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DEUTSCHE KANU-RENNSPORTLER ZEIGEN OLYMPIA-REIFE LEISTUNGEN BEIM WELCUP-START

SZEGED. (HUN) Keine weiteren Medaillen kommen am finalen Tag des Weltcups in Szeged hinzu, dennoch kann die deutsche Nationalmannschaft im Rennsport ein durchweg positives Fazit ziehen. Die Richtung für die Olympischen Spiele im August stimmt offensichtlich.

Gleich mehrere Male schrammten die deutschen Athletinnen und Athleten knapp an Edelmetall vorbei. Im C1 der Damen über 500 Meter war es beispielsweise Annika Loske, die ihre Allround-Fähigkeiten mit Rang fünf bestätigen konnte. Im K1 der Damen lief es für Pauline Jagsch unglücklich, denn sie erwischte ein extrem schweres Halbfinale mit der späteren Siegerin und Drittplatzierten. Als Dritte musste sich somit im B-Endlauf antreten. Diesen gewann die 21-Jährige – und das mit einer Zeit, in der sie im A-Finale um die Medaillen hätte kämpfen können. „Das Finale um 0,02 Sekunden zu verpassen ist natürlich ärgerlich, umso wichtiger war es aber, im B-Endlauf nochmal ein Zeichen zu setzen. Mit der guten Zeit gibt das ein gutes Gefühl“, so Jagsch.

Ebenfalls mitten in der Weltspitze befindet sich Jakob Thordsen. Zwar konnte der gebürtige Hamburger seine Bronzemedaille von der Heim-WM im Vorjahr mit einem fünften Platz nicht ganz bestätigen, dennoch ist seine Leistung enorm hoch anzurechnen: Ende 2023 musste sich der 24-Jährige nach einem Fahrradunfall einer Operation an der Schulter unterziehen und konnte mehrere Monate lang nicht trainieren. „Gegen den Olympiasieger nur zwei Sekunden zu verlieren nach so einer schweren Verletzung ist für meine eine absolut herausragende Leistung. Er hat sich schon jetzt wieder in der Weltspitze festgesetzt“, lobt Bundestrainer Arndt Hanisch den Kampfgeist seines Sportlers. Thordsen hat damit beste Chancen auf einen Start bei Olympia in dieser Disziplin.

Noch näher an der Medaille war jedoch Routinier Sebastian Brendel, der auf den 1000 Metern im C1 zu Rang vier paddelte. Doch auch dieses Ergebnis reichte dem Dreifach-Olympiasieger, um die Qualifikationsnorm für Olympia zu erreichen. Brendel gewann knapp das teaminterne Duell gegen Conrad Scheibner, der seinerseits einen starken fünften Rang verbuchen konnte. Beide Athleten fielen aufgrund einer Verletzung beziehungsweise Krankheit im Falle von Scheibner für mehrere Wochen aus, schafften aber den Anschluss an die Weltspitze aber schnell wieder wie das Ergebnis eindrucksvoll zeigt.

Vierter ist normalerweise ärgerlich, aber es ist die Olympia-Quali und das zählt“, freut sich Brendel, der nach der Zieleinfahrt die Faust ballte ob des gewonnenen internen Duells. Doch diese stallinterne Konkurrenz ist Teil des Erfolges, wie der 36-Jährige erklärt: „Es bringt uns beide voran, weil wir uns anspornen, immer besser zu sein als der andere. Und das zeigt sich am Ende des Tages auch international, dass man eben dort ganz vorne mitfahren kann.“ Der Bundestrainer sieht die Leistung seiner beiden Schützlinge ebenfalls positiv: „Das war so nicht zu erwarten, dass Sebastian und Conrad direkt wieder ganz vorne mit dabei sind aufgrund ihrer Vorgeschichte. Sie sind nicht nur dran, sondern in Schlagdistanz. Mit einer verletzungsfreien Vorbereitung Richtung Olympia sind dann gute Ergebnisse möglich.“

