- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

DIE NÄCHSTEN VIER MEDAILLEN FÜR DEUTSCHLAND BEI DER KANU-RENNSPORT-WM

Die "Jungspunde" Anton Winkelmann und Leonard Busch (c) Henning Schoon DSCF

DUISBURG. Einmal Silber und dreimal Bronze, so lautet die Ausbeute für die Deutsche Nationalmannschaft im Kanu-Rennsport bei den Heim-Weltmeisterschaften in Duisburg. Neben fünf Youngstern liefert auch ein Veteran in altgewohnter Manier.  

Zunächst waren es die „Jungspunde“ Anton Winkelmann und Leonard Busch (beide KC Potsdam), die für die erste Medaille des Tages aus deutscher Sicht sorgten. Mit einer couragierten Leistung auf den 1000 Metern im K2 sicherten sich die beiden bei der WM-Premiere direkt Edelmetall. Zwar schafften sie es nicht, den Titel aus dem Vorjahr (eingefahren durch Martin Hiller und Felix Frank) zu verteidigen, doch für ein Boot mit beiden Athleten unter 23 Jahren, war das eine der besten Leistungen im deutschen Team bisher. So sieht das auch Schlagmann Anton Winkelmann: “Die Bronzemedaille bei der WM ist mega. Wir wussten, dass wir vorne mitfahren können. Es hat zwar für ganz vorne nicht gereicht, aber so ist das. Wir haben hinten raus alles gegeben und können uns riesig über die Medaille freuen.” Bootskollege Busch zeigt sich fast schon berauscht von der Stimmung: “Das war Wahnsinn hier in Duisburg. So etwas habe ich noch nie erlebt. Danke an meine Familie und die Fans.” 

Nach der Jugend schlug erneut die große Stunde eines Altmeisters. Sebastian Brendel trat nach seiner zwischenzeitlichen Fokussierung auf den C2 wieder im Einer auf den 1000 Metern an, bei denen er zweimal die Goldmedaille bei Olympia holen konnte. Der Titel war es diesmal zwar nicht, dafür eine an Spannung nicht zu überbietende Bronzemedaille. 0,02 Sekunden kam der 35-Jährige vor seinem Konkurrenten aus Polen ins Ziel, verpasste gleichzeitig Silber nur um ein paar Zehntel. Das spielt für den Routinier aber keine Rolle: “Diese Bronzemedaille fühlt sich an wie Gold. Ich habe vorher schon ein wenig an mir gezweifelt. Das lag daran, dass ich schon lange keinen guten Einer mehr gefahren bin. Die letzten Meter haben mich die Zuschauer getragen. Das war eine super Stimmung. Während des Rennens habe ich mich an dem Polen neben mir orientiert, weil ich wusste, dass er stark ist. Am Ende habe ich dann einfach alles rausgehauen.” 

Weiter ging die heiße Fahrt auf die Medaillenränge mit Moritz Adam und Nico Pickert. Das junge Canadier-Duo bewies sich schon in der U23 mit Titeln, jetzt ist auch im Herren-Bereich der Erfolg da. Silber wurde es am Ende und damit der Vize-Titel: “Das war heute unglaublich hart. Das Tempo war schon von Anfang an sehr hoch. Die Italiener haben den Rückenwind genutzt und sind mit einer hohen Geschwindigkeit angegangen. Das schwer dranzubleiben. Dadurch wurde unser Endspurt auch sehr lang. Schon 50 Meter vor dem Ziel waren wir eigentlich schon am Ende”, erklärt Nico Pickert. Im kurz darauffolgenden C4 war die Kraft noch nicht wieder zu 100 Prozent da, weswegen Platz fünf das maximal mögliche für das deutsche Quartett war, das in diesem Fall um Michael Müller und Conrad Scheibner erweitert war. 

Pauline Jagsch bewies sich auf den 500 Metern im K1 ebenfalls. Die gerade einmal 21-Jährige war nah an den großen Namen in der Weltspitze dran und belegte den siebten Rang. Auch Ophelia Preller zeigte eine ansprechende Leistung und wurde im C1 1000 Meter Fünfte. Mit Rang vier diesmal knapp an der Medaille vorbei paddelte der C2 mit Lisa Jahn und Hedi Kliemke auf 500 Metern. 

