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ABSCHIED EINER KÄMPFERIN

Mittelstreckenläuferin Denise Krebs beendet ihre Spitzensport-Karriere. Beruf und Familie sollen für die 34-Jährige künftig im Mittelpunkt stehen.

Denise Krebs - Foto: Chai

LEVERKUSEN. Mitte November hat Denise Krebs ihren Abschied vom Leistungssport bekannt gegeben. Und nun trainiert sie zweimal am Tag. Ein neues Leben mit alten Gewohnheiten? Nein! Sie hatte viel vor: Theater, Weihnachtsmarkt, Tanzkurs, Zahnschienen. „Was ich in den letzten 16 Jahren wegen des Sports nicht gemacht habe“, sagt die 34-Jährige: „Aber hier in Sachsen geht ja gerade nicht viel.“ Corona. Schon wieder. Das Virus hat der Mittelstreckenläuferin das letzte Jahr ihrer aktiven Sportlerinnenlaufbahn verhagelt – und nun nervt es auch noch zum Karriereende. 

Krebs, die seit 2018 für den TSV Bayer 04 Leverkusen startete, blickt trotzdem froh und gespannt nach vorn. „Mein Leben hat sich in all den Jahren nur um den Leistungssport gedreht, um Training, Ernährung und Schlaf“, sagt sie: „Jetzt will ich mal Ski fahren gehen, ohne Angst haben zu müssen, mir die Beine zu brechen.“ Ihr Berufsleben solle einen Schub bekommen. Die Kommunikationsexpertin will noch etwas intensiver in den Sportjournalismus hinein schnuppern. Während der Olympischen Spiele in Tokio hat sie in der ARD schon den Leichtathletik-Livestream mit kommentiert. Und dann wolle sie auch endlich mal über eine mögliche Familiengründung nachdenken. 

Natürlich hätte sie noch bis zur EM im nächsten Jahr in München weitermachen können. Noch einmal alles geben für einen Auftritt im Nationaltrikot vor heimischem Publikum. „Aber ich würde da keine Medaille holen, so realistisch muss ich sein“, sagt Krebs: „Und wer dankt mir eine internationale Teilnahme mehr oder weniger?“ Zwanzigmal ist sie im Nationaltrikot angetreten. Sie hat die deutsche Hymne gehört – bei einem Länderkampf und einer Team-EM. Sie ist viel rumgekommen und hat viel erlebt. Darauf ist Denise Krebs stolz.  

Ihr ganz großer Traum war immer eine Olympia-Teilnahme. Doch der ist Ende Juni mit dem Ende des Qualifikationszeitraums für Tokio endgültig geplatzt. Krebs hatte es nicht unter die weltweit besten 42 5000-Meter-Läuferinnen geschafft – und bekam wie 2012 und 2016 über 1500 Meter kein Olympiaticket. Ihr jeweils knappes Scheitern war immer auch mit Diskussionen verbunden. „Mir fehlte oft das nötige Quäntchen Glück“, sagt Krebs. „Was dabei immer gegen mich sprach: Ich hätte ja einfach einen Tick schneller rennen können.“ Das aber ist nun mal gar nicht so einfach. Trotz aller Professionalität, trotz allen Verzichts abseits des Laufens.  

Dass Betrug zum Spitzensport dazugehört, habe sie immer gewusst, sagt Krebs. Einige Beispiel: 2011 bei der Universiade in China wurde sie Fünfte. Inzwischen wird sie als Zweite geführt, und auch die Siegerin wurde des Dopings überführt – musste aber ausgerechnet ihre Goldmedaille von der Universiade nicht abgeben. Die EM 2012: Krebs verpasste den Endlauf der besten Zwölf um einen Platz. Und erzählt: „Inzwischen bin ich Achte, ohne dieses Finale jemals gesehen zu haben.“ Olympia 2012 verpasste sie knapp: Heute seien sechs der zwölf Finalistinnen von damals des Dopings überführt, berichtet die Bayer-Läuferin.  

Was sie daran wirklich stört: „Ich bin gegen Läuferinnen gerannt, die ich bewundert habe“, erzählt Krebs: „Sie waren in Sphären, in die ich auch gelangen wollte.“ Krebs hat es nicht geschafft. Und viele dieser Läuferinnen hätten es ohne Doping vielleicht auch nicht geschafft. Das weiß Krebs heute.  

Sie habe immer nach dem Motto Sport getrieben: „Wenn du dich nur genug anstrengst, dann klappt alles, was du dir wünschst.“ Denise Krebs hat sich angestrengt, Tag für Tag so gut sie nur konnte. „Ich wollte mir nie vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.“ Dass muss sie nun nicht. Und ihr Rückblick fällt durchaus auch positiv aus: „Ich hatte Sternstunden, eine Menge hat ja geklappt, ich hatte tolle Rennen“, sagt sie: „Es waren großartige Jahre.“ Aber jetzt ist es an der Zeit für etwas Neues.      

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