Hanisch und das gesamte Trainerteam können derweil auf einen aufschlussreichen ersten Weltcup zurückblicken, der ihnen den Entscheidungsprozess zur Nominierung des Olympia-Teams deutlich erleichtert: „Wir werden uns direkt nach dem Wettkampfende zusammensetzen und zunächst diejenigen festzurren, die hier ihre Leistung gezeigt haben. Also alle, die über Platzierungs- und oder Zeitkriterien die Nominierung erfüllt haben. So kann sich diese Kernmannschaft gezielt auf Paris vorbereiten.“ Für die sich noch in der Schwebe befindenden Sportlerinnen und Sportler wird es beim zweiten Weltcup in Posen (24. bis 26. Mai) eine weitere Gelegenheit bringen, sich für eine Teilnahme bei Olympia oder den Weltmeisterschaften zu empfehlen.

Edelmetall im Doppelpack für Para-Kanuten

Zweimal Bronze gab es auch für die deutschen Parakanuten. Die Freude war übergroß bei Anja Adler, SV Halle, als sie nach der Ziellinie realisierte, dass sie als Dritte eingekommen war. Denn ihre lange Durststrecke mit vierten Plätzen, seit den Paralympics in Tokio, ging hier zu Ende. Bei der Siegerehrung wurde es noch einmal emotional, als ein paar Tränen flossen. „Ich sammle jetzt alle Bilder von diesem Rennen – als emotionale Stärkung für meinen Weg nach Paris“ sagte sie hinterher. Sie kam hinter Charlotte Henshaw, Großbritannien, und Katalin Varga, Ungarn, ins Ziel.

Kritische Blicke nach dem Rennen zeigten, dass Edina Müller, Hamburger KC, sich noch gar nicht so sicher war, dass es für eine Medaille gereicht hat. Sie kam fast zeitgleich mit der Zweitplatzierten Maryna Mazhula, Ukraine, und nur knapp vor der Chinesin Xie ins Ziel. Katherine Wollerman aus Chile wurde Weltmeisterin. Erst am Bootssteg erfuhr sie von der Medaille. „Ich weiß gleich nach dem Rennen nie, welchen Platz ich erreicht habe. Zum Ende hin fehlt es noch an Power. Aber das sind Aufgaben bis Paris.“ Konnte Edina Müller dann doch gleich analysieren.

Felicia Laberer, SC Berlin Grünau, war nach ihrem fünften Platz sichtlich enttäuscht. Es war ein sehr schnelles Rennen mit einem sehr knappen Einlauf. Platz drei bis fünf lagen innerhalb einer Sekunde. „Das zeigt, wie eng es in der schnellsten Startklasse Kl 3 wird.“ Sagte Bundestrainer André Brendel zu diesem Rennen. „Felicia hatte einen guten Start erwischt, am Ende fehlte noch etwas.“

Ich bin sehr zufrieden mit der Vorstellung der drei Damen. Sie haben sich – gemessen am Zeitpunkt im paralympischen Jahr – in ihren Startklassen sehr gut präsentiert. In den nächsten Wochen bis zu den Paralympics werden wir weiter intensiv trainieren, um dort voll anzugreifen.“

Auch wenn es keine Medaille wurde, war Moritz Berthold, ESV RAW Cottbus, überglücklich mit seinem vierten Platz in der Startklasse Vl 1. „Ich merke, wie ich mich verbessere, und bin hier ein sehr gutes Rennen gefahren.“ Lillemor Köper vom Hamburger KC hatte in der Vl 1 der Damen ebenfalls Rang Vier erreicht.

Eine persönliche Bestzeit reichte bei Anas Al Khalifa, SV Halle, für einen sechsten Platz im B-Finale der Startklasse Vl 2. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen jetzt. Im Va´a hat es sehr gut geklappt.“ Maik Polte, sein Vereinskamerad, hatte das Halbfinale erreicht.

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