DARMSTADT. 13 Entscheidungen der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2023 in Kassel sind am Samstag gefallen. Für Jubelstürme der 13.000 Zuschauer im Auestadion sorgten unter anderen die Europameister von München Julian Weber und Gina Lückenkemper.
Weit wie nie in dieser Saison flog am Samstag bereits in Runde drei der Speer von Europameister Julian Weber (USC Mainz). Erst bei 88,72 Metern bohrte sich das 800 Gramm schwere Wurfgerät in den Rasen des Auestadions – nur ein Athlet weltweit kam in diesem Jahr bisher weiter. Klar, dass damit für den Mainzer auch der dritte DM-Titel in Folge perfekt war.
„Ich will immer das Bestmögliche aus mir herausholen. Der Wurf auf 88,72 Meter war ganz gut, aber unterzogen, und auch den Anlauf-Rhythmus kann ich noch verbessern. Es kann alles noch ein bisschen stimmiger werden, dann kann es noch deutlich weiter gehen“, befand der alte und neue Deutsche Meister nach seinem Hattrick. „Jetzt möchte ich vor der Weltmeisterschaft noch einmal hart trainieren und dann weiter Medaillen holen.“
Tobias Potye scheitert nur hauchdünn an 2,31 Metern
Zuvor hatte Vize-Europameisterin Kristin Pudenz (SC Potsdam) im Diskuswurf ihre Top-Form unter Beweis gestellt und sich den fünften DM-Titel in Serie geholt. 65,98 Meter, das drittbeste Resultat ihrer Saison und keine zwei Meter von ihrer Bestmarke entfernt, konnten selbst die starken Konkurrentinnen um Shanice Craft (SV Halle; 64,05 m) nicht toppen. Die WM-Neunte darf als Vizemeisterin mit erfüllter Norm nun jedoch ebenfalls fest mit dem WM-Start in Budapest (Ungarn; 19 bis 27. August) planen.
Auch der Vize-Europameister im Hochsprung Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,27 m) holte mit seinem nur hauchdünn gerissenen Versuch über 2,31 Meter die Zuschauer von den Sitzen. Über 3.000 Meter Hindernis hängte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 8:24,52 min) mit einer rasanten Schlussrunde seine starken Gegner ab, von denen die ersten drei Verfolger alle Bestzeiten aufstellten.
Gina Lückenkemper vor Chelsea Kadiri
Den Schlusspunkt unter den Meisterschaftstag setzte am Abend Gina Lückenkemper (SCC Berlin). In 11,03 Sekunden eilte die Europameisterin über 100 Meter dem Feld davon. Und hinter ihr ging vielleicht schon ein neuer Sprint-Stern auf: Silber holte sich die 17-jährige Chelsea Kadiri (SC Magdeburg; 11,33 sec), die sich im Halbfinale in 11,25 Sekunden an Europas Spitze der U20 gesetzt hatte.
„Ich habe eben meinem Trainer eine Nachricht geschrieben, in der stand, dass sich der Lauf für 11,03 Sekunden viel zu leicht angefühlt hat. Die Rennen heute waren alle durch die Bank sehr, sehr gut“, befand Gina Lückenkemper und blickte schon auf den Saison-Höhepunkt voraus: „Bei den letzten Weltmeisterschaften lief es ja mit der Staffel so gut wie nie zuvor. Aber was die Einzelstarts angeht, habe ich die Nase gestrichen voll. Ich möchte in so einem WM-Finale stehen. Mir ist klar, dass ich dafür eine Schippe drauf legen muss auf das, was ich heute gezeigt habe, aber ich traue mir das zu.“
Meisterschaftsrekord für Carolina Krafzik
Bereits in den Vorläufen lieferten einige weitere DLV-Asse eine Kostprobe ihres Könnens ab. Auf den Mittelstrecken konnten sich mit Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 1.500 m), Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München; beide 1.500 m) oder Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; beide 800 m) alle Titelanwärter souverän für die nächste Runde qualifizieren.
Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), der zuletzt in 45,24 Sekunden mit der besten deutschen 400-Meter-Zeit seit 19 Jahren aufgewartet hatte, trabte nach 45,74 Sekunden über die Ziellinie. Die Deutsche Hallenmeisterin Skadi Schier (SCC Berlin) steigerte sich über 400 Meter von 53,08 auf 51,93 Sekunden. Über 400 Meter Hürden stürmte Top-Favoritin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) in 54,47 Sekunden zu einem neuen Meisterschaftsrekord.
Alle Fotos: DLV / Theo Kiefner