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DIE FINALS 2023

Rhein-Ruhr – Das Publikum peitscht die Paddler durch den Innenhafen

(c) Henning M. Schopn

DÜSSELDORF. Bei den Finals 2023 | Rhein Ruhr fanden am dritten Wettkampftag der Kanu-Events insgesamt sechs Medaillenentscheidungen im Duisburger Innenhafen statt.

Im Kanu-Rennsport fielen die Entscheidungen des Tages in den Disziplinen Einer-Kajak der Damen und Einer-Canadier der Herren in Head-To-Head-Rennen über 160m. Jule Hake und Peter Kretschmer konnten erneut zur Goldmedaille paddeln.
[ausführlicher Text siehe unten]

Bei den paralympischen Paddlerinnen und Paddlern war Felicia Laberer das Maß aller Dinge. Die Bronzemedaiellengewinnerin von Tokio lieferte sich im Head-To-Head Rennen gegen ihre Konkurrentin Anja Adler aus Halle in den Verfolgungsrennen über 160m ein imposantes Rennen. Mit insgesamt 1,3 Sekunden Vorsprung kam die Kajakfahrerin ins Ziel und freute sich danach sichtlich über den Erfolg: „Wahnsinn, das war einfach Wahnsinn! Ich dachte nach dem Vorlauf erst, dass das nichts wird, aber dann hat mich das Publikum einfach nach vorne gepeitscht.“ Im Bronzefinale paddlelte die Grand-Dame des Parakanu Edina Müller zur Medaille vor der Youngsterin Johanna Pflügner (Halle). Die Verfolgungsrennen im Parakanu waren zuvor von Bundestrainer Andre Brendel nach Zeitversatz der internationalen Rennen gesetzt worden. „Die Finals haben einen ganz besonderen Stellenwert in unserem Wettkampfkalender“, meinte Brendel danach. „Alle genießen hier die Kulisse. Das macht Inklusion aus.“

Skadi Langbein dominierte die Damen-Rennen im Stand-Up-Paddling. Die Brandenburgerin ließ im Finale ihre Konkurrentin Josephina Karst aus Schleißheim sechs Sekunden hinter sich. Auf den Bronzerang kam Tinka Tusche aus Berlin.

Den lautstarken Abschluss der Wettkämpfe am Samstag lieferten die Drachenbootfahrer, die in der Damen und in der Open-Klasse in 10er Booten antraten. Die Trommelklänge und leidenschaftliche Unterstützung von den Zuschauern klang sicherlich noch bis zu den anderen Venues der Finals. Unter tosendem Applaus gewann bei den Damen der Rote Drachen aus Mülheim vor den Neckardrachen von der Union Böckingen. Bronze ging an das Beast Boat aus Magdeburg. In der Open-Klasse paddelten die Herren des Neckardrachen zur Goldmedaille. Knappe acht Zehntel Sekunden dahinter fuhren die Thunder Dragons aus Bad Säckingen zu Silber, Im Bronzefinale hatte das Beast Boat der Herren das bessere Ende für sich.

Organisationsleiter Malte Drescher zeigte sich nach diesem Wettkampftag mit über 400 Sportlerinnen und Sportlern begeistert: „Um eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen und dabei fünf Disziplinen inklusive der geistig behinderten Menschen zu vereinen, bedarf es eines riesigen Aufwandes. Ich freue mich, dass wir den Zuschauern perfekte Deutsche Meisterschaften liefern konnten und dass unsere Paddlerinnen und Paddler sportliche Leistungen auf Weltniveau gezeigt haben.“

Am Sonntag stehen die Rennen der Einer-Kajaks der Herren und Einer-Canadier der Damen im Rennsport-Programm. Darüber hinaus paddeln die Parkanuten in der Bootsklasse Va´a und die Stand-Up-Paddler in der Herrenklasse. Trommelschläge werden ebenso wieder im Innnenhafen zu hören sein, wenn die Mixed Klasse im Drachenboot antritt.

Kanu-Rennsport: Jule Hake rasiert die Konkurrenz – Peter Kretschmer kann wieder abliefern