Noch ein weiteres mal Bronze fügte Jakob Thordsen der deutschen Medaillensammlung hinzu. Der 24-Jährige lieferte sich auf der Königsdisziplin der 1000 Meterstrecke einen erbitterten Kampf mit den Größten des Szene und war nicht nur dabei, sondern einer der Protagonisten. Ein beherzter Zielsprint trotz schwindender Kräfte brachte ihm den dritten Rang ein und außerdem den so wichtigen Quotenplatz für das deutsche Team in Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris 2024. “Ich habe das Publikum gehört, das mir einen unglaublichen Schub gegeben hat. Dabei bin ich gar nicht so gut ins Rennen gekommen. Aber ich habe vorher mit Max Hoff gesprochen, der taktisch so ähnlich früher fuhr wie ich. Er meinte, ich soll einfach ruhig bleiben. Der zweite Abschnitt würde mir gehören und so war es dann auch”, resümiert Thordsen. 

Am Nachmittag finden noch die verbleibenden Semi-Finals statt, ehe es am Sonntag in den letzten Tag der WM geht – mit vielen Finals mit deutscher Beteiligung. 

Weitere Stimmen aus dem Kanurennsport-Team Deutschland:  

Ophelia Preller: “Ein bisschen enttäuscht bin ich schon wegen der Platzierung. Ich hatte mir schon vorgestellt zumindest unter die ersten Vier zu kommen. Auch weil es im Semi gut lief.” 

Pauline Jagsch: “Die Zeit war nicht ganz so gut, aber es hat eine Menge Spaß gemacht. Es war eine tolle Erfahrung. Am Start habe ich mich noch einmal umgeschaut. Mit einer Lisa Carrington oder einer Emma Jorgensen anzutreten war schon etwas Besonderes.”  

Lisa Jahn: “Wir haben den Quotenplatz für Paris geholt. Das war das große Ziel. Ich war auch dieses Mal überrascht, was für ein menschlicher Motor hinter mir ist. Hedi hat uns ins Ziel geschoben und das mit ihren zarten 17 Jahren.” 

Hedi Kliemke: “Es fühlt sich alles so unwirklich an, aber ich bin ohnehin nach der Medaille von gestern schon total glücklich.” 

Zwischenbilanz zur Kanu-Weltmeisterschaft 2023 im Sportpark Duisburg

Lob vom ICF-Präsidenten: „Alles wirklich  super und hervorragend gemanagt“ 

Der Präsident des Weltverbandes ICF Thomas Konietzko lobte die Organisation der Kanu-Rennsport- und Para-Kanu-Weltmeisterschaften 2023: in Duisburg: „Alles wirklich super und hervorragend gemanagt.“ Und das trotz der Herausforderungen durch das Gewitter und die damit verbundenen Unterbrechungen. „Ich bin froh, dass wir das Ding fair und gut runtergebracht haben“, so Konietzko. DKV-Präsident Jens Perlwitz: „Bis jetzt bin ich der Überzeugung, wir haben alles richtig gemacht.“  

Mit den sportlichen Erfolgen sei die WM doppelt schön. Jens Perlwitz spielte dabei vor allem auf die Goldmedaille des olympischen Kajak-Vierer der Männer an: „Das ging runter wie Öl.“ Sportdirektor Dr. Jens Kahl hatte zuvor von einer „generalstabsmäßigen Planung“ für den vollen Erfolg gesprochen. Jens Perlwitz bestätigte das: „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wer sitzt wo im Boot. In Abstimmung mit FES und IAT haben wir überlegt, wo positionieren wir die einzelnen Sportler. Unsere Trainer haben das richtig gemacht.“ FES steht für das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten. IAT ist das Institut für angewandte Trainingswissenschaften.  

Gefragt nach den persönlichen WM-Momenten sagte, Thomas Konietzko: „Das war als ich im Büro unseres Chief-Official stand und im Hintergrund die Blitze runtergingen und er zu mir sagte: In zehn Minuten machen wir weiter. Sei sicher, das klappt.“ Jens Perlwitz spart sich seinen WM-Moment auf. „Ich denke, der wird noch kommen. Wir haben noch einige Entscheidungen, bei den wir richtig gut drin sind. Dann können wir den Freitag noch übertreffen.“   

Diese Erfolge werden auch registriert, davon ist Thomas Konietzko überzeugt: „Ich habe das Gefühl, dass es noch nie eine solche Weltmeisterschaft gab, die so viel öffentliche Aufmerksamkeit in der Welt generiert hat.“ Es hab bereits Feedback aus China und aus Australien. 40 Fernsehstationen haben vom ersten Finaltag entweder Live oder mit einer Aufzeichnung berichten, so der ICF-Präsident. „Das Feedback zeigt mir, dass wir immer populärer werden in der Welt und das gilt gerade für diese Weltmeisterschaft“, erklärte Konietzko.  

Jens Perlwitz sieht eine gelungene WM durchaus als Werbung für höhere Aufgaben: „Wir können viel dafür tun, indem wir weitertragen: Olympische Spiele in Deutschland können für unseren Sport nur gut sein.“

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag