme, dem Ski zu vertrauen und den konsequent zu setzen.“ Er habe von seinem Sturz zwar „kleine Blessuren, aber die hindern mich nicht am Ski fahren“. Denn auch Kress freut sich schon auf die Super-Kombination und die folgenden technischen Disziplinen: „Da ist es viel dynamischer. Da will ich gut in den Rhythmus reinkommen, da will ich mehr Gas geben.“

In der Super-Kombination am Montag starten Forster, Rieder, Rothfuss, Ristau mit Brenzel und Kress am dritten Tag in Folge. Der Super-G ist auf 9.30 Uhr Ortszeit angesetzt, der Kombi-Slalom auf 13.45 Uhr.

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