Den Sieg im C1 holte sich Peter Kretschmer. Der Olympiasieger von 2012 setzte sich gegen Nico Pickert durch – die beiden duellierten sich bereits im vergangenen Jahr, damals hatte Kretschmer mit 0,03 Sekunden einen noch knapperen Vorsprung als beim diesmal erneut engen Finish. „Ich war vorher schon etwas angespannt. Als Titelverteidiger will man natürlich abliefern. Das geschafft zu haben, macht mich sehr stolz. Über den Austragungsort im Duisburger Innenhafen gerät der 31-Jährige ins Schwärmen: „Ich komme schon seit zehn Jahren mit der Nationalmannschaft nach Duisburg und da saßen wir am Abend natürlich schon das sein oder andere Mal am Hafen und dachten uns: ‚Hey das könnte man hier doch mal als Wettkampf-Location nutzen‘. Dass es so gekommen ist und auch dementsprechend von den Zuschauern angenommen wird, ist einfach toll.“ Der knapp unterlegene Nico Pickert versuchte alles, den Spieß diesmal umzudrehen, doch durch die fehlende Form war es dem amtierenden Vize-Weltmeister auf den 200 Metern klar, dass wahrscheinlich die nötigen Zehntel für den Sieg fehlten: „Ich bin zur Zeit nicht darauf ausgelegt, maximale Schnelligkeit zu zeigen, da ich mich auf die WM vorbereite. Daher kommt diese Kurzstrecke noch etwas zu früh für mich im Moment“, so Pickert. Dritter wurde Conrad Scheibner, der sich im kleinen Finale gegen Tim Hecker durchsetzte.

Jule Hake ließ bereits lange vor den Finals durchklingen, wie ihre Zielsetzung für das Event ist. „Ich will alles gewinnen“, lautete die Aussage. Zu 50 Prozent hat die 23-Jährige diese Kampfansage schon umgesetzt, denn der Sieg ging erneut nur über sie. Im Finale setzte sie sich gegen ihre Zweierpartnerin Paulina Paszek durch. So gut die beiden sich verstehen, zählte im 160-Meter-Finale nur der Sieg. „Das Selbstvertrauen ist einfach wieder da. Ich habe mich von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert und kann endlich wieder schmerzfrei paddeln. Von daher sind die Finals und die WM im August wieder die Möglichkeit für mich, meine ganze Leistung zu zeigen.“ Auch die Kanutin ist angetan von der tollen Atmosphäre in der Gastgeberstadt der diesjährigen Kanu-Rennsport-WM. „Mein Bruder ist ja auch am Start. Da merke ich beim Anfeuern selbst, wie schön wir uns alle hier unter die Arme greifen gegenseitig.“ Die zweitplatzierte Paulina Paszek ärgert sich währenddessen überhaupt nicht wegen des verpassten Sieges, sondern freut sich für ihre eigentliche Teamkollegin Hake. „Diese Stimmung hier aufzusaugen ist schon wie ein Sieg. Und mal ganz davon abgesehen ist es auch einfach super für Jule und mich, auch einmal gegeneinander anzutreten. Denn so werden wir noch schneller, weil wir die jeweils andere natürlich besiegen wollen. Das hilft uns alles, wenn wir dann wieder gemeinsam im Boot sitzen. Und für Jule freue ich mich sowieso!“, erklärt Paszek. Bronze holte sich Lena Röhlings im Duell um den dritten Platz mit Katinka Hofmann.

Intellectual Impaired: Spannende Rennen der geistig behinderten Paddler bei den Finals – Doppelsieg bei den Damen und Herren

Joice Keft und Sebastian Girke heißen die erfolgreichsten Paddler bei den II-Rennen im Duisburger Innenhafen. II steht für Intellectual Impaired. Die junge Paddlerin vom Heiligenseer KC Berlin und der schon erfahrene Athlet vom PCK Wassersport Schwedt zeigten bereits in ihren Vorläufen ihre Klasse. Im Finale des Parallelsprints gewann Joice Kreft klar gegen Leona Johs vom PCK Wassersport Schwedt. Leona Johs war die Gewinnerin der Finals 2022 und Weltmeisterin 2022. Joice Kreft konnte an diesen Wettbewerben noch nicht teilnehmen, meldet jetzt aber bereits Ambitionen für die anstehenden Weltmeisterschaften im August an. Sebastian Girke gewann gegen seinen Vereinskameraden Johannes Schwenzer in einer hervorragenden Zeit. Sebastian Girke war ebenfalls Weltmeister 2022.

Beide Paddler starteten dann auch im Kajak Touring Zweier, zusammen mit Sportler ohne geistige Beeinträchtigung. Bei den Damen kam es zu einem spannenden Zweikampf bis kurz vor der Ziellinie der Besatzung Johs/Leyba vom PCK Wassersport Schwedt gegen Joice Kreft, die mit der Paralympics-Dritten Felicia Laberer an den Start ging. Die Berliner Paarung Kreft/Laberer hatte letztendlich die Bootsspitze vorn. Bei den Herren trieben beide Zweier-Besatzungen die Tourenboote bis zur Endgeschwindigkeit. Ein kleiner Fahrfehler kostete dann dem Team Glawe/Johs den ersten Platz. Diesen erkämpften sich Sebastian Girke und Thomas Brockmann. Bei allen Rennen wurden die Teilnehmer von den klatschenden Zuschauern angefeuert. Die großartige Zuschauerkulisse trug auch dazu bei, dass die Sportler und Sportlerinnen teilweise über sich hinaus wuchsen.

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